Nebenwerte haben in den vergangenen Monaten stark zur erfreulichen Wertentwicklung von so manchem Portfolio beigetragen. Auch viele Fonds mit größeren Anlagevolumina sind auf den Geschmack gekommen und packen sich gerne neben den Standardwerten etwas Kleineres ins Portfolio.
Allerdings können solche Fonds von der zuletzt erfreulichen Kursentwicklung niedrig kapitalisierter Werte nur profitieren, wenn sie sehr viele dieser Titel einkaufen. In einem großen Portfolio können kleine Wetten nicht viel ausrichten, es sei denn, man fährt viele davon. Diese Entwicklung betrachtet so mancher Beobachter jedoch mit Sorge: Je mehr Fonds sich auch auf das Nebenwertsegment stürzen, um so mehr steigt die Gefahr der Überhitzung bei diesen Werten.
Schwierig ist vor allem der Ausstieg
Die Konsequenzen einer solchen Übertreibung wären für viele Fonds sehr unangenehm: Sollten die Kurse - aus welchem Grund auch immer - den Rückzug antreten, so wird es vor allem für die großen Fonds relativ schwer, ohne größere Verluste aus den Engagements herauszukommen; zumal ihre eigenen Verkaufsorders dann den Markt zusätzlich unter Druck setzen. In dem Moment, in dem alle Nebenwertefonds durch die gleiche Türe hinauswollen, könnte sich dann zeigen, warum diese Produkte nur etwas für risikobewußte Anleger sind.
Aber auch ohne diese Liquiditätsprobleme ist das Management eines Nebenwertefonds nicht einfach und macht erheblichen Aufwand nötig: Beim European Smaller Companies Growth Fund der Fondsgesellschaft Threadneedle, hat man eigens für die Analyse der zahlreichen kleinen Werte ein Team von drei Analysten abgestellt. Rund 800 Unternehmen besuche man jedes Jahr, berichtet Threadneedle. Ziel der Analysten: Unternehmen mit einem hohen Marktanteil finden, die auf einem Geschäftsfeld mit hohen Markteintrittsbarrieren agieren und eine hohe Kapitalrendite vorweisen können.
Ein ähnliches Rendite-Risiko-Profil wie Nebenwertefonds haben Fonds, die in sogenannte Schwellenländer (Emerging Markets) investieren: Viele Börsen aus diesen Regionen sind von 1999 bis Juni 2005 um mehr als 121 Prozent gestiegen - 109 Prozentpunkte mehr als die Börsen in den Industriestaaten. Trotzdem meinen viele Strategen, daß diese Staaten aus fundamentaler Perspektive weiterhin günstig bewertet seien.
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) zwischen neun und zehn - bezogen auf die zu erwartenden Gewinne 2006 - werden diese Börsen gegenüber den Industrieländern mit einem KGV von rund 14 bis 15 trotz des Kursanstiegs mit einem deutlichen Abschlag gehandelt. Dennoch zeigen die Volatilitätswerte dieser Fonds, daß Anleger auch hier beständig auf der Hut sein müssen.
Text: F.A.Z., 06.10.2005