Gleichschritt
Hans Bernecker: Gleichschritt
Mails/Nachrichten vom 21.08.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
der Gleichschritt der Märkte ist beeindruckend. Das konnten Sie gestern eindrucksvoll nachvollziehen. Sämtliche relevanten Indizes verloren zwischen 1,6 % und 1,9 %, nach einem Vortagesgewinn zwischen 2,8 % und 3,2 %. Das kann man auch eine Verschnaufpause nennen. Denn diese Art Strickmuster gilt auch weiterhin. Die kurzfristigen Grenzen hatte ich bereits markiert. Zurückgeblickt:
Gegenüber den Tiefstkursen gewann der Dow schon 16,7 % und der DAX knapp 14 %. Für alle anderen gilt mehr oder minder das gleiche. Das Erholungspotential ist damit noch nicht ausgeschöpft. Es reicht bis mindestens 25 %, wahrscheinlich höher. Darüber wird Ende September zu diskutieren sein.
Die Markttechnik zeigte gestern ein leicht verschlechtertes Bild gegenüber dem Vortag. Ich vermute, daß daran die kurzfristigen Gewinnmitnahmen Schuld waren. Darauf deutet das unverändert normale Umsatzvolumen hin, wobei sich nur die Relation Upside/Downside negativ verändert hat. Das wäre der Beleg für die Gewinnmitnahmen. In Frankfurt war der VDAX vorher drastisch zurückgegangen, nämlich auf 33,78, was etwas zu schnell war. Er gibt aber unverändert die Richtung vor. Die Doppelspitze bei rund 51/52 war also das beschriebene Signal, das auch diesmal zuverlässig war.
Die Telekomaktien stehen jetzt im Mittelpunkt, und zwar von New York bis Europa. Das Thema ist überfällig. Ich hatte schon vor vier Wochen die Amerikaner auf die Watchlist gesetzt, speziell AT+T und SPRINT sowie SBC COM und VERIZOM. In Deutschland geht es um DT. TELEKOM, in Amsterdam um KPN, in Helsinki um SONERA etc. Denn: Die Konsolidierung beginnt.
Zunächst zu der amerikanischen Szene: Ich hatte Sie auf die Gespräche bezüglich VOICESTREAM schon frühzeitig aufmerksam gemacht, als dies noch heftig dementiert wurde. Die Gespräche laufen bezüglich einer Fusion mit einem der drei großen US-Anbieter. Wer zum Zuge kommt, ist vorerst gleichgültig. Die Linie in Bonn heißt: Die strategische Bedeutung ist auch mit einer 25 %-Beteiligung ausreichend unterlegt. Mehr ist nicht notwendig. Das bedeutet, daß auf diese Weise wohl um 15 Mrd E. Verbindlichkeiten aus der Konzernbilanz verschwinden, aber gleichzeitig eine weitgehende Abschreibung auf die VOICESTREAM-Beteiligung in gleicher Höhe vorgenommen werden muß. Beides sind grobe Schätzzahlen. Dann entsteht eine völlig neue Bewertung für das Verhältnis Restverschuldung zu Cashflow. Das hatte ich in der AB schon skizziert. Ferner:
Die Vollabschreibung bei KPN für E-PLUS und UMTS ist die Voraussetzung für eine weitere Fusion/Konzentration der Holländer entweder mit den Engländern (INTERKOM) oder den Franzosen plus MOBILCOM via ORANGE. Hier ist noch einiges offen, aber mit der gleichen Konsequenz: Am Ende bleiben drei große Anbieter übrig, vielleicht noch ein Kleiner als Nischenbetrieb. Denn auch SONERA schreibt die UMTS-Lizenzen via QUAM ab. Soweit in Kürze. Demnächst lesen Sie alle Details ausführlichst in den Medien.
Heute nur so viel: Schauen Sie sich die Telekomaktien genauer an. So mancher wird sich die Augen reiben, aber vielleicht sollten Sie doch den einen oder anderen Chaotenbericht in der Presse aufbewahren, der in den letzten Monaten die Runde gemacht hat. Fest steht: Die Konsolidierung der Telekombranche ist ein ganz wichtiger Schlüssel für die gleichartige Konsolidierung der gesamten TMT-Branche in allen Ländern. Das wird eine historische Dimension.
Die Erholung der Finanzaktien hat die gleiche Bedeutung. Ohne diese läuft nichts. Das loten Sie wiederum am besten in Europa aus. Alle habe ich genannt und zähle sie lediglich noch einmal auf. In Deutschland ALLIANZ und MÜNCHN. RÜCK sowie die zwei kleineren im Windschatten AMB und HANNOVER RÜCK. In Zürich RENTENANSTALT und ZÜRICH FS sowie CREDIT SUISSE, im Schlepptau BALOISE, in Paris AXA und A.G.F., in Amsterdam AEGON sowie ING und in Mailand ASS GENERALI.
Diese zwei Branchen verdienen jetzt die größte Aufmerksamkeit. Deshalb beschränke ich mich heute auf diesen Fokus.
Was gibt es heute Neues? In Frankfurt die Halbjahreszahlen von TELEKOM, LUFTHANSA und HANN RÜCK. Dazu DÜRR und HORNBACH BAUMARKT sowie TECHEM, die übrigens bei 8 E. ein sofortiger Kauf sind. Siehe auch AB.
In Zürich kommen zwei wichtige Daten von NESTLE und CIBA, wobei NESTLE mit + 7,2 % und einem hervorragenden Ergebnis wieder einmal die Sonderklasse unterstreicht. Reingewinn + 79 % von 3,1 auf 5,6 Mrd sfr, der operative Cashflow + 15,5 %. Darin stecken allerdings einige Sonderfakten.
Und was meinen die Analysten? Sie stufen weiter herab, wie nicht anders zu erwarten ist. FMC wird von Merrill Lynch abgestuft. Die gleiche Adresse tut es auch für NESTLE. Man meint, die seien auf der falschen Party. UBS stuft ABN AMRO herunter und Merrill Lynch ist wieder einmal als drittes zu erwähnen: Der faire Wert von SIEMENS wird zurückgenommen. Goldman Sachs spricht sich für HEIDELBERGER ZEMENT aus. Kommentar meinerseits: Wie so oft werden die Gewinne nun den Kursen angepaßt statt umgekehrt. Das Thema kennen Sie von früher. Hören Sie also nicht drauf.
Die wichtigsten Akzente habe ich oben beschrieben und ich bitte Sie, sich darauf zu konzentrieren.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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Hans Bernecker: Gleichschritt
Mails/Nachrichten vom 21.08.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
der Gleichschritt der Märkte ist beeindruckend. Das konnten Sie gestern eindrucksvoll nachvollziehen. Sämtliche relevanten Indizes verloren zwischen 1,6 % und 1,9 %, nach einem Vortagesgewinn zwischen 2,8 % und 3,2 %. Das kann man auch eine Verschnaufpause nennen. Denn diese Art Strickmuster gilt auch weiterhin. Die kurzfristigen Grenzen hatte ich bereits markiert. Zurückgeblickt:
Gegenüber den Tiefstkursen gewann der Dow schon 16,7 % und der DAX knapp 14 %. Für alle anderen gilt mehr oder minder das gleiche. Das Erholungspotential ist damit noch nicht ausgeschöpft. Es reicht bis mindestens 25 %, wahrscheinlich höher. Darüber wird Ende September zu diskutieren sein.
Die Markttechnik zeigte gestern ein leicht verschlechtertes Bild gegenüber dem Vortag. Ich vermute, daß daran die kurzfristigen Gewinnmitnahmen Schuld waren. Darauf deutet das unverändert normale Umsatzvolumen hin, wobei sich nur die Relation Upside/Downside negativ verändert hat. Das wäre der Beleg für die Gewinnmitnahmen. In Frankfurt war der VDAX vorher drastisch zurückgegangen, nämlich auf 33,78, was etwas zu schnell war. Er gibt aber unverändert die Richtung vor. Die Doppelspitze bei rund 51/52 war also das beschriebene Signal, das auch diesmal zuverlässig war.
Die Telekomaktien stehen jetzt im Mittelpunkt, und zwar von New York bis Europa. Das Thema ist überfällig. Ich hatte schon vor vier Wochen die Amerikaner auf die Watchlist gesetzt, speziell AT+T und SPRINT sowie SBC COM und VERIZOM. In Deutschland geht es um DT. TELEKOM, in Amsterdam um KPN, in Helsinki um SONERA etc. Denn: Die Konsolidierung beginnt.
Zunächst zu der amerikanischen Szene: Ich hatte Sie auf die Gespräche bezüglich VOICESTREAM schon frühzeitig aufmerksam gemacht, als dies noch heftig dementiert wurde. Die Gespräche laufen bezüglich einer Fusion mit einem der drei großen US-Anbieter. Wer zum Zuge kommt, ist vorerst gleichgültig. Die Linie in Bonn heißt: Die strategische Bedeutung ist auch mit einer 25 %-Beteiligung ausreichend unterlegt. Mehr ist nicht notwendig. Das bedeutet, daß auf diese Weise wohl um 15 Mrd E. Verbindlichkeiten aus der Konzernbilanz verschwinden, aber gleichzeitig eine weitgehende Abschreibung auf die VOICESTREAM-Beteiligung in gleicher Höhe vorgenommen werden muß. Beides sind grobe Schätzzahlen. Dann entsteht eine völlig neue Bewertung für das Verhältnis Restverschuldung zu Cashflow. Das hatte ich in der AB schon skizziert. Ferner:
Die Vollabschreibung bei KPN für E-PLUS und UMTS ist die Voraussetzung für eine weitere Fusion/Konzentration der Holländer entweder mit den Engländern (INTERKOM) oder den Franzosen plus MOBILCOM via ORANGE. Hier ist noch einiges offen, aber mit der gleichen Konsequenz: Am Ende bleiben drei große Anbieter übrig, vielleicht noch ein Kleiner als Nischenbetrieb. Denn auch SONERA schreibt die UMTS-Lizenzen via QUAM ab. Soweit in Kürze. Demnächst lesen Sie alle Details ausführlichst in den Medien.
Heute nur so viel: Schauen Sie sich die Telekomaktien genauer an. So mancher wird sich die Augen reiben, aber vielleicht sollten Sie doch den einen oder anderen Chaotenbericht in der Presse aufbewahren, der in den letzten Monaten die Runde gemacht hat. Fest steht: Die Konsolidierung der Telekombranche ist ein ganz wichtiger Schlüssel für die gleichartige Konsolidierung der gesamten TMT-Branche in allen Ländern. Das wird eine historische Dimension.
Die Erholung der Finanzaktien hat die gleiche Bedeutung. Ohne diese läuft nichts. Das loten Sie wiederum am besten in Europa aus. Alle habe ich genannt und zähle sie lediglich noch einmal auf. In Deutschland ALLIANZ und MÜNCHN. RÜCK sowie die zwei kleineren im Windschatten AMB und HANNOVER RÜCK. In Zürich RENTENANSTALT und ZÜRICH FS sowie CREDIT SUISSE, im Schlepptau BALOISE, in Paris AXA und A.G.F., in Amsterdam AEGON sowie ING und in Mailand ASS GENERALI.
Diese zwei Branchen verdienen jetzt die größte Aufmerksamkeit. Deshalb beschränke ich mich heute auf diesen Fokus.
Was gibt es heute Neues? In Frankfurt die Halbjahreszahlen von TELEKOM, LUFTHANSA und HANN RÜCK. Dazu DÜRR und HORNBACH BAUMARKT sowie TECHEM, die übrigens bei 8 E. ein sofortiger Kauf sind. Siehe auch AB.
In Zürich kommen zwei wichtige Daten von NESTLE und CIBA, wobei NESTLE mit + 7,2 % und einem hervorragenden Ergebnis wieder einmal die Sonderklasse unterstreicht. Reingewinn + 79 % von 3,1 auf 5,6 Mrd sfr, der operative Cashflow + 15,5 %. Darin stecken allerdings einige Sonderfakten.
Und was meinen die Analysten? Sie stufen weiter herab, wie nicht anders zu erwarten ist. FMC wird von Merrill Lynch abgestuft. Die gleiche Adresse tut es auch für NESTLE. Man meint, die seien auf der falschen Party. UBS stuft ABN AMRO herunter und Merrill Lynch ist wieder einmal als drittes zu erwähnen: Der faire Wert von SIEMENS wird zurückgenommen. Goldman Sachs spricht sich für HEIDELBERGER ZEMENT aus. Kommentar meinerseits: Wie so oft werden die Gewinne nun den Kursen angepaßt statt umgekehrt. Das Thema kennen Sie von früher. Hören Sie also nicht drauf.
Die wichtigsten Akzente habe ich oben beschrieben und ich bitte Sie, sich darauf zu konzentrieren.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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