Nach dem Crash in China
"Schanghai war nur der Katalysator"
Der wohl berühmteste Asienspezialist Marc Faber warnt seit Wochen vor der ,,Überhitzung‘‘ der chinesischen Börsen. Im Gegensatz zur Mehrheit der Analysten glaubt der gebürtige Schweizer nicht an eine bloße Korrekturphase: Faber prognostiziert eine große Baisse.
Von Simone Boehringer
SZ: Herr Faber, China gehört als Finanzplatz eher zu den Entwicklungsländern. Warum hat der Kursrutsch in Schanghai dennoch die Börsen weltweit derart in Aufruhr versetzt?
Faber: Die Märkte mögen zwar sehr unterschiedlich sein, aber die Teilnehmer sind weltweit dieselben. Und sie benehmen sich leider auch gleich - und inzwischen sehr ähnlich wie Hedge-Fonds.
SZ: Was meinen Sie damit?
Faber: Solange der Markt steigt, nehmen die Investoren viel Kredit auf und setzen damit auf weitersteigende Kurse. Wie eben Hedge-Fonds, die ja auch nicht direkt, sondern über die Terminmärkte von den Kursentwicklungen profitieren. Fallen die Märkte um mehr als einen bestimmten Prozentsatz, führt das zur sofortigen Reduktion der riskanten Positionen. Die zusätzliche Liquidität am Markt ist damit so schnell verschwunden wie sie gekommen ist.
SZ: Verkäufe in größerem Stil gehören also zum normalen Marktgeschehen.
Faber: Ja. Aber die Märkte waren stark überkauft. Das heißt, seit Juli 2006 hat es keine nennenswerte Kurskorrektur mehr gegeben an der New Yorker Börse, seit 2002 ging es nie mehr als zehn Prozent rückwärts. Da reicht dann schon eine einzige negative Nachricht, um die Stimmung zum Kippen zu bringen.
SZ: Aber wieso New York? Der Kurssturz ging doch von der Börse Schanghai aus.
Faber: Schanghai war nur der Katalysator, nicht der Auslöser. Eigentlicher Grund für den Kurssturz sind Kreditprobleme in den Vereinigten Staaten, weshalb ich auch glaube, dass wir das Ende noch lange nicht gesehen haben.
SZ: Können Sie diesen Zusammenhang bitte näher erklären?
Faber: Das Grundproblem ist, dass vor allem in den USA viele Kredite an Menschen vergeben werden, die sie voraussichtlich nie zurückzahlen können. Der dahinterstehende sogenannte subprime lending sector hat im Immobiliensektor inzwischen einen Anteil von 22 Prozent erreicht. Die Leute können ihre Darlehen nur bedienen, wenn die Häuserpreise steigen oder zumindest nicht fallen. Sie sinken jedoch, der Kreditausfall ist damit programmiert.
SZ: Und der Bogen zu den asiatischen Märkten?
Faber: Global agierende Investoren, allen voran Hedge-Fonds, sind in beiden Märkten engagiert. Aus einem hoch bewerteten, etwa Asien, ziehen sie ihre Mittel ab, um ihr Engagement, zum Beispiel im US-Immobiliensektor, nicht zu riskieren.
SZ: Was raten Sie Anlegern in den nächsten Tagen und Wochen?
Faber: Statt bei Einbrüchen nachzukaufen, wie es manchmal empfohlen wird, sollten sie Erholungsphasen nach oben nutzen, um zu verkaufen.
(SZ vom 01.03.2007)
"Schanghai war nur der Katalysator"
Der wohl berühmteste Asienspezialist Marc Faber warnt seit Wochen vor der ,,Überhitzung‘‘ der chinesischen Börsen. Im Gegensatz zur Mehrheit der Analysten glaubt der gebürtige Schweizer nicht an eine bloße Korrekturphase: Faber prognostiziert eine große Baisse.
Von Simone Boehringer
SZ: Herr Faber, China gehört als Finanzplatz eher zu den Entwicklungsländern. Warum hat der Kursrutsch in Schanghai dennoch die Börsen weltweit derart in Aufruhr versetzt?
Faber: Die Märkte mögen zwar sehr unterschiedlich sein, aber die Teilnehmer sind weltweit dieselben. Und sie benehmen sich leider auch gleich - und inzwischen sehr ähnlich wie Hedge-Fonds.
SZ: Was meinen Sie damit?
Faber: Solange der Markt steigt, nehmen die Investoren viel Kredit auf und setzen damit auf weitersteigende Kurse. Wie eben Hedge-Fonds, die ja auch nicht direkt, sondern über die Terminmärkte von den Kursentwicklungen profitieren. Fallen die Märkte um mehr als einen bestimmten Prozentsatz, führt das zur sofortigen Reduktion der riskanten Positionen. Die zusätzliche Liquidität am Markt ist damit so schnell verschwunden wie sie gekommen ist.
SZ: Verkäufe in größerem Stil gehören also zum normalen Marktgeschehen.
Faber: Ja. Aber die Märkte waren stark überkauft. Das heißt, seit Juli 2006 hat es keine nennenswerte Kurskorrektur mehr gegeben an der New Yorker Börse, seit 2002 ging es nie mehr als zehn Prozent rückwärts. Da reicht dann schon eine einzige negative Nachricht, um die Stimmung zum Kippen zu bringen.
SZ: Aber wieso New York? Der Kurssturz ging doch von der Börse Schanghai aus.
Faber: Schanghai war nur der Katalysator, nicht der Auslöser. Eigentlicher Grund für den Kurssturz sind Kreditprobleme in den Vereinigten Staaten, weshalb ich auch glaube, dass wir das Ende noch lange nicht gesehen haben.
SZ: Können Sie diesen Zusammenhang bitte näher erklären?
Faber: Das Grundproblem ist, dass vor allem in den USA viele Kredite an Menschen vergeben werden, die sie voraussichtlich nie zurückzahlen können. Der dahinterstehende sogenannte subprime lending sector hat im Immobiliensektor inzwischen einen Anteil von 22 Prozent erreicht. Die Leute können ihre Darlehen nur bedienen, wenn die Häuserpreise steigen oder zumindest nicht fallen. Sie sinken jedoch, der Kreditausfall ist damit programmiert.
SZ: Und der Bogen zu den asiatischen Märkten?
Faber: Global agierende Investoren, allen voran Hedge-Fonds, sind in beiden Märkten engagiert. Aus einem hoch bewerteten, etwa Asien, ziehen sie ihre Mittel ab, um ihr Engagement, zum Beispiel im US-Immobiliensektor, nicht zu riskieren.
SZ: Was raten Sie Anlegern in den nächsten Tagen und Wochen?
Faber: Statt bei Einbrüchen nachzukaufen, wie es manchmal empfohlen wird, sollten sie Erholungsphasen nach oben nutzen, um zu verkaufen.
(SZ vom 01.03.2007)