Keine Zinserhöhung vor September

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Nassie:

Keine Zinserhöhung vor September

 
13.01.04 23:30
Greenspan hypnotisiert die Märkte
Globalisierung soll die wirtschaftlichen Ungleichgewichte beseitigen - Börsianer erwarten keine Zinserhöhung vor September
von Daniel Eckert und Holger Zschäpitz

Berlin -  Er hat keine Armee, aber für viele ist er der zweitmächtigste Mann der Welt: Kein Wunder, dass die Finanzmärkte große Erwartungen hegen, wenn der König der Zinsen Deutschland seine Aufwartung macht, Kanzler Schröder trifft und der Finanzwelt in Berlin Rede und Antwort steht. "Es ist schon sehr ungewöhnlich, dass ein Fed-Chef Europa einen Besuch abstattet", sagt Michael Burda, Ökonomieprofessor an der Berliner Humboldt-Universität. "Wenn er dazu noch Regierungschefs tritt, muss irgendetwas im Busch sein." In der Tat gibt es finanz- und geldpolitische Problemfelder genug.


Trotz der derzeitigen Eitel-Sonnenschein-Stimmung an den Börsen müssen sich die Profis über so manches drohende Unwetter Sorgen machen. Ungemach braut sich vor allem auf dem Devisenmarkt zusammen. Von seinem Hoch im Oktober 2000 hat der Dollar mehr als 54 Prozent eingebüßt. Und es gibt keinen Hinweis, dass sich der Wertverfall des Greenback seinem Ende nähert. Das größte Risiko ist noch nicht einmal, dass die Gewinne der europäischen Exportunternehmen erodiert werden und der Aufschwung in Eurolands ausgebremst wird. Im schlimmsten Fall könnte es zu einem Dollar-Crash kommen, die Folge wäre ein massiver Anstieg der Zinsen. Und angesichts der horrenden öffentlichen wie privaten Verschuldung in den USA hätte dies fatale Folgen. "Einen steilen Anstieg der Renditen hat bisher noch niemand ernsthaft durchgespielt. Diesem Stresstest wäre die US-Wirtschaft kaum gewachsen", sagt Burda.


Mit der Globalisierung hatte Greenspan das Thema seines Vortrags gut gewählt. Durch den freien Verkehr von Waren und Dienstleistungen, so die Argumentation, sei es für die USA möglich, ihr Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren. Ausländer könnten leichter amerikanische Firmen, Aktien, Anleihen oder Immobilien kaufen und damit das nötige Kapital in den US-Markt pumpen.


Aktuell importieren die Amerikaner knapp 550 Mrd. Dollar mehr Güter und Dienstleistungen, als sie exportieren. Um dieses immense Ungleichgewicht auszutarieren braucht die US-Ökonomie pro Werktag 2,1 Mrd. Dollar vom Rest der Welt. In den 90er Jahren war dies noch kein Problem, waren Ausländer doch begierig darauf, am amerikanischen Boom teilzuhaben: Europäische Unternehmen kauften Konkurrenten in den USA, Aktienfondsmanager konnten gar nicht genug US-Papiere in ihrem Portfolio haben. Doch mit dem Ende der Dot.com-Ära erkaltete die Liebe für Vermögenswerte in der Neuen Welt. Zu den Hauptfinanziers des Leistungsbilanzdefizits wurden die asiatischen Notenbanken.


Immer mehr Ökonomen bezweifeln aber, dass die Ungleichgewichte sich so leicht auflösen lassen, wie Greenspan glauben machen will. "Globalisierung heißt nicht nur, dass die Ausländer verstärkt US-Vermögenswerte kaufen, sie macht es auch leichter, sie zu verkaufen", sagt Steven Barrow, Währungsstratege bei Bear Stearns, der einen Euro-Anstieg auf 1,40 Dollar prognostiziert.


Greenspan vermochte auch nicht, die Börsianer von der Nachhaltigkeit des US-Aufschwungs zu überzeugen. Viele halten das momentane Wirtschaftswachstum in Amerika für ein Strohfeuer. Vor allem die Situation am Arbeitsmarkts stimmt kritisch, weigern sich die Unternehmen doch, neue Mitarbeiter einzustellen. Im Dezember wurden gerade einmal 1000 neue Stellen geschaffen - viel zu wenig für einen nachhaltigen Aufschwung. Anleger sehen immerhin eine gute Nachricht: Auf absehbare Zeit dürfte Greenspan die Zinsen auf dem historisch niedrigen Niveau von einem Prozent lassen. Die Termin-Märkte tragen dem bereits Rechnung: Erwarteten Händler Anfang Dezember die erste Zinserhöhung bereits für April, so signalisieren die Futures den ersten Zinsschritt erst im September. Wenn es nicht zu größeren Verwerfungen kommt, haben die Aktienmärkte bis dahin freie Fahrt.


Welt.de
Nassie:

Und up

 
14.01.04 09:34
seht ihr das auch so ?
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