Kanzler rettet ostdeutsches Waggonbauwerk

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ribald:

Kanzler rettet ostdeutsches Waggonbauwerk

 
22.01.02 14:57

Schröder gibt Politik der ruhigen Hand auf

Kanzler rettet ostdeutsches Waggonbauwerk
vor der Schließung.

Stoiber will Pleitewelle mit Steuerreform bekämpfen
 
Berlin - Im neu entbrannten wirtschaftspolitischen Wahlkampf ist Bundeskanzler Schröder offenbar bereit, von seiner "Politik der ruhigen Hand" abzuweichen und Not leidende Unternehmen direkt zu unterstützen. In einem persönlichen Gespräch mit dem Besitzer des Bombardier Waggonbauwerks Halle-Ammendorf hat Schröder verhindert, das der Betrieb in Sachsen-Anhalt geschlossen wird. Durch die Zusage von Bundesmitteln können 900 Arbeitsplätze erhalten werden. Schröders Rettungsaktion kam in letzter Minute. Der Aufsichtsrat der Bahnfirma Bombardier wollte am Montag eigentlich die Schließung des Werks besiegeln.

Schröder reagiert mit seiner Anti-Pleiten-Offensive auf die Vorwürfe seines Herausforderers Edmund Stoiber, der dem Kanzler Versagen in der Wirtschaftspolitik vorwirft. Um die Konjunktur wieder in Gang zu bringen und drohende Pleiten zu verhindern, fordert der Unionskanzlerkandidat, Teile der Steuerreform vorzuziehen und eine höhere Neuverschuldung in Kauf zu nehmen. Seine Partei stellte am Montag in München ihr erstes Wahlplakat für den Kanzlerkandidaten mit dem Slogan "Anpacken für Deutschland" vor. Stoiber stößt mit seinen wirtschaftspolitischen Vorschlägen allerdings auf erbitterten Widerstand der SPD. Schröder hält es für unfinanzierbar, die nächste Steuerreformstufe von 2005 auf 2003 vorzuziehen. SPD-Generalsekretär Müntefering sagte, der Plan würde 22,5 Milliarden Euro kosten. Unionsfraktionschef Merz, Mitglied in Stoibers Wahlkampfteam, kündigte im Falle eines Wahlsiegs an, die Großunternehmen steuerlich stärker in die Pflicht zu nehmen und den Mittelstand zu entlasten. DW

C.F.Gauss:

Zahlt er denn das aus eigener Tasche? o.T.

 
22.01.02 15:03
ribald:

Schließung von Bombardier bei Halle

 
22.01.02 15:07
Schließung von Bombardier bei Halle passt nicht in die Wahlkampfplanung des Kanzlers

Von Uwe Müller
Halle – Zwei Sommerreisen durch die neuen Länder hat er schon absolviert. Jetzt entdeckt der Kanzler mitten im Winter den Osten. Als Retter des akut von der Schließung bedrohten Waggonbauwerks in Halle-Ammendorf will Gerhard Schröder auf sich aufmerksam machen – und damit seinem Herausforderer Edmund Stoiber, der ihm mangelnde Erfolge bei der „Chefsache“ Aufbau Ost ankreidet, Wind aus den Segeln nehmen.

„Wir haben noch kein Endergebnis, aber es gibt für Ammendorf Licht am Ende des Tunnels“, verkündete der Kanzler am Wochenende nach einem Treffen mit dem Bombardier-Vorstandschef Pierre Lortie. Der kanadische Konzern will sein Ammendorfer Werk, das gestern von Arbeitnehmer besetzt wurde, dicht machen. Damit würde in der Genscher-Stadt Halle der letzte große Industriebetrieb mit fast 1000 Beschäftigten von der Bildfläche verschwinden.

Das wiederum passt Schröder, dessen Imagewerte im Osten ohnehin im Sinkflug sind, nicht in den Fahrplan des Wahljahres. Schon am 20. April droht den Sozialdemokraten bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt womöglich ein Debakel. Bei diesem wichtigen Testlauf könnte das rot-rot regierte Land nach jüngsten Meinungsumfragen für die SPD verloren gehen. Die Stimmung in der Bevölkerung ist mies. Sachsen-Anhalt, einer Bertelsmann-Studie zufolge schlechtester Wirtschaftsstandort der Republik, gerät gegenüber den beiden mit absoluter CDU-Mehrheit geführten Freistaaten Sachsen und Thüringen immer weiter ins Hintertreffen.

Das Aus für Ammendorf würde die Negativbilanz gefährlich verstärken. Und weil das nicht sein darf, schreitet der Kanzler ein. Seine einst so medienträchtige Rettungsaktion für den westdeutschen Baukonzern Holzmann soll nun im Osten eine Neuauflage erfahren.

Beobachter der Inszenierung reiben sich indessen erstaunt die Augen. Bei einem vergleichbaren Vorgang hatte der Kanzler trotz weit größerer Einflussmöglichkeiten und massiver Hilferufe noch die ganz ruhige Hand walten lassen. Das Bundesunternehmen Deutsche Bahn AG gab im Sommer vorigen Jahres bekannt, allein in Sachsen vier Ausbesserungswerke zu schließen. Bedroht wären 2700 Jobs. Ein wahrer Proteststurm von Politikern, Gewerkschaftern und Beschäftigten machte aber in der Regierungszentrale nur wenig Eindruck. Bis heute gibt es keine belastbaren Zugeständnisse für die betroffenen Standorte.

Jetzt hingegen mobilisiert der Kanzler die Bahn. Mitte der Woche sollen Manager vom „Unternehmen Zukunft“ mit Bombardier-Gesandten nach denkbaren Lösungen für Ammendorf fahnden. Nächster Höhepunkt der präzise geplanten Dramaturgie: am Wochenende trifft Schröder am Rande des SPD-Landesparteitags Sachsen-Anhalt, vermutlich vor laufenden Kameras, den Ammendorf-Betriebsratschef Rainer Knothe.

Doch auch die andere Seite war nicht faul. Auf Betreiben der Landes-CDU ging der Ex-Bahn-Chef, Kohl-Vertraute und ehemalige Aufbau-Ost-Mann Johannes Ludewig bereits vor geraumer Zeit in die Spur – und zwar lange, bevor im Kanzleramt zur Abfahrt gepfiffen wurde. Inzwischen konnte daher zu der im Jahr 1823 gegründeten Traditionsfirma eine umfangreiche Leistungsstudie präsentiert werden. Auf die Idee jedoch, Stoiber im Winter nach Halle zu schicken, sind die Christdemokraten nicht gekommen. Aber dies kann sich noch ändern. Wie auch immer: Mit Bombardier-Lenker Lortie traf Ludewig bereits vor dem Kanzler zusammen. Aus der Unterhaltung zieht er andere Schlüsse als Schröder. „Nach meinem Gefühl sieht der Konzern keine Möglichkeit, die bisherige Produktion in Ammendorf aufrechtzuerhalten.“ Andererseits hätten die Kanadier gemerkt, wie schwer es ist, in einem derart aufgeheizten politischen Klima wirtschaftliche Entscheidungen durchzusetzen, die unpopulär sind. Ludewigs Befürchtung: „Die wollen das nun über den Wahltermin hinaus schieben.“

vega2000:

Aber nur bis die Wahl vorbei ist, -jede Wette!

 
22.01.02 15:24
Kanzler rettet ostdeutsches Waggonbauwerk 550407
Reila:

Es gibt zu viele Firmen in Deutschland.

 
22.01.02 15:40
Da wird man mit dieser Politik nach adliger Landesherrenart nicht viel bewegen. Außerdem werden diese Eingriffe in den Wettbewerb kleineren Firmen nicht zuteil, sind aber medienwirksam.
PP - Panikpolitik,

R.

PS: vega, sehr brav (das Logo)
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