Auszug aus FTD vom 18.10.02
Die deutschen Online-Broker sehen sich nach gescheiterten Expansionsversuchen und rückläufigen Kundenzahlen gezwungen, ihre Pläne zu korrigieren. Das Geschäftsmodell hat keine Zukunft mehr.
Comdirect-Chef Bernt Weber ging vor einigen Monaten vorzeitig in Rente. Consors-Gründer Karl Matthäus Schmidt stieg vom Unternehmer zum Abteilungsleiter ab, nachdem seine Firma von der französischen Großbank BNP geschluckt wurde. Und DAB-Vormann Matthias Körner verhandelt derzeit mit der Konzernmutter HVB über die vorzeitige Auflösung seines Vertrags.
Auf breiter Front sehen sich die Online-Broker in der Bundesrepublik gezwungen, ihre megalomanen Pläne drastisch zu korrigieren. Der finnische Online-Broker EQ beendete bereits im vergangenen Sommer sein Deutschland-Abenteuer. Der Berliner Konkurrent Systracom ging im Herbst in Konkurs. Und die italienische Großbank Capitalia prüft, ob sie ihre erst vor zwei Jahren gekaufte Nürnberger Direktbank Entrium nicht wieder abstößt. Das Institut darf froh sein, wenn es ein Viertel des gezahlten Kaufpreises zurückbekommt.
Geschäftsmodell ohne Zukunft
Das Geschäftsmodell der Online-Broker hat keine Zukunft mehr. Mit dem Höllensturz der Aktienbörsen, wird offenkundig, wie riskant die Geschäfte der Internet-Broker sind. Geld verdienen können sie nur, wenn die Kunden fleißig Aktien kaufen und verkaufen. Das aber tun die Anleger vorzugsweise, wenn es an der Börse aufwärts geht und niemand seine Chancen verpassen will, warnt ein Branchenkenner. Fallen die Kurse, sinkt auch die Lust der Investoren, ihre Depots zu prüfen und den Aktienbestand umzuschichten. Heute erzielen die Online-Broker pro Kunde nicht einmal halb so hohe Erlöse wie im Börsenrauschjahr 2000.
Die Firmen können aber nicht unbegrenzt Kapazitäten abbauen, um Kosten zu sparen. Sie haben sofort die Bankenaufsicht am Hals, wenn die Kunden im Börsenaufschwung en masse Aktien kaufen wollen, die Orders aber nicht ausgeführt werden können, weil die Computer überlastet sind. Die Online-Broker stecken unvermeidlich in der Zwickmühle.
Als ob sie im Stammgeschäft nicht bereits Probleme genug hätten, diversifizierten die Online-Broker in Nachbargebiete, von denen sie noch weniger verstanden. So baute Consors eine Investmentbank auf, die allen Ernstes Börsengänge im Internet plante. Die Investmentbanker saßen meist beschäftigungslos in ihren Büros, bis der neue Eigner BNP in diesem Sommer den Unfug stoppte.
Geschäftsprinzip Größenwahn
Das Geschäftsprinzip der Firmen schien Größenwahn zu sein. Ohne Plan, Vernunft und Vorsicht expandierten die Unternehmen ins Ausland und kauften dabei um jeden Preis lokale Konkurrenten auf. Oft nur wenige Monate später stellten die Finanzchefs fest, dass der Firmenwert der Neuerwerbungen in Frankreich, Italien oder der Schweiz großenteils abgeschrieben werden musste. Die fälligen Wertberichtigungen zehren bei Comdirect, Consors und DAB weitgehend das Kapital auf, das die Firmen zuvor an der Börse eingesammelt hatten.
Schuld waren jedoch immer die anderen. Zweimal wechselte DAB-Vorsteher Kröner den Chef der Frankreich-Tochter Selftrade aus, die nie Ergebnisse lieferte, die den maßlos überzogenen Kaufpreis gerechtfertigt hätten. Jetzt muss Kröner selbst gehen. Der Chef der HypoVereinsbank, Albrecht Schmidt, hatte zuletzt genug von den ewig optimistischen, nie eingehaltenen Prognosen seiner Online-Tochter.
Die deutschen Online-Broker sehen sich nach gescheiterten Expansionsversuchen und rückläufigen Kundenzahlen gezwungen, ihre Pläne zu korrigieren. Das Geschäftsmodell hat keine Zukunft mehr.
Comdirect-Chef Bernt Weber ging vor einigen Monaten vorzeitig in Rente. Consors-Gründer Karl Matthäus Schmidt stieg vom Unternehmer zum Abteilungsleiter ab, nachdem seine Firma von der französischen Großbank BNP geschluckt wurde. Und DAB-Vormann Matthias Körner verhandelt derzeit mit der Konzernmutter HVB über die vorzeitige Auflösung seines Vertrags.
Auf breiter Front sehen sich die Online-Broker in der Bundesrepublik gezwungen, ihre megalomanen Pläne drastisch zu korrigieren. Der finnische Online-Broker EQ beendete bereits im vergangenen Sommer sein Deutschland-Abenteuer. Der Berliner Konkurrent Systracom ging im Herbst in Konkurs. Und die italienische Großbank Capitalia prüft, ob sie ihre erst vor zwei Jahren gekaufte Nürnberger Direktbank Entrium nicht wieder abstößt. Das Institut darf froh sein, wenn es ein Viertel des gezahlten Kaufpreises zurückbekommt.
Geschäftsmodell ohne Zukunft
Das Geschäftsmodell der Online-Broker hat keine Zukunft mehr. Mit dem Höllensturz der Aktienbörsen, wird offenkundig, wie riskant die Geschäfte der Internet-Broker sind. Geld verdienen können sie nur, wenn die Kunden fleißig Aktien kaufen und verkaufen. Das aber tun die Anleger vorzugsweise, wenn es an der Börse aufwärts geht und niemand seine Chancen verpassen will, warnt ein Branchenkenner. Fallen die Kurse, sinkt auch die Lust der Investoren, ihre Depots zu prüfen und den Aktienbestand umzuschichten. Heute erzielen die Online-Broker pro Kunde nicht einmal halb so hohe Erlöse wie im Börsenrauschjahr 2000.
Die Firmen können aber nicht unbegrenzt Kapazitäten abbauen, um Kosten zu sparen. Sie haben sofort die Bankenaufsicht am Hals, wenn die Kunden im Börsenaufschwung en masse Aktien kaufen wollen, die Orders aber nicht ausgeführt werden können, weil die Computer überlastet sind. Die Online-Broker stecken unvermeidlich in der Zwickmühle.
Als ob sie im Stammgeschäft nicht bereits Probleme genug hätten, diversifizierten die Online-Broker in Nachbargebiete, von denen sie noch weniger verstanden. So baute Consors eine Investmentbank auf, die allen Ernstes Börsengänge im Internet plante. Die Investmentbanker saßen meist beschäftigungslos in ihren Büros, bis der neue Eigner BNP in diesem Sommer den Unfug stoppte.
Geschäftsprinzip Größenwahn
Das Geschäftsprinzip der Firmen schien Größenwahn zu sein. Ohne Plan, Vernunft und Vorsicht expandierten die Unternehmen ins Ausland und kauften dabei um jeden Preis lokale Konkurrenten auf. Oft nur wenige Monate später stellten die Finanzchefs fest, dass der Firmenwert der Neuerwerbungen in Frankreich, Italien oder der Schweiz großenteils abgeschrieben werden musste. Die fälligen Wertberichtigungen zehren bei Comdirect, Consors und DAB weitgehend das Kapital auf, das die Firmen zuvor an der Börse eingesammelt hatten.
Schuld waren jedoch immer die anderen. Zweimal wechselte DAB-Vorsteher Kröner den Chef der Frankreich-Tochter Selftrade aus, die nie Ergebnisse lieferte, die den maßlos überzogenen Kaufpreis gerechtfertigt hätten. Jetzt muss Kröner selbst gehen. Der Chef der HypoVereinsbank, Albrecht Schmidt, hatte zuletzt genug von den ewig optimistischen, nie eingehaltenen Prognosen seiner Online-Tochter.