Das Umfeld für den deutschen Aktienmarkt gestaltet sich am Donnerstag schwierig. Denn die anderen Börsen fallen, während die Renditen, der Euro und der Ölpreis steigen. Alles Vorgaben, die für Dax-Verluste sprechen. Zwölf von der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires befragte Marktteilnehmer sehen den Dax am Handelsende jedenfalls bei etwas tieferen 4.356 Punkten nach 4.376 Zählern am Mittwoch.
Deutscher Rentenmarkt bleibt gefährdet
Die erneuten deutlichen Kursverluste am deutschen Rentenmarkt vom Mittwoch unterstreichen, in was für einer schwierigen Lage sich der Markt momentan befindet. Nachdem der Bund-Future ein neues Jahrestief markiert hat, hat sich die charttechnische Lage weiter verschlechtert. Auch fundamental steht es nicht zum Besten. Die Marktteilnehmer Sorgen sich um eine möglicherweise weltweit anziehende Inflationsrate und in deren Gefolge vor steigenden Leitzinsen. Vor diesem Hintergrund dürfte der deutsche Rentenmarkt auch am Donnerstag vor keiner leichten Sitzung stehen. UNd in der Tat fällt der Bund-Future bis gegen 8.30 Uhr um 38 Basispunkte auf 116,97 Prozent.
Euro zum Dollar weiter im Aufwind
Der Euro klettert am Donnerstag morgen auf den höchsten Stand seit zwei Monaten bis auf 1,3455 Dollar. Grund waren Händlern zufolge Äußerungen des japanischen Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi, die Währungsreserven des Landes bedürften Vielfalt. Händler werteten dies offenbar als Hinweis, Japan werde diese Reserven - die weltweit größten - von Dollar in Euro umschichten. Kurz danach stellte die japanische Regierung aber klar, daß ein solcher Schritt nicht beabsichtigt sei, was den Dollar wieder steigen ließ. Im Verlauf liegt der Euro aber mit Kursen von rund 1,3430 Dollar noch über seiner letzten Notiz in Amerika von rund 1,3395 Dollar. Zum Yen notiert die amerikanische Währung bei 104,15 Yen nach 103,95 Yen im späten New Yorker Geschäft. Händler sehen den Dollar weiterhin tendenziell nachgebend.
Börse in Japan schließt schwächer
Die Aktienbörse in Tokio hat am Donnerstag schwächer geschlossen. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloß 0,85 Prozent im Minus bei 11.865 Punkten. Am Vortag hatte
er mit 11.966,69 Punkten auf dem höchsten Stand seit zehn Monaten geschlossen. Der breiter gefaßte Topix-Index ging mit 1.195 Punkten aus dem Handel, 0,43 Prozent unter dem Vortagesschluß.
Während die Zinsängste vor allem Export-Titel wie Fuji (minus 2,77 Prozent), Nissan (minus 1,24 Prozent) und Honda (minus 1,76 Prozent) belasteten, legten Versicherungsaktien wegen besserer Aussichten für die Branche zu. Die Titel des japanischen Versicherungsunternehmens Mitsui Sumitomo Insurance gewannen 3,41 Prozent, nachdem Goldman Sachs seine Bewertung für die Titel angehoben hatte.
Aktien Hongkong mittags schwächer
Im Sog der schwachen Vorgaben von Wall Street zeigt sich die Börse in Hongkong am Donnerstag mit Verlusten. Der HSI steht zum Ende des Vormittagshandels ein Prozent tiefer bei 13.800 Punkten. Die Angst vor steigenden Zinsen und der hohe Ölpreis dämpften die Kauflaune, heißt es. Gegen die Tendenz erholen sich Lenovo um 5,4 Prozent auf 2,45 Hongkong-Dollar, nachdem der Kauf der PC-Sparte von IBM offiziell genehmigt wurde. Esprit gewinnen 0,4 Prozent auf 56,75 Hongkong-Dollar und profitieren damit von der Schwäche des Dollar, wie Händler berichten. Swire zeigen sich unverändert, nachdem die Tochter Cathay Pacific über Erwarten gute Zahlen für 2004 vorgelegt hatte.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Gut behauptet zeigten sich am Mittwoch die amerikanischen Aktien nach dem Schluß des offiziellen Handels. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator gewann 0,2 Prozent auf 1.525,03 Punkte.
Unter den Einzelwerten zeigten sich Altera etwas fester. Nachdem das Unternehmen seine Umsatzprognose angehoben hatte, zogen die Papiere um 1,7 Prozent auf 20,71 Dollar an. Der Halbleiterhersteller rechnet nun im ersten Quartal mit einem Umsatzwachstum von sechs Prozent zum Vorquartal, was deutlich über den bisherigen Schätzungen von einem bis drei Prozent liegt.
Staar Surgical brachen um 13,2 Prozent ein auf 5,15 Dollar ein, nachdem das Unternehmen die Konsensschätzungen zum Verlust noch deutlich unterboten hatte. Net2Phone gaben 12,8 Prozent ab auf 2,17 Dollar. Das Unternehmen hatte einen Verlust von 0,11 Dollar je Anteilsschein ausgewiesen. Analysten hatten mit einem Minus von 0,06 Dollar gerechnet.
Zinsängste treiben Wall Street ins Minus
Die aufkommende Furcht vor wachstumshemmenden Zinserhöhungen haben am Mittwoch an der Wall Street Kursverluste ausgelöst. Die im Handelsverlauf erreichte höchste Rendite der zehnjährigen amerikanischen Staatsanleihen seit Juli drückte auf die Stimmung an den Börsen. Die Notenbank hatte zuvor in ihrem Konjunkturbericht „Beige Book” der Wirtschaft ein solides Wachstum bescheinigt, woraus Händler wachsende Inflationsrisiken und aggressivere Zinserhöhungen für die Zukunft ableiteten. Einen Lichtblick in dem unfreundlichen Börsenumfeld boten die Aktien des Software-Anbieters Retek. Sie zogen kräftig um 23,75 Prozent an auf 10,63 Dollar. Um das Unternehmen hatte sich am Vortag ein Übernahmekampf zwischen dem amerikanischen Softwarekonzern Oracle und seinem deutschen Rivalen SAP abgezeichnet. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloß 0,98 Prozent niedriger mit rund 10.805 Punkten. Der breiter gefaße S&P-500-Index fiel um 1,02 Prozent auf etwa 1.207 Punkte. Der Index der Technologiebörse Nasdaq büßte 0,59 Prozent auf rund 2.061 Zähler ein.
Der Preis für ein Barrel (knapp 159 Liter) leichtes US-Öl fiel zum Börsenschluß auf 54,26 Dollar. Er lag damit weit mehr als einen Dollar unter dem im Oktober erreichten Höchststand von 55,65 Dollar. Dämpfend auf den Preis hatte die Bekanntgabe der amerikanischen Ölvorräte gewirkt, die dank gestiegener Importe auf dem höchsten Niveau seit Juli lagen. „Die Öllagerbestände sind wie erwartet ausgefallen. Unabhängig von diesen Daten herrscht aber immer noch Furcht (am Markt) vor den Ölpreisen auf diesem Niveau", sagte Tim Ghriskey von Solaris Asset.
Die Aktien des Halbleiterherstellers Xilinx fielen in dem unfreundlichen Börsenumfeld trotz der Vorlage eines erhöhten Ausblicks um 0,6 Prozent auf 31,27 Dollar. Die Papiere des weltweit größten Chip-Herstellers Intel stiegen hingegen um 0,16 Prozent auf 24,84 Dollar. Das Unternehmen wird am Donnerstag seine Bilanzziele für das 1.Quartal aktualisieren.
Zu den Kursverlierern gehörten die Papiere von McDonald's. Sie büßten 2,84 Prozent auf 32,53 Dollar ein. Negativ auf die Kauflaune der Anleger hatte sich eine Herunterstufung der -Restaurantkette durch die Investmentbank CSFB ausgewirkt, die das Rating von outperform auf neutral umstellte. Satte Kursgewinne verzeichneten hingegen an ihrem ersten Börsentag die Aktien der elektronischen Optionsbörse International Securities Exchange, die um 68,89 Prozent auf 30,40 Dollar anzogen.
Amerikanische Anleihen schließen schwächer
Schwächer zeigten sich die amerikanischen Anleihen am Mittwoch. Die zehnjährigen Titel mit einem Kupon von vier Prozent verloren 29/32 auf 95-29/32 und rentierten mit 4,51 Prozent nach 4,385 Prozent am Dienstag. Die zehnjährigen Bonds hatten bereits zuvor mit dem Erreichen der 4,5-Prozentmarke die höchste Rendite seit Juli erzielt. Die mit 5,375 Prozent verzinsten 30-jährigen Staatsanleihen büßten 1-22/32 auf 108-05/32 ein. Ihre Rendite betrug 4,819 Prozent nach 4,701 Prozent.
Händler erklärten die Abschläge vor allem mit technisch bedingten Verkäufen, die schon am Vortag eingesetzt hatten. Auch der schwache Dollar sorge nicht unbedingt dafür, daß ausländische Anleger bei den Staatspapieren zugreifen, hieß es. Japanische Anleger würden vielmehr im Hinblick auf den Geschäftsjahres-Ultimo Ende März ihre in Fremdwährung angelegten Assets auflösen und in Yen transferieren. Diese Entwicklung, die jedes Jahr im März an den Märkten zu erkennen sei, habe nun eingesetzt, hieß es. Die Aussagen, die im Beige Book gemacht wurden, beurteilten die Händler hingegen als ”weitgehend neutral” für den Anleihemarkt. Auch die gut verlaufene Auktion der fünfjährigen Papiere im Gesamtvolumen von 15 Milliarden Dollar wurde als ”non-event” von Marktteilnehmern eingestuft.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters
Der Dax