Trotz steigender Forschungsausgaben bleiben Neuentwicklungen aus / Zeitverlust durch längere Zulassungsverfahren
In den Zahlen der Pharmaindustrie dürfte sich 2002 erstmals ein Phänomen niederschlagen, vor dem Branchenskeptiker bereits seit Jahren warnen: Es mangelt an Neuentwicklungen. Unter fehlenden Innovationen wird allerdings nicht die gesamte Branche leiden, sondenrn in erster Linie die Riege der großen Hersteller. "Angesichts der Größe der Firmen halten wir die Entwicklungspipeline von Big Pharma für nicht stark genug", äußert sich Susan Harlock von der Deutschen Bank skeptisch.
Verschärft wird das Problem dadurch, dass einige sehr starke Produkte ihren Patentschutz verlieren und damit der Konkurrenz von billigen Nachahmerprodukten (Generika) ausgesetzt sein werden. Mehrere US-Konzerne, darunter Merck & Co und Bristol-Myers Squibb (BMS), mussten daher bereits im Herbst vergangenen Jahres ihre Umsatz- und Gewinnprognosen zurückschrauben. Die Experten der Deutschen Bank gehen davon aus, dass sich als Folge dieser Entwicklung das Marktwachstum in den USA von bisher etwa 15 Prozent auf neun bis zehn Prozent abkühlen wird - natürlich mit entsprechender Wirkung auf die Ertragsdynamik.
Forschungsausgaben verdreifacht
Angesichts der enormen Forschungsausgaben erscheint die Innovationsschwäche auf den ersten Blick fast paradox. Die Pharmaindustrie hat ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung im vergangenen Jahrzehnt mehr als verdreifacht. Inzwischen werden fast 50 Milliarden Dollar pro Jahr in die Entwicklung neuer Medikamente gepumpt. Nach Daten der Marktforschungsgruppe IMS Health werden von den Pharmaherstellern derzeit mehr als 2000 Projekte in der klinischen Prüfung bearbeitet. Und trotzdem ist es an der Schwelle zur Marktzulassung zu einem Druckabfall in der "Entwicklungspipeline" gekommen.
Zwar gab die US-Zulassungsbehörde FDA in den vergangenen Monaten für eine Reihe wichtiger Neuentwicklungen grünes Licht. Insgesamt jedoch hat die Zulassung neuer Wirkstoffe seit dem Rekordjahr 1996 stetig abgenommen. Und 2002 wird sich die Situation nach Erwartung vieler Branchenkenner auch nur moderat verbessern. "Ein neuer Schub dürfte erst ab 2004 wieder einsetzen", schätzt Pharmaexperte Michael Fischer, der als unabhängiger Berater verschiedene Healthcare-Fonds betreut.
Es sind mehrere Faktoren, die zu der Innovationsflaute geführt haben. So hat die Genomforschung die Entwicklung neuer Medikamente letztlich nicht in dem Maße beschleunigt wie einst erwartet worden ist. Gleichzeitig hat die FDA die Anforderungen erheblich verschärft, indem sie immer häufiger zusätzliche Daten oder Studien verlangt. Solche Erhebungen kosten Zeit und Geld. Das hat bereits im vergangenen Jahr dazu geführt, dass sich zahlreiche Zulassungsverfahren verzögerten. An dieser eher restriktiven Politik dürfte sich auf absehbare Zeit kaum etwas ändern. Jüngste "Opfer" sind BMS und ihr Partner Imclone Systems, deren Zulassungsantrag für das Krebsmedikament Erbitux von der FDA zurückgewiesen wurde.
Solche Enttäuschungen haben jüngst die Kurse im Biotech-Sektor wieder unter Druck gesetzt. Allerdings dürften die Geschäftszahlen der kleineren Unternehmen nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Denn ihnen genügen in der Regel wenige Nischenprodukte um über Jahre hinweg starkes Wachstum zu generieren. Ähnlich ist die Lage bei kleinen und mittelgroßen Pharmaspezialisten, darunter etwa Forest Labs, Lundbeck oder Altana.
Für die Branche insgesamt dürften sich daher die rückläufigen Zulassungszahlen nur moderat auswirken. Auch bleibt es schwierig, die Wachstumschancen älterer, aber derzeit noch patentgeschützter Medikamente zu beurteilen. Die Investmentbank Lehman Brothers etwa schätzt, dass die vordergründige Innovationsflaute teilweise durch höhere Umsätze bei den Einzelprodukten kompensiert wird. Schließlich haben viele Neuentwicklungen der 90er Jahre die einstigen Umsatzschätzungen weit übertroffen. Wirtschaftlich betrachtet, so folgern daher die Analysten von Lehman Brothers, habe sich alles in allem die Produktivität kaum vermindert.
In den Zahlen der Pharmaindustrie dürfte sich 2002 erstmals ein Phänomen niederschlagen, vor dem Branchenskeptiker bereits seit Jahren warnen: Es mangelt an Neuentwicklungen. Unter fehlenden Innovationen wird allerdings nicht die gesamte Branche leiden, sondenrn in erster Linie die Riege der großen Hersteller. "Angesichts der Größe der Firmen halten wir die Entwicklungspipeline von Big Pharma für nicht stark genug", äußert sich Susan Harlock von der Deutschen Bank skeptisch.
Verschärft wird das Problem dadurch, dass einige sehr starke Produkte ihren Patentschutz verlieren und damit der Konkurrenz von billigen Nachahmerprodukten (Generika) ausgesetzt sein werden. Mehrere US-Konzerne, darunter Merck & Co und Bristol-Myers Squibb (BMS), mussten daher bereits im Herbst vergangenen Jahres ihre Umsatz- und Gewinnprognosen zurückschrauben. Die Experten der Deutschen Bank gehen davon aus, dass sich als Folge dieser Entwicklung das Marktwachstum in den USA von bisher etwa 15 Prozent auf neun bis zehn Prozent abkühlen wird - natürlich mit entsprechender Wirkung auf die Ertragsdynamik.
Forschungsausgaben verdreifacht
Angesichts der enormen Forschungsausgaben erscheint die Innovationsschwäche auf den ersten Blick fast paradox. Die Pharmaindustrie hat ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung im vergangenen Jahrzehnt mehr als verdreifacht. Inzwischen werden fast 50 Milliarden Dollar pro Jahr in die Entwicklung neuer Medikamente gepumpt. Nach Daten der Marktforschungsgruppe IMS Health werden von den Pharmaherstellern derzeit mehr als 2000 Projekte in der klinischen Prüfung bearbeitet. Und trotzdem ist es an der Schwelle zur Marktzulassung zu einem Druckabfall in der "Entwicklungspipeline" gekommen.
Zwar gab die US-Zulassungsbehörde FDA in den vergangenen Monaten für eine Reihe wichtiger Neuentwicklungen grünes Licht. Insgesamt jedoch hat die Zulassung neuer Wirkstoffe seit dem Rekordjahr 1996 stetig abgenommen. Und 2002 wird sich die Situation nach Erwartung vieler Branchenkenner auch nur moderat verbessern. "Ein neuer Schub dürfte erst ab 2004 wieder einsetzen", schätzt Pharmaexperte Michael Fischer, der als unabhängiger Berater verschiedene Healthcare-Fonds betreut.
Es sind mehrere Faktoren, die zu der Innovationsflaute geführt haben. So hat die Genomforschung die Entwicklung neuer Medikamente letztlich nicht in dem Maße beschleunigt wie einst erwartet worden ist. Gleichzeitig hat die FDA die Anforderungen erheblich verschärft, indem sie immer häufiger zusätzliche Daten oder Studien verlangt. Solche Erhebungen kosten Zeit und Geld. Das hat bereits im vergangenen Jahr dazu geführt, dass sich zahlreiche Zulassungsverfahren verzögerten. An dieser eher restriktiven Politik dürfte sich auf absehbare Zeit kaum etwas ändern. Jüngste "Opfer" sind BMS und ihr Partner Imclone Systems, deren Zulassungsantrag für das Krebsmedikament Erbitux von der FDA zurückgewiesen wurde.
Solche Enttäuschungen haben jüngst die Kurse im Biotech-Sektor wieder unter Druck gesetzt. Allerdings dürften die Geschäftszahlen der kleineren Unternehmen nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Denn ihnen genügen in der Regel wenige Nischenprodukte um über Jahre hinweg starkes Wachstum zu generieren. Ähnlich ist die Lage bei kleinen und mittelgroßen Pharmaspezialisten, darunter etwa Forest Labs, Lundbeck oder Altana.
Für die Branche insgesamt dürften sich daher die rückläufigen Zulassungszahlen nur moderat auswirken. Auch bleibt es schwierig, die Wachstumschancen älterer, aber derzeit noch patentgeschützter Medikamente zu beurteilen. Die Investmentbank Lehman Brothers etwa schätzt, dass die vordergründige Innovationsflaute teilweise durch höhere Umsätze bei den Einzelprodukten kompensiert wird. Schließlich haben viele Neuentwicklungen der 90er Jahre die einstigen Umsatzschätzungen weit übertroffen. Wirtschaftlich betrachtet, so folgern daher die Analysten von Lehman Brothers, habe sich alles in allem die Produktivität kaum vermindert.