Utimaco stellt die Vertrauensfrage
Am Mittwoch sollen die Aktionäre den Weg für einen unbekannten Mehrheitsaktionär frei machen
Von Bernd Freytag, Frankfurt
Börsen-Zeitung, 17.11.2001
Am Mittwoch entscheidet sich die Zukunft der schwer angeschlagenen Utimaco Safeware AG. "Vielleicht", so heißt es aus dem Unternehmen, wird das Management der Hauptversammlung am 21. November den dringend erforderlichen Großinvestor präsentieren. Sollte dies nicht der Fall sein, sind die Eigentümer gleichwohl aufgefordert, den Weg frei zu machen für neue Mehrheitsverhältnisse. Um bis zu 6 Mill. Euro (entsprechend 6 Millionen Aktien) soll das Grundkapital nach den Plänen des Vorstands erhöht werden, und zwar ohne Bezugsrecht der Altaktionäre. Das ist allein deshalb pikant, weil die avisierte Kapitalerhöhung das bisherige Grundkapital von knapp 5,67 Mill. Euro übersteigt.
Sollte also die Hauptversammlung den Weg dafür frei machen, könnte ein neuer Investor auf einen Schlag die Kapitalmehrheit zeichnen. Wer dieser neue Investor ist, ob es ihn überhaupt gibt und zu welchen Konditionen er zu einem Engagement bereit wäre, bleibt indes auch wenige Tage vor dem Aktionärstreffen im Dunkeln. Es gebe konkrete Gespräche mit mehreren Interessenten, heißt es lediglich. "Aus Sicht des Vorstands wäre die Beteiligung eines strategischen Investors vorzugswürdig; alternativ kommt auch die Beteiligung eines Finanzinvestors in Betracht", schreibt das Management in der HV-Einladung. Derzeit verhandelt die Führungsriege nach eigener Darstellung "in beide Richtungen".
Insolvenzgefahr
Die Zeit wird knapp. Wie dramatisch die Lage des IT-Sicherheitsunternehmens ist, verdeutlicht erstmals auch die Selbsteinschätzung des Vorstands: "Nach dem gegenwärtigen Bestand an liquiden Mitteln sowie der kurzfristigen Planung der anstehenden Zahlungseingänge und -abflüsse ist die Zahlungsfähigkeit der Gesellschaft bei anhaltend schwacher Konjunktur ohne zusätzliche Zufuhr von liquiden Mitteln nicht hinreichend gesichert", heißt es. Es herrsche latente Insolvenzgefahr. Die angepeilte Kapitalererhöhung der bis zu 6 Millionen Inhaberstückaktien soll zu einem Stückpreis von 2,70 Euro platziert werden. Damit könnten dem Unternehmen bis zu 16,2 Mill. Euro zufließen.
Umsätze brechen weg
Das Geld wird dringend gebraucht, wie die zum Wochenschluss vorgelegten Zahlen zum ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres überdeutlich zeigen: Demnach ist das Unternehmen bei sinkenden Umsätzen erneut tiefer in die Verlustzone gefahren. Der Umsatz ist im Jahresvergleich auf 5,9 (i. V. 8) Mill. Euro gesunken, der Nettoverlust stieg auf 3,9 (1,7) Mill. Euro. Trotz der Verluste hätten die liquiden Mittel im ersten Quartal nur um 0,6 auf 1,1 Mill. Euro abgenommen. Als Grund nennt die Gesellschaft unter anderem erweiterte Kredite und einen auf drei Jahre abgeschlossenen Service-Vertrag, der vom Kunden schon jetzt vollständig bezahlt worden sei.
Kurzfristigen Verbindlichkeiten von 9,5 Mill. Euro stünden kurzfristige Forderungen in etwa gleicher Höhe gegenüber. Auf insgesamt 16,4 Mill. Euro hat sich der Forderungsbestand Ende September aufgetürmt - "nur werthaltige Forderungen", wie das Unternehmen betont.
Sollte Utimaco im Folgequartal den Break-even nicht erreichen, droht ohne frisches Geld das Aus. Und die Aussichten sind düster. Aufgrund der schwachen Konjunktur gehe man von einem negativen Betriebsergebnis aus. Die rettende Gewinnschwelle würde nach eigener Einschätzung erst bei einem Umsatzvolumen von "10 bis 11 Mill. Euro" erreicht; das scheint selbst in Anbetracht des traditionell schlechten ersten Quartals kaum erreichbar.
Utimaco ist seit Mitte Februar 1999 am Neuen Markt. Unter der Führung von Sal. Oppenheim wurden die Papiere (splitbereinigt) zu 21,67 Euro platziert. Derzeit notiert die Aktie bei 2,35 Euro, die Marktkapitalisierung ist auf 14 Mill. Euro zusammengefallen. Das Grundkapital befindet sich zu 76 % im Streubesitz. Gründer Horst Görtz kontrolliert über eine Stiftung 16 % der Anteile, die Mitarbeiter sind mit 3 %, die Linz Textilholding mit 5 % im Boot.
Börsen-Zeitung, 17.11.2001
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Am Mittwoch sollen die Aktionäre den Weg für einen unbekannten Mehrheitsaktionär frei machen
Von Bernd Freytag, Frankfurt
Börsen-Zeitung, 17.11.2001
Am Mittwoch entscheidet sich die Zukunft der schwer angeschlagenen Utimaco Safeware AG. "Vielleicht", so heißt es aus dem Unternehmen, wird das Management der Hauptversammlung am 21. November den dringend erforderlichen Großinvestor präsentieren. Sollte dies nicht der Fall sein, sind die Eigentümer gleichwohl aufgefordert, den Weg frei zu machen für neue Mehrheitsverhältnisse. Um bis zu 6 Mill. Euro (entsprechend 6 Millionen Aktien) soll das Grundkapital nach den Plänen des Vorstands erhöht werden, und zwar ohne Bezugsrecht der Altaktionäre. Das ist allein deshalb pikant, weil die avisierte Kapitalerhöhung das bisherige Grundkapital von knapp 5,67 Mill. Euro übersteigt.
Sollte also die Hauptversammlung den Weg dafür frei machen, könnte ein neuer Investor auf einen Schlag die Kapitalmehrheit zeichnen. Wer dieser neue Investor ist, ob es ihn überhaupt gibt und zu welchen Konditionen er zu einem Engagement bereit wäre, bleibt indes auch wenige Tage vor dem Aktionärstreffen im Dunkeln. Es gebe konkrete Gespräche mit mehreren Interessenten, heißt es lediglich. "Aus Sicht des Vorstands wäre die Beteiligung eines strategischen Investors vorzugswürdig; alternativ kommt auch die Beteiligung eines Finanzinvestors in Betracht", schreibt das Management in der HV-Einladung. Derzeit verhandelt die Führungsriege nach eigener Darstellung "in beide Richtungen".
Insolvenzgefahr
Die Zeit wird knapp. Wie dramatisch die Lage des IT-Sicherheitsunternehmens ist, verdeutlicht erstmals auch die Selbsteinschätzung des Vorstands: "Nach dem gegenwärtigen Bestand an liquiden Mitteln sowie der kurzfristigen Planung der anstehenden Zahlungseingänge und -abflüsse ist die Zahlungsfähigkeit der Gesellschaft bei anhaltend schwacher Konjunktur ohne zusätzliche Zufuhr von liquiden Mitteln nicht hinreichend gesichert", heißt es. Es herrsche latente Insolvenzgefahr. Die angepeilte Kapitalererhöhung der bis zu 6 Millionen Inhaberstückaktien soll zu einem Stückpreis von 2,70 Euro platziert werden. Damit könnten dem Unternehmen bis zu 16,2 Mill. Euro zufließen.
Umsätze brechen weg
Das Geld wird dringend gebraucht, wie die zum Wochenschluss vorgelegten Zahlen zum ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres überdeutlich zeigen: Demnach ist das Unternehmen bei sinkenden Umsätzen erneut tiefer in die Verlustzone gefahren. Der Umsatz ist im Jahresvergleich auf 5,9 (i. V. 8) Mill. Euro gesunken, der Nettoverlust stieg auf 3,9 (1,7) Mill. Euro. Trotz der Verluste hätten die liquiden Mittel im ersten Quartal nur um 0,6 auf 1,1 Mill. Euro abgenommen. Als Grund nennt die Gesellschaft unter anderem erweiterte Kredite und einen auf drei Jahre abgeschlossenen Service-Vertrag, der vom Kunden schon jetzt vollständig bezahlt worden sei.
Kurzfristigen Verbindlichkeiten von 9,5 Mill. Euro stünden kurzfristige Forderungen in etwa gleicher Höhe gegenüber. Auf insgesamt 16,4 Mill. Euro hat sich der Forderungsbestand Ende September aufgetürmt - "nur werthaltige Forderungen", wie das Unternehmen betont.
Sollte Utimaco im Folgequartal den Break-even nicht erreichen, droht ohne frisches Geld das Aus. Und die Aussichten sind düster. Aufgrund der schwachen Konjunktur gehe man von einem negativen Betriebsergebnis aus. Die rettende Gewinnschwelle würde nach eigener Einschätzung erst bei einem Umsatzvolumen von "10 bis 11 Mill. Euro" erreicht; das scheint selbst in Anbetracht des traditionell schlechten ersten Quartals kaum erreichbar.
Utimaco ist seit Mitte Februar 1999 am Neuen Markt. Unter der Führung von Sal. Oppenheim wurden die Papiere (splitbereinigt) zu 21,67 Euro platziert. Derzeit notiert die Aktie bei 2,35 Euro, die Marktkapitalisierung ist auf 14 Mill. Euro zusammengefallen. Das Grundkapital befindet sich zu 76 % im Streubesitz. Gründer Horst Görtz kontrolliert über eine Stiftung 16 % der Anteile, die Mitarbeiter sind mit 3 %, die Linz Textilholding mit 5 % im Boot.
Börsen-Zeitung, 17.11.2001
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