FTD, 20.12.06
Arriva greift bei OHE zu
von Claudia Wanner (Mainz) und Mark Krümpel (Hamburg)
Der britische Konzern Arriva erhält den Zuschlag für die Osthannoversche Eisenbahn (OHE) und kommt dabei offenbar günstig weg. Wie die FTD aus dem Umfeld der niedersächsischen Landesregierung erfuhr, soll die Zusage in dieser Woche bekannt gegeben werden.
Das Land Niedersachsen und die Deutsche Bahn verkaufen im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens ihre 82,9 Prozent an dem Unternehmen. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt, er soll aber sehr deutlich unter den 40 bis 50 Mio. Euro liegen, mit denen die Verkäufer kalkuliert hatten.
Heute entfallen auf Konkurrenten der Deutschen Bahn im Regionalverkehr zwar erst gut fünf Prozent des Marktes. Die Bahn hat aber bei Streckenausschreibungen zuletzt oft den Kürzeren gezogen. Arriva gehört neben Veolia aus Frankreich und Abellio aus Essen schon heute zu den stärksten Rivalen des Staatskonzerns.
Die Deutsche Bahn kam selbst als Käufer nicht in Frage. Zum einen galt es als unwahrscheinlich, dass Niedersachsen ihr den Zuschlag erteilen würde. Denn das Land wollte den Wettbewerb im Regionalverkehr nicht gefährden. Zum anderen könnten auch kartellrechtliche Bedenken eine Rolle gespielt haben. Die Bahn war schon beim Versuch der Übernahme von Stadtverkehrsgesellschaften gebremst worden. Zur OHE gehören nämlich Busgesellschaften, sie ist aber auch an Regionalbahnen wie dem Metronom beteiligt, betreibt Güterverkehr und besitzt eigene Schienenstrecken.
Nur ein Bieter
Arriva sei der einzige Bieter gewesen, hieß es. Ein Sprecher des Unternehmens wollte sich zu dem laufenden Vorgang nicht äußern. Auch das niedersächsische Finanzministerium lehnte einen Kommentar ab. Die Frist für Angebote war am Montag abgelaufen. Zunächst hatten auch die dänische Bahn, die niederländische Nedbahn sowie die Verkehrsunternehmen Abellio und Rhenus als Interessenten gegolten. Sie seien aber im Laufe des Verfahrens abgesprungen.
"Das fehlende Interesse ist nicht als Skepsis gegenüber dem deutschen Schienenverkehr zu werten", sagte ein Berater. Vielmehr sei die Transaktion schlecht vorbereitet gewesen. "Das Verfahren war sehr zäh", räumte einer der Interessenten ein. Die zu einer Bewertung der Gesellschaft erforderlichen Unterlagen und Verträge seien teilweise erst mit großer Verzögerung zur Verfügung gestellt worden.
Gezögert haben sollen einige Interessenten auch wegen der breiten Aufstellung der OHE. Interessant wäre für die meisten vor allem der Personenverkehr gewesen. Hier erwarten Branchenkenner wegen der verstärkten Bereitschaft der Bundesländer zur Ausschreibung von Verkehrsleistung in den kommenden Jahren viel Bewegung. Noch liegt ein großer Teil des Schienenverkehrs bei der Deutschen Bahn, viele Busgesellschaften sind in kommunaler Hand. Dagegen hätten die möglichen Bieter wenig Interesse am Güterverkehr und insbesondere an der Infrastruktur gehabt. Arriva hat mit dem Geschäft Erfahrung: Dem Unternehmen gehört auch bei anderen deutschen Beteiligungen, etwa der Regentalbahn und der Prignitzer Eisenbahn, ein Teil des Schienennetzes. Die Verkäufer werden bei der Transaktion von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG beraten.
Arriva greift bei OHE zu
von Claudia Wanner (Mainz) und Mark Krümpel (Hamburg)
Der britische Konzern Arriva erhält den Zuschlag für die Osthannoversche Eisenbahn (OHE) und kommt dabei offenbar günstig weg. Wie die FTD aus dem Umfeld der niedersächsischen Landesregierung erfuhr, soll die Zusage in dieser Woche bekannt gegeben werden.
Das Land Niedersachsen und die Deutsche Bahn verkaufen im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens ihre 82,9 Prozent an dem Unternehmen. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt, er soll aber sehr deutlich unter den 40 bis 50 Mio. Euro liegen, mit denen die Verkäufer kalkuliert hatten.
Heute entfallen auf Konkurrenten der Deutschen Bahn im Regionalverkehr zwar erst gut fünf Prozent des Marktes. Die Bahn hat aber bei Streckenausschreibungen zuletzt oft den Kürzeren gezogen. Arriva gehört neben Veolia aus Frankreich und Abellio aus Essen schon heute zu den stärksten Rivalen des Staatskonzerns.
Die Deutsche Bahn kam selbst als Käufer nicht in Frage. Zum einen galt es als unwahrscheinlich, dass Niedersachsen ihr den Zuschlag erteilen würde. Denn das Land wollte den Wettbewerb im Regionalverkehr nicht gefährden. Zum anderen könnten auch kartellrechtliche Bedenken eine Rolle gespielt haben. Die Bahn war schon beim Versuch der Übernahme von Stadtverkehrsgesellschaften gebremst worden. Zur OHE gehören nämlich Busgesellschaften, sie ist aber auch an Regionalbahnen wie dem Metronom beteiligt, betreibt Güterverkehr und besitzt eigene Schienenstrecken.
Nur ein Bieter
Arriva sei der einzige Bieter gewesen, hieß es. Ein Sprecher des Unternehmens wollte sich zu dem laufenden Vorgang nicht äußern. Auch das niedersächsische Finanzministerium lehnte einen Kommentar ab. Die Frist für Angebote war am Montag abgelaufen. Zunächst hatten auch die dänische Bahn, die niederländische Nedbahn sowie die Verkehrsunternehmen Abellio und Rhenus als Interessenten gegolten. Sie seien aber im Laufe des Verfahrens abgesprungen.
"Das fehlende Interesse ist nicht als Skepsis gegenüber dem deutschen Schienenverkehr zu werten", sagte ein Berater. Vielmehr sei die Transaktion schlecht vorbereitet gewesen. "Das Verfahren war sehr zäh", räumte einer der Interessenten ein. Die zu einer Bewertung der Gesellschaft erforderlichen Unterlagen und Verträge seien teilweise erst mit großer Verzögerung zur Verfügung gestellt worden.
Gezögert haben sollen einige Interessenten auch wegen der breiten Aufstellung der OHE. Interessant wäre für die meisten vor allem der Personenverkehr gewesen. Hier erwarten Branchenkenner wegen der verstärkten Bereitschaft der Bundesländer zur Ausschreibung von Verkehrsleistung in den kommenden Jahren viel Bewegung. Noch liegt ein großer Teil des Schienenverkehrs bei der Deutschen Bahn, viele Busgesellschaften sind in kommunaler Hand. Dagegen hätten die möglichen Bieter wenig Interesse am Güterverkehr und insbesondere an der Infrastruktur gehabt. Arriva hat mit dem Geschäft Erfahrung: Dem Unternehmen gehört auch bei anderen deutschen Beteiligungen, etwa der Regentalbahn und der Prignitzer Eisenbahn, ein Teil des Schienennetzes. Die Verkäufer werden bei der Transaktion von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG beraten.