News - 30.05.07 20:49
KfW-Investbarometer: Firmen schaffen kräftig an
Die Unternehmen in Deutschland werden in diesem Jahr wieder deutlich mehr Geld für Maschinen und Ausrüstungen ausgeben. Das ist das Ergebnis des aktuellen KfW-Investbarometers, das exklusiv für die FTD berechnet wird.
Nach einem Anstieg von 6,6 Prozent im vergangenen Jahr zeigt das Barometer nun ein ähnlich hohes Wachstum der Unternehmensinvestitionen für 2007 von 6,4 Prozent an.
"Die Unternehmensinvestitionen konnten sich erfolgreich der negativen Entwicklung beim privaten Konsum entziehen", sagte Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW-Bankengruppe. Gleichzeitig warnte Irsch davor, dass der zunehmende Fachkräftemangel in den nächsten Jahren das Wirtschaftswachstum dämpfen könnte - um etwa 0,1 bis 0,3 Prozentpunkte -, "wenn die Unternehmen nichts dagegen unternehmen".
Noch vor drei Monaten hatten die KfW-Experten ähnlich wie viele andere Ökonomen erwartet, dass sich der Mehrwertsteuerschock stärker in den Investitionen niederschlägt. Der Konsum war zum Jahresanfang deutlich um 1,4 Prozent zum Vorquartal eingebrochen, hatte aber nur geringe Spuren bei den Investitionen hinterlassen.
Nach Berechnungen der KfW weiteten die Unternehmen im ersten Quartal ihre Investitionen um 2,7 Prozent aus - eine Verdreifachung gegenüber dem zweiten Halbjahr 2006. "Die Unternehmensinvestitionen konnten im ersten Quartal die vorübergehende Schwächephase der zweiten Jahreshälfte 2006 überwinden", sagte Irsch. Bei der letzten Auswertung des Barometers hatten die KfW-Experten dagegen mit einer Abschwächung auf 0,4 Prozent gerechnet. Laut Irsch hätte neben der besser als erwartet laufenden Außenwirtschaft auch der milde Winter die Investitionen angetrieben, besonders im Bau. "Die kräftige Vorratsaufstockung hat zudem den Einbruch beim Konsum abgepuffert."
Konsum und Arbeitsmarkt ziehen an
In den nächsten Quartalen werde es zwar eine Verlangsamung des Wachstumstempos geben, das aber für einen ähnlich hohen Anstieg wie im Vorjahr reiche. Zudem stocken die Unternehmen ihre Vorräte nicht mehr so stark auf.
Für eine weiterhin gute Investitionsdynamik würden das erwartete Anziehen des Konsums und die starke Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sprechen, heißt es bei der KfW weiter. Besonders zum Jahresende dürfte die Investitionsnachfrage auch wieder stärker anziehen. "Impulse erwarten wir vom Auslaufen der günstigen Abschreibungsmöglichkeiten im Zuge der Unternehmenssteuerreform 2008", schreiben die KfW-Experten.
Einmal im Quartal schätzt die KfW den Verlauf der Unternehmensinvestitionen für die kommenden Quartale. Dies gibt Aufschluss darüber, wie stark die Unternehmen ihre Kapazitäten ausweiten werden und damit die Chancen für einen Beschäftigungsaufbau in Zukunft erhöhen.
Lesen Sie weiter, wie sich das Barometer errechnet
In das KfW-Investbarometer gehen die Schätzung des Bruttoinlandsprodukts, der aktuelle Investitionstrend, die Zinsen, die Geschäftserwartungen aus den Befragungen des Ifo-Instituts sowie die Entwicklung der Aktienkurse ein. Ausgeschlossen werden dabei die Investitionen des Staates und die in den Wohnungsbau, die stärker durch politische und steuerliche Effekte beeinflusst werden.
Die Ökonomen erhöhten nach dem starken ersten Quartal auch ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr. Statt mit einem Plus von 2,2 Prozent rechnen sie jetzt mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 2,8 Prozent in diesem Jahr und damit genauso viel wie im vergangenen Jahr.
Zu den Risikofaktoren zählen die KfW-Experten eine spürbare Eintrübung der Weltwirtschaft - "wofür momentan allerdings wenig spricht". Aber auch der sich zunehmend abzeichnende Fachkräftemangel führe bereits dazu, dass einige Unternehmen ihr Wachstumspotenzial nicht ausschöpfen. "Die Klagen der Unternehmer sind in letzter Zeit sehr deutlich geworden", sagte Irsch. Waren es am Anfang vor allem innovative Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe, geht der Fachkräftemangel zunehmend in die Breite. Besonders der Maschinenbau und die Elektroindustrie seien davon betroffen. Aber diesem Mangel ließe sich begegnen, denn: "Humankapital kann geschaffen werden." So könnten die Firmen mehr für die Weiterbildung ihres vorhandenen Personals und neu eingestellter Mitarbeiter tun.
Der KfW-Chefökonom sieht die möglichen negativen Effekte des Fachkräftemangels damit deutlich pessimistischer als etwa der FTD-Konjunkturschattenrat. Dort erwartet die Mehrheit der Experten spürbar bremsende Effekte erst ab 2008.
Von André Kühnlenz (Berlin)
Quelle: Financial Times Deutschland
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KfW-Investbarometer: Firmen schaffen kräftig an
Die Unternehmen in Deutschland werden in diesem Jahr wieder deutlich mehr Geld für Maschinen und Ausrüstungen ausgeben. Das ist das Ergebnis des aktuellen KfW-Investbarometers, das exklusiv für die FTD berechnet wird.
Nach einem Anstieg von 6,6 Prozent im vergangenen Jahr zeigt das Barometer nun ein ähnlich hohes Wachstum der Unternehmensinvestitionen für 2007 von 6,4 Prozent an.
"Die Unternehmensinvestitionen konnten sich erfolgreich der negativen Entwicklung beim privaten Konsum entziehen", sagte Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW-Bankengruppe. Gleichzeitig warnte Irsch davor, dass der zunehmende Fachkräftemangel in den nächsten Jahren das Wirtschaftswachstum dämpfen könnte - um etwa 0,1 bis 0,3 Prozentpunkte -, "wenn die Unternehmen nichts dagegen unternehmen".
Noch vor drei Monaten hatten die KfW-Experten ähnlich wie viele andere Ökonomen erwartet, dass sich der Mehrwertsteuerschock stärker in den Investitionen niederschlägt. Der Konsum war zum Jahresanfang deutlich um 1,4 Prozent zum Vorquartal eingebrochen, hatte aber nur geringe Spuren bei den Investitionen hinterlassen.
Nach Berechnungen der KfW weiteten die Unternehmen im ersten Quartal ihre Investitionen um 2,7 Prozent aus - eine Verdreifachung gegenüber dem zweiten Halbjahr 2006. "Die Unternehmensinvestitionen konnten im ersten Quartal die vorübergehende Schwächephase der zweiten Jahreshälfte 2006 überwinden", sagte Irsch. Bei der letzten Auswertung des Barometers hatten die KfW-Experten dagegen mit einer Abschwächung auf 0,4 Prozent gerechnet. Laut Irsch hätte neben der besser als erwartet laufenden Außenwirtschaft auch der milde Winter die Investitionen angetrieben, besonders im Bau. "Die kräftige Vorratsaufstockung hat zudem den Einbruch beim Konsum abgepuffert."
Konsum und Arbeitsmarkt ziehen an
In den nächsten Quartalen werde es zwar eine Verlangsamung des Wachstumstempos geben, das aber für einen ähnlich hohen Anstieg wie im Vorjahr reiche. Zudem stocken die Unternehmen ihre Vorräte nicht mehr so stark auf.
Für eine weiterhin gute Investitionsdynamik würden das erwartete Anziehen des Konsums und die starke Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sprechen, heißt es bei der KfW weiter. Besonders zum Jahresende dürfte die Investitionsnachfrage auch wieder stärker anziehen. "Impulse erwarten wir vom Auslaufen der günstigen Abschreibungsmöglichkeiten im Zuge der Unternehmenssteuerreform 2008", schreiben die KfW-Experten.
Einmal im Quartal schätzt die KfW den Verlauf der Unternehmensinvestitionen für die kommenden Quartale. Dies gibt Aufschluss darüber, wie stark die Unternehmen ihre Kapazitäten ausweiten werden und damit die Chancen für einen Beschäftigungsaufbau in Zukunft erhöhen.
Lesen Sie weiter, wie sich das Barometer errechnet
In das KfW-Investbarometer gehen die Schätzung des Bruttoinlandsprodukts, der aktuelle Investitionstrend, die Zinsen, die Geschäftserwartungen aus den Befragungen des Ifo-Instituts sowie die Entwicklung der Aktienkurse ein. Ausgeschlossen werden dabei die Investitionen des Staates und die in den Wohnungsbau, die stärker durch politische und steuerliche Effekte beeinflusst werden.
Die Ökonomen erhöhten nach dem starken ersten Quartal auch ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr. Statt mit einem Plus von 2,2 Prozent rechnen sie jetzt mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 2,8 Prozent in diesem Jahr und damit genauso viel wie im vergangenen Jahr.
Zu den Risikofaktoren zählen die KfW-Experten eine spürbare Eintrübung der Weltwirtschaft - "wofür momentan allerdings wenig spricht". Aber auch der sich zunehmend abzeichnende Fachkräftemangel führe bereits dazu, dass einige Unternehmen ihr Wachstumspotenzial nicht ausschöpfen. "Die Klagen der Unternehmer sind in letzter Zeit sehr deutlich geworden", sagte Irsch. Waren es am Anfang vor allem innovative Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe, geht der Fachkräftemangel zunehmend in die Breite. Besonders der Maschinenbau und die Elektroindustrie seien davon betroffen. Aber diesem Mangel ließe sich begegnen, denn: "Humankapital kann geschaffen werden." So könnten die Firmen mehr für die Weiterbildung ihres vorhandenen Personals und neu eingestellter Mitarbeiter tun.
Der KfW-Chefökonom sieht die möglichen negativen Effekte des Fachkräftemangels damit deutlich pessimistischer als etwa der FTD-Konjunkturschattenrat. Dort erwartet die Mehrheit der Experten spürbar bremsende Effekte erst ab 2008.
Von André Kühnlenz (Berlin)
Quelle: Financial Times Deutschland
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