Mit einem radikalen Sparkurs will Finanzminister Hans Eichel in Brüssel getroffene Zusagen erfüllen. Das Ministerium dementiert zwar, dass die Arbeitslosenhilfe und die Eigenheimförderung auf der Streichliste stünden, bestätigte aber, dass "alle Posten" im Haushalt nochmal überprüft werden müssten.
Berlin - Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) plant einschneidende Maßnahmen, um die in Brüssel zugesagten Haushaltsziele mit zu erreichen. Im SPIEGEL kündigte Eichel an: "Wir werden im Zuge der anspringenden Konjunktur zusätzliche Anstrengungen unternehmen." Dies gelte nicht nur für den Bund. "Alle Ebenen des Staates - Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen - müssen deshalb ihren Beitrag leisten."
Nach Informationen des Münchner Magazins "Focus" hat Eichels Haushaltsabteilung eine interne Streichliste aufgestellt, die vor allem bei der Arbeitslosenhilfe und der Eigenheim-Förderung Einschnitte in zweistelliger Milliardenhöhe vorsieht. Das Münchner Magazin beruft sich dabei auf Regierungskreise. Ein Sprecher Eichels widersprach dem Bericht. "Es gibt kein Sparpaket, das wir in der Tasche haben", sagte er am Samstag in Berlin. Man sei momentan mit der Aufstellung des Haushalts 2003 beschäftigt. Einschnitte wollte der Sprecher jedoch nicht ausschließen. Bei den neuen Planungen stünden "alle Posten auf dem Prüfstand."
Potential bei der Gesundheit
Eichel sieht das größte Einsparpotenzial im Gesundheitswesen und im Arbeitsmarkt. Die Regierung müsse ihre Reformpolitik vor allem dort fortsetzen, sagte er dem SPIEGEL. Nach "Focus"-Informationen will der Minister bis 2005 Subventionen um fast ein Drittel auf 6,5 Milliarden Euro kürzen. Wegen der Bundestagswahl am 22. September wolle er in den nächsten Haushalt und die Finanzplanung bis 2006 zunächst aber nur so genannte "globale Minderausgaben" aufnehmen. Je nach Ressort müssten Eichels Fachkollegen dann bis zu zehn Prozent einsparen.
Der Ministeriumssprecher nannte diese Details am Samstag "reine Spekulation". Im SPIEGEL hatte Eichel indes sein Defizitziel konkretisiert. "Nahezu ausgleichen heißt nicht, dass wir exakt bei Null landen müssen, sondern nahe bei Null", sagte Eichel. Dieses Ziel sei bei einem Defizit von bis zu 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht. Derzeit liegt das Defizit bei 2,7 Prozent. 3 Prozent ist als Höchstgrenze im Europäischen Stabilitätspakt festgelegt.
Wachstum im europäischen Schnitt erwartet
Das Wirtschaftswachstum in Deutschland dürfte nach den Worten Eichels im Jahr 2003 "im europäischen Schnitt liegen oder sogar etwas darüber". Im Gespräch mit der Pariser Zeitung "Le Figaro" verwies der Minister auf "Vorhersagen der europäischen Kommission, die für 2003 über unseren liegen". Sein Sprecher erklärte, die Kommission gehe von einem deutschen Wachstum von 2,8 Prozent für 2003 aus, während das Finanzministerium 2,25 Prozent annimmt.
Kräftigen Gegenwind erhielt Eichel aus Bayern und Niedersachsen für seine Zusage an die Europäische Union, das deutsche Haushaltsdefizit bis 2004 auf rund 10 bis 12 Milliarden Euro zu senken. Derzeit liegt es bei gut 50 Milliarden Euro (97,8 Milliarden Mark). Der bayerische Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU) hielt Eichel in der "Frankfurter Rundschau" vor, "mit welcher Leichtigkeit er über geltendes Recht befindet und Versprechungen gemacht hat". Gesetzlich seien "Bund und Länder in der Haushaltswirtschaft unabhängig".
Auch Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) kritisierte Eichels Zusage, die staatliche Neuverschuldung in Deutschland bis 2004 praktisch auf Null zu drücken. In der «Neuen Osnabrücker Zeitung» bezeichnete Gabriel entsprechende Pläne als nicht umsetzbar. Solche Jahresdaten gegenüber der Europäischen Union (EU) in die Welt zu setzen, führe nur zu unrealistischen Hoffnungen.
URL: www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,182815,00.html
Berlin - Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) plant einschneidende Maßnahmen, um die in Brüssel zugesagten Haushaltsziele mit zu erreichen. Im SPIEGEL kündigte Eichel an: "Wir werden im Zuge der anspringenden Konjunktur zusätzliche Anstrengungen unternehmen." Dies gelte nicht nur für den Bund. "Alle Ebenen des Staates - Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen - müssen deshalb ihren Beitrag leisten."
Nach Informationen des Münchner Magazins "Focus" hat Eichels Haushaltsabteilung eine interne Streichliste aufgestellt, die vor allem bei der Arbeitslosenhilfe und der Eigenheim-Förderung Einschnitte in zweistelliger Milliardenhöhe vorsieht. Das Münchner Magazin beruft sich dabei auf Regierungskreise. Ein Sprecher Eichels widersprach dem Bericht. "Es gibt kein Sparpaket, das wir in der Tasche haben", sagte er am Samstag in Berlin. Man sei momentan mit der Aufstellung des Haushalts 2003 beschäftigt. Einschnitte wollte der Sprecher jedoch nicht ausschließen. Bei den neuen Planungen stünden "alle Posten auf dem Prüfstand."
Potential bei der Gesundheit
Eichel sieht das größte Einsparpotenzial im Gesundheitswesen und im Arbeitsmarkt. Die Regierung müsse ihre Reformpolitik vor allem dort fortsetzen, sagte er dem SPIEGEL. Nach "Focus"-Informationen will der Minister bis 2005 Subventionen um fast ein Drittel auf 6,5 Milliarden Euro kürzen. Wegen der Bundestagswahl am 22. September wolle er in den nächsten Haushalt und die Finanzplanung bis 2006 zunächst aber nur so genannte "globale Minderausgaben" aufnehmen. Je nach Ressort müssten Eichels Fachkollegen dann bis zu zehn Prozent einsparen.
Der Ministeriumssprecher nannte diese Details am Samstag "reine Spekulation". Im SPIEGEL hatte Eichel indes sein Defizitziel konkretisiert. "Nahezu ausgleichen heißt nicht, dass wir exakt bei Null landen müssen, sondern nahe bei Null", sagte Eichel. Dieses Ziel sei bei einem Defizit von bis zu 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht. Derzeit liegt das Defizit bei 2,7 Prozent. 3 Prozent ist als Höchstgrenze im Europäischen Stabilitätspakt festgelegt.
Wachstum im europäischen Schnitt erwartet
Das Wirtschaftswachstum in Deutschland dürfte nach den Worten Eichels im Jahr 2003 "im europäischen Schnitt liegen oder sogar etwas darüber". Im Gespräch mit der Pariser Zeitung "Le Figaro" verwies der Minister auf "Vorhersagen der europäischen Kommission, die für 2003 über unseren liegen". Sein Sprecher erklärte, die Kommission gehe von einem deutschen Wachstum von 2,8 Prozent für 2003 aus, während das Finanzministerium 2,25 Prozent annimmt.
Kräftigen Gegenwind erhielt Eichel aus Bayern und Niedersachsen für seine Zusage an die Europäische Union, das deutsche Haushaltsdefizit bis 2004 auf rund 10 bis 12 Milliarden Euro zu senken. Derzeit liegt es bei gut 50 Milliarden Euro (97,8 Milliarden Mark). Der bayerische Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU) hielt Eichel in der "Frankfurter Rundschau" vor, "mit welcher Leichtigkeit er über geltendes Recht befindet und Versprechungen gemacht hat". Gesetzlich seien "Bund und Länder in der Haushaltswirtschaft unabhängig".
Auch Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) kritisierte Eichels Zusage, die staatliche Neuverschuldung in Deutschland bis 2004 praktisch auf Null zu drücken. In der «Neuen Osnabrücker Zeitung» bezeichnete Gabriel entsprechende Pläne als nicht umsetzbar. Solche Jahresdaten gegenüber der Europäischen Union (EU) in die Welt zu setzen, führe nur zu unrealistischen Hoffnungen.
URL: www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,182815,00.html