Bewertungsrelationen
Gemessen am KGV sind Aktien nicht billig
05. November 2002 Ein brauchbares Hilfsmittel, um Übertreibungen an den Aktienmärkten zu diagnostizieren, ist ein Blick auf die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGVs) der Börsen im Vergleich zu ihren langfristigen Durchschnitten.
Diese „Markt-KGVs“ ergeben sich aus dem gewichteten Durchschnitt der KGVs der im jeweiligen Index enthaltenen Aktien. Freilich sind die teils auf Gewinnschätzungen beruhenden Kennzahlen mit Unsicherheiten behaftet. Markt-KGVs werden zudem auch von den Renditeniveaus und dem Konjunkturzyklus mitbestimmt und zeigen langfristig eine leichte Tendenz nach oben.
Hinweis auf die aktuelle Marktverfassung
Und schließlich sagt die Diagnose einer relativen Unter- oder Überbewertung nichts darüber aus, wie lange ein solcher Zustand andauert. Dennoch: Einen Hinweis auf die augenblickliche Marktverfassung bietet diese Methode allemal.
Zumal die künftigen Gewinnschätzungen derzeit besonders umstritten sind (vgl. Links), beziehen wir uns hier auf das „aktuelle“ Kurs-Gewinn-Verhältnis, das sich aus den Unternehmensgewinnen der vergangenen vier Quartale errechnet. Infolge des jüngsten starken Kursanstiegs hat der Dax derzeit nach Angaben des Finanzinformationsdienstes Bloomberg wieder ein KGV-Niveau von 31 erreicht. Anfang Oktober lag dieses noch bei rund 22.
Langfrist-KGVs bei rund 15
Im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre betrug das KGV des Dax dagegen nur etwa 14,6. Wobei sich ausgehend von einem Wert von 7,6 im Jahr 1980 ein deutlich steigender Trend erkennen lässt, der die zunehmende Akzeptanz der Aktie als Anlageform widerspiegelt. Dabei sind allerdings die Schwankungen enorm. Es gibt Börsenphasen, an denen sich niemand um das KGV zu scheren scheint. Im Frühjahr 2002 erreichte das aktuelle KGV des Dax nach Bloomberg-Angaben Werte von deutlich über 40.
Das aktuelle KGV des amerikanischen S&P-500-Index liegt bei 29,6. Im Frühjahr hatte es sogar noch rund doppelt so hoch gelegen. Für den S&P 500 liegen auch die langfristigsten Daten vor. Das durchschnittliche KGV der vergangenen 70 Jahre liegt hier bei rund 14,7, verblüffenderweise recht nahe dem langfristigen Dax-Schnitt. Noch vergleichsweise günstig erscheint im aktuellen Vergleich der Dow-Jones-Index, der ein KGV von 21,7 aufweist. Im Frühjahr wurde den die Aktien des Dow Jones noch mit etwa dem 30-fachen ihrer aktuellen Gewinne bewertet.
Fazit: Insgesamt sind die Börsen gemessen an ihren langfristigen Durchschnitten also noch immer recht ambitioniert bewertet. Auch von den Unternehmensgewinnen des nächsten Jahres ist nur wenig Entlastung zu erwarten, da die bisherigen Analystenschätzungen auf überoptimistischen Konjunkturprognosen beruhen und noch weiter nach unten revidiert werden dürften. Eine wichtige Stütze des gegenwärtigen Bewertungsniveaus lässt sich aber an den historisch tiefen Renditen am Rentenmarkt ableiten, die Aktien als relativ günstigere Anlageform erscheinen lassen.
Der Chart zeigt die Entwicklung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses des Dax seit Ende des Jahres 1998 (Quelle: Bloomberg).
Gemessen am KGV sind Aktien nicht billig
05. November 2002 Ein brauchbares Hilfsmittel, um Übertreibungen an den Aktienmärkten zu diagnostizieren, ist ein Blick auf die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGVs) der Börsen im Vergleich zu ihren langfristigen Durchschnitten.
Diese „Markt-KGVs“ ergeben sich aus dem gewichteten Durchschnitt der KGVs der im jeweiligen Index enthaltenen Aktien. Freilich sind die teils auf Gewinnschätzungen beruhenden Kennzahlen mit Unsicherheiten behaftet. Markt-KGVs werden zudem auch von den Renditeniveaus und dem Konjunkturzyklus mitbestimmt und zeigen langfristig eine leichte Tendenz nach oben.
Hinweis auf die aktuelle Marktverfassung
Und schließlich sagt die Diagnose einer relativen Unter- oder Überbewertung nichts darüber aus, wie lange ein solcher Zustand andauert. Dennoch: Einen Hinweis auf die augenblickliche Marktverfassung bietet diese Methode allemal.
Zumal die künftigen Gewinnschätzungen derzeit besonders umstritten sind (vgl. Links), beziehen wir uns hier auf das „aktuelle“ Kurs-Gewinn-Verhältnis, das sich aus den Unternehmensgewinnen der vergangenen vier Quartale errechnet. Infolge des jüngsten starken Kursanstiegs hat der Dax derzeit nach Angaben des Finanzinformationsdienstes Bloomberg wieder ein KGV-Niveau von 31 erreicht. Anfang Oktober lag dieses noch bei rund 22.
Langfrist-KGVs bei rund 15
Im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre betrug das KGV des Dax dagegen nur etwa 14,6. Wobei sich ausgehend von einem Wert von 7,6 im Jahr 1980 ein deutlich steigender Trend erkennen lässt, der die zunehmende Akzeptanz der Aktie als Anlageform widerspiegelt. Dabei sind allerdings die Schwankungen enorm. Es gibt Börsenphasen, an denen sich niemand um das KGV zu scheren scheint. Im Frühjahr 2002 erreichte das aktuelle KGV des Dax nach Bloomberg-Angaben Werte von deutlich über 40.
Das aktuelle KGV des amerikanischen S&P-500-Index liegt bei 29,6. Im Frühjahr hatte es sogar noch rund doppelt so hoch gelegen. Für den S&P 500 liegen auch die langfristigsten Daten vor. Das durchschnittliche KGV der vergangenen 70 Jahre liegt hier bei rund 14,7, verblüffenderweise recht nahe dem langfristigen Dax-Schnitt. Noch vergleichsweise günstig erscheint im aktuellen Vergleich der Dow-Jones-Index, der ein KGV von 21,7 aufweist. Im Frühjahr wurde den die Aktien des Dow Jones noch mit etwa dem 30-fachen ihrer aktuellen Gewinne bewertet.
Fazit: Insgesamt sind die Börsen gemessen an ihren langfristigen Durchschnitten also noch immer recht ambitioniert bewertet. Auch von den Unternehmensgewinnen des nächsten Jahres ist nur wenig Entlastung zu erwarten, da die bisherigen Analystenschätzungen auf überoptimistischen Konjunkturprognosen beruhen und noch weiter nach unten revidiert werden dürften. Eine wichtige Stütze des gegenwärtigen Bewertungsniveaus lässt sich aber an den historisch tiefen Renditen am Rentenmarkt ableiten, die Aktien als relativ günstigere Anlageform erscheinen lassen.
Der Chart zeigt die Entwicklung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses des Dax seit Ende des Jahres 1998 (Quelle: Bloomberg).