friedhelm busch (n-tv) schreibt jetzt für

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Parocorp:

friedhelm busch (n-tv) schreibt jetzt für

 
30.07.01 22:54
(ist jedem wohl bekannt) www.multexinvestor.de

in der regel muß man für analysen bei multex investor was hinblättern. den ein oder anderen bericht gibt es aber auch für lau.

hier ein auszug von good old friedhelm...

6. Juli 2001


Dr. Friedhelm Busch

Er ist einer der besten Kenner des Börsengeschehens, spricht täglich mit Händlern, Analysten und Unternehmensvorständen: Dr. Friedhelm Busch, Moderator des Nachrichtensenders n-tv. Ab sofort wird der renommierte Wirtschaftskorrespondent an jedem ersten Freitag eines Monats sein Wissen in einer Kolumne für Multex Investor einbringen, das Börsengeschehen unter die Lupe nehmen und aktuelle Entwicklungen kommentieren.


Ja, es stimmt, die meisten Werte aus der High-Tech-Branche stehen weltweit mit dem Rücken an der Wand. Der deutsche Neue Markt droht zu einem Müllhaufen zu verkommen.

Nein, es stimmt nicht, dass deswegen auch die High-Tech-Branche selber vor dem Aus steht.

Wer für die neuen Technologien den Schwanengesang anstimmt, nur weil es einen Großteil der neuen Unternehmen, die sich in den letzten Jahren in diesem Bereich an die Börsen gewagt haben, schwer gebeutelt hat, der begeht den gleichen Fehler, wie diejenigen, die die "Start-ups" im Internet Mitte der 90iger Jahre in den unendlichen Cyber Space gejubelt haben. Verkörperten doch die neuen Unternehmen scheinbar einzig und allein doch die Zukunft, die mit Internet, Digitalisierung oder auch Nano- und Biotechnik am Horizont herauf dämmerte. Dabei war es aus Sicht vieler Anleger nur logisch, dass in der Konsequenz die Unternehmen der alten Ökonomie in die hinterste Ecke verbannt wurden, da diese offensichtlich die neue Technologie verschlafen hatten.

"Jung" war gefragt, "alt" verstaubte in der Regalen der Finanzmärkte. Ein verhängnisvoller Trugschluss, wie sich spätestens seit Mitte 2000 herausgestellt hat. Der jähe Sturz vieler Unternehmen an der amerikanischen Nasdaq oder - noch deutlicher - am deutschen "Neuen Markt" ist ein Produkt individueller Fehler und nicht das Ergebnis eines technologischen Irrtums.

Anfang der 90iger Jahre erahnten in den USA junge Visionäre die unglaublichen Möglichkeiten, die sich aus dem Zusammenspiel von Digitalisierung und Informationsweitergabe im globalen Weltdorf verwirklichen ließen. Angestoßen vom Zauberwort "Internet" machten sie sich an die Arbeit, die Instrumente und Programme zu entwickeln, ohne die diese neue Welt der E-Commerce nicht funktionieren würde.

Als die "New Economy" noch neu war

Wohlgemerkt, derartige Visionen sind unerlässlich für eine dynamische Welt, die Fehlentwicklung aber begann, als diese jungen Menschen von Kapital- und Ratgebern als kräftig sprudelnde Renditequelle entdeckt wurden. Normalerweise finanziert das Wagniskapital mit langem Atem derartige Projekte, um dann eines fernen Tages die Ernte in die Scheuer zu fahren. In diesem Fall aber drängten Kapitalgeber, Berater und Banken diese jungen Menschen, sich ohne Verzug als Unternehmer an den Finanzmärkten um das Geld der Anleger zu bemühen. Den Kapitalgebern wie den Visionären versprachen die Börsengänge hohe und vor allem schnelle Gewinne, den Banken und Beratern entsprechende Gebühreneinnahmen.

Mitgerissen von den Jubelmedien, die jeden Börsengang wie eine neue Offenbarung feierten, überschütteten gierige, naive oder auch ahnungslose Anleger diese Start-ups mit ihrem Geld. Die großen institutionellen Anleger, wie die Fonds beispielsweise, taten mit ihrer geballten Finanzkraft ein Übriges, um die Aktienkurse dieser kleinen Unternehmen in den Himmel zu heben. Zuweilen nicht ohne eigenes Interesse. Mit den unverhofften Emissionserlösen, vor allem aber mit Hilfe ihrer Aktien kauften die jungen Unternehmer andere Firmen aus ihrem Umfeld auf, denn Größe war angesagt.

Allen Beteiligten schien der Himmel offen, alle verdienten an der "Neuen Ökonomie", die sich ausschließlich am Wachstum orientierte. Fundamentale Daten, Gewinne gar, waren nur selten ein Thema, die würden sich irgendwann in ferner Zukunft wie von selbst einstellen. Und keiner fragte nach dem Entwicklungsstand der neuen Produkte, nach ihrer Marktreife. Dass die Verbraucher längst noch nicht vorbereitet sind auf den E-Commerce, dass aber die Kosten bereits in der Gegenwart anfallen, also dicke Finanzpolster erforderlich sind, um diese langjährige Durststrecke zu überstehen, das interessierte nur wenige Beobachter am Rande dieser Euphorie. Die Kurse explodierten, an der Nasdaq, wie an ihrem deutschen Ableger, dem Neuen Markt.

Katerstimmung am Börsenparkett

Jetzt, nach der Ernüchterung an den Finanzmärkten treten die Schwachstellen offen und brutal zu Tage. Nach den mehrmaligen Zinserhöhungen in den USA 1999 mussten und müssen immer noch überhöhte Wachstumserwartungen bei Umsatz und Gewinn nach unten korrigiert werden. Auch bei den Aktienkursen behält das Gesetz der Schwerkraft seine Gültigkeit.

Firmenübernahmen, so leicht sie mit Hilfe des billigen Geldes oder der eigenen Aktien auch gewesen sein mögen, sie müssen irgendwann auch in das bestehende Unternehmen eingebunden werden. Dazu bedarf es aber hoher finanzieller Aufwendungen und vor allem unternehmerischer Fähigkeiten, die offensichtlich vielen Visionären abgehen. Jetzt häufen sich die kleinlauten Korrekturen vollmundiger Prognosen, fehlen zunehmend die finanziellen Mittel für eine Fortsetzung jugendlicher Traumtänzereien, häufen sich die Verstöße gegen die Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung zu, scheint die Talfahrt der Kurse kein Ende zu finden.

Kein Wunder. dass vor allem die institutionellen Anleger aus dem Markt fliehen, wobei es jetzt Gerechte wie Ungerechte trifft. Selbst Qualitätstitel, die noch vor kurzem fast Kultstatus besaßen, werden verramscht, da sie angesichts des Kursbebens an den neuen Märkten immer noch überteuert erscheinen, zumindest aber beim Verkauf einen kleinen Gewinn einbringen. Die Kleinanleger lassen alle Hoffnung fahren und belegen generell alle High-Tech-Werte mit einem Bannfluch.

Jetzt wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet

Sicher, die meisten Werte am Neuen Markt werden ihre Höchstkurse nicht wiedersehen, die alte Euphorie wird - hoffentlich - nicht zurückkehren, aber die Informationstechnologie wird im Gleichklang mit der Miniaturisierung bis hinein in die Biotechnologie unsere Zukunft prägen. Das Internet mit dem E-Commerce, wird nicht zur Fußnote der Wirtschaftsgeschichte verkümmern. Was wir jetzt an den Börsen erleben, ist ein Abklingen hysterischer Übertreibungen, die Rückkehr der Normalität. Was jetzt die Wirtschaft weltweit signalisiert, ist eine Konsolidierung nach einem mehrjährigen Boom, ist eine völlig normale zyklische Entwicklung.

Kein Unternehmen dieser Welt kann es sich leisten, den technischen Fortschritt aus seinen Investitionsentscheidungen auf mittlere Sicht auszuklammern. Insofern ist nach einem Abbau der euphoriegetriebenen Lagerbestände und nach der Einführung neuer Inhalte im Mobilfunk auch wieder mit steigenden Umsätzen und Gewinnen zu rechnen.

Dies wird sich aber in erster Linie auf die schon totgesagte "Alte Ökonomie" positiv auswirken. Sie hat die Finanzkraft um eine längere Durststrecke zu überstehen, sie hat die Absatzmärkte, und sie verfügt in der Regel über die notwendigen fachlichen Management-Kapazitäten. Die jungen Visionäre werden es in Zukunft sehr schwer haben, verspieltes Vertrauen zurückzugewinnen, zumal im High-Tech-Bereich der Zug unterwegs ist in Richtung internationaler Generalanbieter. Die Zeit der kleinen Unternehmen mit ihrem Angebot von Insellösungen könnte schon wieder vorbei sein, bevor sie so recht begonnen hat. Auch dies spricht eher für die fest installierten großen Anbieter.


1Mio.€:

So schreiben kann unser Falcon2001 auch ;-))) o.T.

 
30.07.01 22:56
Parocorp:

;-) aber friedhelm ist cool

 
30.07.01 23:01
was sacht er in n-tv immer? "sie und ich, meine damen und herren, sind die einzigen, die nicht ans geld denken!"

köstlich

:-)
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