Der Wirtschaftsprüfer-Konzern traut seinen eigenen Experten nicht. Nach dem Comroad-Skandal wird KPMG die bereits testierten Abschlüsse aller von ihr geprüften Nemax-Firmen noch einmal prüfen.
Hamburg/Düsseldorf – Die durch eine Reihe von Bilanzskandalen in die Kritik geratene Wirtschaftsprüfer-Gesellschaft KPMG hat die Notbremse gezogen. "Wir werden sämtliche von uns testierten Abschlüsse am Neuen Markt noch einmal überprüfen", sagte Harald Wiedmann, Vorstandssprecher von KPMG Deutschland, dem Handelsblatt - ein bislang einmaliger und spektakulärer Fall in der Geschichte deutscher Prüfungsgesellschaften.
Demnach würde jedes achte Unternehmen am Wachstumsmarkt rückwirkend bis zum Jahr 2001 einschließlich erneut auf Herz und Nieren untersucht. Aktuell kontrolliert KPMG fast 40 Gesellschaften des angeschlagenen Segments. Die Medienunternehmen Senator und In-Motion zähl(t)en dazu. Insgesamt sind am Neuen Markt derzeit (noch) 304 Firmen gelistet.
Nemax-Chef: "Es wird wohl noch weitere Fälle geben"
Der bei der Deutschen Börse unter anderem für den Neuen Markt zuständige Rainer Riess bewertete die KPMG-Initiative positiv. "Das kann ich nur begrüßen", sagte Riess der Nachrichtenagentur Reuters. "Das trägt zur Professionalisierung des Segmentes bei. Es wird wohl in Zukunft noch den einen oder anderen Fall am Neuen Markt geben."
KPMG war in den vergangenen Wochen vor allem durch den Skandal des Telematik-Anbieters Comroad in die Schusslinie von Aktionärsschützern und Investoren geraten. Sie werfen dem größten deutschen Wirtschaftsprüfer-Konzern vor, über Jahre hinweg falsche Bilanzen testiert zu haben.
Im Gespräch mit manager-magazin.de kritisierte der Bilanzierungsexperte Professor Karlheinz Küting die Arbeit der KPMG-Prüfer als "Sextaner-Fehler". Wenn ein einziger Geschäftspartner einen so großen Anteil des gesamten Umsatz auf sich vereine, wie dies bei Comroad der Fall war, dann müsse sich der Wirtschaftsprüfer vom Hauptkunden auch ein Bild vor Ort machen, sagte Küting.
Der Bilanzfachmann schloss nicht aus, dass nicht zuletzt der Fall Comroad personelle Konsequenzen im hohen Management haben könnte. "Hätte ein Prüfer in den Vereinigten Staaten derart versagt, wäre er sofort geflogen", erklärte der Experte.
Als am Dienstag die Sonderprüfer von der Gesellschaft Rödl & Partner erklärt hatten, dass ein großer Teil der Comroad-Umsätze auch in den Jahren 1998 bis 2000 frei erfunden sind, hatte KPMG seine Testate für diese Jahre zurückgezogen. Die Gesellschaft hatte im Februar dieses Jahres ihr Mandat für Comroad niedergelegt und damit einen Kurssturz bei der Aktie ausgelöst.
© manager-magazin.de 2002
Hamburg/Düsseldorf – Die durch eine Reihe von Bilanzskandalen in die Kritik geratene Wirtschaftsprüfer-Gesellschaft KPMG hat die Notbremse gezogen. "Wir werden sämtliche von uns testierten Abschlüsse am Neuen Markt noch einmal überprüfen", sagte Harald Wiedmann, Vorstandssprecher von KPMG Deutschland, dem Handelsblatt - ein bislang einmaliger und spektakulärer Fall in der Geschichte deutscher Prüfungsgesellschaften.
Demnach würde jedes achte Unternehmen am Wachstumsmarkt rückwirkend bis zum Jahr 2001 einschließlich erneut auf Herz und Nieren untersucht. Aktuell kontrolliert KPMG fast 40 Gesellschaften des angeschlagenen Segments. Die Medienunternehmen Senator und In-Motion zähl(t)en dazu. Insgesamt sind am Neuen Markt derzeit (noch) 304 Firmen gelistet.
Nemax-Chef: "Es wird wohl noch weitere Fälle geben"
Der bei der Deutschen Börse unter anderem für den Neuen Markt zuständige Rainer Riess bewertete die KPMG-Initiative positiv. "Das kann ich nur begrüßen", sagte Riess der Nachrichtenagentur Reuters. "Das trägt zur Professionalisierung des Segmentes bei. Es wird wohl in Zukunft noch den einen oder anderen Fall am Neuen Markt geben."
KPMG war in den vergangenen Wochen vor allem durch den Skandal des Telematik-Anbieters Comroad in die Schusslinie von Aktionärsschützern und Investoren geraten. Sie werfen dem größten deutschen Wirtschaftsprüfer-Konzern vor, über Jahre hinweg falsche Bilanzen testiert zu haben.
Im Gespräch mit manager-magazin.de kritisierte der Bilanzierungsexperte Professor Karlheinz Küting die Arbeit der KPMG-Prüfer als "Sextaner-Fehler". Wenn ein einziger Geschäftspartner einen so großen Anteil des gesamten Umsatz auf sich vereine, wie dies bei Comroad der Fall war, dann müsse sich der Wirtschaftsprüfer vom Hauptkunden auch ein Bild vor Ort machen, sagte Küting.
Der Bilanzfachmann schloss nicht aus, dass nicht zuletzt der Fall Comroad personelle Konsequenzen im hohen Management haben könnte. "Hätte ein Prüfer in den Vereinigten Staaten derart versagt, wäre er sofort geflogen", erklärte der Experte.
Als am Dienstag die Sonderprüfer von der Gesellschaft Rödl & Partner erklärt hatten, dass ein großer Teil der Comroad-Umsätze auch in den Jahren 1998 bis 2000 frei erfunden sind, hatte KPMG seine Testate für diese Jahre zurückgezogen. Die Gesellschaft hatte im Februar dieses Jahres ihr Mandat für Comroad niedergelegt und damit einen Kurssturz bei der Aktie ausgelöst.
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