Hannelore Kohl: Fragen bleiben offen

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Happy End:

Hannelore Kohl: Fragen bleiben offen

 
05.07.01 19:22
Die Ehefrau war scheinbar bereits längere Zeit todkrank und litt unter offenbar unerträglichen Schmerzen o.ä. Der Ehemann ist aber nicht bei der Ehefrau, die ja scheinbar die ganze Aufmerksamkeit gebraucht hätte, sondern gibt sich als umtriebiger Politik-Pensionär in eigener Sache (zuletzt Berlin-Wahlkampf, Stasi-Akten). Das finde ich wirklich sehr erstaunlich... (zudem Hannelore Kohl ihren Freitod nach letzten Ermittlungen bereits vor ein paar Tagen begangen haben soll!!).

Die letzten 15 Monate hat Frau Kohl scheinbar im Privathaus der Familie in Ludwigshafen ohne jedes Tageslicht verbringen müssen. Verdammt nochmal, habe ich dann nicht als Ehemann (41 Jahre!) die Pflicht und Ehre, ihr in einer solchen Situation meine ganze Liebe und Zuneigung zu schenken und ihr zu helfen, wo es nur geht und alles andere hintenan zu stellen?

Ich kann es wirklich nicht verstehen...

Wenn sie sich selbst getötet hat, kann man aus ihrer Aussage vom April 2001 entnehmen, wie unerträglich ihre gesamte persönliche Situation gewesen sein muss: "Aufgeben ist das Letzte, was man sich erlauben darf."

Nebenbei bemerkt: auch wenn schon einige wieder als Mitschuldige am Leiden von Frau Kohl diejenigen ausmachen wollen, die gegen Helmut Kohl in Sachen Schwarzgelder ermitteln bzw. Aussagen in der Öffentlichkeit gemacht haben: immerhin war es der Altkanzler, der gegen das Parteiengesetz verstoßen hat und damit ursächlich für die Folgen der Versuche haftet, Licht ins Dunkle zu bringen.

Helmut Kohl hat in den letzten Monaten immer wieder von Ehre und Moral gesprochen. Wirklich sehr erstaunlich...

Ich bin mir wirklich nicht sicher, mit welcher Nachhaltigkeit ich Helmut Kohl nach dem ausgeführten mein Beileid aussprechen kann....

Gruß
Happy End

P.S. Ich möchte wirklich niemandem zu nahe treten. Das sind einfach Gedanken, die mir heute so im Laufe des Tages durch den Kopf gegangen sind....

Kleines Gehei.:

@ Happy End,

 
05.07.01 19:31
Wenn auch Dein Name in diesem Zusammenhang ein wenig verwirrend wirkt, hoffe ich zumindest für Frau Kohl ein solches für sich gefunden zu haben.

Helmut und Hanelore waren übrigens schon lange Jahre kein Paar mehr. Er hat doch seine Sekretärin und Hanelore ist inoffiziell mit dem Vorstand der BASF liiert. Daher sollten Helmuts moralischen Pflichen als Ehemann doch differenzierter gesehen werden.

Inwieweit Hanelore ihren Ehemann in ihre Pläne einbezogen hat, das ist bisher ein ...

Kleines Geheimnis!  
Happy End:

Sorry für meine (in diesem Fall) unpassende ID o.T.

 
05.07.01 19:53
erzengel:

Nur so ein Gedanke.

 
05.07.01 19:56
Ein Symbolon:

Helmut Kohl lebt in der Dunkelheit
(verschweigen /nichts Aufkommen lassen - nichts ans TagesLICHT bringen - sich in Schweigen hüllen) - Also Licht vermeiden

(Umwelt als) Spiegelbild
Hannelore Kohl:

Lichtallergie - verträgt das Licht nicht

hmm - eben nur ein Gedanke

Erzi
modeste:

@kleines Geheimnis: Ist das gesichert, was...

 
05.07.01 19:58
Du schreibst ? War bislang ganz naiv davon ausgegangen, dass Helmut und Hannelore Kohl funktionierenden Bezeihung lebten, kenn' mich mit diesen Geschichten aber nicht so aus, wundere mich aber nichts mehr...
boomer:

Warum soll es bei Prominenten anders sein als

 
05.07.01 20:09
bei den meisten Bundesbürgern?
Sie sind doch nur ein Spiegelbild unserer Gesellschaft.

.. eben eine repräsentative Demokratie!

.. Ethik?  Roots?

Schröder, Fischer, Kohl, Wowereit, Westerwelle usw.

Helmut Schmidt lebt eher so wie ich, aber er wurde von seiner Partei damals auch geächtet und hatte wohl die falsche P....
9745400lopi:

Wer früher stirbt......

 
05.07.01 20:24
.... ist länger tot!!! In diesem Sinne: Schönes Wochenende!!
Kostolmoney
modeste:

@boomer

 
05.07.01 20:48
Zur Ergänzung:

Von Helmut Schmidt stammt ja das bonmot:
"Ich bin mit Loki 50 Jahre zusammen. Davon können sich Schröder und Lafontaine mal ne Ssstange abschneiden."

War halt ein anderes Kaliber, der Schmidt....

salut
modeste
Arbeiter:

@lle

 
05.07.01 21:08
Nur mal nebenbei, die kleine Julia ist auch tot. Aber die Zeitungen werden Morgen nur über die alte Schachtel berichten.
Happy End:

Moral... o.T.

 
06.07.01 06:22
Happy End:

Zweifel an Lichtallergie

 
10.07.01 22:43
aus den AOL-Nachrichten:

"...Unterdessen gibt es Zweifel an der Theorie, dass sie sich wegen einer schmerzhaften und unheilbaren Lichtallergie das Leben genommen hat.

"Diese Hauterkrankung gibt es nicht"

Im Magazin "Stern" vertreten Medizin-Experten vielmehr die Ansicht, Hannelore Kohl sei schwer depressiv gewesen. Eine Lichtallergie, wie jene, an der die ehemalige Ganzlergattin gelitten haben soll, existiere nicht. "Es gibt keine Hauterkrankung, die zu dem passt, was ich über Hannelore Kohl gehört habe", sagte Professor Herbert Hönigsmann, Spezialist für Lichtbiologie von der Universitätsklinik für Dermatologie in Wien dem Blatt.

Leben nicht mehr gewachsen

Experten vemuten vielmehr eine Angststörung, die sich gegen das Sonnenlicht richtete. Hannelore Kohl sei dem Leben voller Entbehrungen an der Seite ihres Mannes nicht mehr gewachsen gewesen. Auch ihre Hoffnung, Helmut Kohl werde sich nach seiner Abwahl 1998 mehr um sie kümmern, hätten sich zerschlagen."

Gruß
Happy End
Reila:

@boomer

 
10.07.01 23:30
Sehr hübsch: "... eben eine repräsentative Demokratie."

In meinem Job lernt man Menschen kennen. Oft hat man das Gefühl, nur von Psychopathen umgeben zu sein. Meine Kraft ziehe ich aus den Ausnahmen.

R.
boomer:

Eben bei Bio im 1.Fernsehen: Wiederholung

 
10.07.01 23:38
Mein Eindruck von Frau Kohl - auch wenn es einigen hier ideologisch nicht in den Kram paßt:

Eine sehr kluge, sozial engagierte Frau! Meine Hochachtung vor dieser Kanzlergattin.
Reila:

@boomer und aus Sentimentalität:

 
10.07.01 23:46
Menschen, die ihrer Zeit voraus waren,
mußten meist in sehr unbequemen Unterkünften auf sie warten.

Stanislaw Jerzy Lec
boomer:

@Reila

 
10.07.01 23:57
Mir träumte eine Herde von Leithammeln.
Sie trieben , jeder mit einem anders gestimmten Glöckchen.
Und hinter ihnen kein einziges Schaf.

Stanislaw Jerzy Lec

Reila:

@boomer: Ein schönes wort zur Guten Nacht.

 
11.07.01 00:04
Da bin ich ja regelrecht begeistert, daß dir Lec gefällt. Er war ein unkonventioneller Denker. Seinerzeit hatte ich seine jeweiligen Ausgaben für die DDR und für D-West gelesen. Sie waren jeweils systemkonform kastriert. Er war es nicht. Ich wünsche mir Freunde, die es auch nicht sind.

R.
boomer:

Unsere kühnsten Träume erfüllen sich bereits, nun

 
11.07.01 00:14
ist es Zeit für die weniger kühnen.

Stanislaw Jerzy Lec
Reila:

Habe das vor 24 Jahren gelesen (mit 18).

 
11.07.01 00:23
Mein Gott! Werde ich sentimental? Wahrscheinlich. Morgen wird mein Motorrad geliefert. Die Hoffnung auf Wiederkehr der jugendlichen Gefühle? Vielleicht. Schick doch mal eine mail mit deiner Tel-Nr. Irgendwie erinnert mich das alles an sehr schöne Zeiten.

R.
boomer:

Hi Reila, doch nicht Middlifecrisis? Gute Nacht! o.T.

 
11.07.01 00:30
Reila:

May be. o.T.

 
11.07.01 00:32
Kopi:

Letzte Ehre für Hannelore Kohl

 
11.07.01 00:36
Mit BILD Online sind Sie live bei der Trauerfeier dabei

Von S. KÖPF, D. RÄTZKE, D. STEIL u. J. WOLLBRETT
Deutschland nimmt Abschied von Hannelore Kohl († 68). Zur Trauerfeier im mit weißen und gelben Lilien geschmückten Dom zu Speyer wird auch Kanzler Schröder erwartet. BILD Online-User können live dabei sein. Wir übertragen die Trauerfeier im Audio-Format.

Anschließend wird die Frau von Altkanzler Helmut Kohl (71) im engsten Kreis im Familiengrab in Ludwigshafen beigesetzt. Es wird Helmut Kohls schwerster Gang. Heute muss der Altkanzler seine Frau Hannelore beerdigen, die sich vor einer Woche aus Verzweiflung über ihre tückische Lichtallergie das Leben nahm.

Der Weg zur letzten Ruhestätte von Hannelore Kohl im Familiengrab auf dem Friedhof von Ludwigshafen-Friesenheim führt durch ein blaugestrichenes Eisentor, vorbei an rosa Heckenrosen und einem mächtigen Ahornbaum. 25 Schritte sind es bis zu der Grabstätte, wo schon Helmut Kohls Großeltern und Eltern beerdigt sind.
Friedhofsgärtner haben bereits 200 weiße Rosen in die kleine Kapelle geschafft – letzter Gruß für Hannelore Kohl.

Bevor die Gattin des Altkanzlers heute nach 17 Uhr zu Grabe getragen wird, findet im Dom zu Speyer eine große Trauerfeier statt. Sie beginnt um 14 Uhr. Schon um 12 Uhr wird der geschlossene Sarg mit dem Leichnam von Frau Kohl aufgebahrt. Auch die Bevölkerung soll sich von ihr verabschieden können.

Neben Helmut Kohl und den Söhnen Walter (38) und Peter (35), Kohls Schwester Hildegard Getrey (79) werden zahlreiche weitere Angehörige und Freunde zu der Feier erwartet – darunter auch die Eltern von Peter Kohls türkischer Frau Elif.

Auch viele namhafte Politiker haben sich angesagt: Bundeskanzler Schröder (SPD) mit Ehefrau Doris, CSU-Chef Stoiber, CDU-Chefin Merkel und zahlreiche Ex-Minister Kohls wie Theo Waigel und Hans-Dietrich Genscher. Außerdem unter den Trauergästen: die Frau des Bundespräsidenten, Christina Rau, Ex-Bundespräsident Roman Herzog und Showmaster Dieter Thomas Heck. Aus dem Ausland werden erwartet: Luxemburgs Regierungschef Juncker, Belgiens Ex-Premier Martens, Italiens Europa-Minister Buttiglione, Jacques Delors, Ex-Präsident der EU-Kommission.

Obwohl Hannelore Kohl evangelisch war, findet die Trauerfeier nach katholischem Ritus statt. Das haben sich Helmut Kohl und seine Söhne so gewünscht.

Der Trauergottesdienst wird über Lautsprecher auf den Platz vor dem Dom übertragen. Dort werden bis zu 10000 Menschen erwartet, in der Kirche selbst finden nur etwa 1500 Trauergäste Platz. 1000 Polizisten sollen einen ruhigen und würdevollen Verlauf der Trauerfeier gewährleisten. Es herrscht Sicherheitsstufe 1.

Die Totenmesse wird Monsignore Erich Ramstetter (75) halten, ein langjähriger Freund der Familie Kohl. Mit seinem Bruder Fritz (Pfarrer und ehemaliger Schuldirektor) hat er die Trauerpredigt ausgearbeitet. Er wird einen Text aus der „Geheimen Offenbarung des Johannes“ lesen, dann Gedanken zu Hannelore Kohl äußern. „Sie sollen zur Stärkung der Trauernden dienen“, sagt Fritz Ramstetter.

Für Monsignore Erich Ramstetter wird es eine „der schwersten Beerdigungen“ seiner geistlichen Laufbahn sein. „Wenn es um die eigene Freundschaft geht, ist man doppelt betroffen“, sagte er gestern.

Große Sorgen macht sich der Geistliche um seinen Freund Helmut Kohl. „Ich hoffe und wünsche, dass er es ertragen kann. Aber die Einsamkeit kommt später.“

Auch Helmut Kohls Schwester ist beunruhigt darüber, wie es mit ihrem Bruder weitergeht. Ihr Sohn Harald und ihre Schwiegertochter hatten den Altkanzler in den letzten Tagen besucht, er sei sehr traurig gewesen. „Er konnte kein Wort sagen. Die Tränen liefen ihm übers Gesicht.“

Hildegard Getrey schrieb ihrem Bruder jetzt einen Brief, tröstete ihn: „Ich bin in meinen Gedanken bei Dir, Deine Schwester Hildegard.“






JOHN MILLNER:

@arbeiter: korrekt !!!!!!

 
11.07.01 08:47
.... mir seiner aussage :"Nur mal nebenbei, die kleine Julia ist auch tot. Aber die Zeitungen werden Morgen nur
über die alte Schachtel berichten. "


was soll der scheiss um die hannelore????? die hat sich selbst das leben genommen, weils für sie sowieso schon vorbei war !!!!!!


julia hatte noch alles vor sich !!!!! und wurde ermordet!!!!!


denkt mal drüber nach und lasst die alte gluck in frieden ruhen!!!
JOHN MILLNER:

@alle: und was soll das ...

 
11.07.01 08:52
... mit dem   "sozial engagierte Frau"?????

hört doch auf mit dem scheiss!!!

in der welt rumrennen und spenden sammeln is sozial ????

was is mit denen die ihre zelte abbrechen um irgendwo im busch zu hausen und den leprakranken helfen, zum beispiel???
die freiwilligen die sich tagtäglich im altersheim um omi und opi kümmern???

das is für mich sozial!!!
boomer:

Diese Leute auch, JOHN MILLNER . Bestreitet

 
11.07.01 09:05
doch niemand!

Warum bist Du bloss so emotional?

Cool down, Alter!

MfG
JOHN MILLNER:

@boomer: es k...tzt mich einfach an ...

 
11.07.01 09:18
... dass um die alte ein riesen gedöns gemacht wird, und sich kein mensch für die wahren helden (sag ich mal so) interessiert.

in der weltgeschichte rumrennen, einen auf sozial machen und spenden sammeln (hat sie wahrscheinlich von ihrem mann gelernt) könnt ich auch, wenn ich berühmt wäre.
modeste:

Kann mich weder einer besonderen

 
11.07.01 09:32
Lobrede noch einer Kritik an Frau Kohl anschließen.

Habe Hannelore Kohl nicht persönlich gekannt.

Ein Mensch ist gestorben...wie es tausendfach täglich geschieht.

Das ist alles...und doch so viel...am Ende ist alles umwerfend...für jeden.

gruß
modeste
Kopi:

Ein öffentlicher Tod

 
11.07.01 09:55
Hannelore Kohl wird im Familiengrab beigesetzt. Doch der Frieden, den sie gesucht hat, scheint ihr noch nicht vergönnt. Gerüchte und Anschuldigungen rücken ihren Freitod in den politischen Raum

Von Christian Bauschke

Am Anfang wird Verdis Requiem ertönen. Wegen der Trauerfeier für Hannelore Kohl im Dom zu Speyer muss ein Atomtransport in Norddeutschland verschoben werden, weil es nicht möglich sei, gleichzeitig für die Sicherheit beider Ereignisse zu sorgen. Bundeskanzler Gerhard Schröder nimmt am Gottesdienst teil. Es gilt Sicherheitsstufe eins. Das Bistum Speyer hat indirekt vor einem Besuch des öffentlichen Gottesdienstes gewarnt. Es stünden nur 1500 Plätze im Dom zur Verfügung. Ab Mittwochmittag, zwölf Uhr, können Bürger am aufgebahrten Sarg im Dom Abschied nehmen von Hannelore Kohl. Viele werden kommen.
Die Menschen beschäftigt Hannelore Kohls mysteriöser Tod. Mit der unglaublichen Nachricht vom Selbstmord der stillen First Lady begannen die Spekulationen über ihre Motive. Lichtallergie? Depressionen? Oder beides? Niemand aber, auch niemand aus der öffentlichen Klasse, wagte es, eine Verbindung zur CDU-Spendenaffäre, und dem Druck, der dadurch auf der Familie Kohl lastete, zu ziehen.

Mit der Todesnachricht von Hannelore Kohl trat im Gegenteil für einen Moment der Streit um Parteispenden und Kohls Stasiakten in den Hintergrund. Peinlich der Beschluss des Untersuchungsausschusses, der zufälligerweise an jenem Morgen wieder einmal die anonymen Spender des Alt-Kanzlers aufgefordert hatte, sich zu offenbaren. All das wirkte so klein und niedrig an diesem Tag.

Niemand gab - zumindest öffentlich - der Versuchung nach, diesen tragischen Todesfall zu politisieren. Trauer und Anteilnahme galten der Person Hannelore Kohl, die mit ihrem Entschluss, sich das Leben zu nehmen, aus dem Schatten ihres Mannes heraustreten musste. Denn ihr galt plötzlich, da alles vorbei war, die ganze Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit.

Der "Stern" hat, wie "Bunte" und "Gala", seinen Erscheinungstermin von Donnerstag auf Dienstag vorgezogen, um groß über "Das einsame Leben und Sterben der Hannelore Kohl" zu berichten. Dieser Freitod habe "eine politische Dimension", heißt es bereits im Editorial. Und dann wird das Bild eines Helmut Kohl entworfen, der seine Frau vernachlässigt und sie zum Ende allein gelassen habe. Weshalb er in der Woche des 41. Hochzeitstags eine mehrtägige Auslandsreise gemacht habe? "Anteilnehmende Fürsorge sieht anders aus", wissen die anteilnehmenden Autoren und schließen: "So ist dieser Suizid vielleicht so etwas wie ein emanzipatorischer Akt gewesen."

Am Ende der 20-Seiten-Strecke des "Stern" vermutet ein Psychologe, dass Hannelore Kohl ihrem Mann die Selbstmordabsicht signalisiert habe. "Dann", so der Psychologe, "wäre es eine Todsünde gewesen, sie allein zu lassen." Politisch ist Helmut Kohl, durch eigenes Verschulden, ohnehin erledigt. Nun soll offenbar auch der Mensch und Ehemann Kohl getroffen werden.

Und damit ist der Tod von Hannelore Kohl endgültig politisiert. Auch Monsignore Erich Ramstetter, ein enger Vertrauter Kohls, rückt den Freitod der Kanzlergattin in den politischen Raum. "Was ihr zu schaffen machte, war, was in den Medien und außerhalb der Medien geschah, an Verleumdungen und Anschuldigungen", sagte Ramstetter, der heute die Totenmesse im Dom zu Speyer zelebrieren wird. "Wenn Sie körperlich angeschlagen sind und dann noch einem solchen psychischen Druck ausgesetzt sind, beeinflusst das den Krankheitsverlauf sehr", so der Geistliche. Bei jeder Krankheit gebe es ein Zusammenspiel von Körper und Seele, auch bei Hannelore Kohl. Zudem stehe fest, dass Kranke, die Frohes erlebten, leichter wieder gesund würden als jene, die "unterdrückt und bedrängt" würden. "Ihre Seele krankte am Spendenskandal bis hin zu persönlichen, ehrverletzenden Angriffen."

Das alles ist nachvollziehbar. Aber der Geistliche macht so, unmittelbar vor der Beerdigung Hannelore Kohls, indirekt Medienberichte über die CDU-Spendenaffäre verantwortlich für die Verschlechterung ihres Gesundheitszustands. Ramstetter ist ein langjähriger Vertrauter der Familie Kohl. Er gehörte zu den Autoren, die Kohls Neujahrsansprachen entwarfen, und er war auch dabei, als Kohl zu Hause in Oggersheim dem geheimen Zehn-Punkte-Plan für die Wiedervereinigung den letzten Schliff gab. Oft hat der Kanzler den Pater vorgeschickt, wenn es darum ging, Botschaften in die Öffentlichkeit zu tragen.

Einige wenige Tage schien es, als könne dieser Schicksalsschlag bleiben, was er im Kern ist: eine menschliche Tragödie. Als solche fand der Tod von Hannelore Kohl eine ungeahnt große Anteilnahme in der Öffentlichkeit. Die Umstände ihres Todes berühren auf besondere Weise. Wer sich zum Selbstmord entschließt, verschiebt die Grenze zwischen der Welt, in der jetzt Sommer ist, und der Totenwelt. Wir sind daran gewöhnt, diese Grenze, von der wir wissen, dass es sie gibt, aber nicht, wo sie uns erwartet, aus dem Bewusstsein zu drängen. Der Tod ist weit weg, und nur, wenn es einen uns Nahen trifft, tritt er in unser Leben, um bald - mit der Trauer - wieder zu verblassen. Bis er irgendwann auch zu uns kommt.

Der Selbstmord bricht diese merkwürdige Ordnung der Welten, die in längst vergangener Zeit dazu führte, gerettete Selbstmörder zum Tode zu verurteilen. Wer sich selbst das Leben nimmt, macht aus Erdulden Tun. Deshalb berührt uns dieser ungemein private und zugleich öffentliche Tod von Hannelore Kohl. Vor dem Tun aber liegt der Entschluss, eine Grenze zu überschreiten. Danach gibt es kein Zurück mehr. Wer sich für den Selbstmord entschieden hat, lässt sich meist nicht zurück holen. Denn er lebt die Zeit, die er sich selbst noch gibt, in einer eigenen Welt, weit weg. Es ist die Entscheidung, die den Mut verlangt, nicht die Tat.

Was bewegte Hannelore Kohl auf dieser Reise? "Aufgeben ist das Letzte, was man sich erlauben darf", sagte sie in einem ihrer letzten Interviews. Hat sie aufgegeben? "Das Leben, dieser Erdenmenschen satt, hat stets die Macht, sich selbst zu entlassen", heißt es in Shakespeares Julius Cäsar. Freitod, nicht Selbstmord muss es heißen.

Mittwochnachmittag wird Hannelore Kohl im engsten Kreis beerdigt, auf dem abgesperrten Friedhof Ludwigshafen-Friesenheim, im Familiengrab der Kohls, neben ihren Schwiegereltern, ein Doppelgrab mit einem Blumenbeet und einer kleinen Hecke. Ihr Name wird in einen schlichten, grauen Stein eingemeißelt sein. Lasst sie in Frieden ruhen.

Happy End:

... o.T.

 
11.07.01 19:14
Arbeiter:

@Happy End : Warum? Gehörst Du zur Familie? o.T.

 
11.07.01 19:27
boomer:

"Geistes"-Arbeiter: "PIETÄT !" o.T.

 
11.07.01 19:38
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