Ein IPO macht noch keinen Börsen-Boom

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Happy End:

Ein IPO macht noch keinen Börsen-Boom

 
05.12.01 11:26
In den USA hat die Zahl der Börsengänge zugenommen, auch in Deutschland gibt es wieder Kandidaten. Eine Wende ist das noch nicht.

Seitdem die Kurse an den Aktienmärkten nach der langen Talfahrt wieder steigen, kommt nun auch erneut etwas Leben in das Neuemissionsgeschäft. Nachdem der IPO-Kalender in Deutschland seit Mitte des Jahres vollkommen leer war und die wenigen Börsengänge des Sommers darunter litten, dass Zeichnungsfristen verlängert, Ausgabepreis und -menge gesenkt werden mussten, stehen wieder einige Kandidaten bereit. Gleichwohl wird es wohl noch bis weit ins Jahr 2002 brauchen, bis von einer tatsächlichen Erholung des IPO-Geschäfts gesprochen werden kann. Anzahl und Volumen des Jahres 1999 werden in keinem der kommenden Jahre zu erreichen sein, prophezeien Marktbeobachter.

IPO vor Weihnachten

Einen potenziellen Antreiber für das deutsche Neuemissionsgeschäft sehen sie im US-Markt. Auch dort war das IPO-Geschäft im dritten Quartal fast zum Erliegen gekommen; nur noch 14 Unternehmen wagten den Börsengang, so wenige wie seit 1976 nicht mehr. Die schlechte Marktlage hatte viele Firmen veranlasst, ihr IPO zu verschieben oder ganz abzusagen. Die Anschläge vom 11. September stoppten Börsengänge schließlich für den Rest des Monats gänzlich. Jetzt sind erste Anzeichen für aufkommenden Optimismus zu spüren: Bislang gab es im vierten Quartal 18 IPOs in den USA, für den Monat Dezember planen 24 weitere Firmen eine Erstnotiz an einer der US-Börsen.

Für die meisten Börsen-Neulinge sieht es dabei gar nicht so schlecht aus. Von den 18 Debütanten konnten immerhin 13 Kursgewinne verzeichnen, elf davon im deutlich zweistelligen Bereich. Zu den besten Performern seit dem IPO zählen die Gesundheitsunternehmen Fisher & Paykel mit einem Plus von 68 Prozent seit dem Börsengang am 13. November. Auch Cross Country mit plus 54 Prozent seit dem Going Public am 25. Oktober kann sich sehen lassen. Durchschnittlich fallen die Gewinne derzeit um einiges höher aus, als dies bei den IPOs in den vergangenen Quartalen des Jahres der Fall war.

In den USA zeichnet sich also eine gewisse Belebung des Emissionsgeschäfts ab. Um von einer Trendwende zu sprechen, ist es gleichwohl auch dort noch zu früh. Zwar ist die Zahl der Börsengänge im Vergleich zu den Vorquartalen gestiegen, doch liegt die Gesamtzahl noch deutlich unter der des - bereits schlechten - vierten Quartals 2000 (siehe Grafik).

Defensive Börsenneulinge

Zudem wird die Erholung im amerikanischen Neuemissionsgeschäft vor allem von bereits etablierten, profitablen Unternehmen angetrieben, die sich als relativ resistent gegenüber dem wirtschaftlichen Abschwung zeigten. So zählten neun der Firmen, die im laufenden Quartal erstmals öffentlich ihre Aktien anboten, zum defensiven Gesundheitssektor, nur drei sind den Technologieunternehmen zuzurechnen.

Chefs privater Techfirmen äußerten kürzlich auf einer Konferenz der Investmentbank RBC Capital Markets, ihre Unternehmen seien noch nicht reif für einen Börsengang. Auch fehle Investoren noch der nötige Mut zum Risiko.

Eine Belebung des Geschäfts in Europa erhoffen sich Marktteilnehmer auch von den Neuemissionen der Schweizer Rückversicherungstochter der Zurich Financial Services, Converium, sowie von der italienischen Eni-Tochter Snam Retegas. Mit einem Volumen von bis zu 2,3 Milliarden Aktien und einer Preisspanne von 2,60 bis 2,92 Euro ist das IPO des Gasversorgers in diesem Jahr der größte Börsengang in Italien. Bei einem Erfolg könnten sich in Europa weitere Firmen zu Börsengängen entschließen. Bislang ist das Interesse an den Retegas-Anteilen jedoch eher gering, trotz mehrerer Boni, die Anteilseignern versprochen werden.

Düstere Aussichten für Deutschland

In Deutschland sieht es nach wie vor düster aus. Die Anleger sind eher damit beschäftigt, aus den bereits seit längerer Zeit an den Börsen notierten Unternehmen diejenigen herauszupicken, die aktuell fair bewertet sind, als sich über die Aussichten von Neuemittenten Gedanken zu machen. Zumal die wenigen Neulinge auf kein sehr breites Interesse bauen können.

Im vierten Quartal sind bislang zwei kleine Firmen an die Börse gegangen, zwei weitere planen ihr IPO für Dezember. Seit Mitte Oktober werden die Titel des Wasseraufbereiters Hydrotec am geregelten Markt gehandelt, bislang jedoch ohne durchschlagenden Erfolg. Der Kurs dümpelt um den Ausgabepreis und hat gegenüber der Erstnotiz deutlich verloren. Am 26. November wagte mit Scholz & Friends die erste deutsche Werbeagentur den Gang aufs Parkett. Der Neuling konnte an den ersten beiden Handelstagen mit einem Plus von 34 Prozent einen achtbaren Erfolg erzielen.

Ein weiterer Börsengang steht am 14. Dezember mit der Beratungs- und Medienfirma Baum an. Auch der Wohnimmobilienprivatisierer Vivacon strebt noch in diesem Jahr an die Börse, will Details aber erst Anfang Dezember bekannt geben. Baum musste auf Grund des nach wie vor ungünstigen Umfelds bereits Zeichnungsfrist und Frühzeichnerrabatt um eine Woche verlängern, und noch ist nicht sicher, dass bis zum neuen IPO-Termin tatsächlich genügend Papiere gezeichnet werden.

So musste etwa die Venture-Capital-Gesellschaft Abakus die für den 22. November geplante Notierungsaufnahme bereits zum zweiten Mal verschieben, und auch die geplanten Börsengänge von Börse Inside und Regenbogen wurden wegen schleppender Nachfrage auf Januar verschoben. Damit ist das Umfeld in Deutschland nach wie vor schlecht und eine Belebung, die einige Marktbeobachter ausmachen wollen, noch nicht in Sicht.

Gruß
Happy End
antoinette:

klasse o.T.

 
05.12.01 11:30
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