Hier ein lesenwerter Bericht für alle Netlife-Aktionäre.
Dieser Laden ist noch unseriöser als Datadesign.
So long, diabolo
Bernd Niquet: Nettes Leben für Netlife Altaktionäre
vom 05.08. 11:06
(Dr. Bernd Niquet)
Bernd Niquet: Nettes Leben für Netlife Altaktionäre
Vor einigen Tagen hat mir ein kritischer Börsenbeobachter mit deutlich sichtbarer Fassungslosigkeit den Emissionsprospekt der Netlife AG zugesandt. Fassungslos, dass kein Redakteur keiner Zeitung einmal schreibt, welches Spiel hier tatsächlich gespielt wird. Nun gut, denke ich, das läßt sich leicht erklären: Emittenten geben natürlich lukrative Werbeaufträge und wenn man es sich erst einmal mit einer Agentur verscherzt hat ... Hinzu kommt natürlich der Informationsfluss, von dem sich niemand so gerne abschneiden lassen möchte.
Netlife hat es nun aus meiner Sicht tatsächlich nahezu perfekt geschafft, den Kreis zu quadrieren. Denn werden normale Börsengänger in der Regel dadurch finanziell groß gemacht, daß eine GmbH durch Gutachten eines Wirtschaftsprüfers aufgewertet und anschließend als Sacheinlage in eine AG eingebracht wird, so hat Netlife hier noch einmal einen zusätzlichen Multiplikator generiert.
Denn während "gewöhnliche" Altaktionäre nach dererlei Operationen nurmehr über eine große Anzahl von Aktien eines jetzt "hochkapitalisierten" Unternehmens besitzen, haben die Altaktionäre der Netlife GmbH diese nicht als Sacheinlage in die AG eingebracht, sondern als Beteiligung für 100 Mio. DM verkauft!
Dies hat nun den angenehmen Vorteil (für sie (!)), dass sie nicht nur über die deutliche Aktienmehrheit der neuen AG verfügen, sondern überdies noch zusätzlich (!) eine Forderung von schlappen 100 Mio. DM besitzen, die zusätzlich auch noch (was für eine Unverschämtheit) im Konkursfall als vorrangig gegenüber den Ansprüchen der übrigen Aktionäre ausgewiesen wird.
Von den 100 Mio. DM sind bisher bereits 20 Mio. DM geflossen (durch Aufnahme eines Bankkredites), der Rest steht mit 4 % p.a. verzinslich da. Das macht schlappe Zinskosten von gut 3 Mio. DM pro Jahr für die Netlife AG, immerhin fast so viel, wie Netlife im letzten Jahr überhaupt als Umsatz (!) gemacht hat.
Schaut man sich dies an, kommt man um das Urteil nicht herum. Wer hier gekauft hat ..., na ich sage es lieber nicht. Womit ich allerdings kein Wort über das Geschäft von Netlife gesagt haben will. Vielleicht ist das ja wirklich Weltklasse.
Ich jedoch denke, dass man eine Kuh, deren Euter sichtbar aufgepumpt ist, auch dann nicht kaufen sollte, wenn sie reinen Rahm statt Milch zu geben verspricht. Aber sicherlich gibt es auch hier natürlich abweichende Meinungen. Und Belgier natürlich. Viele, viele Belgier. Hühner-Belgier, Dioxin-pur-Belgier, Kinder-Belgier und bald sicherlich auch reichlich Aktien-Belgier.
Bernd Niquet, Donnerstag, 5.8.99
(Neue Kolumne in DER AKTIONÄR vom 29. Juli: "Die Generation @".
Neue Kolumne in EURO AM SONNTAG vom letzten Sonntag über den Unsinn einer Spekulationsfrist.
"Bernd Niquet, Keine Angst vorm nächsten Crash", erscheint jetzt definitiv am MITTWOCH, DEN 18. AUGUST im CAMPUS-Verlag, ca. 250 Seiten, DM 49,80, ISBN 3-593-36293-7.
Bis dahin immer noch brandaktuell: "Die Generation X am Neuen Markt", BÖRSENBUCH-Verlag.)
berndniquet@iname.com
Dieser Laden ist noch unseriöser als Datadesign.
So long, diabolo
Bernd Niquet: Nettes Leben für Netlife Altaktionäre
vom 05.08. 11:06
(Dr. Bernd Niquet)
Bernd Niquet: Nettes Leben für Netlife Altaktionäre
Vor einigen Tagen hat mir ein kritischer Börsenbeobachter mit deutlich sichtbarer Fassungslosigkeit den Emissionsprospekt der Netlife AG zugesandt. Fassungslos, dass kein Redakteur keiner Zeitung einmal schreibt, welches Spiel hier tatsächlich gespielt wird. Nun gut, denke ich, das läßt sich leicht erklären: Emittenten geben natürlich lukrative Werbeaufträge und wenn man es sich erst einmal mit einer Agentur verscherzt hat ... Hinzu kommt natürlich der Informationsfluss, von dem sich niemand so gerne abschneiden lassen möchte.
Netlife hat es nun aus meiner Sicht tatsächlich nahezu perfekt geschafft, den Kreis zu quadrieren. Denn werden normale Börsengänger in der Regel dadurch finanziell groß gemacht, daß eine GmbH durch Gutachten eines Wirtschaftsprüfers aufgewertet und anschließend als Sacheinlage in eine AG eingebracht wird, so hat Netlife hier noch einmal einen zusätzlichen Multiplikator generiert.
Denn während "gewöhnliche" Altaktionäre nach dererlei Operationen nurmehr über eine große Anzahl von Aktien eines jetzt "hochkapitalisierten" Unternehmens besitzen, haben die Altaktionäre der Netlife GmbH diese nicht als Sacheinlage in die AG eingebracht, sondern als Beteiligung für 100 Mio. DM verkauft!
Dies hat nun den angenehmen Vorteil (für sie (!)), dass sie nicht nur über die deutliche Aktienmehrheit der neuen AG verfügen, sondern überdies noch zusätzlich (!) eine Forderung von schlappen 100 Mio. DM besitzen, die zusätzlich auch noch (was für eine Unverschämtheit) im Konkursfall als vorrangig gegenüber den Ansprüchen der übrigen Aktionäre ausgewiesen wird.
Von den 100 Mio. DM sind bisher bereits 20 Mio. DM geflossen (durch Aufnahme eines Bankkredites), der Rest steht mit 4 % p.a. verzinslich da. Das macht schlappe Zinskosten von gut 3 Mio. DM pro Jahr für die Netlife AG, immerhin fast so viel, wie Netlife im letzten Jahr überhaupt als Umsatz (!) gemacht hat.
Schaut man sich dies an, kommt man um das Urteil nicht herum. Wer hier gekauft hat ..., na ich sage es lieber nicht. Womit ich allerdings kein Wort über das Geschäft von Netlife gesagt haben will. Vielleicht ist das ja wirklich Weltklasse.
Ich jedoch denke, dass man eine Kuh, deren Euter sichtbar aufgepumpt ist, auch dann nicht kaufen sollte, wenn sie reinen Rahm statt Milch zu geben verspricht. Aber sicherlich gibt es auch hier natürlich abweichende Meinungen. Und Belgier natürlich. Viele, viele Belgier. Hühner-Belgier, Dioxin-pur-Belgier, Kinder-Belgier und bald sicherlich auch reichlich Aktien-Belgier.
Bernd Niquet, Donnerstag, 5.8.99
(Neue Kolumne in DER AKTIONÄR vom 29. Juli: "Die Generation @".
Neue Kolumne in EURO AM SONNTAG vom letzten Sonntag über den Unsinn einer Spekulationsfrist.
"Bernd Niquet, Keine Angst vorm nächsten Crash", erscheint jetzt definitiv am MITTWOCH, DEN 18. AUGUST im CAMPUS-Verlag, ca. 250 Seiten, DM 49,80, ISBN 3-593-36293-7.
Bis dahin immer noch brandaktuell: "Die Generation X am Neuen Markt", BÖRSENBUCH-Verlag.)
berndniquet@iname.com