Kontroversen der Biotechnoloigie beim Investment bedenken
Von Christian Garbe, Biotech-Analyst der GZ-Bank
10. Juni 2001 In der heutigen politischen und ethischen Diskussion über die Bio- und Gentechnologie sollten Investoren zwischen der Diagnostik und der Gentherapie unterscheiden. So können gentechnologische Methoden die bereits bisher praktizierte pränatale Diagnostik verbessern. Pränatale Diagnostik wird Schwangeren angeboten, die befürchten, ein krankes Kind zur Welt zu bringen. Häufig wird der Mut zum Kind erst durch die Möglichkeit zur rechtzeitigen Diagnose aufgebracht.
Die bisherige Erfahrung bei der pränatalen Diagnostik lehrt, dass bei rund 97 Prozent der Ratsuchenden der Verdacht auf eine schwere Erbkrankheit ausgeräumt werden kann. Nur knapp zwei Prozent aller Schwangerschaftsabbrüche gehen auf das Konto der kindlichen Indikation, also auf einen negativen Befund bei der pränatalen Diagnose zurück.
Ärzte müssen Grenzen ziehen
Wer das Angebot der pränatalen Diagnostik erhalten möchte, ist auch verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die besten Methoden eingesetzt werden. Es besteht langfristig für die ärztlichen Standesorganisationen jedoch sicher die Notwendigkeit, Grenzen festzulegen. Denn durch die Verfeinerung der Analysemethoden besteht prinzipiell die Möglichkeit, dass die pränatale Diagnostik auf immer mehr Merkmale ausgedehnt wird.
Die Verwendung von auf Genen basierenden Diagnostika wird in der Zukunft stark an Bedeutung gewinnen, um Krankheiten und Krankheitsstadien zu bestimmen. Sogenannte Testkits, die auf der Genomik beruhen, sind bereits erhältlich. Ihre Nutzung wird in den nächsten fünf bis zehn Jahren sprunghaft ansteigen und für Investoren eine lukrative Rendite erzielen. Mit ihrer Hilfe lassen sich die Gene und ihre Funktion beschreiben und auch die Entwicklung einer Landkarte von Genen wird möglich.
Höhere Effektivität bei weniger Nebenwirkungen
Myriad Genetics bietet beispielsweise einen solchen Gentestkit für Gene an, die mit Brust- und Gebärmutterkrebs in Verbindung gebracht werden. Millennium Predictive Medicine, eine 100-prozentige Tochter der Millennium Pharmaceuticals, wird in diesem Jahr ein Diagnostikkit für Hautkrebs (Melanome) auf den Markt bringen. Weiteren Auftrieb dürfte der Markt für Diagnostika durch die fortschreitende Fokussierung auf eine mehr auf Vorsorge ausgerichtete Gesundheitsorientierung der Menschen (und der Politik) erfahren.
Der medizinische Nutzen aus den Diagnostika verbessert sich immens und leistet einen entscheidenden Beitrag zur angestrebten personalisierten Diagnose und Therapie von Krankheiten. Durch die Diagnostika können Therapien entwickelt werden, die eine höhere Effektivität bei verminderten Nebenwirkungen versprechen.
Gentherapie in der politischen Diskussion
Im Gegensatz zur Diagnostik beinhaltet die Gentherapie die aktive Veränderung von Erbsubstanz. Hierbei müssen die Methoden, die sich auf die Therapie von Körperzellen beziehen, ganz scharf von denjenigen unterschieden werden, die an den Keimbahnzellen des Menschen ansetzen. Bei der Therapie von Körperzellen geht es um die Heilung eines Individuums. Hingegen sind bei Eingriffen in die Keimbahn zukünftige Generationen betroffen.
Es gibt einen Konsens, gentechnologische Manipulation an der menschlichen Keimbahn auf dem Stand des heutigen Wissens zu tabuisieren. Die Enquete-Kommission des 10. Deutschen Bundestages zu den "Chancen und Risiken der Gentechnologie" empfahl dem Deutschen Bundestag "gentechnische Eingriffe in menschliche Keimbahnzellen strafrechtlich zu verbieten". Dies ist geschehen.
Investments in Gentherapie sind riskant
Gentechnologische Eingriffe in Körperzellen zum Zwecke der individuellen Therapie sind jedoch grundsätzlich anders zu bewerten. Wenn gentechnische Methoden zur Therapie von Körperzellen existieren, ist die Unterlassung der möglichen Heilung einer Krankheit am betroffenen Individuum nicht zu rechtfertigen. In den USA ist Gentherapie bereits erfolgreich angewendet worden, in Deutschland haben erste Versuche (Therapie von Körperzellen) begonnen. Ein Investment im Bereich der Gentherapie ist allerdings in Deutschland durch die unsicheren politischer Rahmenbedingungen einem erhöhten Risiko unterworfen.
Von Christian Garbe, Biotech-Analyst der GZ-Bank
10. Juni 2001 In der heutigen politischen und ethischen Diskussion über die Bio- und Gentechnologie sollten Investoren zwischen der Diagnostik und der Gentherapie unterscheiden. So können gentechnologische Methoden die bereits bisher praktizierte pränatale Diagnostik verbessern. Pränatale Diagnostik wird Schwangeren angeboten, die befürchten, ein krankes Kind zur Welt zu bringen. Häufig wird der Mut zum Kind erst durch die Möglichkeit zur rechtzeitigen Diagnose aufgebracht.
Die bisherige Erfahrung bei der pränatalen Diagnostik lehrt, dass bei rund 97 Prozent der Ratsuchenden der Verdacht auf eine schwere Erbkrankheit ausgeräumt werden kann. Nur knapp zwei Prozent aller Schwangerschaftsabbrüche gehen auf das Konto der kindlichen Indikation, also auf einen negativen Befund bei der pränatalen Diagnose zurück.
Ärzte müssen Grenzen ziehen
Wer das Angebot der pränatalen Diagnostik erhalten möchte, ist auch verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die besten Methoden eingesetzt werden. Es besteht langfristig für die ärztlichen Standesorganisationen jedoch sicher die Notwendigkeit, Grenzen festzulegen. Denn durch die Verfeinerung der Analysemethoden besteht prinzipiell die Möglichkeit, dass die pränatale Diagnostik auf immer mehr Merkmale ausgedehnt wird.
Die Verwendung von auf Genen basierenden Diagnostika wird in der Zukunft stark an Bedeutung gewinnen, um Krankheiten und Krankheitsstadien zu bestimmen. Sogenannte Testkits, die auf der Genomik beruhen, sind bereits erhältlich. Ihre Nutzung wird in den nächsten fünf bis zehn Jahren sprunghaft ansteigen und für Investoren eine lukrative Rendite erzielen. Mit ihrer Hilfe lassen sich die Gene und ihre Funktion beschreiben und auch die Entwicklung einer Landkarte von Genen wird möglich.
Höhere Effektivität bei weniger Nebenwirkungen
Myriad Genetics bietet beispielsweise einen solchen Gentestkit für Gene an, die mit Brust- und Gebärmutterkrebs in Verbindung gebracht werden. Millennium Predictive Medicine, eine 100-prozentige Tochter der Millennium Pharmaceuticals, wird in diesem Jahr ein Diagnostikkit für Hautkrebs (Melanome) auf den Markt bringen. Weiteren Auftrieb dürfte der Markt für Diagnostika durch die fortschreitende Fokussierung auf eine mehr auf Vorsorge ausgerichtete Gesundheitsorientierung der Menschen (und der Politik) erfahren.
Der medizinische Nutzen aus den Diagnostika verbessert sich immens und leistet einen entscheidenden Beitrag zur angestrebten personalisierten Diagnose und Therapie von Krankheiten. Durch die Diagnostika können Therapien entwickelt werden, die eine höhere Effektivität bei verminderten Nebenwirkungen versprechen.
Gentherapie in der politischen Diskussion
Im Gegensatz zur Diagnostik beinhaltet die Gentherapie die aktive Veränderung von Erbsubstanz. Hierbei müssen die Methoden, die sich auf die Therapie von Körperzellen beziehen, ganz scharf von denjenigen unterschieden werden, die an den Keimbahnzellen des Menschen ansetzen. Bei der Therapie von Körperzellen geht es um die Heilung eines Individuums. Hingegen sind bei Eingriffen in die Keimbahn zukünftige Generationen betroffen.
Es gibt einen Konsens, gentechnologische Manipulation an der menschlichen Keimbahn auf dem Stand des heutigen Wissens zu tabuisieren. Die Enquete-Kommission des 10. Deutschen Bundestages zu den "Chancen und Risiken der Gentechnologie" empfahl dem Deutschen Bundestag "gentechnische Eingriffe in menschliche Keimbahnzellen strafrechtlich zu verbieten". Dies ist geschehen.
Investments in Gentherapie sind riskant
Gentechnologische Eingriffe in Körperzellen zum Zwecke der individuellen Therapie sind jedoch grundsätzlich anders zu bewerten. Wenn gentechnische Methoden zur Therapie von Körperzellen existieren, ist die Unterlassung der möglichen Heilung einer Krankheit am betroffenen Individuum nicht zu rechtfertigen. In den USA ist Gentherapie bereits erfolgreich angewendet worden, in Deutschland haben erste Versuche (Therapie von Körperzellen) begonnen. Ein Investment im Bereich der Gentherapie ist allerdings in Deutschland durch die unsicheren politischer Rahmenbedingungen einem erhöhten Risiko unterworfen.