Investmentbanken hoffen auf Erholung am Neuen Markt
Reuters FRANKFURT. Auf eine Erholung des Neuen Marktes hoffen derzeit nicht nur die Anleger, auch Investmentbanken versprechen sich lukrative Geschäfte von einer Trendwende am Frankfurter Wachstumssegment.
Denn nach Ansicht von Branchenexperten warten eine ganze Reihe von Großaktionäre nur darauf, sich mit Hilfe der Banken von ihren Beständen zu trennen. Dabei handele es sich vor allem um Unternehmensgründer oder Finanzinvestoren, die zum Börsengang ihre Anteile behalten hätten, nun aber Geld für ihr früheres Engagement sehen wollten.
Nur die schlechte Kursentwicklung der meisten Neuemissionen hält nach Aussage Frankfurter Investmentbanker diese Anteilseigner davon ab, sich derzeit von ihren Beteiligungen zu trennen. Sollte sich der seit Anfang des Jahres um mehr als 46 % eingebrochene Neue Markt erholen, könnte ein ganzer Geschäftszweig der Banken zu neuem Leben erwachen.
Die Umplatzierungen der Bestände von Altaktionären - von der Öffentlichkeit oft kaum wahrgenommene, so genannte Secondary Offerings - sind Branchenkreisen zufolge für die beteiligten Finanzinstitute ein mit wenig Aufwand verbundenes und einträgliches Geschäft. Schließlich gilt das Umplatzierungsgeschäft als Ernte einer häufig schwerfälligen Aufzucht der jungen Aktiengesellschaften.
"Während Börsendebüts für die Banken nicht selten ein Verlustgeschäft sind, zählt die Umplatzierung von Altaktien zu den Cash Cows (Gewinnbringern) im Investmentgeschäft", hieß es aus Branchenkreisen. "Börsendebüts sind mit einem erheblichen Research- und Vermarktungsaufwand verbunden, bei Umplatzierungen müssen dagegen Prospekte und Analysen nur noch aktualisiert werden, sofern die Platzierung zeitnah zum Börsengang stattfindet", sagte Christian Meißner, leitender Investmentbanker bei Goldman Sachs in London. Auch das Gefecht zwischen den Investmentbanken um das Mandat falle meist weg. Bei erfolgreichem Börsengang beauftrage der Kunde die damit betraute Bank auch mit der Platzierung weiterer Aktien, sagte Meißner.
Experten schätzen den Anteil der Investmentbank am Erlös aus dem Aktienverkauf auf zwei bis fünf Prozent. Bei einer Umplatzierung mit einem Volumen von rund 236 Mill. Euro wie etwa bei der im MDAX gelisteten Techem AG im Februar dieses Jahres läuft dies auf Einnahmen für die betreuende Bank Schroder Salomon Smith Barney zwischen 4,7 bis 11,8 Mill. Euro hinaus. "Wäre der Neue Markt im Jahr 2000 nicht so stark eingebrochen, hätte das Geschäft mit den Secondary Offerings auch dort längst eingesetzt", sagte Meißner. Von den insgesamt rund 340 Börsendebüts am Wachstumssegment - davon allein jeweils über 100 in den Jahren 1999 und 2000 - haben nach Auskunft der Deutschen Börse bisher nur rund 50 Unternehmen Aktien aus dem Besitz der Altaktionäre platziert.
Vor allem Beteiligungsgesellschaften beklagen, dass ihre vorbörslich erworbenen Aktienpakete nach Ablauf der von der Deutschen Börse verordneten Verkaufssperre von sechs Monaten nach Börsengang keine Kursgewinne aufwiesen. "Einen Verkauf unserer Beteiligungen am Neuen Markt sehen wir derzeit nicht", sagte etwa Ernst Mayer, Geschäftsführer der Technologiebeteiligungsgesellschaft TBG in Bonn. Eine glücklichere Hand hatte der Münchner Wettbewerber Apax, der nach eigenen Angaben sämtliche Neue-Markt-Aktien "noch rechtzeitig" abgestoßen hatte. Die Beteiligungsgesellschaft 3i gehört zu den wenigen Unternehmen, die trotz des schwachen Marktes demnächst wieder aktiv werden wollen. "Einige unserer Beteiligungen würden für eine Umplatzierung derzeit in Frage kommen", sagte Paul Thomas, Marketing Manager bei 3i.
Das Gelingen einer Umplatzierung hängt vom Erfolg der betrauten Investmentbank ab, am Ende der Zeichnungsfrist genug Abnehmer - in der Regel institutionelle Anleger - für die umzuplatzierenden Aktien zu finden. Gelockt werden diese mit Preisen unterhalb des aktuellen Börsenkurses. "Die Bank fungiert als reiner Händler zwischen dem Altaktionär und den Anlegern", sagte ein Branchenexperte. Daher qualifiziere sich eine Investmentbank in erster Linie durch gute Geschäftsbeziehungen zu institutionellen Anlegern. Kaum Einfluss habe die Investmentbank dagegen auf die Aktienkurse, die in der Vergangenheit schon bei Ankündigung eines Secondary Offerings häufig deutlich nachgegeben hatten. Hier stecke ein großes Risiko für die Investmentbank, ihren Ruf zu verlieren, hieß es. Folge der Umplatzierung ein Kursverfall, verliere die verantwortliche Bank das Vertrauen der institutionellen Anleger.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 05. April 2001
Reuters FRANKFURT. Auf eine Erholung des Neuen Marktes hoffen derzeit nicht nur die Anleger, auch Investmentbanken versprechen sich lukrative Geschäfte von einer Trendwende am Frankfurter Wachstumssegment.
Denn nach Ansicht von Branchenexperten warten eine ganze Reihe von Großaktionäre nur darauf, sich mit Hilfe der Banken von ihren Beständen zu trennen. Dabei handele es sich vor allem um Unternehmensgründer oder Finanzinvestoren, die zum Börsengang ihre Anteile behalten hätten, nun aber Geld für ihr früheres Engagement sehen wollten.
Nur die schlechte Kursentwicklung der meisten Neuemissionen hält nach Aussage Frankfurter Investmentbanker diese Anteilseigner davon ab, sich derzeit von ihren Beteiligungen zu trennen. Sollte sich der seit Anfang des Jahres um mehr als 46 % eingebrochene Neue Markt erholen, könnte ein ganzer Geschäftszweig der Banken zu neuem Leben erwachen.
Die Umplatzierungen der Bestände von Altaktionären - von der Öffentlichkeit oft kaum wahrgenommene, so genannte Secondary Offerings - sind Branchenkreisen zufolge für die beteiligten Finanzinstitute ein mit wenig Aufwand verbundenes und einträgliches Geschäft. Schließlich gilt das Umplatzierungsgeschäft als Ernte einer häufig schwerfälligen Aufzucht der jungen Aktiengesellschaften.
"Während Börsendebüts für die Banken nicht selten ein Verlustgeschäft sind, zählt die Umplatzierung von Altaktien zu den Cash Cows (Gewinnbringern) im Investmentgeschäft", hieß es aus Branchenkreisen. "Börsendebüts sind mit einem erheblichen Research- und Vermarktungsaufwand verbunden, bei Umplatzierungen müssen dagegen Prospekte und Analysen nur noch aktualisiert werden, sofern die Platzierung zeitnah zum Börsengang stattfindet", sagte Christian Meißner, leitender Investmentbanker bei Goldman Sachs in London. Auch das Gefecht zwischen den Investmentbanken um das Mandat falle meist weg. Bei erfolgreichem Börsengang beauftrage der Kunde die damit betraute Bank auch mit der Platzierung weiterer Aktien, sagte Meißner.
Experten schätzen den Anteil der Investmentbank am Erlös aus dem Aktienverkauf auf zwei bis fünf Prozent. Bei einer Umplatzierung mit einem Volumen von rund 236 Mill. Euro wie etwa bei der im MDAX gelisteten Techem AG im Februar dieses Jahres läuft dies auf Einnahmen für die betreuende Bank Schroder Salomon Smith Barney zwischen 4,7 bis 11,8 Mill. Euro hinaus. "Wäre der Neue Markt im Jahr 2000 nicht so stark eingebrochen, hätte das Geschäft mit den Secondary Offerings auch dort längst eingesetzt", sagte Meißner. Von den insgesamt rund 340 Börsendebüts am Wachstumssegment - davon allein jeweils über 100 in den Jahren 1999 und 2000 - haben nach Auskunft der Deutschen Börse bisher nur rund 50 Unternehmen Aktien aus dem Besitz der Altaktionäre platziert.
Vor allem Beteiligungsgesellschaften beklagen, dass ihre vorbörslich erworbenen Aktienpakete nach Ablauf der von der Deutschen Börse verordneten Verkaufssperre von sechs Monaten nach Börsengang keine Kursgewinne aufwiesen. "Einen Verkauf unserer Beteiligungen am Neuen Markt sehen wir derzeit nicht", sagte etwa Ernst Mayer, Geschäftsführer der Technologiebeteiligungsgesellschaft TBG in Bonn. Eine glücklichere Hand hatte der Münchner Wettbewerber Apax, der nach eigenen Angaben sämtliche Neue-Markt-Aktien "noch rechtzeitig" abgestoßen hatte. Die Beteiligungsgesellschaft 3i gehört zu den wenigen Unternehmen, die trotz des schwachen Marktes demnächst wieder aktiv werden wollen. "Einige unserer Beteiligungen würden für eine Umplatzierung derzeit in Frage kommen", sagte Paul Thomas, Marketing Manager bei 3i.
Das Gelingen einer Umplatzierung hängt vom Erfolg der betrauten Investmentbank ab, am Ende der Zeichnungsfrist genug Abnehmer - in der Regel institutionelle Anleger - für die umzuplatzierenden Aktien zu finden. Gelockt werden diese mit Preisen unterhalb des aktuellen Börsenkurses. "Die Bank fungiert als reiner Händler zwischen dem Altaktionär und den Anlegern", sagte ein Branchenexperte. Daher qualifiziere sich eine Investmentbank in erster Linie durch gute Geschäftsbeziehungen zu institutionellen Anlegern. Kaum Einfluss habe die Investmentbank dagegen auf die Aktienkurse, die in der Vergangenheit schon bei Ankündigung eines Secondary Offerings häufig deutlich nachgegeben hatten. Hier stecke ein großes Risiko für die Investmentbank, ihren Ruf zu verlieren, hieß es. Folge der Umplatzierung ein Kursverfall, verliere die verantwortliche Bank das Vertrauen der institutionellen Anleger.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 05. April 2001