Von Henning Steier
Die ersten beiden Börsenmonate brachten keine Fortsetzung der Erholung an den Märkten. Im Gegenteil: S&P 500, Nasdaq 100 und Europe Stoxx 50 mussten Einbußen hinnehmen, und zwar um fast fünf, zwölf und knapp sechs Prozent. Als Hauptgrund erweisen sich die Bilanzmanipulationen in den USA. Und auch in Europa ist laut einer aktuellen Studie von JP Morgan noch mit bösen Überraschungen zu rechnen.
Die Mehrheit der langfristig orientierten Strategen, die der Enronitis zum Trotz zuletzt ihren Optimismus aufrechterhalten haben, geben sich weiter zuversichtlich. Für das erste halbe Jahr gehen sie ar von einer verhaltenen Entwicklung an den Aktienmärkten aus, erwarten aber recht deutliche Besserung in der zweiten Jahreshälfte.
"Globale Überkapazitäten, begrenzte Spielräume der Fiskalpolitik in Euroland und Japan und eine hohe Verschuldung von Firmen und Konsumenten, vor allem in den USA, sorgen dafür, dass die Aktienmärkte nach der rasanten Herbst- und Winterrally zunächst eine Verschnaufpause einlegen", begründet Helmut Kaiser von der Deutschen Bank seine Vorsicht hinsichtlich der ersten sechs Monate. Die Geschichte zeige allerdings, so Kaiser weiter, dass sich gerade die Konjunkturlokomotive USA nach einer Rezession, die offenbar überstanden sei, relativ rasch erholten. "Nach dem Ende des Zinssenkungszyklus in den USA konnte der S&P 500 im Durchschnitt um 20 Prozent zulegen, die Wertschöpfung lag um rund fünf Prozent höher, und die Arbeitslosenquote um 0,8 Prozent niedriger." Daher erwartet Kaiser für 2002 Kursgewinne "im oberen einstelligen Prozentbereich".
Es bleibt bei Aktien
Das Strategieteam von Lehman Brothers hat seine Asset Allocation im Vergleich zum September 2001 (siehe Portfolio vom 21.09.01) unverändert gelassen: Nach wie vor bleiben Aktien mit einem Depotgewicht von 70 Prozent im Vergleich zur Benchmark-Gewichtung um zehn Prozentpunkte stark übergewichtet. Demgegenüber liegen Bonds mit einem Portfolio-Anteil von 30 Prozent weiterhin zehn Prozentpunkte unter der Benchmark-Gewichtung von 40 Prozent.
"Die Aktienmärkte bieten zwar nicht mehr das außerordentlich niedrige Preisniveau wie im September, bleiben aber weiterhin unterbewertet und haben damit reichlich Kurspotenzial", so Edwina Neal, globale Strategin des Investmenthauses. "Das Überschießen des Wachstums der breit gefassten Geldmenge gegenüber dem nominalen Produktionszuwachs ist ein wichtiges Zeichen für eine konjunkturelle Erholung und damit auch wieder deutlich ansteigende Unternehmensgewinne, die für starke Kursfantasie sorgen - insbesondere für das dritte und vierte Quartal", so Neal.
Im Vergleich zum September vergangenen Jahres haben die Experten von Lehman den Anteil nordamerikanischer Aktien im globalen Portfolio leicht reduziert. Nach 41 Prozent liegt dieser nun bei 40 Prozent. Im Gegenzug erhöhte die Bank den Anteil kontinentaleuropäischer Titel von 30 auf 34 Prozent. "Wir sehen die erwarteten Steigerungen bei den US-Aktien schon größtenteils eingepreist und halten den Kursspielraum für europäische Werte für noch nicht ausgereizt", so Edwina Neal. Wenn sich die US-Konjunktur tatsächlich stabilisiere, wofür es klare Anzeichen gebe, werde Lehman den Anteil von US-Titeln wieder erhöhen.
Gute Aussichten für Europa
Auch Schroder Salomon Smith Barney ist guter Dinge für Europas Aktien. "Wir erwarten für die europäischen Indizes auf Zwölf-Monats-Sicht Kurszuwächse von 20 Prozent", sagt Mark Howdle, Leiter der Aktienstrategie. "Wobei sich Spanien mit plus 23 Prozent und Großbritannien und Italien mit jeweils plus 22 Prozent besser entwickeln dürften als der Rest Europas." Als Grund für den Optimismus werden die überbordende Liquidität und die Hoffnung auf eine zyklische Erholung der Unternehmensgewinne genannt.
WestLB Research gibt sich etwas vorsichtiger. "Per saldo dürften sich die Aktienreturns recht moderat nach oben entwickeln, weil sie im Spannungsfeld zwischen verbesserten Konjunkturperspektiven und neu aufgetauchten Sonderproblemen wie dem Enron-Skandal und der Argentinienkrise stecken", sagt Chefstratege Gernot Müller. Entsprechend moderat wurde der Aktienanteil im globalen Portfolio um drei auf 45 Prozent aufgestockt und entspricht damit der Benchmark-Gewichtung.
Mit 50 Prozent nach wie vor am höchsten gewichtet im WestLB-Research-Depot sind Anleihen, die aber im Vergleich zum Januar zu Lasten der Liquidität um vier Prozentpunkte reduziert wurden (Benchmark-Gewichtung: 45 Prozent). "Die Rentenmärkte der meisten Industrieländer haben noch Erholungspotenzial, aber geringeres als im Vormonat", so Müller. "Ein Teil des Kurspotenzials an den Bondmärkten wurde in den vergangenen Wochen realisiert, ein anderer ging verloren, weil die Chancen auf einen weiteren Renditerückgang jetzt etwas geringer beurteilt werden."
URL des Artikels: www.ftd.de/bm/ga/20425146.html
Die ersten beiden Börsenmonate brachten keine Fortsetzung der Erholung an den Märkten. Im Gegenteil: S&P 500, Nasdaq 100 und Europe Stoxx 50 mussten Einbußen hinnehmen, und zwar um fast fünf, zwölf und knapp sechs Prozent. Als Hauptgrund erweisen sich die Bilanzmanipulationen in den USA. Und auch in Europa ist laut einer aktuellen Studie von JP Morgan noch mit bösen Überraschungen zu rechnen.
Die Mehrheit der langfristig orientierten Strategen, die der Enronitis zum Trotz zuletzt ihren Optimismus aufrechterhalten haben, geben sich weiter zuversichtlich. Für das erste halbe Jahr gehen sie ar von einer verhaltenen Entwicklung an den Aktienmärkten aus, erwarten aber recht deutliche Besserung in der zweiten Jahreshälfte.
"Globale Überkapazitäten, begrenzte Spielräume der Fiskalpolitik in Euroland und Japan und eine hohe Verschuldung von Firmen und Konsumenten, vor allem in den USA, sorgen dafür, dass die Aktienmärkte nach der rasanten Herbst- und Winterrally zunächst eine Verschnaufpause einlegen", begründet Helmut Kaiser von der Deutschen Bank seine Vorsicht hinsichtlich der ersten sechs Monate. Die Geschichte zeige allerdings, so Kaiser weiter, dass sich gerade die Konjunkturlokomotive USA nach einer Rezession, die offenbar überstanden sei, relativ rasch erholten. "Nach dem Ende des Zinssenkungszyklus in den USA konnte der S&P 500 im Durchschnitt um 20 Prozent zulegen, die Wertschöpfung lag um rund fünf Prozent höher, und die Arbeitslosenquote um 0,8 Prozent niedriger." Daher erwartet Kaiser für 2002 Kursgewinne "im oberen einstelligen Prozentbereich".
Es bleibt bei Aktien
Das Strategieteam von Lehman Brothers hat seine Asset Allocation im Vergleich zum September 2001 (siehe Portfolio vom 21.09.01) unverändert gelassen: Nach wie vor bleiben Aktien mit einem Depotgewicht von 70 Prozent im Vergleich zur Benchmark-Gewichtung um zehn Prozentpunkte stark übergewichtet. Demgegenüber liegen Bonds mit einem Portfolio-Anteil von 30 Prozent weiterhin zehn Prozentpunkte unter der Benchmark-Gewichtung von 40 Prozent.
"Die Aktienmärkte bieten zwar nicht mehr das außerordentlich niedrige Preisniveau wie im September, bleiben aber weiterhin unterbewertet und haben damit reichlich Kurspotenzial", so Edwina Neal, globale Strategin des Investmenthauses. "Das Überschießen des Wachstums der breit gefassten Geldmenge gegenüber dem nominalen Produktionszuwachs ist ein wichtiges Zeichen für eine konjunkturelle Erholung und damit auch wieder deutlich ansteigende Unternehmensgewinne, die für starke Kursfantasie sorgen - insbesondere für das dritte und vierte Quartal", so Neal.
Im Vergleich zum September vergangenen Jahres haben die Experten von Lehman den Anteil nordamerikanischer Aktien im globalen Portfolio leicht reduziert. Nach 41 Prozent liegt dieser nun bei 40 Prozent. Im Gegenzug erhöhte die Bank den Anteil kontinentaleuropäischer Titel von 30 auf 34 Prozent. "Wir sehen die erwarteten Steigerungen bei den US-Aktien schon größtenteils eingepreist und halten den Kursspielraum für europäische Werte für noch nicht ausgereizt", so Edwina Neal. Wenn sich die US-Konjunktur tatsächlich stabilisiere, wofür es klare Anzeichen gebe, werde Lehman den Anteil von US-Titeln wieder erhöhen.
Gute Aussichten für Europa
Auch Schroder Salomon Smith Barney ist guter Dinge für Europas Aktien. "Wir erwarten für die europäischen Indizes auf Zwölf-Monats-Sicht Kurszuwächse von 20 Prozent", sagt Mark Howdle, Leiter der Aktienstrategie. "Wobei sich Spanien mit plus 23 Prozent und Großbritannien und Italien mit jeweils plus 22 Prozent besser entwickeln dürften als der Rest Europas." Als Grund für den Optimismus werden die überbordende Liquidität und die Hoffnung auf eine zyklische Erholung der Unternehmensgewinne genannt.
WestLB Research gibt sich etwas vorsichtiger. "Per saldo dürften sich die Aktienreturns recht moderat nach oben entwickeln, weil sie im Spannungsfeld zwischen verbesserten Konjunkturperspektiven und neu aufgetauchten Sonderproblemen wie dem Enron-Skandal und der Argentinienkrise stecken", sagt Chefstratege Gernot Müller. Entsprechend moderat wurde der Aktienanteil im globalen Portfolio um drei auf 45 Prozent aufgestockt und entspricht damit der Benchmark-Gewichtung.
Mit 50 Prozent nach wie vor am höchsten gewichtet im WestLB-Research-Depot sind Anleihen, die aber im Vergleich zum Januar zu Lasten der Liquidität um vier Prozentpunkte reduziert wurden (Benchmark-Gewichtung: 45 Prozent). "Die Rentenmärkte der meisten Industrieländer haben noch Erholungspotenzial, aber geringeres als im Vormonat", so Müller. "Ein Teil des Kurspotenzials an den Bondmärkten wurde in den vergangenen Wochen realisiert, ein anderer ging verloren, weil die Chancen auf einen weiteren Renditerückgang jetzt etwas geringer beurteilt werden."
URL des Artikels: www.ftd.de/bm/ga/20425146.html