Freistaat präsentiert Lehrfilm um sexuellen Missbrauch
Der Abspann läuft noch, da brüllt es aus lauter Kinderkehlen auch schon rhythmisch: „Zu-ga-be, Zu-ga-be!“ Nicht etwa für den neuesten Disney-Movie wird hier gejohlt. Nein, diese Kinder sahen gerade den Lehrfilm „Trau Dich“ gegen sexuellen Missbrauch, entwickelt von dem bayerischen Familienministerium. Lässt das Wörtchen „Lehr“ doch eher eine nüchterne Umsetzung der Problematik erwarten, verblüfft der Film, der gestern im Arri-Kino vorgestellt wurde, durch seine spritzige Story: Lena, Freizeitartistin im Giovanni-Kinderzirkus, ist eine Niete in Mathe. Vaters bester Freund Gerd bietet seine Hilfe an und rettet damit Lena vor dem elterlichen Zirkusverbot. Doch was harmlos beginnt, endet im Missbrauch. Der einzige „schweigsame“ Freund des Mädchens, dem sie alles anvertraut, ist ihr Tagebuch. Durch einen Zufall kommt die Geschichte letztendlich heraus. Das Happy-End: Lena findet Verständnis und Unterstützung bei Freunden und Eltern. Wie präsent der Inhalt des Film für die rund 270 Viert- und Fünftklässler ist, zeigt die anschließende Diskussion über den Film, die Familienministerin Christa Stewens führt. Fragen wie „Wieso hat Gerd die Lena unter Druck gesetzt?“ machen deutlich, dass durchaus Erklärungsbedarf bei den Schülern besteht. Das Interesse wundert Hans-Peter Meier, den Regisseur und Produzenten des Films, nicht: „Die Straße erzieht durch Zeitungs- und Fernsehbilder schon die Kleinsten, wir können nur Alternativen anbieten und die Kinder beim Umgang mit diesen begleiten.“ Bewusst wählte er darum das Zirkus-Milieu für seinen Film – eine Allegorie für-s Leben, das aus Angst, Schmerz und harter Arbeit, aber auch dem Triumph des Erfolges besteht. Umgesetzt im Film durch die abschließende Teilnahme Lenas an der Zirkuspremiere – der schönste Tag in ihrem Leben.
Bei der Premiere im Arri-Kino soll es nicht bleiben: Allen bayerischen Schulen wird dieser sowie ein weiterer Lehrfilm samt einer Lehrerbroschüre vom Familienministeriums kostenlos zur Verfügung gestellt.
Quelle: Süddeutsche Zeitung