Für die DMS-Anbieter wird die Luft dünn

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Für die DMS-Anbieter wird die Luft dünn DeathBull
DeathBull:

Für die DMS-Anbieter wird die Luft dünn

 
05.06.02 08:13
#1
Von CW-Redakteur Alexander Freimark.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Kaum ein IT-Segment leidet derart unter der Flaute wie die Anbieter von Dokumenten-Management-Systemen (DMS). Mit Ceyoniq und SER Systems sind vorerst zwei traditionelle Softwarehäuser in der Versenkung verschwunden; für die restlichen Wettbewerber geht der Kampf jedoch erst richtig los.

In den letzten Jahren stand die DMS-Branche immer wieder nur ganz knapp vor dem endgültigen Durchbruch. Dass der große Wurf jedoch nie gelingen konnte, hatte gleich mehrere Gründe: Mal war das Jahr-2000-Problem im Weg, dann mussten Anwender auf den Euro umstellen, und schließlich machte die konjunkturelle Flaute den Anbietern einen Strich durch ihre ambitionierten Planungen. Das Ende vom Lied waren die spektakulären Zusammenbrüche von Ceyoniq und SER Systems, von denen sich die gesamte Branche nur schwer wird erholen können.


Börsengang, Übernahmen, Wachstum, Rücktritt, Neuorientierung, Rückkehr, Insolvenz, Betrugsverdacht, Gefängnis.
Jürgen Brintrup, Ex-CEO von Ceyoniq  
Nicht nur die Anwender, selbst Manager der betroffenen Unternehmen wurden anscheinend aus heiterem Himmel vom Blitz getroffen. Ceyoniq-Chef Jürgen Brintrup hatte die Firma im vergangenen Herbst verlassen, um sich neu zu orientieren. Damals meldete das Unternehmen, die „Aufbauarbeiten“ seien abgeschlossen, Ceyoniq sei für die Zukunft gut aufgestellt. Kurz vorher hatte man sich auf der Essener Fachmesse DMS Expo noch einen riesigen Stand geleistet, um den Anspruch des Unternehmens zu untermauern: Ceyoniq wollte Weltmarktführer für „Content-Lifecycle-Management“ werden.

Im März 2002 kam Brintrup plötzlich wieder an Bord, es brannte bereits lichterloh. Nun sitzt er im Gefängnis, wegen Betrugsverdachts. Das persönliche DMS-Feature Check-in hat er hinter sich, jetzt wartet er auf sein Check-out. „Ein Schock“, urteilte Finanzanalyst Helmut Bartsch von der Stuttgarter BW Bank. Zu Brintrup heißt es von Insidern, er sei integer gewesen. Häufig wird dieses Prädikat nicht vergeben, in einer Branche, in der jeder jeden kennt und für gewöhnlich kein gutes Haar an der Konkurrenz lässt. „Der hat Kultur vertreten“, sagt jemand, der ihn ebenfalls kennt.

Eine norddeutsche Bank hatte im April die Notbremse gezogen - weil sich das Ceyoniq-Management eines Tricks bediente, der die ganze Verzweiflung der Company angesichts der drohenden Pleite zum Ausdruck brachte: Um das Kreditinstitut mit Sicherheiten ruhig zu stellen, wurden Forderungen an Kunden in Höhe von knapp vier Millionen Euro abgetreten. Dieses Factoring ist ein an sich üblicher Vorgang - wenn die offenen Forderungen tatsächlich existieren. Sind sie erfunden, kommt Paragraph 263 Strafgesetzbuch ins Spiel. Ceyoniqs Finanzchef Thomas Wenzke sitzt folglich auch im Gefängnis, angeblich mit drei afghanischen Drogenhändlern in einer Zelle. Mehr gab auch die Gerüchteküche nicht her.

Für die meisten Branchenexperten war allerdings schnell klar, dass allein Wenzke für die Unregelmäßigkeiten verantwortlich sein soll. Er galt als „graue Eminenz“ des Unternehmens, während Brintrup den Vorturner bei der Großkundenansprache gab. Die Kontrolle der Finanzen und Reporting-Tools soll komplett auf Wenzke zugeschnitten gewesen sein, berichtet ein ehemaliger CE-Mitarbeiter. Sonst war niemand im Detail über die Kennzahlen informiert, hieß es. Auch habe Wenzke angeblich zugegeben, für die kreative Fakturierung verantwortlich gewesen zu sein, während Brintrup den Vorwurf stets bestritten hat.

Wachstumsmotor Börsengang


Volker Halstenbach von Zöller & Partner
Der DMS-Experte beobachtet, dass das Vertrauen in die gesamte Branche erschüttert ist. Wahrscheinlich hält die Kaufzurückhaltung an.

Dass es gerade die DMS-Schwergewichte SER und Ceyoniq erwischt hat, kam für viele Beobachter überraschend. Dabei zählten die Firmen zu den ersten Unternehmen, die vor einigen Jahren auf den Wachstumsmotor Börse gesetzt haben: SER beispielsweise war im Juli 1997 das sechste Unternehmen am Neuen Markt, für dieses Jahr war ursprünglich der Börsengang an der Nasdaq geplant. Alle Euphorie verflog jedoch schnell, als sich die Geschäfte nicht wie erwartet einstellten. Und die vermeintliche Starthilfe erwies sich im Nachhinein als Bumerang.





"An den Kernprodukten lag es nicht“, beurteilt DMS-Experte Volker Halstenbach von der Sulzbacher Management- und Technologieberatung Zöller & Partner die Qualität der einschlägigen Lösungen. BW-Bank-Analyst Bartsch sieht das ähnlich. SER und Ceyoniq hätten sich vielmehr bei Zukäufen verhoben. Der Aufwand für die Integration der Companies sei unterschätzt worden, der Blick für die Realität verloren gegangen. Wie viele andere Unternehmen am Neuen Markt haben auch die DMS-Spezialisten durch die hohe Marktkapitalisierung zu Beginn jede Bodenhaftung verloren. Letztlich geriet das Ceyoniq-Management in eine Notlage, die nur noch mit kriminellen Machenschaften beseitigt werden konnte.


Die Bielefelder wurden zudem durch ihre interne Struktur behindert: Diese sah eine Zweiteilung in den Bereich Sparkassen mit eher kleineren Kunden sowie das Industrie- und Versicherungsgeschäft mit Konzernen vor. Die Einteilung habe immer wieder zu Konflikten  geführt, berichtet ein ehemaliger Mitarbeiter. Ferner habe es das Unternehmen versäumt, adäquate Strukturen einzuziehen, von denen das zunächst rapide Wachstum getragen werden konnte. Die Erkenntnis ist nicht neu: Wer eine Firma gründet, muss nicht automatisch für den Vorstandsposten geeignet sein.

Den kompletten Beitrag lesen Sie in der COMPUTERWOCHE 22/2002.


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Rheumax:

Die Luft wird reiner

 
05.06.02 08:48
#2
für diejenigen Anbieter, die diesen Ausleseprozess überleben. Eine Firma wie
IXOS (WKN 506150) dürfte nach dem Ausscheiden wichtiger Wettbewerber gestärkt daraus hervorgehen.
Dort wird auch in diesen schwierigen Zeiten profitabel gearbeitet.
Denke, dies ist eine Frage des Managements. In den zwei Jahren, seit Robert Hoog CEO der Firma ist, ging es stetig aufwärts.
Welche Nemax50-Firma hat im letzten halben Jahr den Kurs sonst noch verdoppelt?
Ixos bleibt für mich mittel- und langfristig nach wie vor "strong buy".

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DeathBull:

Im SAP-Bereich anscheinend außer Konkurrenz

 
05.06.02 08:55
#3
dank guter Integration.Sehe auch ein strong buy, warte aber noch ab, da ich den EInstieg bei 3,xx verpasst habe (schäm)

Rheumax, ich hoffe, Du konntest Dich gut erholen gestern abend ;o))

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Rheumax:

Hallo Deathbull

 
05.06.02 09:10
#4
Danke der Nachfrage.
Meine Taktik, ein schnelles Weizen mit zeitgleich geordetem Pils nachzuspülen, ist wieder mal voll aufgegangen.

Gruß
Rheumax
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Respekt, Rheumax

 
#5
Pils und Weizen mischen das konnte ich noch nie. Hast mine Bewunderung.

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