Die Welt hatte noch nie so viel Öl wie jetzt – jedenfalls wenn man nach den offiziellen Reserven geht. Wer nun hofft, bald billiger tanken zu können, dürfte aber bitter enttäuscht werden.
Der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) und das US-Branchen-Blatt "Oil & Gas Journal" haben genau nachgerechnet und den Rekord von 172 Milliarden Tonnen Reserven weltweit vermeldet. Immer ölreicher ist besonders der Iran: Die dortigen Reserven stiegen nach den Berechnungen im vergangenen Jahr um 40 Prozent auf 17,2 Milliarden Tonnen. Nun ist der Iran auf den dritten Platz der ölreichsten Länder vorgerückt und hat den Irak auf den vierten Platz verdrängt. Auf dem ersten Platz liegt immer noch Saudi-Arabien vor Kanada.
Erst im Jahr 2002 hatte Kanada von einer Höherbewertung seiner Ölreserven von 0,6 auf 24,2 Milliarden Tonnen profitiert. Das war der größte Anstieg aller Zeiten, da die kanadischen Ölsände in die Reserven mit einbezogen worden waren. Doch wie kommt es zu diesen großen Sprüngen?
Gemäß der gängigen Definition umfassen die Welt-Ölreserven alle Vorräte, die durch Bohrungen bestätigt sind und mit heutiger Technik zu aktuellen Preisen wirtschaftlich gefördert werden können. Das bedeutet: Steigt der Ölpreis, steigen auch die offiziellen Reserven - und umgekehrt. Im Jahr 2002 stieg Ölpreis um rund 50 Prozent, daher waren die kanadischen Ölsände auf einmal wirtschaftlich.
Die ökonomische Grundregel, dass ein hohes Angebot auf die Preise drückt, gilt also für die langfristigen Ölreserven nicht. Denn bei der Preisbildung am Markt spielt nur das Angebot eine Rolle, das kurzfristig verfügbar ist. Beim Öl sind das nicht die Reserven, sondern die Förderung - und das Fördermaximum lag im Jahr 2000, während die Nachfrage mit der Konjunktur schon wieder anzieht.
China treibt die Nachfrage hoch
Die wichtigste treibende Kraft ist China. Wegen des anhaltend strammen Wirtschaftswachstums saugt das Reich der Mitte immer mehr Öl an. Laut der amtlichen Statistik verbrauchte China im vergangenen Jahr 4,8 Millionen Barrel Rohöl am Tag. Damit wurde Japan als weltweit zweitgrößer Ölproduzent abgelöst. 2004 soll der jährliche Verbrauch laut der Internationalen Energieagentur (IEA) um 20 Prozent auf täglich 5,8 Millionen Barrel steigen, 2005 sogar auf 8,7 Millionen Barrel. Innerhalb von zwei Jahren hätte sich damit allein der Ölverbrauch des bevölkerungsreichsten Landes der Welt fast verdoppelt.
Zum Vergleich: Im Moment werden jeden Tag rund 79 Millionen Barrel gefördert. Dabei sind die Kapazitäten der OPEC, die dauerhaft genutzt werden können, laut den Analysten von Barclays Capital im Moment zu 94 Prozent und die der restlichen Ölförderstaaten zu rund 99 Prozent ausgelastet. Das Rohöl-Angebot kann somit kurzfristig kaum noch ausgeweitet werden. Mittel- und langfristig muss das aber geschehen, um dem steigenden weltweiten Öl-Hunger Herr zu werden.
Fraglich ist, ob eine deutliche Ausweitung überhaupt noch möglich ist. So hat die überwiegende Mehrzahl der Ölförderländer ihr Produktionsmaximum bereits hinter sich. Großbritannien wird in diesem Jahr zum Ölimporteur, weil die eigene Produktion sinkt. Im kommenden Jahr wird aller Voraussicht mit Indonesien erstmals ein OPEC-Land Öl importieren müssen.
Sollte die Ölförderung doch noch ausgeweitet werden können, bleiben der Zeitraum und die Kosten die großen Unbekannten. So gab Mexiko bekannt, dass man in Zukunft zehn Milliarden Dollar im Jahr investieren wolle, um die jährliche eigene Förderung bis zum Jahr 2006 von 3,4 auf vier Millionen Barrel pro Tag auszuweiten. Das entspräche weniger als einem Prozent der weltweiten Nachfrage - wie gesagt bei Zusatzkosten von zehn Milliarden Dollar!
Wie angespannt die Situation auf dem Ölmarkt im Moment ist, zeigte sich Anfang der Woche, als zwei Raffinerien und eine Pipeline in den USA durch Feuer und andere technische Probleme lahmgelegt worden waren. Der Ölpreis stieg daraufhin kurzzeitig um sechs Prozent. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn in einem der politisch besonders unsicheren Förderländer wie Nigeria und Venezuela die Ölproduktion beeinträchtigt würde. Von Problemen in Saudi-Arabien, im ölreichsten Land der Welt, ganz zu schweigen.
boerse.ard.de/meldung.jsp?key=dokument_44876
Der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) und das US-Branchen-Blatt "Oil & Gas Journal" haben genau nachgerechnet und den Rekord von 172 Milliarden Tonnen Reserven weltweit vermeldet. Immer ölreicher ist besonders der Iran: Die dortigen Reserven stiegen nach den Berechnungen im vergangenen Jahr um 40 Prozent auf 17,2 Milliarden Tonnen. Nun ist der Iran auf den dritten Platz der ölreichsten Länder vorgerückt und hat den Irak auf den vierten Platz verdrängt. Auf dem ersten Platz liegt immer noch Saudi-Arabien vor Kanada.
Erst im Jahr 2002 hatte Kanada von einer Höherbewertung seiner Ölreserven von 0,6 auf 24,2 Milliarden Tonnen profitiert. Das war der größte Anstieg aller Zeiten, da die kanadischen Ölsände in die Reserven mit einbezogen worden waren. Doch wie kommt es zu diesen großen Sprüngen?
Gemäß der gängigen Definition umfassen die Welt-Ölreserven alle Vorräte, die durch Bohrungen bestätigt sind und mit heutiger Technik zu aktuellen Preisen wirtschaftlich gefördert werden können. Das bedeutet: Steigt der Ölpreis, steigen auch die offiziellen Reserven - und umgekehrt. Im Jahr 2002 stieg Ölpreis um rund 50 Prozent, daher waren die kanadischen Ölsände auf einmal wirtschaftlich.
Die ökonomische Grundregel, dass ein hohes Angebot auf die Preise drückt, gilt also für die langfristigen Ölreserven nicht. Denn bei der Preisbildung am Markt spielt nur das Angebot eine Rolle, das kurzfristig verfügbar ist. Beim Öl sind das nicht die Reserven, sondern die Förderung - und das Fördermaximum lag im Jahr 2000, während die Nachfrage mit der Konjunktur schon wieder anzieht.
China treibt die Nachfrage hoch
Die wichtigste treibende Kraft ist China. Wegen des anhaltend strammen Wirtschaftswachstums saugt das Reich der Mitte immer mehr Öl an. Laut der amtlichen Statistik verbrauchte China im vergangenen Jahr 4,8 Millionen Barrel Rohöl am Tag. Damit wurde Japan als weltweit zweitgrößer Ölproduzent abgelöst. 2004 soll der jährliche Verbrauch laut der Internationalen Energieagentur (IEA) um 20 Prozent auf täglich 5,8 Millionen Barrel steigen, 2005 sogar auf 8,7 Millionen Barrel. Innerhalb von zwei Jahren hätte sich damit allein der Ölverbrauch des bevölkerungsreichsten Landes der Welt fast verdoppelt.
Zum Vergleich: Im Moment werden jeden Tag rund 79 Millionen Barrel gefördert. Dabei sind die Kapazitäten der OPEC, die dauerhaft genutzt werden können, laut den Analysten von Barclays Capital im Moment zu 94 Prozent und die der restlichen Ölförderstaaten zu rund 99 Prozent ausgelastet. Das Rohöl-Angebot kann somit kurzfristig kaum noch ausgeweitet werden. Mittel- und langfristig muss das aber geschehen, um dem steigenden weltweiten Öl-Hunger Herr zu werden.
Fraglich ist, ob eine deutliche Ausweitung überhaupt noch möglich ist. So hat die überwiegende Mehrzahl der Ölförderländer ihr Produktionsmaximum bereits hinter sich. Großbritannien wird in diesem Jahr zum Ölimporteur, weil die eigene Produktion sinkt. Im kommenden Jahr wird aller Voraussicht mit Indonesien erstmals ein OPEC-Land Öl importieren müssen.
Sollte die Ölförderung doch noch ausgeweitet werden können, bleiben der Zeitraum und die Kosten die großen Unbekannten. So gab Mexiko bekannt, dass man in Zukunft zehn Milliarden Dollar im Jahr investieren wolle, um die jährliche eigene Förderung bis zum Jahr 2006 von 3,4 auf vier Millionen Barrel pro Tag auszuweiten. Das entspräche weniger als einem Prozent der weltweiten Nachfrage - wie gesagt bei Zusatzkosten von zehn Milliarden Dollar!
Wie angespannt die Situation auf dem Ölmarkt im Moment ist, zeigte sich Anfang der Woche, als zwei Raffinerien und eine Pipeline in den USA durch Feuer und andere technische Probleme lahmgelegt worden waren. Der Ölpreis stieg daraufhin kurzzeitig um sechs Prozent. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn in einem der politisch besonders unsicheren Förderländer wie Nigeria und Venezuela die Ölproduktion beeinträchtigt würde. Von Problemen in Saudi-Arabien, im ölreichsten Land der Welt, ganz zu schweigen.
boerse.ard.de/meldung.jsp?key=dokument_44876