Fonds: Anleger können Wandelanleihen als Joker ziehen
Von Martin Diekmann
Aktien oder Cash? Mit Fonds auf Wandelanleihen bleiben Anleger flexibel in volatilen Börsenzeiten.
Davon träumen Investoren, vor allem in volatilen Börsenzeiten. Ein Investment, das stärker von steigenden Kursen profitiert, als unter fallenden Kursen leidet. Gibt’s nicht, sagen Sie? "Gibt’s doch", hält Marc-Alexander Knieß, Fondsmanager des DWS Convertibles dagegen: "Allerdings profitieren Wandelanleihen nicht in beide Richtungen in gleichem Maße. Bei Aufwärtsbewegungen machen die Papiere etwa zwei Drittel des Aufschwungs mit, bei Abwärtsbewegungen verlieren sie nur zu etwa einem Drittel durch ihre anleihenähnlichen Eigenschaften, so die gängige Faustformel."
Wandelanleihen, im Englischen Convertibles genannt, weisen sowohl Eigenschaften von Aktien als auch von Anleihen auf. Unternehmen, die solche Papiere ausgeben, verschaffen sich auf diesem Wege zinsgünstig Mittel, ohne die Kreditvergabe über eine Bank abwickeln zu müssen. Nach dem Erwerb einer Wandelanleihe erhalten Investoren vom Emittenten regelmäßige Zinszahlungen - genau wie bei Unternehmensanleihen. Der Unterschied: Steigen die Aktienkurse, besteht, je nach den individuellen Konditionen, für Investoren die Möglichkeit, die Schuldverschreibung am Laufzeitende in Aktien zu wandeln. Fällt der Aktienkurs während der Laufzeit, womit sich eine Wandlung nicht lohnen würde, lässt sich der Investor die Anleihe einfach zurückbezahlen. Während der Laufzeit profitiert er von den regelmäßigen Zinszahlungen.
Risiken der Zwitterpapiere
Doch die Zwitterpapiere bergen auch Risiken. Gefahr droht, wenn der Kurs des Wandlers etwa auf Grund von Befürchtungen um das Kreditrisiko des Emittenten fällt. Dann nämlich bricht das eingezogene Sicherheitsnetz, das festverzinsliche Wertpapiere bieten, möglicherweise weg.
Grundsätzlich wird bei Wandelanleihen zwischen zwei Gattungen unterschieden: den klassischen Convertibles und den "Exchangeables" (Umtauschanleihen). Der Unterschied liegt darin, dass bei Exchangeables Emittent und Aktien, in die gewandelt werden kann, nicht identisch sind.
"Auf Grund der Komplexität ist die Auswahl eines geeigneten Convertibles für Privatinvestoren sehr schwierig", erklärt Knieß. Hinzu kommt, dass die Papiere fast ausschließlich "over-the-counter", also im Interbankenhandel umgesetzt werden. "Deshalb ist es für Privatanleger empfehlenswert, den Bereich mit einem Fonds abzudecken."
Die wichtigsten Auswahlkriterien sind für Knieß die Attraktivität der zu Grunde liegenden Aktie, die Bonität des Schuldners, die Wandelkonditionen und die Liquidität der Anleihe sowie die Frage, welche Zinsentwicklung in der Zukunft zu erwarten ist.
Geduldige Investoren profitieren
"Mein Vorteil ist, dass ich mich in der ganzen Welt umschauen kann. Diese Möglichkeit ist wichtig, um für den Fonds jederzeit eine optimale Zusammensetzung gewährleisten zu können und regionale Risiken zu minimieren", erklärt der Manager. Dass es trotzdem nicht nur aufwärts gehen kann, beweist die Performance seines Fonds: Auf Sicht von zwölf Monaten verlor der DWS Convertibles 11,6 Prozent. "Seitdem die Aktienmärkte im Frühjahr 2000 ihre Talfahrt angetreten haben, mussten auch wir Verluste verkraften, allerdings bei weitem nicht in dem Ausmaß wie reine Aktienfonds." Auf Sicht von drei Jahren sieht es besser aus: Geduldigere Investoren können sich über einen Wertzuwachs von 24 Prozent freuen.
Zu den größten Positionen von Knieß zählen ein Convertible der amerikanischen Medizintechnikfirma Medtronic, dem Weltmarktführer für Herzschrittmacher, mit einer Laufzeit bis 2021. Auch ein Exchangeable der Allianz auf die Deutsche Bank und ein Papier von British Petroleum (BP) auf deren russisches Pendant Lukoil finden sich unter den Favoriten.
Gutes Umfeld für Wandelanleihen
Wandler, die man in Henry Wongs Fonds nicht finden wird. Wong, Manager des Parvest Asian Convertible Bond Fund der französischen Gesellschaft BNP Paribas, investiert ausschließlich in asiatische Papiere. Und er ist optimistisch: "Die Zeit für Wandelanleihen ist günstig, denn die Aktienmärkte sind volatil, und einen neuen Bullenmarkt wird es so schnell nicht geben." Ein gutes Umfeld, denn schließlich fürchten Käufer von Convertibles nichts so sehr wie stark steigende Aktienkurse. "Dann laufen uns reine Aktienfonds den Rang ab", erklärt Wong.
Gegen eine leichte Erholung oder eine schwächelnde Wirtschaft hätte Wong dagegen nichts einzuwenden: "Durch ihre feste Mindestverzinsung werfen Convertibles auch dann noch eine Rendite ab, wenn an den Aktienmärkten die Kurse purzeln." Die Performance seines Fonds kann sich sehen lassen: Auf Jahressicht springen beinahe sieben Prozent heraus. Und auch nach drei Jahren sieht es gut aus: 70 Prozent stehen zu Buche.
Im Gegensatz zu DWS-Manager Knieß fühlt Wong sich mit einem regional begrenzten Investment pudelwohl: "Die Region, in die ich investiere, ist ausreichend groß. Wie überall kommt es auch hier darauf an, die richtigen Papiere auszuwählen." Der Manager investiert derzeit in 23 verschiedene Scheine. Die Schwerpunkte liegen in Südkorea und Taiwan, favorisierte Sektoren sind Finanzdienstleister und exportorientierte Unternehmen. "Interessant finde ich Promos Technology aus Taiwan. Das ist der billigste Produzent von DRAM-Chips im Land." Wongs zweiter Favorit: Fubon Financial Holding, ebenfalls aus Taiwan. "Einer der größten Finanzdienstleister des Landes und zugleich der erste Convertible aus dem Finanzbereich. Das ist gut, denn es erhöht die Diversifikationsmöglichkeiten für Investoren." Das Papier läuft noch bis ins Jahr 2004, bevor es fällig wird. Wie den Großteil seiner Scheine wird der Manager auch diesen Wandler bis zum Ende halten.
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Mit unterschiedlicher Anlage-Philosophie zum Erfolg
Globetrotter
Der Fonds der Deutsche-Bank-Tochter investiert in Convertibles weltweit. Auf Sicht von drei Jahren kann Manager Marc-Alexander Knieß auf ein Plus von gut 12 Prozent verweisen. Seit die Märkte auf Talfahrt sind, muss auch er Verluste verkraften.
Asienstar
Der Fonds der französischen BNP Paribas investiert ausschließlich in Asien. Fondsmanager Henry Wong hat somit weniger Ausweichmöglichkeiten als DWS-Kollege Knieß. Der Performance des Fonds tat das bisher aber keinen Abbruch.
Von Martin Diekmann
Aktien oder Cash? Mit Fonds auf Wandelanleihen bleiben Anleger flexibel in volatilen Börsenzeiten.
Davon träumen Investoren, vor allem in volatilen Börsenzeiten. Ein Investment, das stärker von steigenden Kursen profitiert, als unter fallenden Kursen leidet. Gibt’s nicht, sagen Sie? "Gibt’s doch", hält Marc-Alexander Knieß, Fondsmanager des DWS Convertibles dagegen: "Allerdings profitieren Wandelanleihen nicht in beide Richtungen in gleichem Maße. Bei Aufwärtsbewegungen machen die Papiere etwa zwei Drittel des Aufschwungs mit, bei Abwärtsbewegungen verlieren sie nur zu etwa einem Drittel durch ihre anleihenähnlichen Eigenschaften, so die gängige Faustformel."
Wandelanleihen, im Englischen Convertibles genannt, weisen sowohl Eigenschaften von Aktien als auch von Anleihen auf. Unternehmen, die solche Papiere ausgeben, verschaffen sich auf diesem Wege zinsgünstig Mittel, ohne die Kreditvergabe über eine Bank abwickeln zu müssen. Nach dem Erwerb einer Wandelanleihe erhalten Investoren vom Emittenten regelmäßige Zinszahlungen - genau wie bei Unternehmensanleihen. Der Unterschied: Steigen die Aktienkurse, besteht, je nach den individuellen Konditionen, für Investoren die Möglichkeit, die Schuldverschreibung am Laufzeitende in Aktien zu wandeln. Fällt der Aktienkurs während der Laufzeit, womit sich eine Wandlung nicht lohnen würde, lässt sich der Investor die Anleihe einfach zurückbezahlen. Während der Laufzeit profitiert er von den regelmäßigen Zinszahlungen.
Risiken der Zwitterpapiere
Doch die Zwitterpapiere bergen auch Risiken. Gefahr droht, wenn der Kurs des Wandlers etwa auf Grund von Befürchtungen um das Kreditrisiko des Emittenten fällt. Dann nämlich bricht das eingezogene Sicherheitsnetz, das festverzinsliche Wertpapiere bieten, möglicherweise weg.
Grundsätzlich wird bei Wandelanleihen zwischen zwei Gattungen unterschieden: den klassischen Convertibles und den "Exchangeables" (Umtauschanleihen). Der Unterschied liegt darin, dass bei Exchangeables Emittent und Aktien, in die gewandelt werden kann, nicht identisch sind.
"Auf Grund der Komplexität ist die Auswahl eines geeigneten Convertibles für Privatinvestoren sehr schwierig", erklärt Knieß. Hinzu kommt, dass die Papiere fast ausschließlich "over-the-counter", also im Interbankenhandel umgesetzt werden. "Deshalb ist es für Privatanleger empfehlenswert, den Bereich mit einem Fonds abzudecken."
Die wichtigsten Auswahlkriterien sind für Knieß die Attraktivität der zu Grunde liegenden Aktie, die Bonität des Schuldners, die Wandelkonditionen und die Liquidität der Anleihe sowie die Frage, welche Zinsentwicklung in der Zukunft zu erwarten ist.
Geduldige Investoren profitieren
"Mein Vorteil ist, dass ich mich in der ganzen Welt umschauen kann. Diese Möglichkeit ist wichtig, um für den Fonds jederzeit eine optimale Zusammensetzung gewährleisten zu können und regionale Risiken zu minimieren", erklärt der Manager. Dass es trotzdem nicht nur aufwärts gehen kann, beweist die Performance seines Fonds: Auf Sicht von zwölf Monaten verlor der DWS Convertibles 11,6 Prozent. "Seitdem die Aktienmärkte im Frühjahr 2000 ihre Talfahrt angetreten haben, mussten auch wir Verluste verkraften, allerdings bei weitem nicht in dem Ausmaß wie reine Aktienfonds." Auf Sicht von drei Jahren sieht es besser aus: Geduldigere Investoren können sich über einen Wertzuwachs von 24 Prozent freuen.
Zu den größten Positionen von Knieß zählen ein Convertible der amerikanischen Medizintechnikfirma Medtronic, dem Weltmarktführer für Herzschrittmacher, mit einer Laufzeit bis 2021. Auch ein Exchangeable der Allianz auf die Deutsche Bank und ein Papier von British Petroleum (BP) auf deren russisches Pendant Lukoil finden sich unter den Favoriten.
Gutes Umfeld für Wandelanleihen
Wandler, die man in Henry Wongs Fonds nicht finden wird. Wong, Manager des Parvest Asian Convertible Bond Fund der französischen Gesellschaft BNP Paribas, investiert ausschließlich in asiatische Papiere. Und er ist optimistisch: "Die Zeit für Wandelanleihen ist günstig, denn die Aktienmärkte sind volatil, und einen neuen Bullenmarkt wird es so schnell nicht geben." Ein gutes Umfeld, denn schließlich fürchten Käufer von Convertibles nichts so sehr wie stark steigende Aktienkurse. "Dann laufen uns reine Aktienfonds den Rang ab", erklärt Wong.
Gegen eine leichte Erholung oder eine schwächelnde Wirtschaft hätte Wong dagegen nichts einzuwenden: "Durch ihre feste Mindestverzinsung werfen Convertibles auch dann noch eine Rendite ab, wenn an den Aktienmärkten die Kurse purzeln." Die Performance seines Fonds kann sich sehen lassen: Auf Jahressicht springen beinahe sieben Prozent heraus. Und auch nach drei Jahren sieht es gut aus: 70 Prozent stehen zu Buche.
Im Gegensatz zu DWS-Manager Knieß fühlt Wong sich mit einem regional begrenzten Investment pudelwohl: "Die Region, in die ich investiere, ist ausreichend groß. Wie überall kommt es auch hier darauf an, die richtigen Papiere auszuwählen." Der Manager investiert derzeit in 23 verschiedene Scheine. Die Schwerpunkte liegen in Südkorea und Taiwan, favorisierte Sektoren sind Finanzdienstleister und exportorientierte Unternehmen. "Interessant finde ich Promos Technology aus Taiwan. Das ist der billigste Produzent von DRAM-Chips im Land." Wongs zweiter Favorit: Fubon Financial Holding, ebenfalls aus Taiwan. "Einer der größten Finanzdienstleister des Landes und zugleich der erste Convertible aus dem Finanzbereich. Das ist gut, denn es erhöht die Diversifikationsmöglichkeiten für Investoren." Das Papier läuft noch bis ins Jahr 2004, bevor es fällig wird. Wie den Großteil seiner Scheine wird der Manager auch diesen Wandler bis zum Ende halten.
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Mit unterschiedlicher Anlage-Philosophie zum Erfolg
Globetrotter
Der Fonds der Deutsche-Bank-Tochter investiert in Convertibles weltweit. Auf Sicht von drei Jahren kann Manager Marc-Alexander Knieß auf ein Plus von gut 12 Prozent verweisen. Seit die Märkte auf Talfahrt sind, muss auch er Verluste verkraften.
Asienstar
Der Fonds der französischen BNP Paribas investiert ausschließlich in Asien. Fondsmanager Henry Wong hat somit weniger Ausweichmöglichkeiten als DWS-Kollege Knieß. Der Performance des Fonds tat das bisher aber keinen Abbruch.