ftd.de, Mo, 10.12.2001, 7:00
Fonds: Chancen in Fernost
Von Martin Diekmann
Asiens Emerging Markets sind derzeit günstig bewertet. Kommt die Weltwirtschaft ins Rollen, könnte dies in der Region ein Kursfeuerwerk auslösen. Wirtschaftliche und politische Instabilität machen jedes Investment aber zum Abenteuer.
Die Emerging Markets in Asien sind in großem Maße abhängig von der Weltkonjunktur. Springt diese an, so profitieren die Börsen in Fernost durch ihre technologielastige Ausrichtung besonders stark. Dementsprechend leiden die Märkte aber, wenn die Weltwirtschaft krankt. Ein Investment in Fernost zeichnet sich darüber hinaus durch hohe Volatilitäten aus und gilt deshalb als spekulativ. Die Gründe dafür sind vor allem in der wirtschaftlich und politisch oft instabilen Lage zu suchen, die risikobereiten Investoren einerseits zwar zu schnellen und großen Gewinne verhelfen, andererseits aber auch hohe und schmerzhafte Verluste einbringen können.
Sichere und unsichere Möglichkeiten
In den asiatischen Emerging Markets - mit Ausnahme von Japan zählen dazu alle Märkte in dieser Region - gibt es folglich vergleichsweise sichere und unsichere Möglichkeiten, sein Geld anzulegen. Ersteres bieten vor allem die Volkswirtschaften von Südkorea, Thailand, China, Taiwan und Hongkong. "Durch ihre Bereitschaft zu Reformen haben diese Länder das Schlimmste bereits hinter sich", sagt Edmond Leung, Fondsmanager des Asian Tigers Equity Fund vom niederländischen Bankhaus ABN Amro. "Diese auch als nordasiatische Staaten bezeichneten Volkswirtschaften leben nicht nur von Exporten, sondern vor allem von einer starken Binnennachfrage. Dadurch lassen sich Durststrecken wie die derzeitige leichter verkraften", ergänzt Leung. Die Regierungen sind zudem relativ stabil, die Stimmung in den Ländern ist ruhig.
Neuer Star der Börsen in Fernost ist China. Das Riesenreich mit fast 1,3 Milliarden Einwohnern steht vor großen Umbrüchen. Von seiner schrittweisen Öffnung zum Westen und der geplanten Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation WTO erhoffen sich Investoren ein glänzendes Geschäft. Die Profis rechnen mit einem jährlichen Wachstum zwischen sieben und acht Prozent auf Sicht der nächsten fünf Jahre. Firmenprivatisierungen und die Öffnung der Börse für ausländische Kapitalanleger sollen Kapitalgeber ins Land locken.
Jede Menge unterbewerteter Aktien
Zu den Optimisten, was die Perspektiven in China betrifft, gehört Jaqueline Chen, Managerin des Nordea Far Eastern Value. Wie der Titel des Fonds bereits andeutet, sucht Chen vor allem nach unterbewerteten Aktien. "Davon findet man besonders in China derzeit eine Menge", sagt sie. Dementsprechend hat Jaqueline Chen in den vergangenen Wochen fleißig eingekauft. China ist in ihrem Fonds mit einem Anteil von mehr als 20 Prozent das am stärksten vertretene Land. "Gut gefällt uns etwa China Light and Power (CLP), vor allem wegen seiner rezessionsresistenten Erträge und der guten Dividendenrendite. In seinem Sektor verfügt CLP mit 19,3 Prozent zudem über die höchste Eigenkapitalrendite in der Region", führt die Managerin als Beispiel an.
Auch in Korea war Chen aktiv: Korean Tobacco & Ginseng (KT&G) wählte sie auf Grund der äußerst defensiven Art des Geschäfts und der hohen Erträge aus. Die Managerin achtet besonders darauf, dass die von ihr ins Auge gefassten Unternehmen einen Großteil ihrer Produkte im Inland absetzen. "Probleme haben derzeit vor allem Firmen, die vom Export außerhalb Asiens abhängig sind."
Robuste Erholung erwartet
Auch Mark Mobius, Manager mehrerer Emerging-Markets-Fonds der amerikanischen Fondsgesellschaft Franklin Templeton, ist für die kommenden Monate zuversichtlich. "Zwar haben die Ereignisse in den USA zu einer länger anhaltenden Rezession geführt, dafür wird die Erholung aber robuster ausfallen. Die erfolgreichen asiatischen Staaten haben bereits aus der Asienkrise 1997/98 gelernt. Aus dieser schwierigen Phase werden sie noch gestärkter hervorgehen", gibt sich Mobius bullish. Derzeit legt auch er sein Hauptaugenmerk auf die Binnennachfrage. Einige Länder, die ihre Reformen nur unzureichend oder gar nicht angehen, könnten, so Mobius, aber auf der Strecke bleiben. Zu denen zählt er vor allem Malaysia und die Philippinen.
Ausgewählte Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Asien ohne Japan
unter findet Ihr die Aufstellung der Fonds( ließ sich nicht einfügen :-(: )
www.ftd.de/bm/ga/FTDD6Y96WUC.html?nv=hpm
Dem schließt sich Guido Stiel, Fondsmanager des Deka Lux Pazifik, ohne Zögern an. Zu den Problemkandidaten zählt Stiehl auch noch Singapur und Indonesien. "In diesen Ländern ist die politische Lage unsicher", sagt Stiel. Auch die Liquidität der Aktien ist ein großes Problem. "In viele Märkte, etwa den Philippinen, kann man als Fondsmanager kaum investieren, weil es nicht genügend Aktien gibt, die jederzeit handelbar sind", beschreibt er dieses typische Hindernis für Emerging-Markets-Anleger.
Die Krisen, in denen vor allem die südasiatischen Länder stecken, sind hausgemacht. So sitzt etwa Indonesiens Regierung ziemlich wacklig im Sattel, ein erhöhtes Risiko ergibt sich zudem durch den hohen Anteil von Moslems an der Bevölkerung.
Hohes Risiko in Malaysia
Malaysia ist ebenfalls ein unsicheres Pflaster für ausländische Investoren. In der letzten Asienkrise 1997 führte das Land Kapitalkontrollen ein, was es ausländischen Anlegern unmöglich machte, Aktien zu verkaufen. "Sie waren auf Gedeih und Verderb der Willkür der Regierung ausgesetzt. Das kann sich jederzeit wiederholen", sagt Deka-Manager Stiel.
Auch von Singapur hält Stiel nicht viel. "Das Land ist zu klein, um stark wachsen zu können. Zudem gelten die Einheimischen als sehr vorsichtig und risikoscheu. Das fördert die Expansion nicht gerade."
Bleibt noch die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft: "Sollte die ganze Welt in eine Rezession abgleiten, steht auch Asien schlecht da. Dann hilft nur die Konzentration auf defensive und unterbewertete Unternehmen", übt sich Mark Mobius in für ihn recht ungewohnter Schwarzmalerei, bevor er schnell hinzufügt: "Aber zumindest auf lange Sicht steckt viel Potenzial in der Region."
Zuversicht bei JP Morgan Fleming
So denkt auch Roger Ellis, Manager mehrerer Asien-Fonds bei JP Morgan Fleming: "Vor allem die strukturellen Veränderungen werden Asien nach vorne bringen. Im Norden ist man damit bereits weit fortgeschritten. Zudem sind die Dividendenrenditen hoch und die KGVs niedrig." Ellis jedenfalls hat einen Großteil seiner Liquidität bereits abgebaut und bei vielen Werten die Kursrückgänge im September für Zukäufe genutzt. "Zumindest langfristig orientierte Anleger dürften belohnt werden, wenn sie in schlimmen Zeiten wie diesen kaufen", sagt der Manager.
Zuversichtlich ist man auch beim britischen Investmenthaus Baring: Kate Munday, Chefin des Emerging-Markets-Teams, nennt mehrere Gründe für einen Aufschwung in Asien. "Die große Menge an Liquidität, die erwartete weltweite Konjunkturerholung im kommenden Jahr und die günstigen Bewertungen werden Investoren anlocken", ist sie zuversichtlich. Nicht zuletzt rechnet auch Munday mit einer steigenden Risikoneigung der Investoren. "Das alles wird dazu führen, dass Emerging Markets die Standardindizes bei der Konjunkturerholung outperformen werden."
Bei allem Optimismus sollten Investoren bedenken, dass Investments in Asien mit einem hohen Risiko verbunden sind. Anleger sind deshalb gut beraten, sich nicht in einem speziellen Länderfonds zu engagieren, sondern lieber auf ein Investment zu setzen, das die gesamte Region abdeckt. Wie die Tabelle ausweist, sind auch hier die Schwankungen bereits sehr hoch.
© 2001 Financial Times Deutschland
Fonds: Chancen in Fernost
Von Martin Diekmann
Asiens Emerging Markets sind derzeit günstig bewertet. Kommt die Weltwirtschaft ins Rollen, könnte dies in der Region ein Kursfeuerwerk auslösen. Wirtschaftliche und politische Instabilität machen jedes Investment aber zum Abenteuer.
Die Emerging Markets in Asien sind in großem Maße abhängig von der Weltkonjunktur. Springt diese an, so profitieren die Börsen in Fernost durch ihre technologielastige Ausrichtung besonders stark. Dementsprechend leiden die Märkte aber, wenn die Weltwirtschaft krankt. Ein Investment in Fernost zeichnet sich darüber hinaus durch hohe Volatilitäten aus und gilt deshalb als spekulativ. Die Gründe dafür sind vor allem in der wirtschaftlich und politisch oft instabilen Lage zu suchen, die risikobereiten Investoren einerseits zwar zu schnellen und großen Gewinne verhelfen, andererseits aber auch hohe und schmerzhafte Verluste einbringen können.
Sichere und unsichere Möglichkeiten
In den asiatischen Emerging Markets - mit Ausnahme von Japan zählen dazu alle Märkte in dieser Region - gibt es folglich vergleichsweise sichere und unsichere Möglichkeiten, sein Geld anzulegen. Ersteres bieten vor allem die Volkswirtschaften von Südkorea, Thailand, China, Taiwan und Hongkong. "Durch ihre Bereitschaft zu Reformen haben diese Länder das Schlimmste bereits hinter sich", sagt Edmond Leung, Fondsmanager des Asian Tigers Equity Fund vom niederländischen Bankhaus ABN Amro. "Diese auch als nordasiatische Staaten bezeichneten Volkswirtschaften leben nicht nur von Exporten, sondern vor allem von einer starken Binnennachfrage. Dadurch lassen sich Durststrecken wie die derzeitige leichter verkraften", ergänzt Leung. Die Regierungen sind zudem relativ stabil, die Stimmung in den Ländern ist ruhig.
Neuer Star der Börsen in Fernost ist China. Das Riesenreich mit fast 1,3 Milliarden Einwohnern steht vor großen Umbrüchen. Von seiner schrittweisen Öffnung zum Westen und der geplanten Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation WTO erhoffen sich Investoren ein glänzendes Geschäft. Die Profis rechnen mit einem jährlichen Wachstum zwischen sieben und acht Prozent auf Sicht der nächsten fünf Jahre. Firmenprivatisierungen und die Öffnung der Börse für ausländische Kapitalanleger sollen Kapitalgeber ins Land locken.
Jede Menge unterbewerteter Aktien
Zu den Optimisten, was die Perspektiven in China betrifft, gehört Jaqueline Chen, Managerin des Nordea Far Eastern Value. Wie der Titel des Fonds bereits andeutet, sucht Chen vor allem nach unterbewerteten Aktien. "Davon findet man besonders in China derzeit eine Menge", sagt sie. Dementsprechend hat Jaqueline Chen in den vergangenen Wochen fleißig eingekauft. China ist in ihrem Fonds mit einem Anteil von mehr als 20 Prozent das am stärksten vertretene Land. "Gut gefällt uns etwa China Light and Power (CLP), vor allem wegen seiner rezessionsresistenten Erträge und der guten Dividendenrendite. In seinem Sektor verfügt CLP mit 19,3 Prozent zudem über die höchste Eigenkapitalrendite in der Region", führt die Managerin als Beispiel an.
Auch in Korea war Chen aktiv: Korean Tobacco & Ginseng (KT&G) wählte sie auf Grund der äußerst defensiven Art des Geschäfts und der hohen Erträge aus. Die Managerin achtet besonders darauf, dass die von ihr ins Auge gefassten Unternehmen einen Großteil ihrer Produkte im Inland absetzen. "Probleme haben derzeit vor allem Firmen, die vom Export außerhalb Asiens abhängig sind."
Robuste Erholung erwartet
Auch Mark Mobius, Manager mehrerer Emerging-Markets-Fonds der amerikanischen Fondsgesellschaft Franklin Templeton, ist für die kommenden Monate zuversichtlich. "Zwar haben die Ereignisse in den USA zu einer länger anhaltenden Rezession geführt, dafür wird die Erholung aber robuster ausfallen. Die erfolgreichen asiatischen Staaten haben bereits aus der Asienkrise 1997/98 gelernt. Aus dieser schwierigen Phase werden sie noch gestärkter hervorgehen", gibt sich Mobius bullish. Derzeit legt auch er sein Hauptaugenmerk auf die Binnennachfrage. Einige Länder, die ihre Reformen nur unzureichend oder gar nicht angehen, könnten, so Mobius, aber auf der Strecke bleiben. Zu denen zählt er vor allem Malaysia und die Philippinen.
Ausgewählte Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Asien ohne Japan
unter findet Ihr die Aufstellung der Fonds( ließ sich nicht einfügen :-(: )
www.ftd.de/bm/ga/FTDD6Y96WUC.html?nv=hpm
Dem schließt sich Guido Stiel, Fondsmanager des Deka Lux Pazifik, ohne Zögern an. Zu den Problemkandidaten zählt Stiehl auch noch Singapur und Indonesien. "In diesen Ländern ist die politische Lage unsicher", sagt Stiel. Auch die Liquidität der Aktien ist ein großes Problem. "In viele Märkte, etwa den Philippinen, kann man als Fondsmanager kaum investieren, weil es nicht genügend Aktien gibt, die jederzeit handelbar sind", beschreibt er dieses typische Hindernis für Emerging-Markets-Anleger.
Die Krisen, in denen vor allem die südasiatischen Länder stecken, sind hausgemacht. So sitzt etwa Indonesiens Regierung ziemlich wacklig im Sattel, ein erhöhtes Risiko ergibt sich zudem durch den hohen Anteil von Moslems an der Bevölkerung.
Hohes Risiko in Malaysia
Malaysia ist ebenfalls ein unsicheres Pflaster für ausländische Investoren. In der letzten Asienkrise 1997 führte das Land Kapitalkontrollen ein, was es ausländischen Anlegern unmöglich machte, Aktien zu verkaufen. "Sie waren auf Gedeih und Verderb der Willkür der Regierung ausgesetzt. Das kann sich jederzeit wiederholen", sagt Deka-Manager Stiel.
Auch von Singapur hält Stiel nicht viel. "Das Land ist zu klein, um stark wachsen zu können. Zudem gelten die Einheimischen als sehr vorsichtig und risikoscheu. Das fördert die Expansion nicht gerade."
Bleibt noch die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft: "Sollte die ganze Welt in eine Rezession abgleiten, steht auch Asien schlecht da. Dann hilft nur die Konzentration auf defensive und unterbewertete Unternehmen", übt sich Mark Mobius in für ihn recht ungewohnter Schwarzmalerei, bevor er schnell hinzufügt: "Aber zumindest auf lange Sicht steckt viel Potenzial in der Region."
Zuversicht bei JP Morgan Fleming
So denkt auch Roger Ellis, Manager mehrerer Asien-Fonds bei JP Morgan Fleming: "Vor allem die strukturellen Veränderungen werden Asien nach vorne bringen. Im Norden ist man damit bereits weit fortgeschritten. Zudem sind die Dividendenrenditen hoch und die KGVs niedrig." Ellis jedenfalls hat einen Großteil seiner Liquidität bereits abgebaut und bei vielen Werten die Kursrückgänge im September für Zukäufe genutzt. "Zumindest langfristig orientierte Anleger dürften belohnt werden, wenn sie in schlimmen Zeiten wie diesen kaufen", sagt der Manager.
Zuversichtlich ist man auch beim britischen Investmenthaus Baring: Kate Munday, Chefin des Emerging-Markets-Teams, nennt mehrere Gründe für einen Aufschwung in Asien. "Die große Menge an Liquidität, die erwartete weltweite Konjunkturerholung im kommenden Jahr und die günstigen Bewertungen werden Investoren anlocken", ist sie zuversichtlich. Nicht zuletzt rechnet auch Munday mit einer steigenden Risikoneigung der Investoren. "Das alles wird dazu führen, dass Emerging Markets die Standardindizes bei der Konjunkturerholung outperformen werden."
Bei allem Optimismus sollten Investoren bedenken, dass Investments in Asien mit einem hohen Risiko verbunden sind. Anleger sind deshalb gut beraten, sich nicht in einem speziellen Länderfonds zu engagieren, sondern lieber auf ein Investment zu setzen, das die gesamte Region abdeckt. Wie die Tabelle ausweist, sind auch hier die Schwankungen bereits sehr hoch.
© 2001 Financial Times Deutschland