FRÜHAUFSTEHER Der tägliche Ausblick auf die Börse

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das Zentrum d.:

FRÜHAUFSTEHER Der tägliche Ausblick auf die Börse

 
25.01.02 07:44
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Dax vermutlich ohne Kraft


25. Jan. 2002 Dax zum Wochenausklang vermutlich kraftlos

Das Plus beim Dax am Vortag fiel mit einem Anstieg von 0,14 Prozent auf 5.170,44 Zähler angesichts der positiven Impulse, die von den Nokia-Zahlen ausgingen, doch etwas mager aus. Und auch am Freitag trauen Händler dem deutschen Aktienmarkt keine schwungvolle Sitzung zu. Dafür fehle derzeit einfach die Kraft und die nachbörslichen Kursverluste in den USA, die durch meist enttäuschende Unternehmensmeldungen ausgelöst wurden, würden diesbezüglich auch keine Änderung erwarten lassen.

Bund-Future stabilisiert erwartet

Nach dem Einbruch am Donnerstag, als der Bund-Future in Reaktion auf die optimistischere Konjunktureinschätzung von US-Notenbankpräsident Alan Greenspan mit Verlusten von 65 Basispunkten auf 107,91 Prozent reagierte, rechnen Marktteilnehmer am Freitag mit einer Beruhigung des Geschehens. Die Vorgaben vom US-Rentenmarkt, der uneinheitlich schloss, seien nicht so schlecht ausgefallen, dass trotz verschwundener Zinssenkungshoffnungen erneut mit weiteren massiven Abgaben zu rechnen sei, heißt es.

Yen gibt weiter nach

Am Devisenmarkt besticht der Dollar auch am Freitagmorgen tendenziell weiter durch Stärke. Zum Euro kann er sich gegen 7.25 Uhr mit 0,8764 Dollar nach 0,8773 Dollar am Vorabend in New York noch etwas näher an die wichtige Unterstützungszone bei 0,8750/30 Dollar heranschieben. Und gegenüber dem Yen verbessert er sich auf 134,84 Yen nach 134,78 Yen. Im Tageshoch wurden sogar 134,93 Yen erreicht und damit der höchste Stand seit Oktober 1998. Da die Marktteilnehmer nach den Äußerungen von US-Notenbankpräsident Alan Greenspan am Donnerstag die Chancen auf eine Konjunkturerholung in den USA als weitaus besser als in Japan einschätzen, dürfte die Stärke des Dollar anhalten, so das Urteil.

Aktien in Japan freundlich

In freundlicher Verfassung hat der Aktienmarkt in Japan am Freitag den Handel beendet. Der Nikkei-225-Index gewann 0,7 Prozent oder 70,09 Yen auf 10.144,14 Yen. Der Topix-Index legte um 0,6 Prozent oder 5,40 Zähler auf 985,84 Punkte zu. Die zum Wochenausklang höheren Kurse wurden vornehmlich mit den positiven Effekten auf die Expoertwerte durch den anhaltend schwachen Yen begründet.

US-Nachbörse mit fallenden Kursen

Wenig erbaulich verlief das nachbörsliche Geschäft in den USA am Donnerstag. Der Nasdaq 100 Index verlor 0,8 Prozent auf 1.553,38 Punkte. Auslöser dafür war die Aussage des Peoplesoft-Vorstand, wonach er keine wirtschaftliche Erholung sehe und die Gewinnbedenken von Verisign. Bei Verisign kam es daraufhin zu einem Minus von zehn Prozent auf 32,60 Dollar und bei Peoplesoft zu einem Verlust von 8,5 Prozent auf 35,15 Dollar.

Wall Street schließt freundlich - Greenspan kurbelt Kurse an

Mit freundlicher Tendenz sind die Standardwerte an der Wall Street am Donnerstag aus dem Handel gegangen. Der Dow Jones (DJIA) gewann 0,7 Prozent auf 9.796,07 Punkte. Der S&P-500-Index stieg um 0,4 Prozent auf 1.132,15 Zänler. Der Nasdaq-Composite-Index erhöhte sich um 1,1 Prozent auf 1.942,58 Punkte. Die Augen der Börsianer waren vor allem an die Lippen von US-Notenbank-Chairman Alan Greenspan geheftet.

In seiner Rede vor dem Haushalts-Ausschuss des US-Senats hatte er sich ein wenig optimistischer gezeigt als noch zwei Wochen zuvor. Diesmal erklärte Greenspan, die US-Wirtschaft zeige nach neun Monaten Rezession erste Anzeichen für eine Stabilisierung. Die Investoren nahmen seine Worte dankend auf. Die Kauflaune der Anleger hätten zugleich gute Quartalsergebnisse stimuliert, sagte ein Teilnehmer. Allerdings sei die Erholung noch kein Zeichen, dass es so solide bleiben werde, warnte er. Die Marktteilnehmer hätten immer noch ein wachsames Auge auf den Enron-Skandal.

Klassische zyklische Titel profitierten von Greenspan: Minnesota Mining & Manufacturing stiegen um 1,9 Prozent auf 109,46 Dollar, Honeywell um 7,1 Prozent auf 31,60 Dollar. Sie waren Tagesgewinner im DJIA. Eastman Kodak verzeichneten ein Plus von 6,6 Prozent auf 28,24 Dollar. Mit einem Quartalsgewinn von 0,12 Dollar je Aktie hatte das Unternehmen die Erwartungen der Analysten um 0,01 Dollar übertroffen. McDonalds waren das Dow-Schlusslicht mit einem Abschlag von 3,4 Prozent auf 26,47 Dollar. Der Hamburger-Konzern hatte zwar die Erwartungen erfüllt, aber zum fünften Mal in Folge einen Rückgang des Quartalsgewinns ausgewiesen. Boeing erholten sich vom Sinkflug des Vortages und erhöhten sich um 1,7 Prozent auf 40,00 Dollar. Die Billigfluglinie Ryanair hatte Pläne für den Kauf von 100 Jets bestätigt. Die Tech-Titel Hewlett-Packard und Intel fanden sich ebenfalls auf der Gewinnerseite wieder. Der Sektor profitierte von den Nokia-Quartalszahlen samt positiven Ausblick. Die ADR von Nokia gewannen 4,9 Prozent auf 23,30 Dollar.

Die erstmals in New York gehandelten ADR von Bayer gingen mit einem Plus von 3,3 Prozent auf 33,17 Dollar aus dem Handel. Die US-Pharmawerte waren dagegen unter Druck geraten. Zwar hätten die Zahlen im Rahmen der Erwartungen gelegen, doch liefen Patentrechte aus. Das habe die Stimmung gedrückt, meinte ein Beobachter. Eli Lilly verloren 2,2 Prozent auf 74,10 Dollar, Bristol-Myers 5,1 Prozent auf 46,85 Dollar und Schering Plough 1,2 Prozent auf 33,45 Dollar.

An der Nasdaq gehörten Siebel Systems zu den Tagesgewinnern. CEO Tom Siebel hatte im Anschluss an die veröffentlichten Quartalszahlen von einem “normalen Ausgabeverhalten der Kunden“ gesprochen. Die Titel kletterten um sechs Prozent auf 36,89 Dollar. I2 Technologies legten um 11,5 Prozent auf 8,07 Dollar zu. Nach den Zahlen von EMC sehen Marktteilnehmer den Markt für Speichernetzwerkwerte stabilisiert. Entsprechend notierten die Titel der Branche überwiegend im Plus. Network Appliance stiegen um sechs Prozent auf 19,34 Dollar, Veritas um sechs Prozent auf 46,40 Dollar. EMC selbst stiegen um 15,6 Prozent auf 16,83 Dollar.

US-Anleihen schließen uneinheitlich - Renditekurve verflacht

Mit uneinheitlicher Tendenz sind die US-Anleihen am Donnerstag in New York aus dem Handel gegangen. Zehnjährige Titel mit einer Zinsausstattung von fünf Prozent ermäßigten sich um 9/32 auf 99-27/32. Die Rendite lag bei 4,792 Prozent. Der Longbond mit einem Kupon von 5-3/8 Prozent stieg um 5/32 auf 98-25/32 und rentierte mit 5,457 Prozent, nach 5,463 Prozent. Die Renditekurve verflachte, da sich der Anleihemarkt auf einer Periode unveränderter Zinspolitik einstelle, sagte ein Beobachter. Die Rede von US-Zentralbank-Chairman Alan Greenspan vor dem Haushaltsausschuss des US-Senats habe die Meinung im Markt gestärkt, dass von der Sitzung des Offenmarktausschusses in der kommenden Woche keine Zinssenkung zu erwarten sei.

Greenspan hatte erklärt, dass die US-Wirtschaft zurzeit keine weitere fiskalpolitische Stimulierung benötige. Die Reaktion des Marktes: Die kurzfristigen Anleihen wurden von den Anlegern gemieden, der Longbond wurde im Tagesverlauf gesucht. Das lange Ende profitierte auch von Aussagen des Chairman zum Haushaltsdefizit. Greenspan hatte darauf verwiesen, dass er über die sich abzeichnende Zunahme des öffentlichen Haushaltdefizits nicht besorgt sei. Darüber hinaus hätten Hoffnungen den Longbond unterstützt, dass das Anleihe-Rückkaufprogramm der Regierung fortgesetzt werde.

 
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg

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Medienschau


25. Jan. 2002
Unternehmensnachrichten

Nettogewinn bei Sony fällt um 14 Prozent

Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2001/2002 ist bei Sony der Nettogewinn um 14 Prozent auf 64 Milliarden Yen (475 Millionen Dollar) gefallen. Laut einer Bloomberg-Umfrage hatten Analysten allerdings sogar mit einem Gewinnrückgang auf 38,9 Milliarden Yen gerechnet. Der Umsatz verbesserte sich gleichzeitig um sieben Prozent auf 2,29 Billionen Yen. Daraufhin wurde die Prognose für das Gesamtjahr beim Umsatz auf 7,55 Billionen Yen angehoben, während die Vorgabe für den Nettogewinn mit zehn Milliarden Yen unverändert blieb (Bloomberg)  

BHW will Lebensversicherer erwerben

Der Finanzdienstleister BHW Holding AG, Hameln, will in den kommenden zwölf bis 15 Monaten eine Lebensversicherung erwerben, kündigte Vorstandsvorsitzender Reinhard Wagner in einem Gespräch mit der “Financial Times Deutschland“ (Freitagausgabe) an. Es gebe einige Kontakte.  Der Übernahmekandidat müsse mindestens eine halbe Million Kunden haben. BHW hat rund 3,3 Millionen Kunden. BHW habe sich als Konsortialführer für das geplante Vorsorgewerk des Deutschen Beamtenbundes beworben, sagte Wagner. Er sei zuversichtlich, den Zuschlag zu bekommen, schließlich sei BHW traditionell eng mit den Beamten und dem öffentlichen Dienst verbunden. (vwd)

Gateway feuert trotz Gewinn bis zu 2.300 Mitarbeiter

Trotz positiver Gewinnentwicklung will sich der amerikanische PC-Hersteller Gateway Inc. von bis zu 2300 Mitarbeitern trennen. Das gab Gateway am Donnerstag nach Börsenschluss in New York bekannt. Zwar sei man im vierten Quartal in die Gewinnzone zurückgekehrt, dennoch sei eine Personaleinsparung von 16 Prozent geplant. Der zweitgrößte Hersteller von Personalrechnern legte einen Gewinn von 5,1 Millionen Dollar oder zwei Cent je Aktie vor. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatte Gateway 128,2 Millionen Dollar oder 40 Cent je Aktie Verlust ausgewiesen. Der Gewinn in der Berichtsperiode ist der erste seit fünf Jahren. Der Umsatz fiel auf 1,14 Milliarden Dollar von 2,45 Milliarden Dollar im Jahr zuvor. Im nachbörslichen Handel stiegen Gateway bis zu 49 Cent auf 6,85 Dollar. (dpa)

Verlust bei JDS Uniphase weiter sich aus

JDS Uniphase Corp, der führende Hersteller von Komponenten für Faseroptik-Ausrüstungen, gab am Donnerstag eine Ausweitung des Verlusts als Folge rückläufiger Umsätze bekannt. Nach Börsenschluss sagte JDS, das Defizit habe sich im zweiten Quartal des Geschäftsjahres (29.12.) auf 2,13 Milliarden Dollar oder 1,60 Dollar je Aktie ausgeweitet. Im Jahr zuvor hatte JDS 895,4 Millionen Dollar oder 93 Cent je Aktie Verlust verzeichnet. Der Umsatz fiel um 69 Prozent auf 286,1 Millionen Dollar von 925,1 Millionen Dollar im Jahr zuvor. An der Wall Street stiegen JDS im regulären Handel um drei Cent auf 7,89 Dollar, doch im nachbörslichen Geschäft fielen die Titel um fast sechs Prozent auf 7,60 Dollar. (dpa)

Bundestagsausschuss befasst sich mit Postbesteuerung

Der Rechnungsprüfungsausschuss des Bundestags will sich heute (Freitag) mit Vorwürfen gegen die Deutsche Post und das Bundesfinanzministerium wegen einer angeblich ungerechtfertigten Steuerbefreiung für Teile des Postgeschäfts befassen. Finanzstaatssekretär Heribert Zitzelsberger will die Position der Bundesregierung vortragen. Nach Presseberichten wirft der Bundesrechnungshof Finanzminister Hans Eichel vor, er habe der Post eine ungerechtfertigte Umsatzsteuerbefreiung zugeschanzt. Die Post wies die Vorwürfe als unbegründet zurück. Sie habe nicht von einer ungerechtfertigten Steuerbefreiung durch die Bundesregierung profitiert, sagte ein Post-Sprecher. (dpa)

Wirtschaftsnachrichten

Preisrückgang in Japan beschleunigt sich

Der Rückgang der Verbraucherpreise im Großraum Tokio hat sich im Januar auf Jahressicht beschleunigt. Wie die Regierung am Freitag berichtet, lag der Verbraucherpreisindex um 1,7 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. Im Dezember hatte die jährliche Deflation bei 1,5 Prozent gelegen. Gegenüber Dezember wurde ein Minus von 0,3 Prozent verzeichnet. In der Kernberechnung, die die Preise für frische Nahrungsmittel nicht berücksichtigt, lag die Jahresrate bei minus 1,2 Prozent. Gegenüber dem Vormonat wurde ein Rückgang der Preise um 0,7 Prozent registriert. (vwd)

Gesamtmetall-Präsident hält Lohnforderung für weit überzogen

Der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, hält die Lohnforderung der IG Metall in Höhe von 6,5 Prozent für weit überzogen. Die deutsche Metall- und Elektroindustrie lebe zu 65 Prozent von der internationalen Nachfrage, sagte Kannegiesser der “Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Freitagausgabe). Da der Abschwung alle wichtigen Regionen der Welt erfasst habe, könnten die Unternehmen nicht mehr ausweichen. (vwd)

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25.01.02 08:14
das Zentrum d.:

Hoffnung auf Schadensersatz

 
25.01.02 08:15
Von Klaus Nieding, Rechtsanwalt und Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW)
in Frankfurt am Main

Viele Anleger, die am Neuen Markt engagiert sind, haben neue Hoffnung. Nach einem Urteil des Landgerichts Augsburg muss Informatec Anlegern Schadensersatz zahlen. Jetzt diskutieren Juristen, ob alle Unternehmen, die frühere Prognosen massiv senken mussten oder gegen die Staatsanwälte ermitteln, Wiedergutmachung leisten müssen.

 
Klaus Nieding  
 
In der noch nicht rechtskräftigen Entscheidung des Landgerichts Augsburg ging es um einen Anleger, der im Juli 1999 Infomatec-Aktien erworben hatte und nun angab, dass er hierzu durch eine Ad-Hoc-Meldung des Unternehmens vom Mai desselben Jahres bewegt worden sei. In dieser Ad-Hoc-Meldung, die der Infomatec-Vorstand nach den Erkenntnissen des Landgerichts veranlasst oder zumindest im Wortlaut gebilligt hatte, ging es um einen Großauftrag, der dem Unternehmen angeblich erteilt worden war und dessen Jahresumsatz vervielfacht hätte. Die Meldung war letztlich unzutreffend. Tatsächlich hatte der Auftrag einen sehr viel kleineren Umfang.

Die 3. Kammer des Landgerichts verurteilte die in Anspruch genommenen Vorstände auf Basis des § 823 Abs.2 BGB i.V.m. § 88 Nr. 1 Börsengesetz sowie des § 826 BGB zur Erstattung der Erwerbsaufwendungen für die Aktien Zug-um-Zug gegen deren Übertragung. Soweit ersichtlich wurden in diesem Urteil zum ersten Mal falsche Ad-Hoc-Meldungen als Haftungsbasis verwendet und gleichzeitig der Straftatbestand der Kursmanipulation gemäß § 88 Nr. 1 Börsengesetz zum Schutzgesetz im Sinne von § 823 Abs. 2 BGB erklärt.

Landgericht Augsburg wurde plötzlich Nabel der Anlegerwelt

Die Entscheidung hat erhebliche Aufmerksamkeit erfahren. Der Grund hierfür ist offensichtlich: Bisher galt die Verfolgung solcher Ansprüche als schwierig, weil der Nachweis vorsätzlicher Schädigung der Anleger durch den Vorstand eine hohe Hürde darstellt, und § 15 WpHG bei unrichtigen Ad-hoc-Mitteilungen ausdrücklich keinen Schadensersatzanspruch vorsieht.

Dementsprechend wurde das nicht rechtskräftige Urteil sofort als Präzedenzfall und Wende im Anlegerschutz bezeichnet. Die durchaus vorhandenen warnenden Stimmen wurden überhört. Mittlerweile hat sich die Euphorie wieder gelegt. Aus dem Präzedenzfall ist vor dem Hintergrund entgegengesetzter Entscheidungen ein Ausreißer geworden.

Im Oktober vergangenen Jahres scheiterte eine millionenschwere Schadensersatzklage von 59 Aktionären des Medienkonzerns EM.TV, da das Landgericht München keine rechtliche Grundlage für Schadensersatzansprüche sah. Gleiches passierte im Januar 2002. Auch hier wurde eine Schadensersatzklage gegen EM.TV vom Landgericht München abgewiesen. Auch das Landgericht Augsburg selbst bremste die Euphorie. Es entschied Anfang Januar gegen die Aktionäre und für Infomatec.

Augsburger Kammern sind sich nicht einig

Die Richter der 6. Kammer in Augsburg vertraten in ihrem Urteil eine andere Rechtsauffassung als ihre Kollegen von der 3. Kammer. Das Gericht sah in dem Straftatbestand der Kursmanipulation des § 88 Nr. 1 Börsengesetz kein sogenanntes Schutzgesetz, dessen Verletzung nach § 823 Abs. 2 BGB einen Anspruch auf Schadensersatz auslöst. Damit schloss sich die Kammer der bisher einheiligen Meinung in Rechtssprechung und Literatur an, die für § 88 Börsengesetz die Schutzcharaktereigenschaft verneint.

Auch eine "vorsätzliche sittenwidrige Schädigung" nach § 826 BGB, welche ebenfalls einen Anspruch auf Schadensersatz begründet, sahen die Richter nicht: Dann hätten die Inomatec-Vorstände die negative Entwicklung des Unternehmens und die Schäden der Anleger "zumindest billigend in Kauf nehmen" müssen, als sie im Mai 1999 die falsche Ad-Hoc-Mitteilung veröffentlichten. Das jedoch habe nach Auskunft des Vorsitzenden Richters der 6. Kammer trotz der umfangreichen staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen die Vorstände nicht bewiesen werden können.

Die Darlegungs- und Beweislast des Anlegers in einem Schadensersatzprozess ist jedoch der entscheidende Punkt, will man die Chancen geprellter Anleger auf Schadensersatz angemessen beurteilen. In diesem Zusammenhang ist schon zweifelhaft, ob ein klagender Aktionär im Schadensersatzprozess darlegen und beweisen kann, dass eine "unrichtige" Darstellung der Vermögenslage der Gesellschaft oder mit ihr verbundene Unternehmen vorliegt.

Anleger sind in Beweisnot

So ist es erforderlich nachzuweisen, dass zu dem Zeitpunkt, als Darstellungen über die Vermögenslage in der Öffentlichkeit erfolgt sind, andere Kenntnisse im Hause der Gesellschaft vorhanden waren, so dass die Darstellung der Vermögenslage falsch war. Da es sich hierbei letztlich um interne Vorgänge handelt, wird bereits eine solche Beweisführung äußerst schwierig sein.

Ungleich schwieriger dürfte der Beweis des vorsätzlichen Handelns des betroffenen Vorstandes oder Aufsichtsrates sein. Dieser muss – etwa im Fall EM.TV – nur vorgeben, er sei einfach unfähig gewesen, eine ordnungsgemäße Bilanz aufzustellen, die Zahlen ordnungsgemäß zu ermitteln oder er habe sich etwa auf Wirtschaftsprüfergutachten verlassen. Die Deutsche Telekom AG hatte sich bei ihrer fehlerhaften Immobilienbewertung auf die Wirtschaftsprüfer bezogen. Und schon ist es mit dem von Straf-tatbeständen geforderten Vorsatz nicht mehr weit her. Da Fahrlässigkeit weder in Bezug auf eine unrichtige Darstellung, noch auf Kursmanipulation oder Kapitalanlagebetrug unter Strafe steht, scheiden Schadensersatzansprüche in einem solchen Fall aus.

Zusammenfassend kann man daher sagen, dass Schadensersatzanklagen von Aktionären gegen Vorstände und Aufsichtsräte wohl nur in den sel-tensten Fällen Aussicht auf Erfolg haben werden. Über die zwingenden Voraussetzungen einer erfolgreich zu führenden Klage ist der Anleger von seinem Rechtsbeistand aufzuklären. Nur so kann verhindert werden, dass der Anleger schlechtem Geld noch gutes hinterher wirft.

Gesetzgeber muss nachbessern

Die nunmehr angelaufene Diskussion um die juristischen Hintergründe von Schadensersatzklagen geprellter Anleger zeigt aber eindeutig, dass der Gesetzgeber nachbessern muss. Die gesetzliche Regelung in Deutschland reicht offensichtlich nicht aus, um den Anlegern zu ihrem Recht zu verhelfen. Es fehlt eine rechtliche Grundlage für einen direkten zivilrechtlichen Schadensersatzanspruch gegen Vorstände, Aufsichtsräte und Großaktionäre im Falle einer falschen Darstellung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Unternehmens in der Öffentlichkeit. Nicht zuletzt das Beispiel Letsbuyit.com hat gezeigt, dass dabei die Ansprüche auch auf Verlautbarungen der Presse- und IR-Abteilungen erweitert werden sollten.

Mit dem 4. Finanzmarktförderungsgesetz, das die Bundesregierung noch in diesem Jahr verabschieden will, sollen Anleger nunmehr einen gesetzlichen Anspruch auf Schadensersatz erhalten, wenn Unternehmen kursbeeinflussende Tatsachen nicht oder falsch mitteilen. Problematisch ist nur, dass sich der Schadensersatzanspruch nicht gegen Vorstand und Aufsichtsrat, sondern gegen die Aktiengesellschaft selbst richten soll. So schädigt sich der Aktionär mittelbar noch selbst als Miteigentümer der Gesellschaft oder – schlimmer noch – setzt mit seiner Schadenersatzklage noch den Grundstein für eine mögliche Insolvenz der Gesellschaft.

Die gegenwärtige Diskussion unterstreicht jedenfalls den dringenden Bedarf für eine verbesserte gesetzliche Regelung zum Schutz der Anleger. So wie bisher geht es jedenfalls nicht weiter, will man das Vertrauen der Anleger in die Aktienmärkte zurück gewinnen.
Stand:19.01.2002
© 2002 sharper.de


chartgranate:

unser Zentrum mal wieder

 
25.01.02 09:09
wie wir es kennen und lieben...ähem,könntesz Du vielleicht statt des Weckers ein dezentes Kournikova-Bildchen in Zukunft einstellen.....um die ganze Bandbreite der Frühaufsteher sozusagen abzudecken.... :-))))
das Zentrum d.:

Nokia-Aktie ist kein "Muss"

 
25.01.02 09:11
24. Jan. 2002 Das Bangen war groß im Vorfeld der Bekanntgabe der Nokia-Ergebnisse für das vierte Quartal im Geschäftsjahr 2001. Doch wie so oft, wird auch an der Börse nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Der weltgrößte Handyhersteller schnitt besser ab als befürchtet und die Aktie macht daraufhin einen Teil ihrer Verluste an den Vortagen wieder wett. Gegen 12.45 Uhr steht ein Plus von 4,9 Prozent auf 26,58 Euro zu Buche.

Doch Grund, sich entspannt zurückzulehnen, gibt es trotzdem nicht. Dafür ist die Lage auf dem Handymarkt zu schwierig und die Aktienbewertung von Nokia zu hoch.

Nokia brilliert in seiner Branche ...

Aber der Reihe nach: Zunächst einmal muss man Nokia zu Gute halten, dass sich das Unternehmen in einem schwierigen Marktumfeld prachtig schlägt. Erneut gelang es, zu Lasten der Konkurrenz die Marktanteile zu steigern. Inzwischen stammen weltweit schon 37 Prozent aller Handys von den Finnen. Und ebenfalls sehr wichtig: Nokia ist unter den großen Anbieter derzeit der Einzige, der mit der Handy-Produktion Geld verdient.

Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass im vierten Quartal ein Rückgang beim Umsatz von 9,28 auf 8,79 Milliarden Euro und beim Pro-Forma-Gewinn von 1,77 auf 1,63 Millionen Euro hingenommen werden musste. Denn immerhin schlug Nokia bei einem Gewinn je Aktie von 24 Cents die Analystenerwartungen von 20 Cents.

... die Aktie weist aber ihre Tücken auf

Doch bei allem Lob, das sich die Finnen verdient haben, bleiben Wermutstropfen. So sind aktuell sinkende Umsätze und Gewinne nun einmal nicht wegzuleugnen. Und auch im ersten Quartal 2002 wird sich daran selbst nach Einschätzungen des Unternehmens nichts ändern. Die Messlatte liegt mit versprochenen 15 bis 17 Cents sogar niedriger als im letzten Quartal.

Blickt man vor diesem Hintergrund auf die Bewertung des Titels, dann kommt man nicht umhin, die Aktie als teuer einzuschätzen. Die Marktkapitalisierung liegt schließlich bei über 112 Milliarden Euro und das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2002 deutlich über 30. Für einen Wert, der sich in einer Branche tummelt, die langsam auch erste Sättigungsgrenzen erreicht, erscheint dies stattlich.

Fazit: Zusammen gefasst ergibt sich dadurch eine gewisse Pattsituation. Diese wird ergänzt durch die Tatsache, dass die Nokia-Aktie die Kursbewegungen am Gesamtarkt in der Regel überzeichnet, also entweder noch stärker steigt oder fällt. Deshalb wird der Titel möglicherweise bei einer freundlichen Börse trotz mancher Bewertungsbedenken mit nach oben laufen.

Gleichzeitig drohen bei einem schwachen Börsenumfeld aber auch deutliche Verluste. Anleger dürfte bei dieser Konstellation am Besten damit fahren, die Finger aus dem Spiel zu halten. Denn unter den zahlreichen anderen Aktien dürfte es die ein oder andere Perle geben, die bei deutlich geringerem Risiko die gleichen Chancen bietet.

FRÜHAUFSTEHER Der tägliche Ausblick auf die Börse 554371www.faz.net/IN/INtemplates/faznet/inc/in/...D1B}&mode=picture" style="max-width:560px" >  
 
Im Chart sehen Sie den Aktienkurs von Nokia im Xetra-Handel seit Ende September 1998.

Text: @jüb
Bildmaterial: dpa

juliusamadeus:

Danke @Zentrum

 
25.01.02 09:18
schließe mich obigen @Brummer u. @Mio. an

Gruß julius
FRÜHAUFSTEHER Der tägliche Ausblick auf die Börse 554382
calexa:

Noch etwas zu Ericsson

 
25.01.02 10:57
Ericsson: Zuversicht trotz tiefroter Zahlen

Der schwedische Ericsson-Konzern hat im vergangenen Jahr hohe Verluste verbucht. Vorstandschef Hellström zeigte sich nach der Bekanntgabe der Zahlen für das vierte Quartal trotzdem erleichtert.

Ericsson hat mit vier Verlustquartalen in Folge das erste Verlust bringende Geschäftsjahr seiner Geschichte abgeschlossen. Der weltgrößte Hersteller von Mobilfunknetzen nannte am Freitag in Stockholm vor Börsenbeginn einen Vorsteuerverlust für das abgelaufene Quartal in Höhe von 5,1 Mrd. schwedischen Kronen (552 Mio. Euro) nach 5,8 Mrd. Kronen im dritten Quartal. Den Quartalsumsatz bezifferte Ericsson mit 58,5 Mrd. Kronen. Im ersten Quartal 2002 solle der Umsatz rund 40 Mrd. Kronen betragen. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern gleich viel oder bis zu zehn Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr.

Analysten, die mit höheren Verlusten gerechnet hatten, bewerteten die vorgelegten Unternehmenszahlen als weitgehend positiv. Bereits am Donnerstag hatte der finnische Konkurrent Nokia einen größeren Quartalsgewinn bekannt gegeben als erwartet. Der Branchendritte Motorola prognostizierte wie auch Nokia einen bis zu zehn Prozent kleineren Markt in diesem Jahr.

Hellström erleichtert

Ericsson-Vorstandschef Kurt Hellström erklärte, er sei trotz der roten Zahlen zufrieden mit der Bilanz. Ericsson habe das "schlimmste Jahr in der Geschichte der Mobilbranche" gut überstanden und stehe nach durchgreifenden Strukturänderungen vor einer positiven Entwicklung. In einem Radio-Interview sagte Hellström: "Ich denke, wir haben eine Menge getan, was in eine gute Zukunft verheißt. Und das bedeutet, dass man ein bisschen optimistischer wird." Vor sechs Monaten sei der Ausblick noch pechschwarz gewesen. Die Beschäftigtenzahl ist seit März letzten Jahres von 107.300 auf 85.200 gesunken. Dabei verbuchte Ericsson allein 15 Mrd. Kronen Verlust durch die Kosten der Sanierungsmaßnahmen. Positiv auf die Bilanz wirkten sich 5,5 Mrd. Kronen Kapitalgewinne aus.

Mäßige Noten für Auftragslage

Analysten bezeichneten die Zahlen als im Großen und Ganzen positiv. "Grundsätzlich sehen für mich die Zahlen einigermaßen gut aus", sagte Analyst Mika Paloranta von Nordea Securities. "Die Zahlen sind ok oder gut, außer dem Auftragseingang für das vierte Quartal. Der Order-Eingang für Westeuropa war im vierten Quartal ziemlich lausig, und der Telefonabsatz war in dem Quartal schlechter als erwartet", meinte Analyst Bo Edvardsson von Fischer Partners.

Für das Gemeinschaftsunternehmen SonyEricsson, in das Ericsson seine Handy-Sparte eingebracht hatte, nannte der Konzern einen Verlust im vierten Quartal von 1,4 Mrd. Kronen. Analysten hatten rund vier Mrd. Kronen erwartet. Das Joint-Venture soll noch in diesem Jahr profitabel werden. Im vergangenen Jahr hatte Ericsson wegen anhaltender Verluste im Handy-Geschäft die komplette Produktion eigener Mobiltelefone an das US-Unternehmen Flextronics ausgelagert. Außerdem gingt Ericsson die strategische Allianz mit Sony in Japan ein.
© 2002 Financial Times Deutschland

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