Euphorie für Software-Titel verfrüht - IT-Ausgaben weiterhin schwach - Lichtblick SAP
von Jens Wiegmann
Berlin - Der Irak-Krieg ist so gut wie beendet, die entscheidende Belastung ist damit von den Aktienmärkten genommen. So scheinen viele Börsianer zu denken, wenn man sich die Kursentwicklung der vergangenen Tage anschaut. Von dieser Euphorie wurden sogar die Software-Aktien erfasst: Seit Beginn dieses Monats haben SAP und Oracle in der Spitze um knapp 15 Prozent zugelegt, Microsoft um knapp zehn Prozent. Dabei hatte der US-Software-Konzern und SAP-Konkurrent Siebel Systems in der Nacht zu Sonnabend mitgeteilt, er werde die Umsatzplanung für das erste Quartal nicht erreichen. Am Tag zuvor hatte bereits Peoplesoft eine Umsatz- und Gewinnwarnung heraus gegeben. Branchenexperten betrachten die leichte Erholung der vergangenen Tage denn auch weiterhin skeptisch und raten zu einer genauen Differenzierung zwischen den einzelnen Werten.
Der aktuelle Trend sei vor allem von Nachrichten aus dem Irak bestimmt worden und nicht von fundamentalen Daten, glaubt Marc Osigus von der Berenberg Bank. Schließlich seien die meisten Gewinnwarnungen bisher aus der Software-Branche gekommen. "Im ersten Quartal war der Zustand der Branche desolat." Die Wirtschaft habe in den Monaten Februar und März nur wenig in Software investiert. Und es sei nicht vorherzusagen, wann sich dieser Trend wieder umkehre.
Auch Michael Bahlmann von M.M. Warburg bleibt zurückhaltend, was die Branchenentwicklung angeht. Es sei zu bezweifeln, dass die im ersten Quartal aufgeschobenen Investitionen nun alle im zweiten Quartal nachgeholt würden: "Ich glaube nicht, dass die Gelder jetzt fließen wie bei einem Rückhaltebecken, wo die Schleusen geöffnet werden." Es ist zwar immer wieder das Argument zu hören, die Wirtschaft könne die Anschaffung neuer Informationstechnologien (IT) nicht länger aufschieben, ohne den Anschluss zu verlieren. "Aber viele Investitionen werden schon seit Jahren aufgeschoben", sagt Bahlmann. Die Spezialisten von Goldman Sachs sehen in ihrer aktuellen Umfrage zur Entwicklung der IT-Ausgaben ebenfalls noch keine signifikante Verbesserung. Sie erwarten einen Anstieg der Ausgaben im Gesamtjahr von einem Prozent.
Berenberg-Analyst Osigus erwartet eine deutliche Konsolidierung der Branche: "Vor allem in den USA werden noch viele Unternehmen aus dem Markt ausscheiden." Es gebe noch zu viele Anbieter, die sich nur auf ein Produkt konzentrierten. Osigus warnt vor einer Verallgemeinerung. "Oft bewegen sich die Software-Titel gemeinsam auf und ab, wenn einer der großen Werte die Richtung vorgibt." Dabei seien die Produkte und Märkte der einzelnen Unternehmen zum Teil sehr unterschiedlich. Die Aktie der Software AG, einem Spezialisten für Datenbank-Programme, stuft Osigus beispielsweise auf "Verkaufen" ein. Die Darmstädter würden von dem problematischen Umfeld überproportional belastet, in diesem wie im nächsten Jahr sei kein Motor für Umsatzwachstum zu erkennen.
Mit "Halten" bewertet Osigus den Dienstleister SAP Systems Integration, eine Tochtergesellschaft von SAP: "Ich rechne mit einem schwachen ersten Quartal und bin nicht sicher, ob dies bereits im Aktienkurs eingepreist ist." Goldman Sachs ist derzeit bei dem US-Datenbankspezialisten Oracle sowie nach der Umsatzwarnung auch bei Siebel in Warteposition. Beide Titel stehen auf "In-line". Die Mehrzahl der Analysten empfiehlt zudem bei Peoplesoft, die Aktie neutral zu gewichten.
Doch es gibt auch Lichtblicke. So empfiehlt M.M.Warburg-Analyst Bahlmann SAP zum "Kauf" bei einem Kursziel von 96 Euro auf Sicht von zwölf Monaten. Bis zum dritten Quartal des vergangenen Jahres seien viele Beobachter skeptisch gewesen. Aber die Aktie der Walldorfer habe sich ganz anders entwickelt als Siebel oder Oracle: "SAP hat den Markt sehr positiv überrascht." Osigus sieht in SAP einen der Gewinner der erwarteten Konsolidierung und empfiehlt die Aktie ebenfalls zum Kauf. Am 17. April legt SAP die Ergebnisse des ersten Quartals vor.
Interessant findet der Analyst auch die Aktie des Münchner Unternehmens FJA, das sich auf Software für Versicherungen und Finanzdienstleister spezialisiert hat. Die Bewertung sei niedrig, die Risiken eingepreist, so Osigus. FJA hat den Umsatz im vergangenen Jahr nach vorläufigen Zahlen um 16 Prozent und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 24 Prozent gesteigert. Für dieses Jahr rechnet das Unternehmen mit einem Gewinnanstieg von zehn Prozent.
von Jens Wiegmann
Berlin - Der Irak-Krieg ist so gut wie beendet, die entscheidende Belastung ist damit von den Aktienmärkten genommen. So scheinen viele Börsianer zu denken, wenn man sich die Kursentwicklung der vergangenen Tage anschaut. Von dieser Euphorie wurden sogar die Software-Aktien erfasst: Seit Beginn dieses Monats haben SAP und Oracle in der Spitze um knapp 15 Prozent zugelegt, Microsoft um knapp zehn Prozent. Dabei hatte der US-Software-Konzern und SAP-Konkurrent Siebel Systems in der Nacht zu Sonnabend mitgeteilt, er werde die Umsatzplanung für das erste Quartal nicht erreichen. Am Tag zuvor hatte bereits Peoplesoft eine Umsatz- und Gewinnwarnung heraus gegeben. Branchenexperten betrachten die leichte Erholung der vergangenen Tage denn auch weiterhin skeptisch und raten zu einer genauen Differenzierung zwischen den einzelnen Werten.
Der aktuelle Trend sei vor allem von Nachrichten aus dem Irak bestimmt worden und nicht von fundamentalen Daten, glaubt Marc Osigus von der Berenberg Bank. Schließlich seien die meisten Gewinnwarnungen bisher aus der Software-Branche gekommen. "Im ersten Quartal war der Zustand der Branche desolat." Die Wirtschaft habe in den Monaten Februar und März nur wenig in Software investiert. Und es sei nicht vorherzusagen, wann sich dieser Trend wieder umkehre.
Auch Michael Bahlmann von M.M. Warburg bleibt zurückhaltend, was die Branchenentwicklung angeht. Es sei zu bezweifeln, dass die im ersten Quartal aufgeschobenen Investitionen nun alle im zweiten Quartal nachgeholt würden: "Ich glaube nicht, dass die Gelder jetzt fließen wie bei einem Rückhaltebecken, wo die Schleusen geöffnet werden." Es ist zwar immer wieder das Argument zu hören, die Wirtschaft könne die Anschaffung neuer Informationstechnologien (IT) nicht länger aufschieben, ohne den Anschluss zu verlieren. "Aber viele Investitionen werden schon seit Jahren aufgeschoben", sagt Bahlmann. Die Spezialisten von Goldman Sachs sehen in ihrer aktuellen Umfrage zur Entwicklung der IT-Ausgaben ebenfalls noch keine signifikante Verbesserung. Sie erwarten einen Anstieg der Ausgaben im Gesamtjahr von einem Prozent.
Berenberg-Analyst Osigus erwartet eine deutliche Konsolidierung der Branche: "Vor allem in den USA werden noch viele Unternehmen aus dem Markt ausscheiden." Es gebe noch zu viele Anbieter, die sich nur auf ein Produkt konzentrierten. Osigus warnt vor einer Verallgemeinerung. "Oft bewegen sich die Software-Titel gemeinsam auf und ab, wenn einer der großen Werte die Richtung vorgibt." Dabei seien die Produkte und Märkte der einzelnen Unternehmen zum Teil sehr unterschiedlich. Die Aktie der Software AG, einem Spezialisten für Datenbank-Programme, stuft Osigus beispielsweise auf "Verkaufen" ein. Die Darmstädter würden von dem problematischen Umfeld überproportional belastet, in diesem wie im nächsten Jahr sei kein Motor für Umsatzwachstum zu erkennen.
Mit "Halten" bewertet Osigus den Dienstleister SAP Systems Integration, eine Tochtergesellschaft von SAP: "Ich rechne mit einem schwachen ersten Quartal und bin nicht sicher, ob dies bereits im Aktienkurs eingepreist ist." Goldman Sachs ist derzeit bei dem US-Datenbankspezialisten Oracle sowie nach der Umsatzwarnung auch bei Siebel in Warteposition. Beide Titel stehen auf "In-line". Die Mehrzahl der Analysten empfiehlt zudem bei Peoplesoft, die Aktie neutral zu gewichten.
Doch es gibt auch Lichtblicke. So empfiehlt M.M.Warburg-Analyst Bahlmann SAP zum "Kauf" bei einem Kursziel von 96 Euro auf Sicht von zwölf Monaten. Bis zum dritten Quartal des vergangenen Jahres seien viele Beobachter skeptisch gewesen. Aber die Aktie der Walldorfer habe sich ganz anders entwickelt als Siebel oder Oracle: "SAP hat den Markt sehr positiv überrascht." Osigus sieht in SAP einen der Gewinner der erwarteten Konsolidierung und empfiehlt die Aktie ebenfalls zum Kauf. Am 17. April legt SAP die Ergebnisse des ersten Quartals vor.
Interessant findet der Analyst auch die Aktie des Münchner Unternehmens FJA, das sich auf Software für Versicherungen und Finanzdienstleister spezialisiert hat. Die Bewertung sei niedrig, die Risiken eingepreist, so Osigus. FJA hat den Umsatz im vergangenen Jahr nach vorläufigen Zahlen um 16 Prozent und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 24 Prozent gesteigert. Für dieses Jahr rechnet das Unternehmen mit einem Gewinnanstieg von zehn Prozent.