Thomas Cook steht vor radikalen Einschnitten
Von Matthias Eberle, Handelsblatt
Der deutsche Reisekonzern Thomas Cook steckt offenbar in weit größeren Schwierigkeiten als bisher bekannt. Die Verluste für das am 31. Oktober abgelaufene Geschäftsjahr 2002/03 würden deutlich höher ausfallen als erwartet, hieß es aus Kreisen der Eigentümer Lufthansa und Karstadt-Quelle.
FRANKFURT/M. Beide Unternehmen, die je 50 % an Europas zweitgrößtem Touristikunternehmen halten, hatten Vorstandschef Stefan Pichler und Finanzvorstand Norbert Kickum in der vergangenen Woche in einer Aufsichtsratssitzung zum Rücktritt gezwungen. Eine Thomas-Cook-Sprecherin bestätigte dem Handelsblatt, dass der Lufthansa-Wachdienst noch während der Sitzung Unterlagen aus Pichlers Büro sicherstellte. Dies sei allerdings „ein normaler Vorgang“ bei Abberufungen. Die Gesellschafter setzten Karstadt-Manager Bernd Gerard kommissarisch an die Spitze des Unternehmens, zu dem auch die Reiseveranstalter Neckermann, Bucher und Aldiana gehören. Er soll gemeinsam mit Lufthansa-Finanzchef KarlLudwig Kley die Bilanz für 2002/03 sowie ein Budget für das neue Geschäftsjahr erstellen. Bereits in Kürze solle jedoch ein neuer Konzernchef benannt werden, teilten die Eigentümer mit. Nach Informationen aus Finanzkreisen hält der Interimsvorstand den Wertberichtigungsbedarf für immens: „Es ist damit zu rechnen, dass jetzt rasch Abschreibungen in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro vorgenommen werden“, sagte ein Analyst, der nicht genannt werden wollte. Wertkorrekturen müssten sowohl auf den vor drei Jahren übernommenen britischen Reiseveranstalter Thomas Cook UK als auch auf die Flotte der Ferien-Airline Condor vorgenommen werden, hieß es. Lufthansa, Karstadt-Quelle und Thomas Cook wollten die Spekulationen über höhere Verluste und anstehende Wertberichtigungen nicht kommentieren. Das Geschäftsjahr sei „gerade erst vorbei“, sagte eine Thomas-Cook-Sprecherin. |
HANDELSBLATT, Montag, 10. November 2003, 07:37 Uhr TUI, der lachende Dritte?? |