Von Manjeet Kripalani, BusinessWeek Online
21. März 2002 Das Telefon von S. Ramadorai steht nicht still. Aber es sind nicht Anrufe potenzieller Kunden seines milliardenschweren Softwaregiganten Tata Consultancy Services (TCS). Leider - denn seit dem 11. September hat das Geschäft etwas nachgelassen. Nein, diejenigen, die anrufen, sind Investmentbanker. Sie wollen mehr Informationen über den von TCS für diesen Sommer geplanten Gang an die Börse in Bombay.
www.faznet.de/IN/INtemplates/faznet/inc/in/...7}&mode=picture" style="max-width:560px" >
Ihr Enthusiasmus ist verständlich. Denn es wäre Indiens bislang größter Börsengang überhaupt, und der größte in Asien in diesem Jahr. Der Börsengang eines indischen Hightech-Unternehmens dürfte der IT-Branche des Landes zu weiterem Wachstum verhelfen. Auch der Muttergesellschaft Tata Group bringt der Börsengang frischen Wind. Das Konglomerat umfasst 80 Firmen, darunter weltweite Player wie Tata Steel, der Teeproduzent Tetley und der Autohersteller Telco.
TCS ist der Gewinnbringer der Tata Group
TCS stand lange Zeit eher im Hintergrund, obwohl das Unternehmen mit einem Ergebnis von 250 Millionen Dollar im vergangenen Jahr Tatas profitabelste Tochtergesellschaft war. Mit dem Börsengang von TCS wird Tata sein Image verbessern können und sich laut Mohan Swamy von ABN Amro als „ein idealer Mix aus Old und New Economy“ positionieren. Ein Verkauf des Zehn-Prozent-Anteils an TCS wird dem Konzern darüber hinaus die dringend benötigten Mittel einbringen, um in Indiens Wachstumssektor Telekommunikation vorzudringen.
Mit dem Börsengang wird TCS zu einer globalen Marke, die auch für internationale Fachkräfte attraktiv werden könnte. Darüber hinaus eröffnet sich ein Markt für globale Akquisitionen. Bei einem Umsatz von knapp einer Milliarde Dollar erwirtschaftet das Unternehmen bereits heute einen Gewinn von 30 Prozent, das jährliche Wachstum liegt bei 32 Prozent. Das Unternehmen beschäftigt weltweit insgesamt 18.000 Softwareberater, verteilt auf 80 Niederlassungen in 25 Ländern.
Mehr Transparenz erforderlich
Trotz dieser exzellenten Marktposition sind noch einige Hürden zu nehmen. Der Übergang von einem eher verschwiegenen Unternehmen in eine von allen Seiten durchleuchtete Aktiengesellschaft wird schmerzlich sein. Denn Tausende von Investoren werden regelmäßige Quartalszahlen und eine transparente Buchhaltung fordern. Eine ganz neue Erfahrung für eine Firma, die bislang nur der Muttergesellschaft Rechenschaft ablegen musste.
Und schließlich kommt noch der weltweit harte Wettbewerb hinzu, der auch innerhalb Indiens immer stärker wird. Multinationale Unternehmen wie IBM Global Services gehen immer mehr dazu über, Entwicklungszentren in Indien einzurichten. So wollen sie ihre Kunden vor Ort einen bessern Service bieten. Covansys, ein Softwarehaus mit Sitz in Michigan und einem Jahresumsatz von 400 Millionen Dollar, eröffnete kürzlich eine Filiale in Bangalore. Seit dem 11. September verlagern immer mehr US-Firmen ihre Arbeit ins Ausland. „Wenn das Unternehmen lokal gesteuert wird, werden amerikanische Unternehmen mit flexiblen Auslandskapazitäten als lukrativere Alternative angesehen“, sagt Martin Clague, Präsident von Covansys.
Die Neuemission steigert Indiens Ansehen
Eine höheres Ansehen der IT-Industrie und ein verstärktes Interesse ausländischer Fondsmanager an indischen Technologiewerten könnten Indiens Märkten insgesamt zu einer Aufwertung verhelfen. Einige Wettbewerber sind jedoch weniger optimistisch. Sie spekulieren bereits darauf, die Finanzen von TCS genauestens unter die Lupe zu nehmen. „Die große Frage lautet: Ist TCS der Kmart oder der Wal-Mart der indischen IT-Industrie?“, so einer der Wettbewerber.
Die Antwort werden wir erfahren, wenn das Unternehmen im Juli an die Börse geht. Global ausgerichtete Anleger werden sich dieses Ereignis genauer anschauen.
21. März 2002 Das Telefon von S. Ramadorai steht nicht still. Aber es sind nicht Anrufe potenzieller Kunden seines milliardenschweren Softwaregiganten Tata Consultancy Services (TCS). Leider - denn seit dem 11. September hat das Geschäft etwas nachgelassen. Nein, diejenigen, die anrufen, sind Investmentbanker. Sie wollen mehr Informationen über den von TCS für diesen Sommer geplanten Gang an die Börse in Bombay.
www.faznet.de/IN/INtemplates/faznet/inc/in/...7}&mode=picture" style="max-width:560px" >
Ihr Enthusiasmus ist verständlich. Denn es wäre Indiens bislang größter Börsengang überhaupt, und der größte in Asien in diesem Jahr. Der Börsengang eines indischen Hightech-Unternehmens dürfte der IT-Branche des Landes zu weiterem Wachstum verhelfen. Auch der Muttergesellschaft Tata Group bringt der Börsengang frischen Wind. Das Konglomerat umfasst 80 Firmen, darunter weltweite Player wie Tata Steel, der Teeproduzent Tetley und der Autohersteller Telco.
TCS ist der Gewinnbringer der Tata Group
TCS stand lange Zeit eher im Hintergrund, obwohl das Unternehmen mit einem Ergebnis von 250 Millionen Dollar im vergangenen Jahr Tatas profitabelste Tochtergesellschaft war. Mit dem Börsengang von TCS wird Tata sein Image verbessern können und sich laut Mohan Swamy von ABN Amro als „ein idealer Mix aus Old und New Economy“ positionieren. Ein Verkauf des Zehn-Prozent-Anteils an TCS wird dem Konzern darüber hinaus die dringend benötigten Mittel einbringen, um in Indiens Wachstumssektor Telekommunikation vorzudringen.
Mit dem Börsengang wird TCS zu einer globalen Marke, die auch für internationale Fachkräfte attraktiv werden könnte. Darüber hinaus eröffnet sich ein Markt für globale Akquisitionen. Bei einem Umsatz von knapp einer Milliarde Dollar erwirtschaftet das Unternehmen bereits heute einen Gewinn von 30 Prozent, das jährliche Wachstum liegt bei 32 Prozent. Das Unternehmen beschäftigt weltweit insgesamt 18.000 Softwareberater, verteilt auf 80 Niederlassungen in 25 Ländern.
Mehr Transparenz erforderlich
Trotz dieser exzellenten Marktposition sind noch einige Hürden zu nehmen. Der Übergang von einem eher verschwiegenen Unternehmen in eine von allen Seiten durchleuchtete Aktiengesellschaft wird schmerzlich sein. Denn Tausende von Investoren werden regelmäßige Quartalszahlen und eine transparente Buchhaltung fordern. Eine ganz neue Erfahrung für eine Firma, die bislang nur der Muttergesellschaft Rechenschaft ablegen musste.
Und schließlich kommt noch der weltweit harte Wettbewerb hinzu, der auch innerhalb Indiens immer stärker wird. Multinationale Unternehmen wie IBM Global Services gehen immer mehr dazu über, Entwicklungszentren in Indien einzurichten. So wollen sie ihre Kunden vor Ort einen bessern Service bieten. Covansys, ein Softwarehaus mit Sitz in Michigan und einem Jahresumsatz von 400 Millionen Dollar, eröffnete kürzlich eine Filiale in Bangalore. Seit dem 11. September verlagern immer mehr US-Firmen ihre Arbeit ins Ausland. „Wenn das Unternehmen lokal gesteuert wird, werden amerikanische Unternehmen mit flexiblen Auslandskapazitäten als lukrativere Alternative angesehen“, sagt Martin Clague, Präsident von Covansys.
Die Neuemission steigert Indiens Ansehen
Eine höheres Ansehen der IT-Industrie und ein verstärktes Interesse ausländischer Fondsmanager an indischen Technologiewerten könnten Indiens Märkten insgesamt zu einer Aufwertung verhelfen. Einige Wettbewerber sind jedoch weniger optimistisch. Sie spekulieren bereits darauf, die Finanzen von TCS genauestens unter die Lupe zu nehmen. „Die große Frage lautet: Ist TCS der Kmart oder der Wal-Mart der indischen IT-Industrie?“, so einer der Wettbewerber.
Die Antwort werden wir erfahren, wenn das Unternehmen im Juli an die Börse geht. Global ausgerichtete Anleger werden sich dieses Ereignis genauer anschauen.