JAPAN: Im Land der untergehenden Kurse

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JAPAN: Im Land der untergehenden Kurse

 
09.02.02 22:50
Nach zehn Jahren Dauerkrise kollabiert Japans Aktienmarkt. Ist eine solche Katastrophe auch in Europa oder den USA möglich?
 
JAPAN: Im Land der untergehenden Kurse 571341

Berlin - Masajuro Shiokawa ist einsam. Zwar sind auch die sechs anderen Finanzminister, die bis gestern im kanadischen Ottawa zusammensaßen, derzeit nicht gerade vom Glück verfolgt. So ausweglos wie für Shiokawa ist die Situation jedoch für keinen von ihnen. Japan ist geplagt von Deflation, das Land erlebt die dritte Rezession binnen zehn Jahren. Einer Reihe von Banken droht der Bankrott durch faule Kredite, und Regierung und Notenbank schieben sich die Verantwortung gegenseitig in die Schuhe. Ausländischen Investoren ist der Geduldsfaden gerissen, sie warfen massenhaft japanische Aktien auf den Markt und drückten den Nikkei-Index vergangene Woche zwischenzeitlich auf 9475 Punkte, den niedrigsten Stand seit dem 15. Dezember 1983. Japan steht vor dem Kollaps. Und manch westlicher Beobachter, der in der erst kürzlich geplatzten Aktienblase in den USA und Europa viel Geld verloren hat, fragt sich: Kann den anderen großen Volkswirtschaften so etwas auch passieren?

"In Europa ist die Gefahr größer als in den USA", sagt Lilian Haag, Managerin des DWS-Japan-Fonds. Dennoch hält sie eine vergleichbare Entwicklung auch hier für extrem unwahrscheinlich. "Die Strukturen bei uns sind denen in Japan zwar nicht unähnlich: Auch hier gibt es eine Industrieverflechtung und verschleppte Strukturreformen. Aber die Verschuldung ist längst nicht so gigantisch." Für die USA ist die Fondsmanagerin noch optimistischer: "Im Gegensatz zu Japan, wo die Spekulationsblase im Immobiliensektor die ganze Bankenbranche mit in die Tiefe riss, hatten wir es dort lediglich mit einer Übertreibung im Bereich der Informationstechnologie zu tun", sagt Lilian Haag. Und in Soft- und Hardware würde früher oder später auch wieder investiert.

Auch Håkan Hedström, Leiter des Investment Management bei der Commerzbank Tokio, sieht keine Parallelen zwischen Japan und Euroland oder den USA. "Die Regierung in Japan hat die Probleme zu lange geleugnet oder verniedlicht, die Finanzsysteme in Deutschland oder in den USA würden da viel schneller reagieren und gegensteuern." Dies bedeute nicht, dass es an den europäischen und amerikanischen Börsen nicht noch einmal deutlich nach unten gehen könnte: "Was da mit der Rally im vierten Quartal schon wieder an Erwartungen in die Kurse gesteckt wurde, birgt noch eine Menge Rückschlagspotenzial", glaubt Hedström.

Und wie geht's nun in Japan selbst weiter? "Auf Sicht von ein paar Monaten kann der Markt auf 8000 Punkte fallen", sagt Jens Hohenberg, Aktienexperte für Japan bei der Deutschen Securities. "Februar und März laufen wegen des Fiskaljahr-Endes am 31.3. traditionell schlecht." Zu diesem Termin hin räumen die Unternehmen ihre Beteiligungsportfolios auf. Das drückt häufig auf die Kurse.

Håkan Hedström hält auch einen "selling climax", also einen Totalausverkauf, für möglich, der die Wende zum Besseren bringen könnte. "Im Moment ist bei vielen Marktteilnehmern Japan-Bashing angesagt", glaubt er. "Alle, die an fallenden Märkten interessiert sind, dreschen auf das Land ein, reden Japan herunter." Das Motiv ist klar: Zurzeit sind viele Investoren "short", sie verdienen an fallenden Kursen, indem sie sich gegen Gebühr Aktien leihen, die sie sofort am Markt verkaufen. Geht ihre Spekulation auf, kaufen sie die Aktien später billiger am Markt zurück - die Differenz ist ihr Gewinn. "Wenn diese Short Seller durch einen drehenden Markt auf dem falschen Fuß erwischt werden, müssen sie wieder einsteigen und treiben die Kurse zusätzlich hoch", sagt Hedström. Deshalb warnt der Analyst auch vor übertriebener Panik. "Wer noch in Japan investiert ist, sollte jetzt nicht mehr verkaufen", sagt er. "Bei einem Nikkei-Stand von 8000 wäre vieles in den Kursen eingepreist."

Fondsmanagerin Haag erwartet vor allem von der Bankenseite noch Ungemach. "Falls es keine Lösung der Bankenkrise gibt, wird sich auch die Konjunktur nicht erholen", sagt sie. "Profitieren können dann nur die Unternehmen, die global agieren, eine gute Bilanz vorweisen und schuldenfrei sind." So sind Autohersteller Honda, Spielkonsolen-Spezialist Nintendo und die Hardware- und Foto-Ausrüster Canon und Ricoh, die als exportorientierte Unternehmen zusätzlich vom schwachen Yen profitieren, auch in ihrem Fonds übergewichtet. Kämen von Seiten der Regierung positive Nachrichten zur Lösung der Krise, werde dagegen auch der breite Markt anziehen. "Dann profitieren vor allem die zurzeit extrem schwachen Branchen wie Bau, Einzelhandel und Immobilien", vermutet sie.

Für den Elektronik-Riesen Sony, eine der in Deutschland meistgehandelten japanischen Aktien, sind die Aussichten weniger gut. "Die Analysten sind zwar neutral bis leicht positiv gestimmt, doch die Aktie ist technisch angeschlagen", sagt Håkan Hedström. Außerdem hängt die Aktie stark von der Gunst der ausländischen Investoren ab. Und damit ist es zurzeit ja nicht weit her.
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Japan: Weder Rat noch Fragen

 
10.02.02 18:26
„Ich bat um Fragen und um Vorschläge. Aber es kamen keine.“ Japans Finanzminister Masajuro Shiokawa hatte in Ottawa die aktuelle schlechte Situation der japanischen Wirtschaft skizziert und war auf lebhaftes passives Interesse gestoßen. Jeder schrieb eifrig mit, machte sich Notizen. Doch niemand reagierte auf seine Aufforderung.
Japan wird immer mehr zu einem gefährlichen Dauerstörfall der Weltkonjunktur. Die Tokioter Regierung erwartet für das im März endende laufende Fiskaljahr eine Schrumpfung der japanischen Wirtschaft um ein Prozent. Vorige Woche fielen die Börsenkurse in Tokio auf ein 18-Jahrestief. Dagegen steigt die Verschuldung der Nation stetig.

US-Finanzminister Paul O’Neill erklärte, dass es an Japan selbst liege, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, damit das Land zu einer Verbesserung der Weltkonjunktur beitragen könne. Weniger unverbindlich äußerte sich der deutsche Finanzstaatssekretär Caio Koch-Weser. Die G-7-Vertreter hätten die Reformbereitschaft Japans mit einer gewissen Skepsis gesehen.
MOTORMAN:

Was du nicht alles weist! o.T.

 
10.02.02 18:30
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Japans Wirtschaft steuert in den Abgrund

 
11.02.02 23:52
Die Deflation wütet, und die Notenbank scheint mit ihrem Latein am Ende zu sein - Analyse

Die hoffnungsfrohe Zuversicht, die Junichiro Koizumi in den ersten Monaten seiner Regierung verbreiten konnte, ist zerstoben. Wieder einmal legt sich eine bleierne Depression über Japan - als wollte die nun schon eine Dekade währende Wirtschaftsflaute nicht mehr enden.

Rekord bei Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit steht so hoch wie seit einem halben Jahrhundert nicht mehr. Die nicht abebbende Pleitewelle wird die Quote der Erwerbslosen in den kommenden Monaten auf neue Rekorde treiben. In diesem Fiskaljahr, das bis Ende März 2002 geht, dürfte das Bruttoinlandsprodukt real etwa ein Prozent fallen. Im folgenden Jahr verspricht der Wirtschaftsminister zwar "Nullwachstum", doch tatsächlich glaubt niemand mehr an eine schnelle Wende aus dem Strudel zwischen Rezession und sinkenden Preisen. Die Deflation wütet, und die Notenbank scheint mit ihrem Latein am Ende zu sein.

Die Stimmung am Tokioter Aktienmarkt könnte kaum schlechter sein. In der vergangenen Woche markierte der Nikkei-Index ein 18-Jahres-Tief. Abwiegelnde Argumente, dieser Index sei nach einer Neugewichtung mit High-Tech-Titeln überfrachtet und spiegele deshalb den Zustand der japanischen Gesamtwirtschaft nicht richtig wider, sind Augenwischerei: Auch der breitere Topix-Index, in den die Kurse sämtlicher Aktien der umsatzstarken ersten Sektion in Tokio einfließen, stand vor wenigen Tagen so tief wie seit 17 Jahren und elf Monaten nicht mehr.

Von "Schnäppchenpreisen" ist unter den Börsianern allerdings nicht die Rede, vielmehr grassiert die Furcht, die Kurse könnten weiter purzeln. Ausgelöst von neuen spektakulären Pleiten, dem auf Unternehmenskonglomerate ausgeübten Zwang, sich von Überkreuzbeteiligungen zu trennen, und einer massiven Verunsicherung der privaten Sparer, stehe eine "März-Krise" bevor, munkeln Auguren in Tokio.

Vor dem Bilanzstichtag ist Koizumis Flirt mit der Macht vorüber. Der selbst ernannte Reformer, der Ende April angetreten war, um Japans Wirtschaft und Bürokratie radikal zu ändern, hat bislang nur Flickwerk abgeliefert. Vor allem der dringend notwendige Abbau der faulen Kredite im Finanzgewerbe kommt nicht voran.

Im Gegenteil, auf politischen Druck hin werden führende Banken abermals neue Kredite vergeben, von denen heute schon fraglich ist, ob sie jemals bedient oder zurückgezahlt werden können: Der großen Supermarktkette Daiei wird - zunächst - der Gang zum Konkursgericht erspart. Für alle, die den Reformwillen Koizumis anzweifeln, ist die fragwürdige Rettung von Daiei der Beweis, dass sich Japans Politik weiter von Krise zu Krise hangelt und langfristige Lösungen nicht durchzusetzen sind.

Koizumis Popularität in der Bevölkerung sinkt so schnell wie der Aktienindex an der Börse. Jede Schwäche werden Koizumis innerparteiliche Gegner auszunutzen versuchen, weil ihnen seine Reformen ohnehin missfallen. Der Regierungschef muss ums politische Überleben kämpfen - und die Aussichten, Japan würde sich endlich darauf einlassen, unter Schmerzen die maroden Strukturen der Verwaltung, der Banken, der Bauindustrie oder der Agrarwirtschaft abzubauen, sind so geschrumpft wie schon unter den Premierministern Hashimoto, Obuchi oder Mori. Alle redeten großen Reformen zur "Wiederbelebung der japanischen Wirtschaft" das Wort, doch keiner vollbrachte die ökonomische Wende.

Banken verlassen Tokio

Sollte Koizumi jedoch dem innerparteilichen Ränkespiel zum Opfer fallen, gäbe es niemanden mehr in der etablierten Politik, der sich für wirtschaftliche Reformen stark machen würde, der so sehr wie Koizumi auf Unterstützung aus der Bevölkerung zählen könnte. Der Vertrauensverlust für Japan und seine Märkte wäre immens. Schon jetzt scheinen führende Investmentbanken die Hoffnung aufgegeben zu haben und schreiben Tokio als führendes Finanzzentrum in Asien ab. Sie verlagern ihre Schaltzentralen in dieser Weltregion nach Singapur oder Shanghai.

Vor dem 31. März verlieren sich viele wieder im Detail: Eine "Auffanggesellschaft" ist gegründet worden, die abgestoßene Überkreuzbeteiligungen aufkaufen soll - bis zu zwei Bio. Yen, rund 17 Mrd. Euro. Der am Sonntag in Japan eintreffende amerikanische Präsident George Bush soll wegen des fallenden Yen-Kurses milde gestimmt werden. Die Bürger, die zum 1. April die Aufhebung der uneingeschränkten Staatsgarantie für Bankguthaben fürchten, sollen beruhigt werden. Tatsächlich aber steht mehr auf dem Spiel: Japans Wirtschaft steuert auf einen neuen Abgrund zu - und die Regierung hat noch nicht einmal zu bremsen begonnen.
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Japan am Rande der Implosion

 
12.02.02 20:54
In der Deflation treiben die Marktkräfte gesunde und marode Banken gleichermaßen in den Abgrund.

Wie kann es sein, dass das reichste Land der Welt am Rande des finanziellen Zusammenbruchs steht? In Japan wanken die Banken. Jede Pleite eines Industrie- oder Handelsunternehmens kann Gläubigerbanken in den Strudel reißen und eine nicht mehr kontrollierbare Kettenreaktion im gesamten Finanzsektor auslösen. Dann wäre die Jagd nach Liquidität eröffnet - und Kredit nicht mehr zu haben.

Eine solche Finanzimplosion des Inselreiches wäre für Außenstehende wenig vergnüglich. Die Welt mag den Zusammenbruch des großen Schuldners Argentinien ertragen. Wenn der größte Gläubiger zusammenbricht, wird das die Zinsen in Amerika und Europa nach oben schießen lassen, die Aktienmärkte in die Knie zwingen und die erhoffte Erholung der Weltkonjunktur zunichte machen.

In der Analyse, wie es zur japanischen Misere kam, sind sich Volkswirte unterschiedlichster Provenienz einig. Die Hyperblase am Aktien- und Immobilienmarkt bis 1989 hat einen Schein von Werthaltigkeit dieser Assets erzeugt und damit eine gigantische Verschuldung von Unternehmen und Banken ermöglicht. Als die Marktwerte auf Normalmaß gestutzt waren, blieben die Schulden übrig. Sie so schnell abzuschreiben, wie ihre Bedienung fragwürdig wurde, hätte Anfang der 90er Jahre die Realwirtschaft Japans ins Mark getroffen. Dem Staat blieb nichts anderes übrig, als Steuer- und vom Bond-Markt geborgte Gelder nachzuschießen. Die Krise Japans wurde so gemildert, aber auch verlängert.

Rentier-Ökonomie

Zudem blieb Japan dank hoher Leistungsbilanzüberschüsse größter Kapitalexporteur der Welt. Der Kapitalexport droht Japan in den Dauerzustand einer Rentier-Ökonomie zu versetzen. Was im Inland an Geld entsteht, wird dank der dauerhaft hohen Sparquote der Privathaushalte und der Unlust der Unternehmen, im Inland zu investieren, in ausländische Wertpapiermärkte geschaufelt. Die noch erfolgreichen Industrieunternehmen wie Toyota, Canon oder Sony errichten ihre Werkbänke im Ausland und häufen zudem, ebenso wie die unwilligen Konsumenten, liquide Mittel an. Das Land entindustrialisiert sich.

Diese Entindustrialisierung ist die reale Seite dessen, was ansonsten die Deflation genannt wird. Umgekehrt kann man die Deflation nicht nur mit den Mitteln der Geldpolitik bekämpfen. Die Aufforderung an die Notenbank, ein - positives - Inflationsziel bekannt zu geben und es auch durchzusetzen, ist leicht erhoben. Dennoch gilt auch in Japan, dass eine Zentralbank Inflation und Wachstum zwar bremsen, aber genauso wenig anschieben kann, wie man mit einem Strick einen Wagen anzuschieben vermag.

Auch das zu Nullzinsen angebotene Zentralbankgeld wird verschmäht. Und wer es haben will, legt es im Ausland an, wo es wenigstens Zinsen bringt - und das bei einem als geringer erachteten Risiko.

Unter diesen Umständen ist es keine gute Idee, den Yen abzuwerten. Damit soll - so die modische Theorie - wenigstens die Exportwirtschaft Japans zu alter Größe getrimmt werden. Nur macht diese Kur auch die chronische Krankheit schlimmer, denn ein schwächer werdender Yen regt den Kapitalexport weiter an. Das lohnende Spiel, sich in Yen zu niedrigen Zinsen zu verschulden, um höher verzinsliche Dollar- oder Euro-Werte zu kaufen, würde noch beliebter. Zum Gewinn aus der Zinsdifferenz käme der Währungsgewinn.

Steigender Goldpreis

Der steigende Goldpreis zeigt, dass die Bankenkrise im Volk wahrgenommen wird. Die Regierung Koizumi wird zum 1. April die Einlagensicherung der Banken auf 10 Mio. Yen begrenzen. Offensichtlich glauben nicht alle Japaner, dass es bei diesem Angriff auf ihr Erspartes bleibt. Die Skeptiker warten den Zusammenbruch ihrer Bank gar nicht erst ab und tauschen Guthaben in physisches Gold.

Die Begrenzung der Einlagensicherung ergibt dann Sinn, wenn die Regierung gleichzeitig plant, tatsächlich einige Banken über die Klinge springen zu lassen. Am Ende dieses Fiskaljahres, am 31. März, müssen die Banken ihre Forderungen nach Marktwerten bilanzieren. Da der Tokioter Aktienindex Nikkei inzwischen auf unter 10.000 Yen gefallen ist, werden vermutlich erhebliche Abschreibungen fällig. Das Ende nicht weniger Finanzinstitute wäre damit vorgezeichnet.

Eine solche marktradikale Lösung allerdings wäre der denkbar schlimmste Weg. Die Marktgesetze ungebremst wirken zu lassen hieße die Schuldenlast dadurch abzubauen, dass potenziell gesunde ebenso wie marode Banken und Unternehmen untergehen. Der Markt kann keine Auslese zwischen Starken und Schwachen betreiben, wenn die "Stagdeflation" alle erfasst. Die chronische Krankheit des schwachen Wachstums wäre mit der Kur des Exitus beseitigt.

Es ist nicht die Zeit des Marktes, sondern die der entschiedenen staatlichen Eingriffe. Es wird nichts übrig bleiben, als den Finanzsektor grundlegend mit Hilfe weiterer öffentlicher Mittel zu sanieren. Staatsbanken können die Kreditvergabe im Inland besser in Schwung bringen als private, weil sie die Risiken des Kreditausfalls weniger fürchten müssen. Der Staat muss die Sparneigung der inländischen Haushalte dämpfen, indem er die sozialen Sicherungssysteme stärkt. Japan ist nicht Argentinien. Das Land hat die höchsten Devisenreserven der Welt. Es genießt hohe Bonität. Der Politik bleibt also Spielraum.

ftd.de
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Bush confident in Japan growth steps

 
16.02.02 22:30
Manufacturers think dollar/yen talk will fall short  
By Rachel Koning, CBS.MarketWatch.com

WASHINGTON (CBS.MW) -- President Bush in his Saturday radio address reiterated his confidence Japanese officials would take bold steps to prop up the nation's ailing economy, which has been plagued with a recession for much of the past decade.

But once basic reforms are in place, Bush wants the market to determine proper currency levels. That's a stance that some U.S. manufacturers charge doesn't go far enough to encourage the Japanese from regularly talking down their currency in order to keep exports attractive. The yen has fallen 12 percent against the dollar since September.

Bush left Saturday morning for a six-day visit to Japan, China and South Korea.

"My position is that the marketplace ought to make the decisions about currency valuations and our government will continue to take steps necessary to make sure our dollar is a strong dollar by good fiscal policy, good monetary policy and good regulatory policy," Bush told Asian reporters late Friday, according to a transcript.

"As countries make right decisions about their own balance sheets and their own futures on both fiscal and monetary policy ... the marketplace will adjust," he added. "Our hope is first and foremost that the Japanese government makes ... the right decisions to give the marketplace something to adjust to -- in other words that they start the process of reform," Bush said.

Executives from General Motors Corp., Ford Motor Co. and DaimlerChrysler AG sent a joint letter to the White House last week urging Bush to tell Japanese officials to boost the value of the yen vs. the dollar. Manufacturers have charged that the yen is artificially weak against the greenback, which helps Japan's exports.

In general, analysts feel Japan needs to foster reforms that will launch a demand-led recovery. In addition, the government continues to support major large banks saddled with nonperforming loans, which critics say is a major risk to the broader economy.

Meanwhile, Bush pledged from the United States government sound fiscal, monetary and regulatory policies to ensure that the U.S. dollar remains strong -- a stance that undermines the competitiveness of U.S. exports but allows consumers to further stretch their buck.

In addition to his message on economic reform, Bush will talk with the respective leaderships on efforts to combat terrorism.

The talks will turn more controversial on the Korean peninsula, where the president will meet with South Korean allies at the same time he has stepped up tough language against the North's position on weapons building.

Bush said he had "no illusions" about the communist state and its totalitarian leader, Kim Jong Il.

In an interview with South Korea's state-run KBS television, Bush said in Washington on Friday that he would reiterate support for South Korean President Kim Dae-jung's "sunshine" policy of engaging North Korea, the Associate Press reported.

Bush repeated his support for reconciliation between North and South Korea.

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Was ist der Unterschied zw. Argentinien und Japan?

 
17.02.02 12:34
Antwort: "Fünf Jahre!" Dieser makabre Scherz löste in Wirtschaftskreisen nicht nur Grinsen, sondern eine Flut von Leserbriefen aus. Der Scherz stammt aus einem Artikel der Financial Times mit dem Titel "Risky Tango in Tokyo".

Das Blatt stellt bei der Gegenüberstellung von Tokyo und Tango, Japan und Argentinien fest, dass Japan genau wie Argentinien gewaltige Probleme mit Deflation, Schuldenberg und Rezession habe,- was so ja nicht stimmen kann: Argentinien leidet an allem, aber nicht an einer Deflation. Anders als Argentinien habe Japan allerdings noch Zeit die Probleme zu lokalisieren. Als Beispiel führt die Zeitung den Zusammenbruch der Ishikawa Bank an, der das Vertrauen der Öffentlichkeit zerstört habe und zu einer Systemkrise führen könne.

Der Zusammenbruch könne vermieden werden, allerdings nur wenn schnell gehandelt werde. Ohne schnelles Eingreifen werde sich das argentinische Gespenst zeigen.

Die Reaktion der Japaner auf diesen ihrer Meinung nach typisch japanfeindlichen Vergleich aus dem Westen fällt höchst unterschiedlich aus: Viele werfen mit Zahlen zum Bruttosozialprodukt, zu Export und Robotern um sich, die Argentinien und den Rest der Welt schlecht aussehen lassen. Immer wieder korrigiert ein Leserbrief das Zahlenwerk des anderen. Der letzte Stand im Streit um die Wahrheit ist dieser:

"People
Jp: 126,771,662
Ar: 37,384,816
Ar population is just the 29.5% of Japan's pop.

Population that is economically active (15 years old - 64 years old using standards)
Jp: 85,992,700
Ar: 23,569,137
Ar PEA is just the 27.41% equivalent of Japan.

Nominal GDP of (2000) (gross domestic product = Bruttoinlandsprodukt)
Argentina is = 285,000,000,000
Japan is = 4,800,000,000,000

Total Oversea assets (Auslandsvermögen) of
Argentinian ~ $ 10.4 Billion.
Japanese ~ $ 878.2 Billion"

Eine Leserbriefschreiberin nimmt die Sache jedoch nicht gar so blutig ernst, wenn sie zuerst den Bestand an Robotern und dann die "Sex Ratio" beider Länder in ihren Vergleich mit aufnimmt:

"Oh and by the way, I learned that Japan possesses 410,000 of the world's 720,000 "working robots."

"Sex Ratio: (yeah baby yeah!)
Japan=.96 male/female
Argentina=.98 male/female"

Wohlgemerkt, hier handelte es sich um eine Leserbriefschreiberin.
Zwergnase:

Klasse thread, HE. Hätte mehr grüne verdient.

 
17.02.02 19:39
Was meinst du? Softbank mit ca. 25% Verlust verkaufen oder weiter halten. Das in Japan sieht ja seit geraumer Zeit gar nicht gut aus. Schaue ich mir den Kurs von SFTB an, komme ich doch arg ins grübeln, ob ich die noch halten soll. Jeden Tag geht's 'n Stückchen weiter runter...sehr unschön!


Gr., ZN

Happy End:

Tja, nach dem Stop-Loss-Prinzip verkaufen....

 
17.02.02 19:51
nach dem Bauch halten und - wenn Liebe blind macht - zukaufen ;-)

Gruß
HE
flexo:

Der Unterschied zwischen Europa und Japan:

 
17.02.02 19:57
5 Jahre, oder?
Happy End:

Forcierte Überprüfung von Japans Banken

 
18.02.02 06:39
Entscheid über Kapitalspritze im März?

Der Entscheid, ob Japans angeschlagenen Banken erneut mit einer staatlichen Kapitalspritze auf die Beine geholfen werden soll, dürfte aller Voraussicht nach gegen Ende März fallen. Wie der japanische Staatsminister für Wirtschafts- und Fiskalpolitik, Heizo Takenaka, am Sonntag an einer Pressekonferenz in Tokio erläuterte, dürften bis zu diesem Zeitpunkt die Resultate einer Sonderprüfung der nationalen Finanzaufsichtsbehörde (FSA) zu den Kreditportefeuilles von Nippons Finanzinstituten vorliegen. Diese Sonderprüfung, die das Ausmass und die adäquate Klassifizierung von Kreditpositionen gegenüber stark verschuldeten Unternehmen untersuchen soll, war im vergangenen November in Angriff genommen worden. Ausgelöst wurde die Sonderkontrolle damals unter anderem durch den Konkurs der Supermarktkette Mycal Mitte September, der einmal mehr gezeigt hatte, dass Japans Finanzhäuser bei der Rückstellung von Reserven für Problemkredite von bisweilen allzu optimistischen Szenarien ausgehen; so waren die Ausleihungen an die massiv überschuldete Mycal in den meisten Bankbilanzen als vergleichsweise wenig riskant klassifiziert worden.

Im Rahmen eines in Ausarbeitung befindlichen Massnahmenpaketes zur Bekämpfung der Deflation hat Regierungschef Junichiro Koizumi seinen Staatsminister für Finanzangelegenheiten, Hakuo Yanagisawa, in der vergangenen Woche angewiesen, die Sonderprüfung von Nippons Banken ohne Rücksicht auf eine allfällige Gefährdung von deren Kapitalbasis oder Finanzkraft voranzutreiben. Diese Vorgabe legt die Vermutung nahe, dass die Regierung jenen Banken, die nach der kritischen Durchleuchtung ihrer Kreditbestände durch die FSA als unterkapitalisiert zu betrachten sind, mit öffentlichen Geldern wieder auf die Beine helfen will. Takenaka untermauerte am Sonntag denn auch, dass die Regierung Massnahmen wie etwa eine Verstaatlichung von Finanzinstituten ins Auge fassen müsse, falls die Überprüfung zeige, dass eine beschleunigte Entsorgung fauler Kredite zu einer ernsthaften Erosion der Kapitalbasis dieser Institute führen würde. Die Resultate der Sonderkontrolle sollen veröffentlicht werden. Mit diesem Schritt will Japans Regierung primär dem schwindenden Vertrauen der Investorenschaft in japanische Finanzanlagen entgegenwirken und dem hiesigen Aktienmarkt zu mehr Stehvermögen verhelfen. Mit welchen zusätzlichen Massnahmen Japan seine schweren Finanzprobleme anpacken will und wie namentlich der Deflation im Lande wirkungsvoll begegnet werden soll, will Regierungschef Koizumi heute Montag seinem amerikanischen Amtskollegen George W. Bush bei dessen Staatsbesuch in Japan erläutern.
Happy End:

Friede, Freude, Reiskuchen

 
18.02.02 10:51
Die Anti-Terror-Front bröckelt, doch US-Präsident George Bush lässt sich nicht beirren. Meinungsverschiedenheiten über die "Achse des Bösen" gibt es seiner Ansicht nach nicht.
 
Washington - "Sie verstehen unsere Haltung", sagte Bush am Montag in Tokio über die Haltung der westlichen Verbündeten. Im Kampf gegen Bedrohungen schließe sein Land keine Option aus. "Alle Optionen sind auf dem Tisch, und ich werde alle Optionen auf dem Tisch behalten", sagte Bush.
Weiter erklärte der amerikanische Präsident, die USA wollten alle Probleme friedlich lösen. Er habe im Gespräch mit dem japanischen Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi auf die Notwendigkeit hingewiesen, dass die Staaten im Kampf gegen Bedrohungen zusammenarbeiten müssten.

Bushs Aufenthalt in Japan zum Auftakt einer Asienreise, die ihn auch nach Südkorea und China bringt, erfolgt rund drei Wochen nach seiner Rede zur Lage der Nation. Darin hatte Bush den Irak, Iran sowie Nordkorea als "Achse des Bösen" bezeichnet.

Unbeeindruckt von der wachsenden Kritik aus Europa und den arabischen Ländern hatte Bush dem Irak wiederholt mit einem Militärschlag gedroht. Immer mehr Europäer mahnen zur Besonnenheit, Araber warnen die USA vor einem militärischen Vorgehen, der sie die Sympathie der Araber kosten könnte.

Japan verspricht Reformen

Bei gemeinsamen Gesprächen versicherte Koizumi, Japan werde die wirtschaftlichen Reformen "unerbittlich" umsetzen. Bush sagte nach Angaben japanischer Regierungsbeamten, Washington werde Koizumis Strukturreformen weiterhin unterstützen. Eine starke japanische Wirtschaft sei wichtig für die ganze Welt.

Bush dankte Japan für seinen starken Beitrag nach den Terroranschlägen vom 11. September, die USA im Kampf gegen den Terror zu unterstützen. Tokio hatte Kriegsschiffe zur logistischen Unterstützung in den Indischen Ozean geschickt.

Koizumi habe ferner seine Unterstützung für Bushs Alternativplan zum Kyoto-Klimaschutzprotokoll ausgedrückt, hieß es. Beide Politiker hielten es für wichtig, die globale Erwärmung und andere Umweltprobleme anzugehen.
Happy End:

Koizumi drückt sich vor Reformen

 
25.02.02 06:09
Es gab eine Menge Schulterklopfen während des Staatsbesuches von US-Präsident George Bush in Tokio. Bush sagte, er habe "Vertrauen" in den japanischen Premierminister Junichiro Koizumi und sein "mutiges Programm", die japanische Wirtschaft zu retten; Koizumi hat sich gar mit legendären Reformern wie Ronald Reagan und Margaret Thatcher verglichen. Hinter den diplomatischen Nettigkeiten verbirgt sich jedoch eine harte Realität: Koizumi hat kein erkennbares Programm, das die zweitgrößte Wirtschaft der Welt aus ihrem Dornröschenschlaf wecken könnte. Der vermeintliche Reformer bietet nichts an, was wie eine radikale Abkehr von der bisherigen Praxis aussieht. Die kränkelnden japanischen Banken sind das beste Beispiel dafür. Der Kommissar für Finanzdienstleistungen, Shoji Mori, versuchte letzte Woche, die Gemüter zu beruhigen, erreichte aber genau das Gegenteil: "Das Gesetz sieht vor, dass öffentliche Mittel zur Abwehr einer drohenden Finanzkrise eingesetzt werden müssen." Das war ein Hinweis darauf, dass der Steuerzahler zur Unterstützung der Banken auch weiterhin zur Kasse gebeten wird. Koizumi hatte derartige Spekulationen noch geschürt, als er eine gründliche Buchprüfung der Banken anordnete. Nach deren Abschluss sagte Japans Minister für Finanzdienstleistungen, Hakuo Yanagisawa, es bestehe "die Möglichkeit" weiterer Subventionierung - wenngleich er nicht denke, dass sie sofort notwendig sei. Die Kosten für die letzte Rettungsaktion bei den Banken beliefen sich auf 56,23 Milliarden Dollar. Eine weitere schlechte Idee der japanischen Wirtschaftspolitiker sieht die Stützung des schwachen Aktienmarktes vor.

Für alle möglichen Subventionen der Wirtschaft scheint also kein Ende absehbar. Angesichts des erklärten Ziels der Regierung, die Staatsschulden abzubauen, ist eine neue Runde von Steuererhöhungen ebenfalls nicht ausgeschlossen. Das ist genau der falsche Weg. Um seinem Image endlich gerecht zu werden, müsste Koizumi Initiativen fördern, die die japanische Wirtschaft von Regulierungen und Steuerlast befreien. Was Koizumi und Bush privat besprochen haben, ist nicht bekannt. Aber einige offene Worte des US-Präsidenten dürften gewiss nicht geschadet haben.  
Happy End:

Weitere Lockerung von Japans Geldpolitik

 
01.03.02 06:20
Ruf der Zentralbank nach Rekapitalisierung der Banken

Am Mittwoch hatte Japans Regierung bei der Präsentation ihres Anti-Deflations-Pakets die Vertreter der Bank of Japan (BoJ) zu einer «mutigen Geldpolitik» aufgefordert. Höchstens mit dem Mut der Verzweiflung dürfte es zu erklären sein, dass die Zentralbank sich bereits am Donnerstag - den Markterwartungen entsprechend - zu einer weiteren Lockerung ihrer schon sehr grosszügigen Politik entschieden hat und mitteilen liess, monatlich statt 800 Mrd. neu 1 Bio. Yen für den Kauf langfristiger Regierungsbonds auszugeben. Dass diese Massnahme aber bestenfalls marginale Wirkungen haben dürfte, davon scheint namentlich Zentralbankchef Masaru Hayami überzeugt zu sein.

Skepsis selbst bei Zentralbank

Der Gouverneur der BoJ hatte in den vergangenen Wochen oft betont, dass eine weitere Erhöhung des Geldvolumens in einem Markt, der mit Geld ohnehin überschwemmt sei, fragwürdig sei. In der Tat hat die Zentralbank vor dem Hintergrund kurzfristiger Zinssätze nahe null die monetäre Basis im Vorjahresvergleich bereits um rund 30% erweitert; das ist eine rund fünfmal so starke Expansion wie im historischen Durchschnitt. Seit dem Januar haben sich die Schwierigkeiten aber zusehends akzentuiert, zur weiteren Ausdehnung der Geldmenge überhaupt genügend Verkäufer von Staatsanleihen zu finden, was nicht nur von Hayami als Zeichen überschüssiger Geldmittel interpretiert wird.
Happy End:

Japan rutscht tiefer in die Rezession

 
08.03.02 11:59
Japan ist tiefer in die Rezession gerutscht. Die wirtschaftliche Leistung schrumpfte zwischen Oktober und Dezember unerwartet stark um 1,2 Prozent und damit im dritten Quartal in Folge, wie die Regierung am Freitag bekannt gab. Hintergrund ist die IT-Flaute sowie die Folgen der Terroranschläge in den USA vom vergangenen September.

Damit erlitt Japan im Jahre 2001 mit einem Minus von 0,5 Prozent den ersten wirtschaftlichen Rückgang im Vorjahresvergleich seit drei Jahren. Die zweitgrößte Wirtschaftsnation steckt in einer der hartnäckigsten Krisen der Nachkriegszeit. Zuletzt war die japanische Wirtschaft 1993 drei Quartale in Folge geschrumpft. Auf das Jahr gerechnet ergibt sich ein Rückgang um 4,5 Prozent.

Die Unternehmen hatten ihre Kapitalausgaben im Berichtsquartal vor dem Hintergrund sinkender Erträge massiv um 12 Prozent zurückgefahren, während die zu 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung beitragenden Konsumausgaben um 1,9 Prozent stiegen. Angesichts der weiterhin schwachen Nachfrage im eigenen Land hofft Japan einmal mehr auf eine Belebung durch steigende Exporte in Folge der Erholung der US-Konjunktur. Das Wirtschaftsblatt "Nihon Keizai Shimbun" sieht trotz der schlechten Quartalsdaten bereits Licht am Ende des Tunnels.

Der Abwärtstrend bei Exporten und Produktion scheint seit Beginn des Jahres zum Stoppen gekommen zu sein. Japans Ausfuhren waren im Berichtsquartal im Vergleich zum Vorquartal um 2,7 Prozent gesunken, nach einem Rückgang um 3,0 Prozent im Zeitraum Juli bis September. Andere Experten verweisen jedoch darauf, dass Exporte nur ein Zehntel der japanischen Wirtschaft ausmachen. Zudem gibt es weiterhin wenig Fortschritte beim Abbau der auf der gesamten Wirtschaft lastenden Problemkredite der Banken, die schneller zunehmen, als dass sie abgeschrieben werden können. Der andauernde Preisverfall machte es für die Schuldnerfirmen noch schwerer, ihre Kredite zurückzuzahlen.

Happy End:

KONJUNKTURSCHUB: Japan hofft auf den WM-Effekt

 
11.03.02 10:40
Nur ein Wunder kann der japanischen Wirtschaft aus der Dauerrezession helfen, scheint es. Ein Wunder? Vielleicht sorgen bereits die Milliarden-Einnahmen aus der Fußball-WM dafür, dass im Inselstaat die Sonne wieder aufgeht.

JAPAN: Im Land der untergehenden Kurse 604167
Wachstumsmotor WM-Tourismus: Die Japaner hoffen, dass Fußballpilger im teuersten Land Asiens reichlich Geld ausgeben
 
Tokio - Wenn die Wirtschaft seit gut über einem Jahrzehnt nicht mehr recht wachsen will, wenn die Aktienindizes so tief notieren wie Anfang der achtziger Jahre - dann können auch nüchterne Wirtschaftswissenschaftler auf Rettung von ungewöhnlicher Seite setzen. Optimistische Experten jedenfalls glauben, dass die Fußball-Weltmeisterschaft in Japan und Korea mehr für die Erholung tun könnte als die halbherzigen Programme der Regierung.
Mache Forscher rechnen damit, dass die WM der japanischen Wirtschaft einen Kapitalzufluss von rund drei Billionen Yen (27 Milliarden Euro) einbringen wird, berichtet die Wirtschaftszeitung "Nikkei Weekly". Einige Unternehmen profitieren bereits jetzt: So sei die führende Werbeagentur Dentsu derzeit aktiv dabei, Werbeaufträge für die Fernsehübertragungen an Land zu ziehen. Auch Elektronikdiscounter wie Deodeo hegen mit der Vermarktung zum Beispiel von gewinnbringenden Flachbild-Fernsehern große Erwartungen.

Auch Restaurants und Souvenirläden setzen auf die WM und die rund 443.000 erwarteten Gäste aus dem Ausland. So rechnen einige Unternehmen damit, dass T-Shirts mit japanischen Schriftzeichen als Aufdruck reißenden Absatz unter "gaijin", wie Ausländer auf Japanisch heißen, finden werden. Noch sei es als Unternehmen für die WM nicht zu spät, titelt das japanische Wirtschaftsmagazin "Business Standard" in seiner April-Ausgabe und muntert seine Leser mit der dicken Überschrift auf: "Lasst uns mit der Fußball-WM Geld verdienen!"
Happy End:

Japans Regierung will Finanzkrise

 
12.03.02 05:46
...mit aller Kraft verhindern

Wer will schon kleinkrämerisch die Krisen nachzählen? Ob Japan nun in der vierten oder dritten Rezession innerhalb von zehn Jahren steckt, ist wirklich nicht des Streitens wert. Viel wichtiger ist, ob die Regierung von Junichiro Koizumi endlich mit ihren Reformen vorankommt.

Schmerzende Strukturänderung

Diese Strukturveränderungen müssen schmerzen, zum Beispiel die Konkurse großer maroder Unternehmen zulassen, aber auch Hoffnung auf mittelfristigen Erfolg vermitteln. Weitere Lächerlichkeiten, wie die Konjunkturförderung durch Konsumkupons oder die Stimulierung des Einzelhandels durch einen neuen 2000-Yen-Schein, kann sich Japan nach zehn Jahren der Flaute nicht mehr leisten. Da mögen die staatlichen Statistiker noch so sehr ihre Datenbasen revidieren, ältere Abschwünge in ihrem Zahlenwerk unsichtbar machen.

Nach wie vor schwebt der Dunst der Depression über Japan, nach wie vor herrscht Deflation. Die faulen Kredite im Finanzgewerbe, die bis auf 150 Billionen Yen (1,3 Bio. Euro) geschätzt werden, bremsen die Innovationskraft, lähmen neue Investitionen, gefährden den Mittelstand, dem kaum mehr neue Mittel gewährt werden. Auf der anderen Seite werden mit diesen Darlehen unprofitable Unternehmen am Leben erhalten, die es in einem freien Markt schon lange nicht gäbe.

Der Filz zwischen Politik und Wirtschaft, die verflochtenen Finanz- und Beziehungsnetze in den großen Unternehmensgruppen waren bislang ihre Rettung. Koizumis proklamierter Abbau von Subventionen, seine Tauglichkeitsprüfungen für mehr als 70 öffentliche Unternehmen, setzten bislang noch kein eindeutiges Signal, dass sich der Staat zu Gunsten der Marktkräfte zurückziehen wird. Die Wachstumszahlen des vierten Quartals 2001 belegen einen ausdauernden Abschwung. Schon im zweiten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt um real 1,5 Prozent gefallen, im dritten wurde ein Minus von 0,5 Prozent ausgewiesen, und nun rechnen Experten mit minus 0,9 Prozent.

Doch inzwischen gibt es auch Hoffnungsschimmer: Die japanische Arbeitslosenquote hat sich von ihrem Rekordhoch etwas gelöst, die Industrieproduktion zieht leicht an, ab und an keimt unternehmerischer Optimismus auf. Die Akteure an den Börsen jedenfalls scheinen begeistert zu sein: Seit den ersten Februartagen sind die Kurse in Tokio mehr als 20 Prozent gestiegen. Erstmals seit Ende November schloss der Nikkei-Index vorige Woche über 11.000 Punkten.

Das von der Regierung vorgelegte Antideflationspaket hatte zwar enttäuscht, doch die Versicherung der Regierung, sie halte sich im Fall einer Finanzkrise "alle Optionen offen", vermittelte dem Markt ein Quäntchen Sicherheit. Übersetzt heißt diese Floskel, dass die Regierung bereit ist, Banken im Notfall auch mit Steuermitteln über Wasser zu halten - so wie schon einmal vor drei Jahren, als 18 Finanzinstituten aus öffentlichen Mitteln Eigenkapitalspritzen verabreicht worden waren. Eine abermalige Finanzkrise soll mit allen Mitteln verhindert werden, vor allem vor dem 31. März, wenn die meisten japanischen Unternehmen ihre Bücher schließen.

Mit der stärkeren Reglementierung von Leerverkäufen, jenen spekulativen Verkäufen von Wertpapieren, die man gar nicht besitzt, werden derzeit die Börsekurse in eine künstliche Hausse versetzt. So wird der Nikkei-Index über 11 000 Punkte gehoben, um zum Ende des Geschäftsjahres die Bilanzbewertung von Wertpapierbeständen der Unternehmen etwas aufzumöbeln. Die bröckelnde Eigenkapitalbasis mancher Banken hat diese Kurskosmetik bitter nötig.

Sture Politiker und Bürokraten

Die japanische Rezession ist so hartnäckig wie die sturen Politiker und ministeriellen Bürokraten, die sich seit Jahrzehnten gegen dringend nötige strukturelle Veränderungen stemmen. Von dem jähen Kursaufschwung an der Tokioter Börse sollte sich kurz vor dem Bilanzstichtag niemand täuschen lassen. Eine selbsttragende Erholung wird in Japan nicht über Nacht einsetzen. So sieht das im Übrigen auch der selbst ernannte Reformer Koizumi. Der Premier hat noch am Donnerstag mehr fiskal- und geldpolitische Erleichterungen versprochen, ungefragt jedoch hinzugefügt: "Eine schnelle Reparatur gibt es nicht." Wie wahr!
Happy End:

Japans Regierung sieht Licht am Ende des Tunnels

 
15.03.02 06:42
Optimistischere Konjunkturaussichten

Erstmals seit dem Juni 2000 hat Japans Regierung im jüngsten Monats-Wirtschaftsbericht eine optimistischere Einschätzung der Konjunkturaussichten vorgenommen. Zwar befinde sich die Wirtschaft nach wie vor in einer schwierigen Situation, hält der Bericht fest. Gleichzeitig seien in einigen Bereichen, etwa bei den Exporten und bei der Industrieproduktion, aber doch Anzeichen zu erkennen, wonach die Talsohle durchschritten sein könnte. Flach entwickle sich jedoch der Privatkonsum, während die Unternehmensinvestitionen gar signifikant zurückgingen und die Lage am Arbeitsmarkt sich zusätzlich verschlechtere. Für die Charakterisierung der gesamtwirtschaftlichen Grosswetterlage findet sich im Bericht das Wort «Verschlechterung», das zuvor während acht Monaten verwendet worden war, aber nicht mehr.

Anlass zu Zuversicht geben der Regierung Nippons vor allem die verbesserten Konjunkturaussichten ausserhalb Japans und die zu beobachtenden Fortschritte bei der Anpassung von Lagerbeständen. Diese zwei Faktoren dürften gemäss dem Bericht dafür sorgen, dass sich der Gang der heimischen Wirtschaft, die in den drei Quartalen bis Ende Dezember ein «Negativwachstum» verbuchen musste, nicht weiter verschlechtern wird. Überschwänglich optimistisch zeigt man sich mit gutem Grund aber auch im Kabinettsbüro doch nicht: Mit Blick auf die kurzfristigen Aussichten gibt man sich besorgt über den anhaltenden Druck auf die private Nachfrage, die in Japan immerhin 55% der gesamten Wirtschaftskraft spiegelt, und zwar namentlich auf Grund der nach wie vor schwierigen Lage am Arbeitsmarkt und bei der Einkommensentwicklung sowie wegen der sinkenden Unternehmensgewinne.
Happy End:

"Wir fallen noch tiefer"

 
08.04.02 13:39
Mag die Konjunktur in Deutschland und in den USA stocken - in Japan sieht es richtig schlimm aus. Kenichi Ohmae, Erfolgsautor und ehemals McKinsey-Berater, sieht sein Land im Abwärtssog versinken.


mm: Die Krise in Japan spitzt sich zu, Experten ziehen bereits Parallelen zur großen Depression von 1929. Wie schlimm steht es tatsächlich um das Land?

Ohmae: Die Leute zeichnen Horrorszenarien. Wir befinden uns nicht im freien Fall. Was wir erleben, ist ein schleichender Niedergang - und das seit mehr als zehn Jahren.

mm: Kein Umschwung in Sicht?

Ohmae: Nein. Wir werden noch weiter absteigen, vielleicht solange ich lebe. Und ich sage Ihnen auch, warum: Niemand tut etwas, um aus der Misere herauszukommen.

mm: Ministerpräsident Junichiro Koizumi hat einen tief greifenden Strukturwandel angekündigt.

Ohmae: Hören Sie mir bloß mit Koizumi auf. Das ist der größte Schauspieler der Welt. Koizumi redet den Leuten nach dem Mund. Seit 30 Jahren gehört er der LDP an ...

mm: ... der Partei, die Japan seit 1955 mit einer kurzen Unterbrechung regiert ...

Ohmae: ... und seit 20 Jahren faselt Koizumi von Reformen. Was hat er in dieser Zeit getan? Gar nichts. Koizumi gibt vor, er würde gegen die Konservativen kämpfen. In Wahrheit ist er selbst ein Konservativer. Ein amerikanischer Professor hat eine passende Bezeichnung gefunden, er nannte Koizumi "Mister Nato".


Kenichi Ohmae (59) kritisiert sein Land schonungslos - und hat bisher immer Recht behalten. Der studierte Chemiker baute das Tokioter McKinsey-Büro auf. 1994 machte er sich als Berater selbstständig. Mit seinem Bestseller "Macht der Triade" erlangte Ohmae internationalen Ruhm.  



mm: Was soll das heißen?

Ohmae: No action, talk only.

mm: Immerhin will Ministerpräsident Koizumi die Staatsverschuldung begrenzen und viele der hoch defizitären öffentlichen Gesellschaften privatisieren.

Ohmae: Das ist Geschwätz. Der Mann weiß nicht, wovon er redet. Zum Beispiel will Koizumi die Post privatisieren. Das ist schon deshalb unmöglich, weil zu diesem riesigen Unternehmen die Postbank gehört. Die Sparer haben dort 372 Billionen Yen eingezahlt ...

mm: ... ungefähr 3100 Milliarden Euro ...

Ohmae: ... und das ganze Geld wurde für Flughäfen, Brücken oder Industrieparks ausgegeben. Diese Projekte sind so lausig, dass Rating-Agenturen wie Moody's eine privatisierte Postbank auf dem untersten Rang der Kreditwürdigkeit einstufen würden. Die Folge wäre, dass die Bank 75 Prozent der Spareinlagen absichern müsste. Kein privates Unternehmen kann so viel Kapital aufbringen. Das meine ich, wenn ich sage, Koizumi hat nicht durchdacht, was Privatisierung bedeutet.

mm: Die Regierung könnte die Reserven der Bank auffüllen.

Ohmae: Das hat Koizumi vor. Diese Kriminellen in der Regierung haben den Schuldenberg aufgehäuft, und wir Steuerzahler sollen ihn abtragen.

JAPAN: Im Land der untergehenden Kurse 629801

mm: Schon heute liegt die staatliche Schuldenrate pro Kopf der Bevölkerung so hoch wie in Italien.

Ohmae: Falsch. Kürzlich wurde aufgedeckt, dass öffentliche Unternehmen wie die Post oder die Autobahnbauer Verbindlichkeiten von mehr als 4500 Milliarden Euro haben. Zusammen mit den Staatsanleihen kommen wir auf eine Pro-Kopf-Verschuldung, die doppelt so hoch ist wie die in Italien. Kein anderes Land der Welt weist eine so gigantische Schuldenrate auf wie Japan.

mm: Bis vor zehn Jahren erwirtschaftete der Staat Überschüsse. Wie konnten sich die Verhältnisse so radikal ändern?

Ohmae: Seit unsere Wirtschaft zu Beginn der 90er Jahre in die Krise sackte, hat unsere Regierung versucht, sich bei jedermann beliebt zu machen - und das geht am besten mit Geldgeschenken, mit Steuersenkungen und Konjunkturpaketen.

mm: Ökonomen behaupten, ohne Konjunkturspritzen wäre die Wirtschaft längst zusammengebrochen.

JAPAN: Im Land der untergehenden Kurse 629801

Ohmae: Natürlich wäre es zu schmerzhaften Einschnitten gekommen. Aber genau die hätten die Wirtschaft von Wucherungen befreit. Die Ideen von Keynes, die zur Rechtfertigung der hohen Staatsausgaben herhalten müssen, bewirken exakt das Gegenteil. Sie lassen die alten Strukturen weiter bestehen und richten nur Schaden an.

mm: Von welchen Schäden sprechen Sie?

Ohmae: Fahren Sie mal übers Land und schauen Sie sich an, was uns die Infrastrukturprogramme beschert haben: überall Autobahnen, begradigte Küsten, aufgestaute Flüsse. Wir zerstören die Natur mit teuren Projekten, die kaum Nutzen bringen. Und wer übernimmt die Kosten?

mm: Die Steuerzahler vermutlich.

Ohmae: Aber nicht die von heute - es ist ja alles auf Pump gebaut -, sondern die von morgen. Es ist unverantwortlich, der nächsten Generation solche Schulden zu hinterlassen. Die heute 20-Jährigen werden ohnehin Schwierigkeiten bekommen, weil unsere Bevölkerung schrumpft und schneller altert als sonstwo in der Welt. 2020 ist ein Viertel der Japaner über 65. Dann muss jede dreiköpfige Familie einen Rentner ernähren.

mm: Warum begehren die Menschen nicht auf?

Ohmae: Das liegt nicht zuletzt am Verwöhnprogramm der Regierung. Die Steuersenkungen und Konjunkturprogramme wirken auf die Menschen wie ein Narkotikum. Die Regierung verpulvert das Geld unserer Kinder - und die Menschen wähnen sich in Sicherheit.

mm: Nicht alle. Immer mehr Obdachlose hausen unter Zelten und Pappverschlägen in U-Bahnhöfen und an Flussufern.

JAPAN: Im Land der untergehenden Kurse 629801

Ohmae: Keine Angst, hier hungert keiner. Sie sehen doch, dass sich in Tokio ein Baukran an den anderen reiht. Oder denken Sie an die jungen Frauen, die zum Einkaufen nach Europa fliegen. Uns geht es gut. Japan ist mittlerweile einer der größte Importeure italienischen Weins. Nie zuvor hat Ferrari hier so viele Autos verkauft wie im vergangenen Jahr.

mm: Das heißt doch nur, dass die Polarisierung der Gesellschaft wächst.

Ohmae: Kein Land der Erde ist - gemessen an den Ersparnissen der privaten Haushalte - reicher als Japan. Insofern ist diese Nation kerngesund.

mm: Wie lange noch?

Ohmae: Ist es eine Katastrophe, wenn die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt negative Wachstumsraten von 2 Prozent aufweist? In den 70er und 80er Jahren litten wir unter der Inflation, die Deflation ist jetzt ein Muss. Endlich sinken die Preise auf ein normales Niveau.

mm: Na wunderbar. Und wie kommt das Land mit der zunehmenden Unterbeschäftigung zurecht? Die Arbeitslosigkeit liegt bei 5,4 Prozent - ein Nachkriegsrekord.

Ohmae: Das ist nur die offizielle Zahl. In Wahrheit haben wir fast doppelt so viele Arbeitslose. Die Regierung manipuliert die Statistik.

mm: Wie hoch ist die Unterbeschäftigung tatsächlich?

Ohmae: Etwa 10 Prozent. Ich schätze, dass sie auf mindestens 13 Prozent steigt. Aber selbst dann wird das Land nicht im Chaos versinken. Bei uns sorgt die Familie traditionell für drei Generationen, die füttert auch arbeitslose Angehörige durch.

mm: Ihr Optimismus ist verblüffend.

Ohmae: Man darf die Dinge nicht schwarz-weiß sehen. Viele der einst starken Industriezweige werden sterben, noch mehr Banken, Bauunternehmen und Einzelhändler werden zusammenbrechen. Aber es entstehen auch neue Geschäftsmöglichkeiten. Ich betreibe zum Beispiel eine Schule für Entrepreneure, die boomt. Outsourcing-Firmen haben Hochkonjunktur, ebenso Outplacement-Agenturen, die arbeitslose Manager betreuen.

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mm: Würden Sie empfehlen, jetzt japanische Aktien zu kaufen?

Ohmae: Nein, auf keinen Fall. Der Nikkei-Index wird weiter sinken.

mm: Das Bild, das Sie zeichnen, ist verwirrend, Herr Ohmae. Der Wirtschaft geht es schlecht, und die Menschen kompensieren den Niedergang mit italienischem Wein. Die Unternehmen verlieren international an Wettbewerbsfähigkeit, und Sie feiern den Boom der Outplacement-Gesellschaften. Wohin führt diese Entwicklung?

Ohmae: Japan hat seinen Höhepunkt überschritten. Das Japan der 70er und 80er Jahre, das ausländische Märkte erobert hat, gibt es nicht mehr. Mich erinnert die Situation an die Geschicke von Spanien und Portugal, die einst die führenden Nationen der Welt waren und dann jahrhundertelang abwärts trudelten.

mm: Was müsste geschehen, damit die Wirtschaft wieder ein solides Fundament erhält?

JAPAN: Im Land der untergehenden Kurse 629801

Ohmae: Seit 400 Jahren wird Japan zentral von Tokio aus gesteuert. Diese Grundstruktur wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nicht verändert. Bis heute lenkt das Ministerium für Außenhandel die Wirtschaft mit seinen Fünf-Jahres-Plänen.

mm: In den Jahrzehnten des Aufbaus zweifellos ein erfolgreiches Konzept.

Ohmae: Diese Phase ist vorüber. Japan ist eine reife Nation mit Menschen, die differenziert denken. Und unsere Unternehmen müssen sich in einer globalisierten Welt bewähren. Daher brauchen wir eine dezentrale Struktur.

mm: Immerhin werden die Präfekturen von Tokio üppig mit Geld versorgt.

Ohmae: Aber das ist genau der Punkt: Tokio ist heute die einzige Stadt, die Überschüsse erzielt. Wir hängen alle am Tropf der Zentrale. Wir müssen das Land in autonome Republiken aufteilen, die ausländische Firmen, Technologie und Kapital hereinholen können. Doch Tokio lässt das nicht zu; unsere Politiker regieren das Land nach den alten Schnittmustern.

mm: Was heißt das für Japan?

Ohmae: Wir richten uns im Abschwung gemütlich ein. Wenn wir Glück haben, taucht am Horizont eine echte Führungsfigur auf, jemand wie Maggie Thatcher, und leitet die Wende ein. Bis dahin fällt Japan noch tiefer. Wir haben die Talsohle noch nicht erreicht.

mm.de

Gruß    
Happy End
JAPAN: Im Land der untergehenden Kurse 629801
spucky:

Jetzt weis ich wieso es Leica so schlecht geht!

 
08.04.02 13:57
Weil es den Japanern so schlecht geht!

Das ist Proportional

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Happy End:

Japan erhält die Schuldenquittung

 
15.04.02 21:31
Nun ist auch Standard & Poor’s der Geduldsfaden gerissen. Angesichts mangelnder Reformanstrengungen der Regierung von Ministerpräsident Junichiro Koizumi hat die Ratingagentur Japans Kreditwürdigkeit um eine Stufe nach unten gesetzt. Das nun aktuelle AA- entspricht der Bewertung bei der zweiten großen Agentur Moody’s. Das könnte freilich noch nicht das Ende der Fahnenstange sein, bald könnte sich Japan sogar auf einem Niveau mit den Schwellenländern Polen und Mexiko wiederfinden.  

Als Hoffnungsträger war Junichiro Koizumi gestartet, inzwischen aber ist nicht mehr viel übrig geblieben vom Anfangselan. Nicht nur bei seinen Landsleuten sinkt die Popularität des Präsidenten rapide. Auch in der Fachwelt zeigen sich Beobachter enttäuscht darüber, dass durchgreifende Strukturreformen weitgehend ausgeblieben sind.  Japans Wirtschaft krankt an Deflation, Nachfrageschwäche und einer Überschuldung bei Unternehmen und Staat
.
Da keine Besserung in Sicht ist, hat die Ratingagentur Standard & Poor’s nun reagiert und die Kreditwürdigkeit des Landes zurückgestuft. S&P rechnet damit, dass die Neuverschuldung über Jahre bei acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen wird. Schon seit längerem gehört Nippon nicht mehr zum erlesenen Kreis der Industrieländer mit bester Bonität. Da es am Reformwillen hapert und der Schuldenstand längst das jährlich erwirtschaftete Bruttoinlandsprodukt überschritten hat, rutscht Japan auch in der Bonitätsbewertung ab. Die Agentur Moody’s hatte bereits im März angedroht, von der derzeit noch recht guten Bewertung mit Aa3, könnte Japan gleich zwei volle Kategorien bis Baa hinabgestuft werden.

Das allerdings wäre für Japan ein tiefer Schlag, gegen den die heute von Standard & Poor’s vorgenommen Herabstufung nur ein kleiner Nadelstich ist. Eine derartig niedrige Bewertung würde die Zinskosten für Japan spürbar erhöhen und damit das Schuldenproblem der öffentlichen Haushalte noch vergrößern. Momentan ist es freilich noch nicht soweit. Aktuell kann das Land hoffen, dass der Export einmal mehr die heimische Wirtschaft aus der Rezession heraus führt. Erste Anzeichen dafür gibt es bereits. Dem Spielraum Koizumis für echte Reformen wäre in einer wachsenden Wirtschaft ungleich größer als während der jetzigen Rezession.  
 
Die Herabstufung durch Standard & Poor’s könnte den Trend sinkender Renditen an Japans Rentenmärkten erst einmal stoppen. Ohnehin sprechen die zarten Signale einer allmählichen Bodenbildung in Japans Wirtschaft dafür, dass der Abwärtstrend bei den Zinsen bald zu Ende ist. Am Devisenmarkt sollte die Herabstufung ohne größere Auswirkungen bleiben, die anfänglichen Kursverluste des Yen konnten größtenteils bereits wieder wett gemacht werden.


Gruß    
Happy End
JAPAN: Im Land der untergehenden Kurse 637163
Happy End:

Japan als Schlusslicht der G-7-Staaten

 
17.04.02 05:57
Die internationale Bewertungsagentur Standard & Poor's (S&P) scheint mit ihrer Geduld gegenüber Japan allmählich am Ende zu sein. Unzufrieden mit den Fortschritten bei den wirtschaftlichen Strukturreformen, hat sie zum dritten Mal innerhalb von nur 14 Monaten das langfristige Länderrating nach unten korrigiert, und zwar von AA auf AA-. Es wird weiterhin an einem negativen Ausblick festgehalten, so dass ein Ende des Abstufungsreigens nicht in Sicht ist. Mit dem neuen Rating rangiert die zweitgrösste Wirtschaftsnation, deren Bonität noch im Februar des vergangenen Jahres mit dem Gütesiegel eines Triple-A qualifiziert worden war, auf dem letzten Platz aller Industrieländer der G-7-Gruppe; bis anhin hatte man diese unrühmliche Position mit Italien (AA) geteilt.

Wenig Hoffnung auf Reformen

Ernüchtert zeigt man sich bei S&P vor allem mit Blick auf die Implementierung der von Regierungschef Junichiro Koizumi in Aussicht gestellten Wirtschaftsreformen. Angesichts der sinkenden Popularität des Premiers, dessen Reputation derzeit vor allem unter Skandalen ehemaliger Weggefährten leidet, rechnet die Agentur in naher Zukunft nicht mit grossen Taten. Dies gilt namentlich hinsichtlich der erhofften Sanierung des hoch verschuldeten Staatshaushaltes. Standard & Poor's zeigt sich davon überzeugt, dass das Haushaltdefizit noch für mehrere Jahre im Bereich von 8% des Bruttoinlandproduktes (BIP) verharren wird. Angesichts der schwachen Wachstumsaussichten müsse Japans fiskalische Position als langfristig nicht tragbar bezeichnet werden, lautet das Fazit. Der Anstieg der Staatsverschuldung auf eine Quote von über 200% gegenüber dem BIP lasse sich ohne teilweise Monetarisierung der öffentlichen Schuld kaum bremsen. Unbefriedigt zeigen sich die Prüfer auch mit den Resultaten der am vergangenen Freitag veröffentlichten Sonderinspektion von Japans Grossbanken durch die nationale Finanzaufsicht (FSA). Diese hätten das Problem fauler Kredite beschönigt und die Kreditkosten deutlich zu tief eingeschätzt, wird kritisiert. Auf Grund der schwachen Profitabilität von Nippons Banken sei eine neuerliche Kapitalspritze - komme sie von den Aktionären oder vom Staat - kaum zu vermeiden.

Kühle Reaktionen

Im Wissen, dass mit rund 5% nur ein sehr bescheidener Anteil der japanischen Staatsverschuldung von ausländischen Investoren finanziert wird, pflegt man in Japans Amtsstuben auf Herabstufungen des eigenen Ratings vergleichsweise entkrampft zu reagieren. Ein rhetorisches Beispiel solcher Gelassenheit lieferte am Dienstag Kabinettssekretär und Regierungssprecher Yasuo Fukuda. Seiner Ansicht nach hätte S&P das Rating Japans eigentlich erhöhen müssen, zumal das Land nach wie vor die gewichtigste Gläubigernation sei und zudem über die weltweit grössten Devisenreserven verfüge. Für den stellvertretenden Finanzminister Haruhiko Kuroda ist die Herabstufung zwar «unverständlich»; die Kritik aus New York pariert er aber mit der Gegenkritik, dass die internationalen Rating-Agenturen seit dem Enron-Kollaps ohnehin über keinerlei Glaubwürdigkeit mehr verfügten. Unbeeindruckt zeigte sich am Dienstag aber auch Japans Finanzmarkt. So gaben die Bondkurse nur geringfügig nach, und der Nikkei-225-Index vermochte dank positiveren Unternehmensnachrichten aus den USA gar um 1,9% zuzulegen.

NZZ-online
Happy End:

Mit einem Sprung aus der Rezession

 
07.06.02 14:51
Die japanische Wirtschaft ist im ersten Quartal überraschend stark gewachsen. Das Tempo lag sogar höher als das in Amerika.

Tokio - Deutlich erhöhte Exporte und ein großer Zuwachs beim privaten Konsum: Das sind die Faktoren, die Japan in den Monaten Januar bis März zu einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,4 Prozent verholfen haben. Ginge der Aufschwung in diesem Tempo weiter, würde die japanische Wirtschaft im Gesamtjahr um 5,7 Prozent wachsen. Volkswirte hatten nur mit einem Anstieg des BIP um annualisiert 5,3 Prozent gerechnet. Die USA hatten in den ersten drei Monaten ein annualisiertes Wachstum von 5,6 Prozent erreicht. In den vergangenen drei Quartalen war die japanische Wirtschaft geschrumpft.
Ein Volkswirt beim NLI Research Institute sagte, die japanische Wirtschaft "habe sich schneller vom Boden erhoben, als viele Leute gedacht hatten". Allerdings betonen Experten, dass die vorläufigen japanischen BIP-Zahlen häufig im Nachhinein nach unten revidiert werden. Volkswirte rechnen zudem damit, dass sich das Wachstum im zweiten Quartal merklich verlangsamt. Auch die Regierung wies darauf hin, der Anstieg des Yen-Wechselkurses könnte den Aufschwung der Exporte von Elektronik und Automobilen abwürgen.

Skeptische Ökonomen halten gar für möglich, dass das japanische BIP in diesem und im folgenden Quartal abermals schrumpft. Das wäre für die Japaner dann die vierte Rezession in einem Jahrzehnt.
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