McKinsey-Studie
Europa überholt die USA
2006 haben die Banken in Europa aller Voraussicht nach erstmals mehr Einnahmen mit Wertpapiergeschäften erzielt als in den USA. In Sachen Profitabilität hat Europa bereits die Nase vorne. Das sind die Ergebnisse einer Studie zu den weltweiten Kapitalmärkten, die die Unternehmensberatung McKinsey vor kurzem fertig gestellt hat.
Blick auf das Finanzviertel der britischen Hauptstadt: Die Londoner City läuft der Wall Street langsam den Rang ab. Foto: dpa
LONDON. Die wichtigsten Gründe für die Wende in der Finanzwelt: Immer mehr internationale Unternehmen wählen den alten Kontinent und vor allem den Finanzplatz London, um Anleihen und Aktien zu platzieren. Außerdem droht London New York auch als Zentrum für die Entwicklung neuer und lukrativer Finanzprodukte den Rang abzulaufen.
Den Schätzungen von McKinsey zufolge sind die weltweiten Einnahmen der Finanzhäuser aus Kapitalmarktgeschäften im vergangenen Jahr von 215 Mrd. auf 250 Mrd. Dollar gestiegen. 2005 lagen die USA und Europa bei den Einnahmen noch Kopf an Kopf. Allerdings entwickelt sich das Geschäft auf dem alten Kontinent mit einer Wachstumsrate von 20 Prozent fast doppelt so schnell wie in den USA. Asien wächst zwar noch schneller, allerdings von einer weitaus geringeren Basis aus. „London und der Kontinent dürften schon bald das finanzielle Kraftzentrum der Welt sein“, lautet das Fazit der Studie.
In Sachen Profitabilität hat sich Europa schon 2005 an die Spitze gesetzt. Den Daten der Unternehmensberatung zufolge erreichten die Banken in Europa mit Kapitalmarktgeschäften einen Vorsteuergewinn von 31,3 Mrd. Dollar. Die Vergleichszahl für die USA: 29,5 Mrd. Dollar.
In einigen Bereichen hat das europäische Finanzzentrum London bereits traditionelle Vorteile gegenüber der Wall Street. An der Themse werden jeden Tag Devisen im Wert von rund 120 Mrd. Dollar gehandelt, ein Volumen, das New York, Frankfurt und Tokio nicht einmal gemeinsam schaffen. Außerdem werden nirgends so viele internationale Anleihen platziert wie in London. Bei Börsengängen macht die britische Hauptstadt inzwischen ebenfalls der Wall Street das Leben schwer.
Aber auch in Sachen Finanzinnovationen hat der alte Kontinent im Vergleich zu den USA deutlich aufgeholt, zum Beispiel im boomenden Geschäft mit Kreditderivaten, das innerhalb weniger Jahre auf ein Volumen von 26 Bill. Dollar explodierte.
„Der Markt entstand zwar in den USA, inzwischen hat sich das Innovationszentrum aber in Richtung Europa verschoben“, meint ein Londoner Manager einer US-Investmentbank. In diesem Sommer brachte die niederländische Bank ABN Amro von London aus erstmals so genannte Constant Proportion Debt Obligations (CPDO) auf den Markt. Seither haben viele Banken die kreditfinanzierten Wetten auf die Bonität eines Firmenportfolios imitiert. Innerhalb weniger Monate entstand ein milliardenschwerer Markt.
Die Erfindungskraft der Londoner Investmentbanker macht selbst vor dem Tod nicht Halt. Derzeit liefert sich eine ganze Reihe von Instituten ein Kopf- an-Kopf-Rennen um die Entwicklung von neuen Derivaten, die Pensionsfonds und Versicherungen helfen sollen, mit dem Risiko fertig zu werden, dass ihre Kunden länger leben als kalkuliert.
Die Deutsche Bank und BNP Paribas haben Derivate auf den Markt gebracht, die es erlauben, auf Sterbetafeln zu wetten. Glaubt man den Experten, dann ist das Potenzial für solche Produkte riesig. David Blake von der London City University erwartet, dass das Geschäft mit Pensionsderivaten in einigen Jahren sogar die lukrativenKreditderivate überholen könnte.
Klare Präferenz
London: An der London Stock Exchange gab es im vergangenen Jahr Börsendebüts mit einem Rekordvolumen von 27,9 Milliarden Pfund. Damit dürfte die Börse den New Yorker Konkurrenten Nyse geschlagen haben.
New York: An der New York Stock Exchange (Nyse) kam es nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg bis Ende November – aktuellere Daten liegen noch nicht vor –zu Börsengängen im Wert von 18,4 Milliarden Pfund.
Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 15. Januar 2007, 11:32 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Europa überholt die USA
2006 haben die Banken in Europa aller Voraussicht nach erstmals mehr Einnahmen mit Wertpapiergeschäften erzielt als in den USA. In Sachen Profitabilität hat Europa bereits die Nase vorne. Das sind die Ergebnisse einer Studie zu den weltweiten Kapitalmärkten, die die Unternehmensberatung McKinsey vor kurzem fertig gestellt hat.
Blick auf das Finanzviertel der britischen Hauptstadt: Die Londoner City läuft der Wall Street langsam den Rang ab. Foto: dpa
LONDON. Die wichtigsten Gründe für die Wende in der Finanzwelt: Immer mehr internationale Unternehmen wählen den alten Kontinent und vor allem den Finanzplatz London, um Anleihen und Aktien zu platzieren. Außerdem droht London New York auch als Zentrum für die Entwicklung neuer und lukrativer Finanzprodukte den Rang abzulaufen.
Den Schätzungen von McKinsey zufolge sind die weltweiten Einnahmen der Finanzhäuser aus Kapitalmarktgeschäften im vergangenen Jahr von 215 Mrd. auf 250 Mrd. Dollar gestiegen. 2005 lagen die USA und Europa bei den Einnahmen noch Kopf an Kopf. Allerdings entwickelt sich das Geschäft auf dem alten Kontinent mit einer Wachstumsrate von 20 Prozent fast doppelt so schnell wie in den USA. Asien wächst zwar noch schneller, allerdings von einer weitaus geringeren Basis aus. „London und der Kontinent dürften schon bald das finanzielle Kraftzentrum der Welt sein“, lautet das Fazit der Studie.
In Sachen Profitabilität hat sich Europa schon 2005 an die Spitze gesetzt. Den Daten der Unternehmensberatung zufolge erreichten die Banken in Europa mit Kapitalmarktgeschäften einen Vorsteuergewinn von 31,3 Mrd. Dollar. Die Vergleichszahl für die USA: 29,5 Mrd. Dollar.
In einigen Bereichen hat das europäische Finanzzentrum London bereits traditionelle Vorteile gegenüber der Wall Street. An der Themse werden jeden Tag Devisen im Wert von rund 120 Mrd. Dollar gehandelt, ein Volumen, das New York, Frankfurt und Tokio nicht einmal gemeinsam schaffen. Außerdem werden nirgends so viele internationale Anleihen platziert wie in London. Bei Börsengängen macht die britische Hauptstadt inzwischen ebenfalls der Wall Street das Leben schwer.
Aber auch in Sachen Finanzinnovationen hat der alte Kontinent im Vergleich zu den USA deutlich aufgeholt, zum Beispiel im boomenden Geschäft mit Kreditderivaten, das innerhalb weniger Jahre auf ein Volumen von 26 Bill. Dollar explodierte.
„Der Markt entstand zwar in den USA, inzwischen hat sich das Innovationszentrum aber in Richtung Europa verschoben“, meint ein Londoner Manager einer US-Investmentbank. In diesem Sommer brachte die niederländische Bank ABN Amro von London aus erstmals so genannte Constant Proportion Debt Obligations (CPDO) auf den Markt. Seither haben viele Banken die kreditfinanzierten Wetten auf die Bonität eines Firmenportfolios imitiert. Innerhalb weniger Monate entstand ein milliardenschwerer Markt.
Die Erfindungskraft der Londoner Investmentbanker macht selbst vor dem Tod nicht Halt. Derzeit liefert sich eine ganze Reihe von Instituten ein Kopf- an-Kopf-Rennen um die Entwicklung von neuen Derivaten, die Pensionsfonds und Versicherungen helfen sollen, mit dem Risiko fertig zu werden, dass ihre Kunden länger leben als kalkuliert.
Die Deutsche Bank und BNP Paribas haben Derivate auf den Markt gebracht, die es erlauben, auf Sterbetafeln zu wetten. Glaubt man den Experten, dann ist das Potenzial für solche Produkte riesig. David Blake von der London City University erwartet, dass das Geschäft mit Pensionsderivaten in einigen Jahren sogar die lukrativenKreditderivate überholen könnte.
Klare Präferenz
London: An der London Stock Exchange gab es im vergangenen Jahr Börsendebüts mit einem Rekordvolumen von 27,9 Milliarden Pfund. Damit dürfte die Börse den New Yorker Konkurrenten Nyse geschlagen haben.
New York: An der New York Stock Exchange (Nyse) kam es nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg bis Ende November – aktuellere Daten liegen noch nicht vor –zu Börsengängen im Wert von 18,4 Milliarden Pfund.
Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 15. Januar 2007, 11:32 Uhr
Euer
Einsamer Samariter