Das Porträt: US-Spekulant Guy Wyser-Pratte meldet sich zurück
Berlin - Auf den Straßen in Düsseldorf tobte der Karneval. Menschen mit roten Papp-Nasen feierte im Februar den Höhepunkt der fünften Jahreszeit - auch die Belegschaft des Rüstungs- und Maschinenbau-Konzerns Rheinmetall war dabei. Und so quoll fast unbemerkt ein Schriftstück aus dem Fax-Gerät, dessen Inhalt dem Rheinmetall-Vorstand und der Familie Röchling als Mehrheitsaktionärin heftige Bauchschmerzen verursachen sollte: Der Traditionskonzern hatte einen neuen Großaktionär - Guy Wyser-Pratte.
Der gebürtige Franzose hatte in den Monaten davor 5,1 Prozent der Stammaktien aufgekauft. "Ein schlechter Jecken-Scherz", mutmaßten Vorstandsmitglieder. Doch der studierte Historiker und Wirtschaftswissenschaftler sollte sie eines Besseren belehren. Wortgewaltig forderte er schon wenige Wochen nach dem Einstieg eine Kehrtwende bei Rheinmetall: Weg von dem drei Sparten-Modell des Vorstandes, stattdessen eine stärkere Fokussierung auf die Rüstung. Der Aktienkurs stieg.
Über die Medien lancierte er seine Vorstellungen mit einer solchen Hingabe, dass selbst die Familie Röchling noch im November ihren Anteil verkaufen wollte - so sah es ein internes Papier vor. Doch Wyser-Pratte wollte Rheinmetall nie übernehmen und nie neu ausrichten. Wyser-Pratte redete nur und wollte Kasse machen - und das tat er auch. Ende November kaufte ihm der Mehrheitsaktionär seinen Anteil ab. Nach Schätzungen aus Düsseldorfer Bankenkreisen machte der Zwei-Meter-Mann einen Gewinn von 24 Mio. Mark.
Rheinmetall war der erste Streich des US-Amerikaners in Deutschland, und es sollte nicht der letzten bleiben. Mit dem Millionen-Gewinn meldete sich der 61-Jährige jetzt zurück - als Anteilseigner von Mobilcom. 1,1 Prozent besitzt er.
Das Büdelsdorfer Telekommunikationsunternehmen hat die Nummer 43 auf der Beteiligungsliste von Wyser-Prattes gleichnamiger New Yorker Firma. "Wir glauben, dass die Mobilcom-Aktie bedeutendes Potenzial nach oben hat", begründete der ehemalige Soldat des US-Marine-Corps seinen Einstieg.
Obwohl Wyser-Pratte US-Amerikaner ist, stammt seine Familie aus Frankreich. Schon sein Vater Eugéne gründete dort 1928 die auf Beteiligungen spezialisierte Wyser-Pratte & Co. Bis in die 60er Jahre existierte die Firma, die ab 1947 an der Wall Street geführt wurde. Mit der Börsen-Listung siedelte die Familie in die USA um. In New York studierte Guy Wyser-Pratte in den 70er Jahren Wirtschaftswissenschaften. Aber erst 1992 machte sich Wyser-Pratte selbstständig und ließ die Firma seines Vaters wieder aufleben.
In den Jahren baute der leidenschaftliche Tennisspieler ein umfangreiches Portfolio auf - darunter den Kaufhauskonzern Sears und den Champagner-Produzenten Taittinger. Seit dieser Woche gehört auch Mobilcom dazu. Am Bankplatz Düsseldorf sieht man den Einstieg mit Freude und Ironie: "Jeder sollte jetzt Mobilcom-Aktien kaufen. Denn Wyser-Pratte wird sicherlich den Kurs nach oben treiben - durch Reden."
Gruß Kostolmoney