Faire Bedingungen für die Telekom

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Faire Bedingungen für die Telekom

 
26.11.00 01:20
Hamburg (Reuters) - Deutsche Telekom-Chef Ron Sommer hat erneut den Widerstand des Unternehmens gegen eine Verpflichtung durch die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, der Konkurrenz einen Internet-Pauschaltarif anzubieten, nicht ausgeschlossen. "Was die Behörde genau fordert, ist mir noch nicht ganz klar. Aber wenn meine Befürchtungen zutreffen, geht es quasi um eine Enteignung der Deutschen Telekom, und dagegen würden wir massiv vorgehen", sagte Sommer in einem Interview mit dem "Spiegel", das das Magazin am Samstag vorab veröffentlichte. Sommer beklagte außerdem ungerechte Wettbewerbsbedingungen unter den Telekommunikationsunternehmen in Europa. "Unser Börsenwert wäre dramatisch höher, wenn wir faire Verhältnisse hätten", sagte er.

Die Regulierungsbehörde hatte die Telekom kürzlich verpflichtet, den Online-Diensten in Deutschland ab Februar 2001 einen Pauschaltarif anzubieten. Damit will die Behörde nach Worten ihres Leiters Klaus- Dieter Scheuerle auf dem Internet-Markt eine Chancengleichheit zwischen der dominierenden Telekom- Internettochter T-Online und ihren Konkurrenten herstellen. Die Behörde hatte im September auf Drängen von Telekom-Konkurrenten ein Preisfeststellungsverfahren bei den Internet-Verbindungsgebühren gegen die Telekom eingeleitet. Alle Online-Dienste müssen in Deutschland bisher Preise für Internet- Telefonverbindungen in Abhängigkeit von der Nutzungsdauer entrichten. Pauschaltarife hatte die Telekom bisher abgelehnt.

Nach Sommers Ausführungen im Interview mit dem "Spiegel" zwingt der Staat die Telekom womöglich, der Konkurrenz zu Preisen ein Pauschalangebot zu unterbreiten, die die Kosten der Telekom nicht decken. Der Telekom-Chef umschrieb mit einem Beispiel die möglichen Konsequenzen eines Zwangs zum Pauschalangebot. Das sei so, als werde er einen Mercedes-Benz für 5000 Mark anbieten und der Staat zwinge DaimlerChrysler, einen Mercedes zu 1000 Mark zu verkaufen.

Sommer forderte außerdem gleiche Wettbewerbsbedingungen auf dem Telekommunikationsmarkt, "zumindest" in der Europäischen Union. Es gehe nicht an, dass die Telekom nach deutschen Gesetzen zum Beispiel France Telecom ein Angebot zu Preise machen müsse, die nicht Kosten deckend seien, wenn die gleiche Leistung in Frankreich nicht oder nur viel teurer zu bekommen sei. Der Börsenwert der Telekom wäre unter fairen Wettbewerbsverhältnissen "dramatisch höher".

Der Telekom-Chef äußerte sich auch zu der Führungskrise bei T-Online. "Von Chaos kann keine Rede sein", sagte er auf eine entsprechende Frage des "Spiegel". Er mache sich nur den Vorwurf, nicht von Anfang an "die richtige Führungsmannschaft" für T-Online eingesetzt zu haben. Bei der Klärung der Personalfrage wolle er sich nicht unter Druck setzen lassen. "Ich will dafür sorgen, dass wir die richtige Entscheidung treffen, auch wenn es etwas länger dauert", sagte Sommer.

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erzengel:

Jaaaaa, eine Enteigung, das wäre prima. Yuchuuu o.T.

 
26.11.00 01:31
erzengel:

Dann hätten wir sozusagen ein Sommerloch o.T.

 
26.11.00 01:35
mehlmann:

die Sache mit dem Mercedes ist für mich

 
26.11.00 12:12
schon plausibel.
Wir haben halt Kapitalismus. Hier wollen andere Firmen bei der Telekom mitverdienen.

Der Fehler, den jetzt die Firmen ausbaden müssen, ist schon früher bei der Privatisierung gemacht worden. Da hätte das Leitungsnetz eben in eine selbstständige Firma gehört. In dem Fall hätten alle Telefon- und Internetanbieter die gleiche Stellung gegenüber dieser Firma, die die Leitung anbietet. Ähnliches wird ja jetzt bei der DB mit dem Schienennetz versucht.

Wenn das Netz mir gehören würde, würde ich jedenfalls auch nehmen, was ich bekommen könnte. Das der Befehl von "oben" keinen Jubelstrum auslöst bei Sommer, sollte im Intresse seiner Fima verständlich sein. Gewinn ist auch hier dem Kurs zuträglich. Woher der kommt, da fragen seine Aktionäre nicht.

Gruß mehlmann
Reila:

Faire Bedingungen für die Post.

 
26.11.00 13:37
Die Bundesregierung beabsichtigt nach Ablauf des Briefmonopols 2002 auch hier den Wettbewerb einzuschränken. Gibt es hier auch ein Leitungsnetz, daß man als Begründung heranzieht? Nein. Die anderen Länder wären noch nicht so weit in der Deregulierung.
Wie haben die Amerikaner das bloß geschafft? Die hatten fast immer auf den Wettbewerb gesetzt, obwohl die Nachbarn noch nicht so weit waren.
Im Zweifel kann man ja auswandern.

R.
Timchen:

Was Marketingstar Ron Sommer vergass,

 
26.11.00 14:18
bei seinem Daimler Benz vergleich:

Niemand ist gezwungen einen Daimler zu kaufen. Somit besteht
kein Bedarf hier von staatlicher Seite einzugreifen.
Im Festnetz geht nicht ohne die Telekom, die verdient an jedem Gespräch mit.
Und wenn sie nun ihrer ach so unabhängigen Tochter eine Flatrate
genehmigen kann, dann muß sie damit rechnen, daß der Staat eingreift
und dies auch für die Mitbewerber einfordert. Gleiches Recht für alle.
(Nochmal vielen Dank an Scheuerle).
Das hätte Sommerlein sich vorher überlegen sollen. Schließlich ist
das Festnetz nicht ein Geschenk von Sommer an die Bürger, sondern
es ist in Monopolzeiten von den Bürger finanziert worden.
Leider hat es die Telekom bekommen und soll es unterhalten.

Timchen  
Nobody II:

Geschenk aha !

 
26.11.00 14:26
Du weißt aber schon, dass die Telekom das Netz nicht geschenkt bekommen hat ! Schau dir mal an wieviel Mrd. DM die Telekom Finanzverbindlichkeiten hat und die sind nicht erst entstanden als man anfing Unternehmen und UMTS-Lizenzen zu kaufen.
Man hat die Kosten für die Netze auch getragen und die weiteren Investitionen z.B. in Ostdeutschland sind Eigentum der Telekom ! Du würdest dich doch bestimmt auch sehr freuen, wenn du dir ein Eigenheim baust, alles bezahlst und am Ende kommen fremde Leute und sagen, dass dein Eigenheim sehr toll ist, sie aber auch daran teilhaben wollen, da man ja nett und brüderlich sein soll und alles teilen soll !
Klar hat die Telekom im Festnetz Vorsprung, aber welcher Anbieter baut den Leitungen in den kleineren Städten oder Dörfern ? Die anderen piken sich nur die Großstädte raus !
Und den Rest darf die Telekom weiterbezahlen ! Echt toll !
Ich würde dann sagen viel Spaß in dem feuchten Kellerraum von deinem Eigenheim, wenn sich die anderen da breit gemacht haben !

Timchen:

Ich weiss, dass die Telekom das Festnetz

 
26.11.00 14:57
nicht geschenkt bekommen hat. Leider hat sie aber im Festnetzbereich
keinen Vorsprung, sondern ein Monopol. Kaum ein Anbieter baut Festnetzleitungen nicht mal in Großstädten. hier müssen wir leider
auf die Telekom vertrauen. Für mich heißt das: Adsl ab mitte 2001,
wenn ich mal wieder Probleme mit meinem ISDN-Geraffels habe, ab zum
Service der Telekom, da stehen dann 6 nicht zuständige Verkäufer und
bei dem einen Servicemann steht eine lange Schlange und der erklärt
gerade einer Rentnerin die Bedienung ihres Telefons. Verglichen mit der USA
oder GB sind wir da etwas benachteiligt. Deshalb bezeichne ich die
Telekomiker auch sehr gerne als Technologiebremse, die versucht nicht gewünschte Produkte wie Btx statt Internet, Internet nur über BTX,
ADSL nur über ISDN usw. unter die Leute zu bringen unter Ausnutzung ihres Monopols.
Was das ganze mit meinem nicht vorhandenem Eigenheim zu tun haben soll,
verstehe ich nicht. Vielleicht kannst du mir erläutern wo da ein virtuelles
Monopol entstanden sein könnte.

Timchen
deUhwastehn.:

ja, ja, die Kirche tut nur Gutes zum Allgemeinwohl

 
26.11.00 16:19
was soll das Geschwätz? Hier geht es ums Geschäft und der setzt sich durch, der die besten Lobbyisten und die schwachköpfigsten Politiker hat. Also hört auf mit den jämmerlichen Sachargumenten.

Wann geht eigentlich rom.com an die Börse, dann könnten sie auch offiziell als Holding von Waffenschmieden auftreten?
Courtage:

Kopi

 
26.11.00 16:39
Danke für den ausführlichen Bericht, Kopi.
Gleiche Wettbewerbsbedingungen in Europa sind wichtig und wünschenswert.
Ron Sommer betont dies schon lange, vielleicht bekommt er jetzt mal Gehör.
Scheuerle scheint da etwas übertrieben zu haben.
cu
Reila:

Wettbewerb ist so wichtig wie die Luft zum Atmen.

 
26.11.00 20:25
Courtage, das meinst du doch nicht im Ernst: Sommer als Verfechter des freien Wettbewerbs. Sommer ist Interessenvertreter seiner Telekom-Bude. Mit seinen Monopolgewinnen kann er international einkaufen gehen - auch auf deregulierten Märkten. Da hat er nichts dagegen. Und umgekehrt ist er etwas sauer, wenn der Wettbewerb bei uns gestärkt wird. Warum hat Scheuerle "etwas übertrieben"? Soweit ich mich erinnern kann, führte mehr Wettbewerb immer zu besserem und günstigerem Angebot. Das Gegenteil hatten wir doch wohl lange genug.
Lies mal die FAZ-Kolumne v. 25.11 auf Seite 26: Da wird berichtet über eine Autofahrt von Zürich via Gotthard in den Süden. "Plötzlich - nach einer Kurve - fühlt sich der Autofahrer nach Dallas in den amerikanischen Bundesstaat Texas versetzt. Rechts und links lauter neue Bürogebäude, Lagerhallen, modernste Ausstellungsräume ... Fehlt nur noch ein Hinweisschild: 'Sie verlassen jetzt den Hochsteuerkanton Zürich. Wir begrüßen sie im Nidrigsteuerkanton Zug.' Auf Züricher Seite bimmeln die Kuhglocken. Auf Zuger Gebiet herrscht Prosperität. ... Je mehr die Steuersätze sinken, desto praller füllt sich in Zug das Staatssäckel. Die Kehrseite der Medaille: Am Zuger See sind jetzt Putzfrauen fast so teuer geworden wie Chefsekretärinnen..."

Mein einziger Trost im Deutschland der engstirnig verfochtenen Partikularinteressen: Langfristig werden den Wettbewerb auch hier weder Ron Sommer noch die Bundesregierung aufhalten können.

R.
mehlmann:

Die Diskussion wird wohl aus zwei Richtungen

 
26.11.00 21:02
geführt.


A) Der "Bürger und Nutzer" freut sich über jede Verbesserung bei Verringerung der Kosten, die auf ihn zu kommen. Hoch lebe der Wettbewerb.

B) Der Besitzer (Aktionär) ist froh über jede Mark, die sich auf der Gewinnseite des Unternehmens einstellt und somit den Kurs der Aktie erhöht.

Den vorgebrachten Argumenten kann sicher jeder folgen – je nach dem welches Ziel betrachtet wird.
Wir sind hier im Börsenforum, deshalb liegen mir in diesem Kreis die Argumente pro Firma näher. Wenn man das ganze aus Sicht der Firma betrachtet, sollte man Sommer doch verstehen.

Nur um es ausdrücklich zu sagen, natürlich freue ich mich auch über jede Mark, die ich weniger ausgeben muss für die Nutzung entsprechender online-Dienste.

Gruß mehlmann
Reila:

Hi mehlmann,

 
26.11.00 21:13
Das sagte ich doch. Jeder vertritt seine partikularen Interessen.
Der Sozialhilfeempfänger findet höhere Steuern gut. Schließlich braucht er keine zu zahlen. Und mit mehr Steuern können die Kommunen mit Sozialhilfe zahlen.

Hoffentlich hast du keine Nordkorea-Aktien. Dann bekommen wir hier vielleicht noch eine Diktatur.

Beste Grüße

R.

PS1: Auch Telekom-Aktien kann man verkaufen.
PS2: Das weiter oben war ein Scherz. Bitte nicht schon wieder einen schwarzen Stern.
Kopi:

Neuer Chefregulierer - ausgleichende Gerechtigkeit

 
27.11.00 00:57
Nach dem Rücktritt an der Spitze der Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) muss der neue Behördenchef "Focus"-Informationen zufolge die Ex-Monopolisten Deutsche Telekom und Deutsche Post schonen. Die Bundesregierung werde Matthias Kurth, den Stellvertreter des scheidenden RegTP-Präsidenten Klaus-Dieter Scheurle, nur dann zu Scheurles Nachfolger ernennen, wenn er bei den Gebühren-Entscheidungen zur Internet-Pauschale und zum Ortsnetz zugunsten der Telekom entscheide, berichtete das Münchener Nachrichtenmagazin unter Berufung auf RegTP-Kreise. Zudem müsse das SPD-Mitglied Kurth einer möglichen Verlängerung des Post-Briefmonopols zustimmen. Die Telekom-Gebührenentscheidungen stehen Anfang 2001 an, das Monopol auf Standardbriefe läuft bis 2002. "Hier entscheidet sich, ob der kommissarische Präsident es tatsächlich wird", zitierte "Focus" einen ungenannten Vertreter der Bonner Behörde. Wenn Kurth dagegen den Wünschen der Telekom folge und eine Verlängerung des Post-Briefmonopols signalisiere, habe er den Posten sicher. In der Wirtschaft waren nach dem offenbar durch politischen Druck motivierten Rückzug des angesehen Regulierers Scheurle in die Privatwirtschaft Befürchtungen aufgekommen, die bisherige weit gehende Liberalisierungspraxis auf den Märkten für Telefon- und Postdienstleistungen werde zurückgeschraubt. Der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) hatte die "Ablösung" Scheurles als "falsches Signal" kritisiert. Die Wettbewerber der Deutschen Telekom warfen Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) vor, Druck auf Scheurle ausgeübt zu haben. Die FDP hatte den Rücktritt als "Niederlage für den Wettbewerb" bezeichnet.  
Reila:

Vielleicht bekommen wir ja dann bald wieder

 
27.11.00 01:41
ein Politbüro und ein Zentralkomittee.

Gute Nacht Deutschland

R.
SchwarzerLor.:

Kopi, ein Mitarbeiter der Telekom?

 
27.11.00 09:36
Fast habe ich den Eindruck!
Nein, natürlich nicht, aber warum machst Du Dich so für die Telekom stark? Vermutlich hast Du Aktien von denen, denn der Abgang von Scheuerle ist ein Schlag für die Liberalisierung in D. Uns droht der Rückgang des Wettbewerbs wenn weiterhin von polit. Seite aus so offensichtlich geblockt wird. Gilt auch für Post, Bahn etc. Bin ja sonst nicht gerade ein Ami-Fan, aber dahingehend sind die uns um einiges voraus.
S.Lord
Courtage:

Reila

 
27.11.00 10:09
Guten Morgen, Reila.
Also Wettbewerb ist gut und den haben wir in Deutschland bei Telefongebühren
ganz bestimmt. Vergeß bitte nicht, dass wir derzeit niedrigere Telefongebühren haben, als in USA. Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, wo es extrem umgekehrt war.Also Ron Sommer treibt die Inflation in Deutschland ganz bestimmt nicht. Viel wichtiger ist Chancengleichheit in Europa. Unterschätze die Franzosen nicht,wenn es um ihre Firmen geht, wird abgeschottet. Spanien ist auch gut im Abkassieren. Liberalismus muss in Stufen erfolgen, wenn nicht, kann es passieren, dass du den Mitarbeiter von Dt.Telekom Sozialhilfe über deine Steuern bezahlen kannst.
Schau dir mal die Banken in der Schweiz an, die haben auch Wettbewerbsvorteile, keiner schafft sie ab.
cu
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