Fantastic

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Vincent:

Fantastic

 
04.11.00 11:58
Für alle Fanta-Fans,
ein Beitrag aus einem andern Board, den ich sehr gut finde.

----Publikations-Datum: 20000831
Seite: 84
Zeitungs-Nummer: 35
Wirtschaft
New Economy
Ganz altmodisch sparen
Reto Braun - Der Ex-Postchef strukturiert die gebeutelte Software-Firma Fantastic um und legt die internationale Expansion vorerst auf Eis.


Autor: Von Iris Spogat
Am letzten Freitag haben die Verwaltungsräte der Post abgemacht, sich fortan jeden Kommentars zum Thema Reto Braun zu enthalten. Braun seinerseits verbittet sich den Blick zurück auf seine Ära als Postchef, die nur gerade 16 Monate gedauert hat. «Das ist nun wirklich Schnee von gestern», sagt er.

Sehr gern redet er indes über seinen jetzigen Job als Chef der Zuger Software-Firma Fantastic. Etwa davon, dass sein Unternehmen in diesen Tagen eine «Weltpremiere» in Sachen Breitbandtechnologie verkünden wird.

Fantastic, schwärmt Braun, habe eine Plattform geschaffen, auf der Ton-, Text- und Bilddokumente empfangen und verschickt werden können - eine Art multimediales Hochgeschwindigkeitsinternet. Breitbandtechnologie heisst das Zauberwort. Ohne sie - sagen die Experten - wird in der schönen neuen Welt bald einmal nichts mehr gehen. Und nur mit ihr - sagt Braun - ist heute aber kein Geld mehr zu verdienen. «Der Mythos von der Breitbandtechnologie ist vorbei», sagt Braun, «nun muss man wissen, was es bringt.»

Stolz verweist er auf die beiden Londoner Colleges Sheffield und Portland, die schon bald Vorlesungen via Breitbandtechnologie interaktiv übers Netz für rund 3000 weitere Studenten zugänglich machen werden. Distance Learning heisst die Applikation, die dereinst zu einer wichtigen Einnahmequelle für Fantastic werden soll. «Wir haben rund 60 solcher Tests am Laufen», sagt Braun.

Viel mehr, schon rein der Masse wegen, liegt nach seiner Einschätzung aber in einem ganz anderen Bereich drin. Anfang nächstes Jahr will der deutsche Fernsehsender ZDF - «die haben 38 Millionen Abonnenten» -, basiert auf Fantastic- Software, einen gross angelegten Test mit kabellosen Palmtop-ähnlichen Geräten lancieren. «Damit kann man anschauen, was man will, wann man es will und von uns aus auch immer», sagt Braun, «das ist meine Zukunftsmusik.»

Sein Glaube an die goldene Zukunft ist ungebrochen stark, obschon die Kurse der Fantastic-Aktien im Sog der New-Yorker Nasdaq heillos abgestürzt sind. Das Unternehmen ist derzeit rund 1,4 Milliarden Franken wert. Letztes Jahr waren es noch 7 bis 9 Milliarden - bei einem Umsatz von gerade mal 23 Millionen Franken.

Doch Braun lässt sich auch davon nicht beirren, dass er nach nur vier Monaten Amtszeit gezwungen war, einstige Aussagen bereits wieder zu relativieren. Am 28. Juli musste er «in den sauren Apfel beissen» und zugeben, dass schon die Ziele fürs laufende Jahr nicht erreicht werden: Statt 50 Millionen Dollar Umsatz sind laut Braun nur 35 Millionen zu schaffen. «Es dauert alles länger, als wir gedacht haben», erklärt er die Umsatzkorrektur.

Das hatte Folgen. Alarmiert rechnete etwa René Langensand, Analyst bei der Bank Vontobel, seine Prognosen für Fantastic neu durch und verpasste seiner Verlustschätzung einen happigen Aufschlag: Statt einen 12,7-Millionen-Dollar-Verlust veranschlagt er in seiner aktuellen Studie 35,3 Millionen Dollar. Klar, dass er unter diesen Umständen auch seine Empfehlung revidiert hat: Langensand stufte die Fantastic-Aktien von Kaufen auf Halten herunter.

«In diesem Geschäft braucht man eine dicke Haut», sagt Braun dazu. Ans grosse Geld glaubt er nach wie vor: «Das wird kommen wie eine Dampfwalze.» Die Frage ist eben nur, wann.

Trotz der Probleme bei Fantastic hat er seine Jobwahl noch nie bereut, wie er betont. Zu der Aussage im Pressecommuniqué, mit dem sein Zugang verkündet wurde, stehe er nach wie vor. Damals sagte er: «Die Chance, eine Firma wie Fantastic zu führen, kommt nur einmal im Leben.»

Als 59-Jähriger war Braun plötzlich doppelt so alt wie das Gros seiner Mitarbeiter. Mit seinem Amtsantritt endete bei Fantastic denn auch die Pionierzeit; mit den technologischen Errungenschaften sollte nun endlich Geld verdient werden.

Dazu ists bisher nicht gekommen. Fürs Erste hat sich Braun deshalb der Kostenkontrolle bei Fantastic verschrieben. «Alles, was wir nicht brauchen, um in den nächsten sechs bis zwölf Monaten Umsatz zu machen oder um uns zu positionieren, muss weg.» Das schöne teure Briefpapier hat er durch günstigeres ersetzt, die Produktion von Fantastic-Regenschirmen gekappt. Erkleckliches Sparpotenzial ortete er bei den Spesen. «Alle fliegen nur noch Economy», sagt er. Dieser Entscheid zahlt sich doppelt aus. Einmal spart er die massive Preisdifferenz zwischen Business- und Economy-Class-Ticket ein, zweitens «fliegt man dann auch weniger».

Ziel der Sparübungen ist es, die so genannte Burn Rate von 10 Millionen Dollar pro Quartal nicht zu überschreiten. Der Begriff wurde kreiert für die Firmen der New Economy, die traditionellerweise mehr Geld ausgeben als einnehmen. Um mit den 10 Millionen auch weiterhin auszukommen, hat Braun bereits erste Umstrukturierungen verordnet. Unter dem Schlagwort «Firepower» will er künftig weniger Power in der Administration verpuffen lassen, dafür mehr im Verkauf haben. Dieses Vorhaben löst der Chef der 350-köpfigen Fantastic-Belegschaft mit Umschulungsangeboten, nimmt aber auch die eine und andere Kündigung in Kauf.

Nicht verzetteln, lautet Brauns Weisung auch in geografischer Hinsicht. «Wir sind in zwölf Ländern präsent», sagt er, «und dabei bleibt es vorderhand.» Die bestehenden Märkte will er «à fonds» bearbeitet haben und erst dann neues Umsatzterritorium erschliessen.

Während Braun für den kommerziellen Erfolg von Fantastic weibelt, lehnen sich die Investoren locker zurück. «Er wird sehr erfolgreich sein», sagt Giorgio Ronchi, einer seiner Kollegen aus der ETF-Investment-Group, die mit 30 Prozent an Fantastic beteiligt ist, «denn es ist sein letzter grosser Job.» Mit Fantastic Erfolge zu erzielen, muss Braun aber nicht nur seiner Managerehre wegen am Herzen liegen. Sondern auch aus persönlichen finanziellen Interessen: Die Optionen, mit denen er sich den Wechsel von der Post zu Fantastic versüssen liess, sind derzeit nämlich «total unter Wasser».

«In diesem Geschäft braucht man eine dicke Haut.»

Reto Braun

Reto Braun: Setzt auf gute Geschäfte mit der Breitband-Technologie.

Tiefer Fall: Die Fantastic-Aktien haben massiv an Wert eingebüsst.

Kunde: Das Zweite Deutsche Fernsehen startet im kommenden Jahr Tests mit Palmtop-ähnlichen Geräten, die mit Fantastic-Software ausgestattet sind.

lange weg
Seine Karriere als Manager hat der gebürtige Appenzeller Reto Braun vor allem im Ausland absolviert. 24 Jahre arbeitete er für den US-Konzern Unisys. 1993 wechselte er zur kana- dischen Moore, einem auf In- formationsverarbeitung spezialisierten Unternehmen.

Im Juli 1998 kehrte Braun als Chef der Post in die Schweiz zurück. Den Job behielt er nur 16 Monate. Heute ist der 59-Jährige CEO beim Zuger Startup Fantastic.

Der Vater zweier erwachsener Kinder schwärmt für Verdi-Opern und hat seit seiner Post-Zeit ein neues Hobby: Einmal pro Sommer springt er aus dem Post-Heissluftballon aus 5500 Metern mit dem Fallschirm in die Tiefe - als zahlender Kunde.

Foto: Stefano Schröter Foto: Axel Kirchhof/Action Press
TRD869:

Fanta,guter Bericht.

 
04.11.00 12:54
guter Bericht, heisst das,das wir  hoffen können das der Kurs von Fanta mal wieder Zweistellig werden könnte????? schönes WE.
nickisoft:

Bedenkt die gute Meldung ist vom 31.08.2000 o.T.

 
04.11.00 18:10
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