Börsen-Neulinge
Frisches Blut für die Indizes
Alles wie erwartet – könnte man sagen und damit die Indexentscheidung der Deutschen Börse von Dienstagabend schnell ad acta legen. Bei genauerer Betrachtung ergibt sich jedoch eine spannende Erkenntnis:
FRANKFURT. Der Großteil der Neulinge, die am 18. September in einen der Indizes an der Deutschen Börse aufgenommen werden, ist entweder auch ziemlich an der Börse oder hat sich gerade intern neu aufgestellt. So geschehen bei Dax-Aufsteiger Postbank, dessen Aktie erst seit zwei Jahren börsennotiert ist. Nach anfänglichen Querelen um die angemessene Bewertung gilt die Aktie inzwischen als Riesenerfolg. Ihr Kurs hat sich verdoppelt, trotzdem sehen Analysten noch kein Ende der Fahnenstange.
Davon sind die fünf Aufsteiger in das Kleinwertesegment SDax noch weit entfernt. Dass die Deutsche Wohnen, Air Berlin, Klöckner & Co., Catoil und Demag Cranes aber nach gerade mal drei bis fünf Monaten an der Börse gleich in einen Auswahlindex aufsteigen, ist an sich bereits eine große Überraschung. Steigende Aktienkurse dürften auch bei ihnen nach dem Indexaufstieg folgen, heißt es von Analysten.
Etwas anders ist die Lage bei MDax-Aufsteiger Deutz und TecDax-Neuling Wirecard. Sie sind seit Jahren an der Börse etabliert, haben ihr Gesicht jedoch in letzter Zeit durch etliche Umstrukturierungen deutlich verändert. Dadurch gelten sie an der Börse zumindest auf neue Weise als interessant. Dass etablierte, aber wenig spannende Unternehmen durch viel versprechende Börsenneulinge ausgetauscht werden, ist übrigens kein rein deutsches Phänomen. In vielen angrenzenden Ländern war dies zuletzt der Fall. Beispielsweise schafften in Österreich gerade erst die dortige Post und der Beleuchtungsspezialist Zumtobel den Aufstieg in den Auswahlindex ATX.
Die Tatsache, dass in nächster Zeit eine Reihe direkter oder indirekter Neulinge in die Auswahlindizes aufsteigt, hat gleich für drei Seiten Vorteile. Zum einen für die Börse selbst, die durch die angekündigte Blutauffrischung das Interesse von Investoren an ihren Indizes schüren kann. Zum anderen natürlich für die Unternehmen. Sie können gegenüber Investoren und Analysten eindrucksvoll demonstrieren, dass ihre Erfolgsgeschichte gleich nach dem abgeschlossenen Börsengang weitergeht.
Zu guter Letzt ist der jetzige Indexaufstieg ein Erfolg für die gesamte IPO-Branche. Belegt er doch, dass in letzter Zeit sehr viele gute Unternehmen an die Börse gebracht wurden. Er stachelt zudem diejenigen Unternehmen an, die jetzt noch in der Warteschleife stehen und in Kürze ebenfalls ihr Debüt geben wollen. Den Anlegern kann dieser Trend recht sein. Sie bekommen weiter qualitativ hohe Börsenneulinge geboten. Allerdings sollten sie die einst beliebte Strategie überdenken, Neulinge nur wegen der Zeichnungsgewinne zu kaufen und schnell wieder abzustoßen.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 7. September 2006, 07:00 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Frisches Blut für die Indizes
Alles wie erwartet – könnte man sagen und damit die Indexentscheidung der Deutschen Börse von Dienstagabend schnell ad acta legen. Bei genauerer Betrachtung ergibt sich jedoch eine spannende Erkenntnis:
FRANKFURT. Der Großteil der Neulinge, die am 18. September in einen der Indizes an der Deutschen Börse aufgenommen werden, ist entweder auch ziemlich an der Börse oder hat sich gerade intern neu aufgestellt. So geschehen bei Dax-Aufsteiger Postbank, dessen Aktie erst seit zwei Jahren börsennotiert ist. Nach anfänglichen Querelen um die angemessene Bewertung gilt die Aktie inzwischen als Riesenerfolg. Ihr Kurs hat sich verdoppelt, trotzdem sehen Analysten noch kein Ende der Fahnenstange.
Davon sind die fünf Aufsteiger in das Kleinwertesegment SDax noch weit entfernt. Dass die Deutsche Wohnen, Air Berlin, Klöckner & Co., Catoil und Demag Cranes aber nach gerade mal drei bis fünf Monaten an der Börse gleich in einen Auswahlindex aufsteigen, ist an sich bereits eine große Überraschung. Steigende Aktienkurse dürften auch bei ihnen nach dem Indexaufstieg folgen, heißt es von Analysten.
Etwas anders ist die Lage bei MDax-Aufsteiger Deutz und TecDax-Neuling Wirecard. Sie sind seit Jahren an der Börse etabliert, haben ihr Gesicht jedoch in letzter Zeit durch etliche Umstrukturierungen deutlich verändert. Dadurch gelten sie an der Börse zumindest auf neue Weise als interessant. Dass etablierte, aber wenig spannende Unternehmen durch viel versprechende Börsenneulinge ausgetauscht werden, ist übrigens kein rein deutsches Phänomen. In vielen angrenzenden Ländern war dies zuletzt der Fall. Beispielsweise schafften in Österreich gerade erst die dortige Post und der Beleuchtungsspezialist Zumtobel den Aufstieg in den Auswahlindex ATX.
Die Tatsache, dass in nächster Zeit eine Reihe direkter oder indirekter Neulinge in die Auswahlindizes aufsteigt, hat gleich für drei Seiten Vorteile. Zum einen für die Börse selbst, die durch die angekündigte Blutauffrischung das Interesse von Investoren an ihren Indizes schüren kann. Zum anderen natürlich für die Unternehmen. Sie können gegenüber Investoren und Analysten eindrucksvoll demonstrieren, dass ihre Erfolgsgeschichte gleich nach dem abgeschlossenen Börsengang weitergeht.
Zu guter Letzt ist der jetzige Indexaufstieg ein Erfolg für die gesamte IPO-Branche. Belegt er doch, dass in letzter Zeit sehr viele gute Unternehmen an die Börse gebracht wurden. Er stachelt zudem diejenigen Unternehmen an, die jetzt noch in der Warteschleife stehen und in Kürze ebenfalls ihr Debüt geben wollen. Den Anlegern kann dieser Trend recht sein. Sie bekommen weiter qualitativ hohe Börsenneulinge geboten. Allerdings sollten sie die einst beliebte Strategie überdenken, Neulinge nur wegen der Zeichnungsgewinne zu kaufen und schnell wieder abzustoßen.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 7. September 2006, 07:00 Uhr
Euer
Einsamer Samariter