Meldung 13.05.2008 13:44
Fehler 2: Mangelnde Diversifikation
von Detlev Landmesser
Wer alles auf eine Karte setzt, ist an der Börse verloren. Das Risiko zu begrenzen, ist eines der wichtigsten Erfolgsgeheimisse. Viele Anleger verschenken aber unnötig Geld, weil sie sich auf zu wenige Werte konzentrieren.
Können Sie von sich behaupten, dass Sie bei Ihren Anlageentscheidungen stets klaren Grundsätzen folgen? Wenn ja, Glückwunsch! Denn Sie sind in der Minderzahl. Viele Depots wirken nämlich wahllos zusammengewürfelt – und heillos unterdiversifiziert. Wie die Universität Bochum herausfand, bestehen 43 Prozent der deutschen Depots aus einer bis vier Aktien. Und selbst wenn zusätzlich etwa ein Fonds das Depot ziert, enthält er oft dieselben Werte wie das Depot selbst.
Ein erschreckendes Ergebnis. Denn sei es aus Selbstüberschätzung oder Nachlässigkeit: Anleger, die sich zu sehr auf einzelne Aktien, Branchen oder Märkte konzentrieren, nehmen damit unnötig hohe Risiken in Kauf.
"Nicht alle Eier in einen Korb!"
Die alte Börsenweisheit "Nicht alle Eier in einen Korb!" ist durchaus wissenschaftlich fundiert. Schon 1952 wies der Portfoliotheoretiker Harry Markowitz nach, dass ein gut diversifiziertes Portfolio eine günstigere Chance-Risiko-Struktur aufweist.
Die entscheidende Größe ist die Korrelation der einzelnen Positionen. Korrelieren die einzelnen Titel zu stark miteinander, erhöht der Anleger unnötig sein Risiko. Je schwankungsanfälliger das Depot, desto geringer ist die Chance, auf eine ordentliche Rendite zu kommen.
Man kann auch übertreiben
Allerdings kann man es mit der Streuung auch übertreiben: Nach der genannten Studie besitzen sieben Prozent der deutschen Aktionäre 20 oder mehr Aktien. Da ist es leicht, den Überblick zu verlieren und Fehlentwicklungen bei einzelnen Titeln zu spät zu erkennen.
Das Deutsche Aktieninstitut empfiehlt für ein gut gestreutes Depot acht bis zehn verschiedene Aktien. Dabei kommt es natürlich auch darauf an, wie verschieden die Aktien sind. Eine einseitige Ausrichtung auf bestimmte Branchen wie etwa den Banken- oder den Technologiesektor erhöht die Schwankungsanfälligkeit unnötig.
Empirische Untersuchungen ergeben zudem eindeutig, dass sich eine internationale Streuung der Anlagen vorteilhaft auf die Chance-Risiko-Struktur auswirkt. Dabei sollte es natürlich nicht unbedingt ein chinesischer Internet-Startup oder eine brasilianische Goldmine sein, wenn man nur über wenige Depotpositionen verfügt.
Gedanken machen!
Anleger sollten also bei der Gestaltung ihres Depots planvoll vorgehen. Was will ich, und wieviel Verlust kann ich vertragen? Je nach Risikoneigung und Anlagehorizont lassen sich den Aktien Renten, Zertifikate oder entsprechende Fondslösungen, Hedgefonds oder Festgeld beimischen.
Wer nicht genug Kapital hat, um sich mehrere Titel ins Depot zu legen, sollte überlegen, ob er mit Fonds nicht besser fährt. Denn einer der wesentlichen Vorteile eines Investmentfonds ist die breite Streuung, die sich besonders in kleinen Depots günstig auf das Chance-Risiko-Verhältnis auswirkt.
boerse.ard.de/content.jsp?go=analyse&key=dokument_142294
Aber hier, wie überhaupt, kommt es anders, als man glaubt.
(Wilhelm Busch)