Herrn RA
Dr. Lothar de Maiziére
Vorsitzender des Aufsichtsrates der
Hunzinger Information AG
Am Kupfergraben 6/6a
10117 Berlin
08.März.2004
Ihr Rücktrittsschreiben vom 05. März
Sehr geehrter Herr Dr. de Maiziére,
mit Schreiben vom 05. März teilen Sie mir Ihren Rücktritt als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Hunzinger Information AG mit und begründen Ihre Entscheidung damit, daß ausschließlich mein Verhalten Sie dazu veranlaßt hätte.
Zunächst bestätige ich noch einmal, daß ich mehrfach gefordert hatte, daß alle Mitglieder des Aufsichtsrates der Hunzinger Information AG zurücktreten. Schließlich ist es bei einem Großaktionärswechsel üblich, daß die Aufsichtsräte nicht an ihren Posten kleben, um noch dicke Provisionen abzukassieren, sondern ihre Mandate dem neuen Großaktionär sofort anbieten. Ihr Verhalten als Aufsichtsrat nach dem Großaktionärswechsel ist daher bisher einmalig in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Ich verweise in diesem Zusammenhang auch auf unsere anliegende Presseerklärung vom vergangenen Freitag.
Aber das ist nur einer der Gründe für mein unbestritten aggressives Verhalten:
Sie wissen selbst, daß die Inanspruchnahme von Krediten im Zusammenhang mit dem Kauf der
Bildagentur action press erforderlich war und diese auch von der Hunzinger Information AG zurückgeführt werden müssen. Zu hoffen, daß die Effecten-Spiegel AG, die bei der letzten Kapitalerhöhung zusammen mit ein paar anderen Aktionären die neuen Aktien gezeichnet hatte, nun wieder neues Kapital beschafft, damit Herr Hunzinger sich weiter öffentlich in seiner Selbstgefälligkeit präsentieren kann, ist nicht nur naiv, sondern unter kaufmännischen Gesichtspunkten geradezu fahrlässig.
Es war einfach nicht länger zu verantworten, daß der Vorstand, der selbst nicht mehr am
Unternehmen beteiligt ist und somit auch nicht mehr mit eigenen Einlagen haftet, das Geld der Gesellschafter für irre Beratungskosten etc. nur so „zum Fenster rauswirft“, sich selbst ein dickes Gehalt zahlt und die Eigentümer nicht im entferntesten eine Verzinsung ihres eingesetzten Kapitals erkennen können.
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Sie hatten mir selbst seinerzeit bestätigt, daß die Put-Option im Zusammenhang mit dem Kauf von action press geradezu skandalös gewesen sei und Sie daher die Möglichkeit einer
Strafanzeige in Erwägung gezogen hätten. Auch wenn Put-Optionen durchaus ein allgemein
übliches wirtschaftliches Instrument sind, so waren in diesem Fall die Konditionen so
ausgestaltet, daß bei einem Zahlungsverzug der zweiten Tranche des vereinbarten Kaufpreises von 5 Mio. Euro über den 30.09.2002 hinaus auch die bereits bezahlten 51 % von action press zum Nulltarif an den Veräußerer zurückgefallen wären.
Eine solche vertragliche Vereinbarung ist an sich schon unter kaufmännischen Aspekten eine Ungeheuerlichkeit, aber daß für diesen Schwachsinn auch noch fast 2 Mio. DM an
Beratungskosten gezahlt wurden, ist ein riesiger Skandal.
Wenn Herr Hunzinger mir jetzt schreibt, ihn „persönlich interessieren Kredite einer Firma, an der (er) nicht beteiligt (ist), nicht“, dann unterstreicht diese Äußerung nur, wie unfähig er ist, ein Unternehmen dieser Größenordnung zu führen. Daher wäre es die Aufgabe des Aufsichtsrates gewesen, hier einzugreifen.
Ich hatte mehrfach versucht, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Aber wenn Sie überhaupt einmal ein Schreiben beantwortet haben - was man ja eigentlich erwarten kann, denn immerhin sind Sie den Aktionären und somit auch uns als Großaktionärin verpflichtet und nicht etwa dem Vorstand - dann haben Sie sich Ihre Antwort von Herrn Hunzinger vorgeben lassen und nur noch unterzeichnet.
Da aber Herr Hunzinger unser Konzept überhaupt nicht verstanden hatte (wovon auch nicht
auszugehen war, da er schon in der Schulzeit als der Dümmste der Klasse galt), Ihnen aber ihre Antwort vorschrieb, drehte sich die Korrespondenz permanent im Kreise.
Sie tragen somit an der unerfreulichen Entwicklung eine große Hauptschuld, denn wer bei einer Kapitalgesellschaft das Mandat eines Aufsichtsrates übernimmt, muß nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes über die notwendigen wirtschaftlichen, organisatorischen und rechtlichen Mindestkenntnisse verfügen, um alle Geschäftsvorfälle auch ohne fremde Hilfe verstehen und sachgerecht beurteilen zu können.
Daß wir nach dem geradezu hinterhältigen und betrügerischen Handeln von Herrn Hunzinger im Zusammenhang mit der seinerzeit geplanten Bestellung meiner Person zum Mitglied des
Aufsichtsrates kein Vertrauen mehr in den Aufsichtsrat und seinen Vorsitzenden hatten, die dieses Vorgehen stillschweigend, wenn auch etwas „irritiert“ geduldet haben, bedarf keiner besonderen Erläuterung. Daher halte ich die Bezeichnung „Orgelpfeifen“ für einen Aufsichtsrat, der seiner Sorgfalts- und Überwachungspflicht auch nicht bei ganz offensichtlich groben Verstößen des Vorstandes nachgekommen ist, für durchaus vertretbar, wenn auch zugegebenermaßen sehr scharf.
Wir betonen noch einmal, daß unser vorgeschlagenes Konzept bisher nur eine denkbare
Möglichkeit für die Sanierung des Unternehmens darstellt. Sollte es andere und möglicherweise bessere Vorschläge seitens der anderen Großaktionäre geben, so sind wir natürlich nach wie vor offen. Wir können jetzt aber sicher sein, daß im neu zu bestellenden Aufsichtsrat Leute vertreten sein werden, die alle Vorschläge sachgerecht prüfen und nicht so ignorant sein werden wie der bisherige Aufsichtsrat und besonders auch Sie.
Mit freundlichen Grüßen
Effecten-Spiegel AG
Bolko Hoffmann
Effecten
Spiegel
Aktiengesellschaft
Effecten-Spiegel AG begrüßt Rücktritt des gesamten
Aufsichtsrates der Hunzinger Information AG
Die Effecten-Spiegel AG begrüßt, daß nach x-facher Aufforderung nun
endlich der Aufsichtsrat der Hunzinger Information AG zurückgetreten ist
und damit der Blamage zuvorkommt, mit 98 bis 99 % auf der
Hauptversammlung zum Gelächter der Öffentlichkeit abgewählt zu werden
Die jetzige Entscheidung des Aufsichtsrates hat verdammt lange auf sich warten lassen, denn
es ist an sich üblich, daß bei einem Großaktionärswechsel die Mitglieder des Aufsichtsrates
sofort dem neuen Mehrheitsaktionär ihre Mandate offerieren. Es liegt dann bei diesem zu
entscheiden, ob er ihnen weiter das Vertrauen schenkt und das Rücktrittsangebot nicht
annimmt oder seine eigenen Leute präsentiert.
Bei der Hunzinger Information AG hätte die Effecten-Spiegel AG als neuer Großaktionär
sofort Verantwortung im Aufsichtsrat übernommen, denn die Führungsentscheidungen des
Vorstandes sind so haarsträubend und geschäftsschädigend, daß ein sofortiges
kaufmännisches Eingreifen notwendig gewesen wäre.
Der jetzige Rücktritt des gesamten Aufsichtsrates ändert jedoch nichts an der Tatsache, daß
die bisherigen Organschaften für alle eventuell schädigenden Handlungen persönlich haftbar
gemacht werden (vgl. hierzu sog. Balsam-Entscheidung). Aber da Herr Hunzinger ja immer
wieder betont, er sei finanziell sehr stark, besteht die Hoffnung, daß die Aktionäre ihren
Schaden auch tatsächlich ersetzt bekommen.
Die Effecten-Spiegel AG ist keineswegs die alleinige Großaktionärin der Hunzinger
Information AG, sondern es gibt weitere Aktionäre, die ähnlich hohe Summen in die
Gesellschaft als Beteiligung investiert haben.
Die Effecten-Spiegel AG geht davon aus, daß alle Großaktionäre darauf dringen werden,
durch die Rechtsbestellung im künftigen Aufsichtsrat vertreten zu sein, und sieht die Chance,
nun ihr Konzept durchzusetzen und die Hunzinger Information AG zu splitten. Dieses Konzept
sieht vor, die Public Relations weiterzuführen oder zu liquidieren und die Bildagentur action
press sowie das Meinungsforschungsinstitut infas in einer neuen Aktiengesellschaft
zusammenzufassen. Die Aktien dieser neuen Holding sollen dann einem breiten Publikum
angeboten werden, um auf diese Weise die Bankverbindlichkeiten völlig abzubauen.
Düsseldorf, den 05. März 2004 Effecten-Spiegel AG
- Vorstand -