06.10.2001
Keynesianer stehen aus Ruinen auf
John Maynard Keynes ist seit mehr als 50 Jahren tot. Oder vielleicht doch nicht? Seine Ideen jedenfalls leben weiter. In den vergangenen Tagen tauchen immer mehr Vorschläge auf, die Weltwirtschaft nach den schrecklichen Anschlägen in den USA durch Konjunkturprogramme zu stützen.
Der amerikansiche Finanzminister Paul O' Neill arbeitet an einem Konjunktur-Programm, vorab hat US-Präsident George W. Bush schon mal eine Finanzspritze in Milliardenhöhe genehmigt. Der britische Finanzminister Gordon Brown will alles tun, um "die Bedingungen für Stabilität und Wachstum zu sichern". Frankreichs Regierungschef Lionel Jospin denkt über ein Notprogramm zur Ankurbelung der Wirtschaft nach. Bundeskanzler Gerhard Schröder schließt eine Beteiligung an international abgestimmten Konjunkturhilfen nicht mehr aus.
Nachfrageschub gleicht Konjunkturdelle aus
Sind plötzlich alle Finanzminister und Regierungschefs Keynesianer? In Keynes Theorie lassen sich Konjunkturdellen durch eine Steigerung der gesamtwirschaftlichen Nachfrage ausgleichen. Durch die richtige Steuerpolitik sollen die Haushalte mehr konsumieren und die Unternehmen mehr investieren. So weit, so gut.
Doch leider ist die Wirklichkeit nicht so einfach. Schon in den Jahren seiner Entwicklung - nach der Weltwirtschaftskrise Anfang der 30er Jahre - griff der Mechanismus nicht so richtig. Das letzte Beispiel in der Reihenfolge der Mißerfolge der Theorie sind die japanischen Ausgabenprogramme. Denn damit Konjunkturprogramme in schlechten Zeiten Erfolg haben, müssen die Staaten in guten Zeiten vorgesorgt haben. Die Nachfrageankurbelung muss aus dem Haushaltsüberschuss bezahlt werden. Über den verfügen aber nur wenige Staaten. Die USA sind einer davon.
Wirtschaftssteuerung faszininiert Politiker
Für Politiker aller Länder haben die Ideen dennoch ihre Faszination nicht verloren. Schließlich geben sie den Regierungsmitgliedern die Illusion nicht nur die Rahmenbedingungen, sondern die Entwicklung der Wirtschaft gleich mit beeinflußen zu können. Das muß eine tolle Vorstellung sein, nachdem in den vergangenen Jahren die Politik gegenüber der Wirtschaft immer mehr an Einfluß verloren hat.
Doch das Gefühl sollte die Handlungen nicht bestimmen, das könnte der Weltwirtschaft auf Dauer mehr schaden als nutzen.
© 2001 sharper.de
Keynesianer stehen aus Ruinen auf
John Maynard Keynes ist seit mehr als 50 Jahren tot. Oder vielleicht doch nicht? Seine Ideen jedenfalls leben weiter. In den vergangenen Tagen tauchen immer mehr Vorschläge auf, die Weltwirtschaft nach den schrecklichen Anschlägen in den USA durch Konjunkturprogramme zu stützen.
Der amerikansiche Finanzminister Paul O' Neill arbeitet an einem Konjunktur-Programm, vorab hat US-Präsident George W. Bush schon mal eine Finanzspritze in Milliardenhöhe genehmigt. Der britische Finanzminister Gordon Brown will alles tun, um "die Bedingungen für Stabilität und Wachstum zu sichern". Frankreichs Regierungschef Lionel Jospin denkt über ein Notprogramm zur Ankurbelung der Wirtschaft nach. Bundeskanzler Gerhard Schröder schließt eine Beteiligung an international abgestimmten Konjunkturhilfen nicht mehr aus.
Nachfrageschub gleicht Konjunkturdelle aus
Sind plötzlich alle Finanzminister und Regierungschefs Keynesianer? In Keynes Theorie lassen sich Konjunkturdellen durch eine Steigerung der gesamtwirschaftlichen Nachfrage ausgleichen. Durch die richtige Steuerpolitik sollen die Haushalte mehr konsumieren und die Unternehmen mehr investieren. So weit, so gut.
Doch leider ist die Wirklichkeit nicht so einfach. Schon in den Jahren seiner Entwicklung - nach der Weltwirtschaftskrise Anfang der 30er Jahre - griff der Mechanismus nicht so richtig. Das letzte Beispiel in der Reihenfolge der Mißerfolge der Theorie sind die japanischen Ausgabenprogramme. Denn damit Konjunkturprogramme in schlechten Zeiten Erfolg haben, müssen die Staaten in guten Zeiten vorgesorgt haben. Die Nachfrageankurbelung muss aus dem Haushaltsüberschuss bezahlt werden. Über den verfügen aber nur wenige Staaten. Die USA sind einer davon.
Wirtschaftssteuerung faszininiert Politiker
Für Politiker aller Länder haben die Ideen dennoch ihre Faszination nicht verloren. Schließlich geben sie den Regierungsmitgliedern die Illusion nicht nur die Rahmenbedingungen, sondern die Entwicklung der Wirtschaft gleich mit beeinflußen zu können. Das muß eine tolle Vorstellung sein, nachdem in den vergangenen Jahren die Politik gegenüber der Wirtschaft immer mehr an Einfluß verloren hat.
Doch das Gefühl sollte die Handlungen nicht bestimmen, das könnte der Weltwirtschaft auf Dauer mehr schaden als nutzen.
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