Kolumne: Kaufkurse locken bald in Fernost
27-Oct-2000 19:15
URL: www.manager-magazin.de/news/artikel/fs/0,1153,100152,00.html
In guter Gesellschaft
Japan leidet unter hohen Schulden und Steuern. Dieser Zustand ist nicht dauerhaft tragbar. Tokio wird bald ein Programm zur Budgetsanierung auflegen müssen. Und dann wird der Nikkei wieder interessant, meint Georg Thilenius. Der arme Euro - keiner will ihn haben, nicht einmal die sonst so europafreundlichen Dänen. In dieser traurigen Lage ist er aber nicht allein. Der japanische Aktienmarkt leistet ihm gute Gesellschaft.
Vom Hoch bei 39.000 Punkten im Herbst 1989 ist der Japan-Index innerhalb eines halben Jahres auf etwa die Hälfte abgestürzt und hat sich seither nicht mehr nachhaltig erholt.
Seit nunmehr acht Jahren pendelt er zwischen 14.000 und 20.000 Zählern hin und her. Die Gründe sind bekannt und auch die Gründe, warum es nicht nachhaltig aufwärts geht.
Vor allem ist es der Glaube an eine Art japanische Version der alten Planwirtschaft. Die Regierung legt laufend neue Konjunkturprogramme auf, die natürlich wie alle Konjunkturprogramme rund um die Welt verpuffen.
Die schönen Programme sollen vor allem Infrastrukturinvestitionen anstoßen. Dazu muss man wissen, dass die Bauwirtschaft zu den größten Parteispendern der Liberaldemokratischen Regierungspartei gehört. Der Kreislauf ist klar: Konjunkturprogramm, Gewinn bei Baufirmen, hohe Parteispenden.
Der einzige nachhaltige Effekt der Programme ist die astronomische Aufblähung der Staatsverschuldung. Als neueste Kapriole wird jetzt wieder ein neues Programm von 224 Milliarden. Mark aufgelegt. Dadurch steigt die Staatsverschuldung auf 13,4 Billionen Mark.
Das sind mehr als 130 Prozent der Bruttosozialproduktes und die höchste Quote aller OECD-Länder. Zum Vergleich: Das Maastricht-Kriterium der europäischen Länder war 60 Prozent.
Dementsprechend hat Japan zur Finanzierung dieses ökonomischen Wahnsinns die höchsten Steuern der Welt. Jawohl: Noch höher als in Deutschland. Lange wird der Wahnsinn aber nicht mehr finanzierbar sein.
Irgendwann wird es einen großen Knall und eine Rückbesinnung zur Vernunft geben. Wahrscheinlich ist dieser Punkt nicht mehr sehr weit.
Wir haben vergleichbares in Schweden 1990 erlebt, als der ebenfalls nicht mehr finanzierbare Wohlfahrtstaat des sogenannten Volksheims an die Wand gefahren war. Daran schloss sich eine Phase der Budgetsanierung an. Das Ergebnis war in Schweden ein Anstieg des Aktienindex von 1400 auf 6000 Punkte.
Ähnliches steht Japan bevor. Das Problem ist das Timing: Hier gibt es keinerlei Anhaltspunkte. Es kann noch zwei Jahre dauern, aber schon in sechs Monaten soweit sein.
Der langfristige Investor fängt jetzt jedenfalls schon an, über den allmählichen Aufbau von Positionen vorsichtig nachzudenken. Wer ökonomisch versiert ist, wird sich die Geschichte des drohenden Staatsbankrotts in Schweden 1990 genau ansehen und Parallelen finden. Und nächstes Jahr mit den Käufen anfangen.
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gruß proxi
27-Oct-2000 19:15
URL: www.manager-magazin.de/news/artikel/fs/0,1153,100152,00.html
In guter Gesellschaft
Japan leidet unter hohen Schulden und Steuern. Dieser Zustand ist nicht dauerhaft tragbar. Tokio wird bald ein Programm zur Budgetsanierung auflegen müssen. Und dann wird der Nikkei wieder interessant, meint Georg Thilenius. Der arme Euro - keiner will ihn haben, nicht einmal die sonst so europafreundlichen Dänen. In dieser traurigen Lage ist er aber nicht allein. Der japanische Aktienmarkt leistet ihm gute Gesellschaft.
Vom Hoch bei 39.000 Punkten im Herbst 1989 ist der Japan-Index innerhalb eines halben Jahres auf etwa die Hälfte abgestürzt und hat sich seither nicht mehr nachhaltig erholt.
Seit nunmehr acht Jahren pendelt er zwischen 14.000 und 20.000 Zählern hin und her. Die Gründe sind bekannt und auch die Gründe, warum es nicht nachhaltig aufwärts geht.
Vor allem ist es der Glaube an eine Art japanische Version der alten Planwirtschaft. Die Regierung legt laufend neue Konjunkturprogramme auf, die natürlich wie alle Konjunkturprogramme rund um die Welt verpuffen.
Die schönen Programme sollen vor allem Infrastrukturinvestitionen anstoßen. Dazu muss man wissen, dass die Bauwirtschaft zu den größten Parteispendern der Liberaldemokratischen Regierungspartei gehört. Der Kreislauf ist klar: Konjunkturprogramm, Gewinn bei Baufirmen, hohe Parteispenden.
Der einzige nachhaltige Effekt der Programme ist die astronomische Aufblähung der Staatsverschuldung. Als neueste Kapriole wird jetzt wieder ein neues Programm von 224 Milliarden. Mark aufgelegt. Dadurch steigt die Staatsverschuldung auf 13,4 Billionen Mark.
Das sind mehr als 130 Prozent der Bruttosozialproduktes und die höchste Quote aller OECD-Länder. Zum Vergleich: Das Maastricht-Kriterium der europäischen Länder war 60 Prozent.
Dementsprechend hat Japan zur Finanzierung dieses ökonomischen Wahnsinns die höchsten Steuern der Welt. Jawohl: Noch höher als in Deutschland. Lange wird der Wahnsinn aber nicht mehr finanzierbar sein.
Irgendwann wird es einen großen Knall und eine Rückbesinnung zur Vernunft geben. Wahrscheinlich ist dieser Punkt nicht mehr sehr weit.
Wir haben vergleichbares in Schweden 1990 erlebt, als der ebenfalls nicht mehr finanzierbare Wohlfahrtstaat des sogenannten Volksheims an die Wand gefahren war. Daran schloss sich eine Phase der Budgetsanierung an. Das Ergebnis war in Schweden ein Anstieg des Aktienindex von 1400 auf 6000 Punkte.
Ähnliches steht Japan bevor. Das Problem ist das Timing: Hier gibt es keinerlei Anhaltspunkte. Es kann noch zwei Jahre dauern, aber schon in sechs Monaten soweit sein.
Der langfristige Investor fängt jetzt jedenfalls schon an, über den allmählichen Aufbau von Positionen vorsichtig nachzudenken. Wer ökonomisch versiert ist, wird sich die Geschichte des drohenden Staatsbankrotts in Schweden 1990 genau ansehen und Parallelen finden. Und nächstes Jahr mit den Käufen anfangen.
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gruß proxi