"Was habe ich also zu tun?" fragte ich nachdenklich. "Sie müssen das rechte Warten erlernen." (Zen in der Kunst des Bogenschießens)
Um einen Überblick über eine mögliche Gestalt einer zukünftigen Kurserholung des DAX-Index zu gewinnen, werde ich in diesem Beitrag einige der Gestaltparameter historischer Baissen des DAX-Index mit dem Übergang in die Erholung untersuchen.
Wesentliche Hilfsmittel der Technischen Analyse sind dazu solche Standardwerkzeuge wie: MA 200 DAYS SIMPLE, GANN-QUARTER-RULE sowie MAXIMUM DRAW BACK größer 20 Prozent. Diese zwanzig Prozent wurden einfach als Triggerwert für eine DAX-Baisse angesetzt. Der Kursverlauf mit Kurswerten nach einem Rückgang von mehr als 20 Prozent vom letzten Top sind einfach durch Zig-Zag Funktion ermittelt und durch die rote Einfärbung der Kurse im Chartbild sichtbar gemacht. Die Indikatorformel für Metastock findet sich im Anhang zu diesem Beitrag.
Benutzt wird für diese Untersuchung eine einfache serielle Typenreihung, um zunächst Anhaltspunkte für empirisch unterlagerte, mögliche Kursszenarien für Recoverys zu erhalten. Wünschenswert ist eine Diskussion über Auffälligkeiten der typologischen Kursmuster, da im breiten Beobachterkreis am besten Auffälliges und eventuelle Strukturanomalien aufgedeckt werden können.
Ausgangspunkt der Gesamtüberlegung ist dabei der sogenannte "lange Mella-DAX", ein bis ins Jahr 1959 zurückgerechneter DAX. Die Daten können unter http://www-public.tu-bs.de:8080/%7Ey0003876/index.html heruntergeladen werden.
Ich spare es mir, auf die theoretischen und methodischen Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren und auch der Konstruktion des zurückgerechneten DAX einzugehen, da ein solcher Langfristrückblick vor allem zunächst strategische Muster sortiert. Diese können aber, wie sich zeigen wird, durchaus mit handelstaktischen Kleinszenarien aufgewertet werden.
Der besseren Übersicht wegen sind die vier Dekaden des "Mella-DAX" seit 1960 auf vier langfristige Chartbilder aufgeteilt (Abb. 1). Diese orientieren sich aber nicht am Dekadenbild, sondern sind aus reiner Optimierung der grafischen Aufteilung so zuzammengestellt.
Abb. 1
Erste Ergebnisse der Analyse
Eine DAX-Baisse mit mehr als zwanzig Prozent Kursrückgang vom letzten Top (in unseren Charts (Abb. 1) = Baisse-ROT) trat im rückgerechneten DAX seit 1960 insgesamt 9 mal auf. Damit ist statistisch alle 4,5 Jahre mit dem Eintritt eines mehr als zwanzigprozentigen Rückganges zu rechnen. Eintrittsjahre in die Baisse-ROT waren im bisherigen historischen Verlauf:
Durchschnittliche Verweildauer und Kursrückschläge
Die durchschnittliche Verweildauer in der Kursrange Baisse-ROT (siehe Langfrist-Charts (Abb. 1) mit den roten Zeitphasenbalken) betrug in den Jahren 1960 bis 1980 etwa 12 bis 18 Monate bis zum Tiefpunkt. Die Verweildauer hat seit den achtziger Jahren stark abgenommen und reduzierte sich auf zwei bis drei Monate. Mit der augenblicklich laufenden Baisse-ROT ist zum erstenmal seit zwanzig Jahren wieder ein Anstieg der Verweildauer zu beobachten.
Die durchschnittliche Tiefe des weiteren Kurseinbruchs nach dem Durchschlagen der zwanzig Prozentmarke vom letzten Top betrug nicht ganz weitere zwanzig Prozent. Damit kann die zwanzig Prozentlinie sozusagen auch als Mid-Point-Trigger-Line für Recovery-Szenarien der Baisse-ROT angesehen werden. Eine Ausnahme bildeten die Siebziger Jahre, wo sich an diesen Linien in den Recovery-Szenarien klassische Bull-Traps entwickelten.
Signifikanz zeigte bei allen Recovery-Szenarien die 200 Tage Linie. Wer nach Eintritt in die Phase "Rot" ein signifikantes Break der 200 Tagelinie plus ansteigenden GANN-CHANNEL kaufte, sah auf jeden Fall höhere Kurse. Er war allerdings nicht (besonders in den Siebzigern) vor teilweise recht drastischen drawdowns mit anschließender BEAR-Trap geschützt. So lassen sich aus dem einfachen Break der 200 Tage Linie aus der Phase Rot heraus keine einfachen Buy-and-Hold Positionierungen ablesen, wenn man auf gesunde Drawdowns Wert legt. Die gezoomten Details der jeweiligen Recovery-Breaks zeigt die Abbildung 2.
Fazit im Gesamtblick auf vierzig Jahre DAX
Wer in der DAX Phase „Rot“ kaufte, war in den letzten vierzig Jahren ausgezeichnet positioniert für eine langfristige DAX-Strategie. Dies besonders, wenn in der Phase Rot drastische "Überverkauft-Szenarien" genutzt wurden. Dieses Fazit ist umso bemerkenswerter für die heutige Situation, da mit den sechziger Jahren im DAX eine lange Seitwärtsphase von über zwanzig Jahren eingeleitet wurde. Mit dem Kauf in der Phase „Rot“ war demnach sogar damals „Geld zu verdienen“.
Anzufügen bleibt zudem, daß die sechziger Jahre gerade im DAX die beispiellose Hausse des deutschen Aktienbooms der Nachkriegszeit (50er Jahre) abarbeiteten. Dort war eine Indexkurssteigerung (Aktienindex des statistischen Bundesamtes 1949 bis 1960) von rund 4 auf 130 Punkte zu verdauen. Würde man diesen Anstieg auf die DAX-Hausse der achtziger Jahre umrechnen müßte ein Anstieg von 500 (=1982) auf fiktive 16250 Punkte (=letztes Top in der Gegenwart) abgearbeitet werden. In der Tat ist der Dax aber nur mit der halben Steigerungsrate (nämlich auf gut 8000 Punkte angestiegen). Damit ist die Hausse der Achtziger im Momentum keineswegs im Faktor 1 zu 1 gleichzusetzen mit der Aktien-Hausse der Fünfziger, an deren Ende ja auch eine allgemeine, sehr breit angelegte Markteuphorie mit Ausgabe von Volksaktien (damals VW) und Zusammenbrüchen (IOS-Fonds) zu beobachten war.
Heinz Kock, Freier Autor, technical-investor.de
Um einen Überblick über eine mögliche Gestalt einer zukünftigen Kurserholung des DAX-Index zu gewinnen, werde ich in diesem Beitrag einige der Gestaltparameter historischer Baissen des DAX-Index mit dem Übergang in die Erholung untersuchen.
Wesentliche Hilfsmittel der Technischen Analyse sind dazu solche Standardwerkzeuge wie: MA 200 DAYS SIMPLE, GANN-QUARTER-RULE sowie MAXIMUM DRAW BACK größer 20 Prozent. Diese zwanzig Prozent wurden einfach als Triggerwert für eine DAX-Baisse angesetzt. Der Kursverlauf mit Kurswerten nach einem Rückgang von mehr als 20 Prozent vom letzten Top sind einfach durch Zig-Zag Funktion ermittelt und durch die rote Einfärbung der Kurse im Chartbild sichtbar gemacht. Die Indikatorformel für Metastock findet sich im Anhang zu diesem Beitrag.
Benutzt wird für diese Untersuchung eine einfache serielle Typenreihung, um zunächst Anhaltspunkte für empirisch unterlagerte, mögliche Kursszenarien für Recoverys zu erhalten. Wünschenswert ist eine Diskussion über Auffälligkeiten der typologischen Kursmuster, da im breiten Beobachterkreis am besten Auffälliges und eventuelle Strukturanomalien aufgedeckt werden können.
Ausgangspunkt der Gesamtüberlegung ist dabei der sogenannte "lange Mella-DAX", ein bis ins Jahr 1959 zurückgerechneter DAX. Die Daten können unter http://www-public.tu-bs.de:8080/%7Ey0003876/index.html heruntergeladen werden.
Ich spare es mir, auf die theoretischen und methodischen Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren und auch der Konstruktion des zurückgerechneten DAX einzugehen, da ein solcher Langfristrückblick vor allem zunächst strategische Muster sortiert. Diese können aber, wie sich zeigen wird, durchaus mit handelstaktischen Kleinszenarien aufgewertet werden.
Der besseren Übersicht wegen sind die vier Dekaden des "Mella-DAX" seit 1960 auf vier langfristige Chartbilder aufgeteilt (Abb. 1). Diese orientieren sich aber nicht am Dekadenbild, sondern sind aus reiner Optimierung der grafischen Aufteilung so zuzammengestellt.
Abb. 1
Erste Ergebnisse der Analyse
Eine DAX-Baisse mit mehr als zwanzig Prozent Kursrückgang vom letzten Top (in unseren Charts (Abb. 1) = Baisse-ROT) trat im rückgerechneten DAX seit 1960 insgesamt 9 mal auf. Damit ist statistisch alle 4,5 Jahre mit dem Eintritt eines mehr als zwanzigprozentigen Rückganges zu rechnen. Eintrittsjahre in die Baisse-ROT waren im bisherigen historischen Verlauf:
- Ende 2000
- Ende 1998
- Ende 1990
- Ende 1987
- Ende 1979/ Ende 1980
- Mitte 1973
- Anfang 1970
- Anfang 1966
- Mitte 1961
Durchschnittliche Verweildauer und Kursrückschläge
Die durchschnittliche Verweildauer in der Kursrange Baisse-ROT (siehe Langfrist-Charts (Abb. 1) mit den roten Zeitphasenbalken) betrug in den Jahren 1960 bis 1980 etwa 12 bis 18 Monate bis zum Tiefpunkt. Die Verweildauer hat seit den achtziger Jahren stark abgenommen und reduzierte sich auf zwei bis drei Monate. Mit der augenblicklich laufenden Baisse-ROT ist zum erstenmal seit zwanzig Jahren wieder ein Anstieg der Verweildauer zu beobachten.
Die durchschnittliche Tiefe des weiteren Kurseinbruchs nach dem Durchschlagen der zwanzig Prozentmarke vom letzten Top betrug nicht ganz weitere zwanzig Prozent. Damit kann die zwanzig Prozentlinie sozusagen auch als Mid-Point-Trigger-Line für Recovery-Szenarien der Baisse-ROT angesehen werden. Eine Ausnahme bildeten die Siebziger Jahre, wo sich an diesen Linien in den Recovery-Szenarien klassische Bull-Traps entwickelten.
Signifikanz zeigte bei allen Recovery-Szenarien die 200 Tage Linie. Wer nach Eintritt in die Phase "Rot" ein signifikantes Break der 200 Tagelinie plus ansteigenden GANN-CHANNEL kaufte, sah auf jeden Fall höhere Kurse. Er war allerdings nicht (besonders in den Siebzigern) vor teilweise recht drastischen drawdowns mit anschließender BEAR-Trap geschützt. So lassen sich aus dem einfachen Break der 200 Tage Linie aus der Phase Rot heraus keine einfachen Buy-and-Hold Positionierungen ablesen, wenn man auf gesunde Drawdowns Wert legt. Die gezoomten Details der jeweiligen Recovery-Breaks zeigt die Abbildung 2.
Fazit im Gesamtblick auf vierzig Jahre DAX
Wer in der DAX Phase „Rot“ kaufte, war in den letzten vierzig Jahren ausgezeichnet positioniert für eine langfristige DAX-Strategie. Dies besonders, wenn in der Phase Rot drastische "Überverkauft-Szenarien" genutzt wurden. Dieses Fazit ist umso bemerkenswerter für die heutige Situation, da mit den sechziger Jahren im DAX eine lange Seitwärtsphase von über zwanzig Jahren eingeleitet wurde. Mit dem Kauf in der Phase „Rot“ war demnach sogar damals „Geld zu verdienen“.
Anzufügen bleibt zudem, daß die sechziger Jahre gerade im DAX die beispiellose Hausse des deutschen Aktienbooms der Nachkriegszeit (50er Jahre) abarbeiteten. Dort war eine Indexkurssteigerung (Aktienindex des statistischen Bundesamtes 1949 bis 1960) von rund 4 auf 130 Punkte zu verdauen. Würde man diesen Anstieg auf die DAX-Hausse der achtziger Jahre umrechnen müßte ein Anstieg von 500 (=1982) auf fiktive 16250 Punkte (=letztes Top in der Gegenwart) abgearbeitet werden. In der Tat ist der Dax aber nur mit der halben Steigerungsrate (nämlich auf gut 8000 Punkte angestiegen). Damit ist die Hausse der Achtziger im Momentum keineswegs im Faktor 1 zu 1 gleichzusetzen mit der Aktien-Hausse der Fünfziger, an deren Ende ja auch eine allgemeine, sehr breit angelegte Markteuphorie mit Ausgabe von Volksaktien (damals VW) und Zusammenbrüchen (IOS-Fonds) zu beobachten war.
Heinz Kock, Freier Autor, technical-investor.de