07. Februar 2003 Die Gefahr neuer Jahrestiefs am deutschen Aktienmarkt scheint noch lange nicht ausgestanden. Dafür war der Wochenverlauf bisher zu ernüchternd. Allerdings gibt es am Freitagmorgen bisher noch keine neuen Hiobsbotschaften, die ein sofortiges weiteres deutliches Abrutschen der Kurse erwarten lassen würden. Allerdings fehlten gleichzeitig vor dem Wochenende und angesichts der schwelenden Irak-Krise auch die Kaufargumente. Zumindest bis zu der am Nachmittag anstehenden Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktzahlen dürften sich die Umsätze daher nur moderat entwickeln, heißt es.
Rentenmarkt bleibt Zufluchtsort für Anleger
Die erneute Schwäche am Aktienmarkt hat dem Rentenmarkt auch am Donnerstag Leben eingehaucht und den Bund-Future mit eine Schlusnotiz von 115,40 Prozent wieder deutlich über das Niveau von 115 Prozent steigen lassen. Bei anhaltender Aktienschwäche stehe nun ein Anlauf auf das Mehrjahreshoch bei 115,71 Prozent bevor. Unterstützung wird bei 114,83 Prozent gesehen. Die weitere Entwicklung werde wohl weiterhin spiegelbildlich zum Aktienmarkt verlaufen, meinten Händler.
Euro etwas nachgebend
Der Euro zeigt sich am Freitagmorgen gegenüber dem Dollar etwas nachgebend. Gegen 7.30 Uhr kostet die Einheitswährung 1,0815 Dollar nach Kursen von 1,0833 Dollar im späten New Yorker Handel am Donnerstag. Die US-Devise notiert gegen den Yen bei 119,81 Yen nach einem Stand in New York von 119,78 Yen. Im Blickpunkt des Marktes stehen die für den Nachmittag (14.30 Uhr MEZ) erwarteten US-Arbeitsmarktdaten. Nach deren Bekanntgabe könne wieder Bewegung in die Notierungen kommen, heißt es.
Börse Japan leichter
Der Aktienmarkt in Tokio hat am Freitag schwächer tendiert, was Händler unter anderem mit dem anhaltenden Druck durch die Unsicherheit im Irak-Konflikt begründeten. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index sank im Verlauf um 0,4 Prozent auf 8.448 Punkte, der breiter gefasste Topix-Index verlor 0,1 Prozent auf 839 Zähler. Die Anleger hätten es abgelehnt vor dem Wochende größere Käufe zu tätigen. Entsprechend sei auch das Handelsvolumen relativ dünn gewesen, beschrieben Marktteilnehmer den Verlauf.
Börse Hongkong knapp behauptet
Knapp behauptet tendiert die Börse in Hongkong am Freitagmittag. Zum Ende der ersten Sitzungshälfte verzeichnet der Hang-Seng-Index (HSI) ein Minus von 0,1 Prozent auf 9.117 Punkte, nachdem er zu Beginn der Sitzung noch im Plus tendiert hatte. Nach Darstellung von Beobachtern gebe es jedoch bislang immer noch mehr Gewinner als Verlierer im Index. Die Titel von HSBC, China Mobile und Hutchison seien mittlerweile ins Minus gerutscht. Der Ausblick für den Markt sei weiterhin düster, sagt ein Teilnehmer. Entsprechend bewege sich das Handelsvolumen auf niedrigem Niveau.
Nachbörsliche Entwicklungen am US-Aktienmarkt
Im nachbörslichen Geschäft zeigten sich die US-Aktienkurse am Mittwoch per saldo wenig verändert. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator verlor marginale 0,05 Prozent auf 970,10 Punkte.
Die Aktien von Overture Services verzeichneten ein deutliches Minus. Das Unternehmen hat einen schwächeren Ausblick auf das erste Quartal gegeben, als von Analysten erwartet. Overture Services rechnet für diesen Zeitraum mit einem Gewinn je Aktie von 0,13 bis 0,14 Dollar. Die Schätzungen der Analysten lagen dagegen bei 0,23 Dollar. Der Gewinn je Aktie im vierten Quartal fiel dagegen mit 0,24 Dollar um 0,01 Dollar höher als erwartet aus. Die Aktien reduzierten sich um 16 Prozent auf 18,80 Dollar. Coinstar um fünf Prozent auf 18,44 Dollar. Das Unternehmen gab für das vierte Quartal einen Gewinn je Aktie von 0,31 Dollar bekannt und lag damit um 0,03 Dollar über den Erwartungen der Analysten. Für das erste Quartal rechnet Coinstar mit einem Gewinn je Aktie von 0,12 bis 0,16 Dollar.
Auf der Verliererseite standen auch Tech Data. Die Aktien fielen um 22,7 Prozent auf 18,75 Dollar. Das Unternehmen teilte mit, der Umsatz im vierten Quartal liege im oder leicht über dem Rahmen der Erwartungen von 3,8 Mrd bis 3,95 Milliarden Dollar. Die Analysten rechnen mit 3,87 Milliarden Dollar. Das Unternehmen sieht sich allerdings nicht dazu in der Lage, eine genauere Aussage für das vierte Quartal zu machen, solange das Gesamtjahr nicht abgeschlossen ist. Das Ergebnis für das Gesamtjahr 2004 könnte dagegen um 15 bis 25 Prozent unter dem des Vorjahres liegen, teilte das Unternehmen weiter mit.
Trübe Produktivitätszahlen und Firmenprognosen belasten Wall Street
Überraschend schwache Daten zur US-Produktivität sowie einige trübe Unternehmensprognosen haben die Kurse an den US-Börsen am Donnerstag belastet. Das Interesse der Anleger an einigen ausgewählten Technologiewerten habe der Technologiebörse Nasdaq zu einem knappen Plus verholfen, sagten Händler. Der Dow-Jones-Index schloss 0,70 Prozent niedriger auf 7.929,3 Punkten, der Nasdaq ging dagegen kaum verändert mit 1.301,7 Zählern aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P-500-Index fiel 0,64 Prozent auf 838,15 Punkte.
Händler sagten, die überraschend schwachen Daten zur US-Produktivität hätten die Sorgen der Anleger über die Erholung der weltgrößten Volkswirtschaft verstärkt. Vor Börsenbeginn hatte das US-Arbeitsministerium mitgeteilt die Produktivität der US-Wirtschaft sei im vierten Quartal 2002 aufs Jahr hochgerechnet um 0,2 Prozent gesunken. Von Reuters befragte Analysten hatten dagegen einen Anstieg um 0,4 Prozent vorausgesagt. „Das ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die Konjunktur sich sehr langsam erholt", sagte Edgar Peters, Chefinvestment-Officer bei PanAgora Asset Management.
Die Aktien des US-Elektronikkonzerns Agilent Technologies brachen fast ein Viertel auf 12,26 Dollar ein. Das Unternehmen hatte am Vortag nach US-Börsenschluss mitgeteilt, Umsatz und Ergebnis würden im ersten Quartal hinter den Erwartungen zurückbleiben. Die Kunden zögerten vor allem bei größeren Bestellungen, hieß es zur Begründung. Die Papiere des größten US-Pipelinekonzerns El Paso rutschten rund 18,7 Prozent auf 5,04 Dollar ab. Einige Investmentbanken hatten ihre Bewertung für die Aktien des Unternehmens am Donnerstag zurückgenommen. El Paso hatte am Vortag eine Dividendenkürzung um 82 Prozent, den Verkauf von zusätzlichen Vermögenswerten und eine Senkung der Investitionen angekündigt, um die Liquiditätslage zu verbessern.
Die auch in New York gehandelten Titel des weltweit zweitgrößten Mineralölkonzerns Royal Dutch/Shell verloren rund 3,5 Prozent auf 40,04 Dollar. Das Unternehmen hatte zwar zuvor auf Grund hoher Ölpreise einen Gewinnanstieg im vierten Quartal um 46 Prozent mitgeteilt. Händler sagten jedoch, die Anleger befürchteten Kursverluste bei einem möglichen Ölpreisrückgang.
Die Aktien der größten US-Bekleidungskette Gap stiegen um rund 3,7 Prozent auf 15,53 Dollar und gehörten zu den umsatzstärksten Werten an der New York Stock Exchange. Gap hatte zuvor mitgeteilt, der Umsatz in den mindestens seit einem Jahr geöffneten Geschäften sei im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat um 16 Prozent gestiegen. Gap hob außerdem die Gewinnprognose für das vierte Quartal an.
US-Anleihen schließen fester
Die US-Anleihen haben sich am Donnerstag im späten New Yorker Geschäft mit einer festeren Tendenz gezeigt. Zehnjährige Titel mit einem Kupon von vier Prozent gewannen 12/32 auf 100-12/32, die Rendite fiel von 3,999 Prozent auf 3,946 Prozent. Der Longbond mit einer Zinsausstattung von 5,375 Prozent stieg um 14/32 auf 108-11/32. Rendite: 4,827 Prozent, nach 4,860 Prozent. Die schwache Tendenz an den Aktienmärkten wurde von Marktteilnehmern als Grund für die positive Entwicklung genannt. Zudem hätten sich viele Teilnehmer im Vorfeld der Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktdaten für Januar am Freitag positioniert, fügte ein Beobachter hinzu.
Dazu kamen noch Gelegenheitskäufer, nachdem die Notierungen am Vorabend deutlich nachgegeben hatten. Die Käufe hatten sich im späten Verlauf noch verstärkt, nachdem eine Rede von US-Präsident George W. Bush zum Irak-Thema angekündigt wurde. Es wird erwartet das Bush von einer zweiten UN-Resolution verlangt, das sie ein mitlitärisches Eingreifen zuläßt, falls der Irak nicht in der geforderten Weise kooperiert, sagte ein Händler. Die am Berichtstag veröffentlichte Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und die US-Produktivität für das vierte Quartal 2002 spielten indes kaum eine Rolle, obwohl sie jeweils unter den Prognosen gelegen hatten, hieß es.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
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Text: @cri