Mobilcom: Der entwirrte Gordische Knoten Newssuche
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Die einen melden, die anderen dementieren. In schöner Regelmäßigkeit spielen die Beteiligten mit den Nerven der Aktionäre Geige. Dabei fällt eins unter den Tisch: Die Parteien sind sich eigentlich über die Rettung einig.
„Absolutes Stillschweigen.“ „Kein Kommentar.“ Wer im Augenblick Neuigkeiten in Sachen Mobilcom bekommen will, stößt einerseits auf eine Mauer des Schweigens und andererseits auf ein Dickicht an Spekulationen, die von den beteiligten – um die Gespräche nicht zu gefährden – umgehend wieder dementiert werden. Nur eins ist immer wieder zu hören: Man sei sich im Grundsatz einig, es gehe um Detailfragen, heißt es immer wieder aus Verhandlungskreisen.
Dass sich die „Detailverhandlungen“ so lange hinziehen, ist angesichts der komplizierten Situation um Mobilcom mit der Vielzahl an Beteiligten wenig verwunderlich. Knapp 15 Banken stehen in einem Kreditverhältnis zu Mobilcom, dazu kommt die France Telecom, Gerhard Schmid, die Bundesregierung als Bürge eines neuen Kredites, E-Plus als Vertragspartner im UMTS-Bereich sowie als möglicher Käufer des UMTS-Netzes.
Die Anleger packt in der Zwischenzeit die Ungeduld. Wurden Fortschrittsmeldungen in den vergangenen Wochen oftmals mit Kurssprüngen belohnt, tut sich seit einigen Tagen vermeintlich wenig. Der Kurs liegt oberhalb von 6 Euro – und schon wenden sich enttäuschte Zocker, die auf das schnelle Geld gestarrt haben, wieder ab. Man will mittlerweile Fakten sehen in der Anlegergemeinde, das Warten auf die erlösende Ad-hoc oder Pressemitteilung der Büdelsdorfer zerreißt die Nerven.
Dabei sind weiter die Fortschritte unverkennbar, der gordische Verhandlungsknoten längst durchschlagen. Die Vorverträge stehen, die größten Stolpersteine sind mit Schmids Zustimmung zum Treuhandvertrag aus dem Weg geräumt. Aus steht neben dem wichtigen o.k. von Seiten der France Telecom noch die Zustimmung der KPN-Tochter E-Plus zur Lösung der Probleme in Sachen UMTS-Roamingvertrag. Meldungen der FTS, wonach E-Plus dieses Netz für einen kleinen Millionenbetrag kaufen wird und im Gegenzug auf Forderungen in Höhe von 600 Mio. Euro verzichtet, werden von E-Plus zurückgewiesen. „Das stimme so nicht“, heißt es. Was auch heißt, dass die Meldung der FTD nicht grundsätzlich falsch ist. Ebenso dürfte es sich auch in Sachen Kredit zur Liquiditätssicherung verhalten, der von einem Konsortium um die staatseigene KFW gestellt wird: Man befinde sich noch in der Prüfung, heißt es auf Meldungen aus verhandlungsnahen Kreisen, dass der Kredit bewilligt sei.
Die Verwirrung geht also weiter, die Vorbereitungen für die Maßnahmen zur Rettung auch: Nach Informationen der Welt plant Mobilcom für März eine außerordentliche Hauptversammlung, auf der die Aktionäre den geplanten Maßnahmen – unter anderem den neuen Aufsichtsräten – zustimmen müssen. Abzuwarten bleibt weiterhin, was genau auf der Tagesordnung stehen wird. Dass die FT Mobilcom die Schulden erlässt, wird zwar von manchem noch angezweifelt, gilt aber bei anderen als weitgehend sicher. Genau da liegt aber der Knackpunkt: Eine entschuldete Mobilcom, die gleichzeitig noch die Kosten deutlich gesenkt hätte, wäre wesentlich mehr wert als das, was derzeit an der Börse gezahlt wird (www.4investors.de berichtete). SES Research schätzt den Wert des Kerngeschäftes auf 19 Euro je Aktie.
gruß hannes