Prognosen für 2003 liegen weit auseinander - Deutliche Korrekturen erwartet
von Bloomberg
London - Investoren sind derzeit deutlich skeptischer, was das Gewinnwachstum bei europäischen Unternehmen angeht als Analysten. Während letztere laut Finanzinformationsdienst JFC für das laufende Jahr mit einem Gewinnplus von 27 Prozent für die Werte des Dow Jones Stoxx 600 Index rechnen, erwarten Fondsmanager dagegen lediglich ein Wachstum von sechs Prozent, wie eine Umfrage von Merrill Lynch zeigt. Experten befürchten, dass die Annäherung dieser beiden Positionen das Ende der Kursrallye der vergangenen vier Wochen bedeuten könnte.
"Die wirtschaftliche Lage hat sich in den vergangenen beiden Wochen nicht verändert, und jemand, der behauptet, dass das Gewinnpotenzial anders aussieht, erzählt Unsinn", sagt Gary Clarke, Fondsmanager bei Gartmore Investment Management. "Ich bin immer noch skeptisch, was die Konsensprognosen der Analysten angeht", fügt er hinzu. Er erwartet, dass der Gewinn bei europäischen Unternehmen in diesem Jahr um durchschnittlich weniger als zehn Prozent ansteigt, und liegt damit im Trend der Anleger: Der Merrill-Umfrage zufolge rechnen Fondsmanager im kommenden Jahr bei Unternehmen in der Eurozone mit einem Gewinnwachstum von 6,1 Prozent, während sie im Februar noch von einem Plus von 6,3 Prozent ausgegangen waren.
Die Prognosen der Analysten bewegen sich in die entgegengesetzte Richtung. Erwarteten sie Anfang des Jahres noch einen Gewinnanstieg von 25 Prozent, rechnen sie laut JFC inzwischen sogar mit 27 Prozent. Basierend auf den mittlerweile vorliegenden Ergebnissen der Unternehmen für 2002 wurde dieser Wert angehoben, denn die Ergebnisse fielen niedriger als erwartet aus. "Der Unterschied macht mir Sorgen", meint Katie Pybus, Strategie-Analystin bei Henderson Global Investors in London. "Irgendwann muss sich die Lücke schließen".
UBS Warburg hat im Gegensatz dazu vor kurzem die Gewinnprognose für europäische Unternehmen für das Jahr 2003 nach unten korrigiert. Die Investmentbank rechnet mit einem Rückgang um bis zu zwei Prozent. Das wäre das dritte Jahr in Folge, in dem die Unternehmensgewinne schrumpfen.
Ein weiterer Rückgang wäre "ziemlich negativ für den Aktienmarkt", betont Saul Henry, Stratege bei der Wertpapiertochter der UBS. "Der Markt ist auf reduzierte Gewinnprognosen eingerichtet, aber die Frage ist, inwieweit das in die Aktienkurse eingepreist ist", erläutert er. "Die Anleger könnten überrascht sein, wie viele Korrekturen noch kommen."
Die Rücknahme der Gewinnprognosen im Frühjahr ist allerdings nichts gänzlich Neues. In den vergangenen zwei Jahren sind die meisten Prognosen im Zeitraum April bis Juni nach unten korrigiert worden, berichtet Henry. Ein Grund dafür ist, dass es den Unternehmen schwerer fällt, die Jahresprognose zu erfüllen, wenn sie im ersten Quartal die Prognosen verfehlt haben. In der Folge stuften Analysten dann häufig herab.
Die nächsten Beispiele könnten Siemens, Daimler-Chrysler und Infineon liefern, die in dieser Woche Zahlen vorlegen. Bei Siemens rechnen Analysten mit einem Gewinneinbruch von 63 Prozent auf 470,3 Mio. Euro, J.P. Morgan hat die Gewinnprognose für das gesamte Jahr um neun Prozent reduziert. Bei Daimler-Chrysler wird ein Umsatzrückgang um neun Prozent auf 33,6 Mrd. Euro erwartet. Und Infineon legte am Montag einen Verlust von 330 Mio. Euro vor - deutlich mehr als von den Experten erwartet.
Die Ergebnisse dürften eine Reihe von Korrekturen bei Analystenprognosen auslösen, erwarten Investoren. "In der zweiten Jahreshälfte wird es nicht das große Gewinnwachstum geben, mit dem jeder rechnet", resümiert Neil Birrell von Framlington. "Einige der Prognosen sind einfach lächerlich."
von Bloomberg
London - Investoren sind derzeit deutlich skeptischer, was das Gewinnwachstum bei europäischen Unternehmen angeht als Analysten. Während letztere laut Finanzinformationsdienst JFC für das laufende Jahr mit einem Gewinnplus von 27 Prozent für die Werte des Dow Jones Stoxx 600 Index rechnen, erwarten Fondsmanager dagegen lediglich ein Wachstum von sechs Prozent, wie eine Umfrage von Merrill Lynch zeigt. Experten befürchten, dass die Annäherung dieser beiden Positionen das Ende der Kursrallye der vergangenen vier Wochen bedeuten könnte.
"Die wirtschaftliche Lage hat sich in den vergangenen beiden Wochen nicht verändert, und jemand, der behauptet, dass das Gewinnpotenzial anders aussieht, erzählt Unsinn", sagt Gary Clarke, Fondsmanager bei Gartmore Investment Management. "Ich bin immer noch skeptisch, was die Konsensprognosen der Analysten angeht", fügt er hinzu. Er erwartet, dass der Gewinn bei europäischen Unternehmen in diesem Jahr um durchschnittlich weniger als zehn Prozent ansteigt, und liegt damit im Trend der Anleger: Der Merrill-Umfrage zufolge rechnen Fondsmanager im kommenden Jahr bei Unternehmen in der Eurozone mit einem Gewinnwachstum von 6,1 Prozent, während sie im Februar noch von einem Plus von 6,3 Prozent ausgegangen waren.
Die Prognosen der Analysten bewegen sich in die entgegengesetzte Richtung. Erwarteten sie Anfang des Jahres noch einen Gewinnanstieg von 25 Prozent, rechnen sie laut JFC inzwischen sogar mit 27 Prozent. Basierend auf den mittlerweile vorliegenden Ergebnissen der Unternehmen für 2002 wurde dieser Wert angehoben, denn die Ergebnisse fielen niedriger als erwartet aus. "Der Unterschied macht mir Sorgen", meint Katie Pybus, Strategie-Analystin bei Henderson Global Investors in London. "Irgendwann muss sich die Lücke schließen".
UBS Warburg hat im Gegensatz dazu vor kurzem die Gewinnprognose für europäische Unternehmen für das Jahr 2003 nach unten korrigiert. Die Investmentbank rechnet mit einem Rückgang um bis zu zwei Prozent. Das wäre das dritte Jahr in Folge, in dem die Unternehmensgewinne schrumpfen.
Ein weiterer Rückgang wäre "ziemlich negativ für den Aktienmarkt", betont Saul Henry, Stratege bei der Wertpapiertochter der UBS. "Der Markt ist auf reduzierte Gewinnprognosen eingerichtet, aber die Frage ist, inwieweit das in die Aktienkurse eingepreist ist", erläutert er. "Die Anleger könnten überrascht sein, wie viele Korrekturen noch kommen."
Die Rücknahme der Gewinnprognosen im Frühjahr ist allerdings nichts gänzlich Neues. In den vergangenen zwei Jahren sind die meisten Prognosen im Zeitraum April bis Juni nach unten korrigiert worden, berichtet Henry. Ein Grund dafür ist, dass es den Unternehmen schwerer fällt, die Jahresprognose zu erfüllen, wenn sie im ersten Quartal die Prognosen verfehlt haben. In der Folge stuften Analysten dann häufig herab.
Die nächsten Beispiele könnten Siemens, Daimler-Chrysler und Infineon liefern, die in dieser Woche Zahlen vorlegen. Bei Siemens rechnen Analysten mit einem Gewinneinbruch von 63 Prozent auf 470,3 Mio. Euro, J.P. Morgan hat die Gewinnprognose für das gesamte Jahr um neun Prozent reduziert. Bei Daimler-Chrysler wird ein Umsatzrückgang um neun Prozent auf 33,6 Mrd. Euro erwartet. Und Infineon legte am Montag einen Verlust von 330 Mio. Euro vor - deutlich mehr als von den Experten erwartet.
Die Ergebnisse dürften eine Reihe von Korrekturen bei Analystenprognosen auslösen, erwarten Investoren. "In der zweiten Jahreshälfte wird es nicht das große Gewinnwachstum geben, mit dem jeder rechnet", resümiert Neil Birrell von Framlington. "Einige der Prognosen sind einfach lächerlich."