Vier Wochen vor dem Start der Fußball-Weltmeisterschaft kommt aus Politik und Gewerkschaften eine überraschende Forderung. So solle Fußballfans trotz der Zeitverschiebung ermöglicht werden, die Spiele der deutschen Nationalmannschaft im Fernsehen anzuschauen.
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sagte: „Den Arbeitgebern muss etwas einfallen. Sie sollten den Mitarbeitern so weit wie möglich freigeben und sie später nacharbeiten lassen.“ Zur Begründung sagte Beck: „Als Fußballfan weiß ich, wie sehr es einen fuchst, wenn man ein schönes Spiel verpasst. Unsere Gesellschaft hat ohnehin nicht gerade ein Überangebot an emotionalen Erlebnissen, die viele Menschen unterschiedlichster Stellung zusammenführen.“
Der Chef der rheinland-pfälzischen CDU, Christoph Böhr, unterstützte ebenfalls den Vorschlag: „Arbeitgeber sollten flexibel auf den Wunsch der Arbeitnehmer reagieren – gerade wenn unsere Jungs spielen. Überstunden könnten abgebaut, die Zeit auch nachgearbeitet werden.“
Auch der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Wolfgang Gerhardt, appellierte an die Unternehmer: „Die Fans sollten sich die Spiele anschauen können. Eine Einigung zwischen Betrieben und Mitarbeitern dürfte doch möglich sein. Und wenn dabei der Widerstand gegen flexible Arbeitszeiten fällt, wäre das schon der erste WM-Erfolg Deutschlands.“
Die Idee kommt aus England
Zuvor hatte sich die britische Industrieministerin Patricia Hewitt in ihrem Land für flexible Arbeitszeiten und die Einrichtung von Betriebsfernsehräumen während der WM-Wochen stark gemacht, da sich sonst viele Fans krank melden würden, um ein Spiel zu sehen.
Neue Form von Motivation am Arbeitsplatz
Auch die Gewerkschaften sprechen sich dem Bericht zufolge für WM-Gleitzeiten aus. IG-Metall-Chef Klaus Zwickel sagte der Zeitung: „Die Idee, zur WM flexiblere Arbeitszeiten einzuführen und Fernsehgeräte aufzustellen, ist total spannend. Das ist eine neue Form von Mitarbeitermotivation am Arbeitsplatz. Ich sage nur: machen!“ Auch ver.di-Chef Frank Bsirske lobte die Idee aus England: „Das ist beispielhaft und wird sich sicher auch für die Arbeitgeber nicht als Nachteil erweisen.“
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