Heinz-Harald Frentzen entspannt zum Anfang der dreiwöchigen Formel-1-Sommerpause mit der Familie am Swimmingpool seiner Mutter in Südspanien. Zur Ruhe kommt er nicht. Das Handy klingelt die ganze Zeit. Die Spekulationen um die nahe und ferne Zukunft des 35-Jährigen überschlagen sich.
Er werde schon ab dem Großen Preis von Ungarn am 18. August den 22-jährigen Brasilianer Felipe Massa bei Sauber ersetzen, schreibt das Fachblatt "motorsport aktuell". Der Schweizer "Blick" berichtet, Frentzen werde in Budapest bei Arrows vom Franzosen Sebastien Bourdais ersetzt. Bourdais, der momentan die Formel-3000-Europameisterschaft anführt, hatte vor drei Wochen in Valencia Testfahrten im orange-schwarzen Auto absolviert.
Peter Sauber kann die Gerüchte nicht entkräften. Der Schweizer urlaubt noch bis zum 12. August. Wenn er Frentzen, der von 1994 bis 1996 drei Jahre bei Sauber fuhr, noch einmal ein Angebot unterbreite, dann nur unter der Bedingung, dass Nick Heidfeld den Rennstall verlasse, sagte der Teamchef beim Großen Preis von Frankreich: "Zwei Deutsche, das geht nicht." Doch danach sieht es nicht aus. Peter Sauber will nach dem Rennen in Spa am 1. September die Option auf Heidfeld einlösen. Bedingung: Sauber muss zu diesem Zeitpunkt unter den ersten Sechs der Konstrukteurswertung liegen. Die Voraussetzungen scheinen günstig. Zwei Rennen vor Ablauf der Frist liegen die Schweizer mit elf Punkten sechs Zähler vor BAR, dem Siebten der Teamwertung.
Heinz-Harald Frentzen wollte einen angeblichen Cockpitwechsel nicht kommentieren. "Ich kann und werde nicht über interne Dinge bei Arrows reden", so der Mönchengladbacher, angesprochen auf das Gerücht, er habe bei Arrows gekündigt, weil Teamchef Tom Walkinshaw noch kein Gehalt für dieses Jahr überwiesen hätte.
Im Moment plant Frentzen, in Ungarn im Arrows an den Start zu gehen. Auf keinen Fall werde er für ein anderes Team fahren. Frentzen sieht der Zukunft gelassen entgegen. Er steht für die nächste Saison bei vier Teams hoch im Kurs. Wie die WELT erfuhr, steht ein Wechsel zu Toyota kurz bevor. Beim japanischen Rennstall mit deutscher Filiale stehen beide Fahrer zur Disposition. Der Vertrag des Schotten Allan McNish läuft aus. Der Finne Mika Salo muss darauf hoffen, dass Toyota eine Option einlöst.
Neben Frentzen stehen noch der Italiener Fisichella, der Australier Webber und Sauber-Pilot Heidfeld auf der Einkaufsliste der Japaner. Im Gegensatz zu Frentzen jedoch ist keiner der drei nach der Saison ohne Vertrag - eine Ablöse von fünf bis zehn Millionen Dollar wäre Vorrausetzung.
Toyota-Teamchef Ove Andersson ist gestern von der Motorsportfabrik in Köln zur Konzernzentrale nach Japan geflogen, wo einmal im Jahr der Vorstand tagt. Auf der Besprechungsliste stehen auch die Details, die bei einem Frentzen-Wechsel mit den Bossen aus Japan zu klären sind.
Dass es bei Sauber im nächsten Jahr einen neuen Fahrer geben wird, scheint indes sicher. Peter Sauber will neben Heidfeld einen zweiten starken Piloten, um den Kampf mit Renault als bestes Team hinter Ferrari, BMW-Williams und McLaren-Mercedes offen zu halten. Gute Chancen hat dabei der Franzose Olivier Panis, der 2003 seinen Platz bei BAR an den Briten Jenson Button verliert.