Ein Beispiel für diese Dilettanten ist der Hans-Werner Sinn, der im folgenden teilweise Richtiges mit ökonomischem Nichtwissen über Termingechäfte an der Börse kombiniert. Wenn ein der Sinn davon keine Ahnung hat, muss er schweigen oder sich sachkundig machen.
In der letzten Wirtschaftswoche schreibt er: „Klare Beispiele für Marktversagen sind im Zusammenhang mit Leerverkäufen deutlich geworden. Man leiht sich große Mengen eines Vermögensobjekts, wirft diese Mengen auf den Markt, drückt den Preis, ruft über Herdeneffekte Panikkäufe aus, die den Preis noch mehr drücken und kauft das Objekt dann billig zurück, um einschließlich der Leihgebühr an den Ausleiher zurückzugeben. Das hat Lehman Brothers kaputt gemacht, und damit hat Georges Soros das Pfund geknackt. Solche Aktivitäten sind schädlich für die Stabilität der Wirtschaft. Man muss sie eindämmen. Leerverkäufe sollte man strikt begrenzen, wenn nicht gar verbieten. Am wirksamsten ist es jedoch, wenn man alle Spekulanten zwingt, ihre Geschäfte mit mehr Eigenkapital zu unterlegen, als das bisher der Fall war ………….“
Das ist schlimme Mischung von populistischen Forderungen und mangelnder Detailkenntnis - fast liest es sich, als hätte der Sinn das im Auftrage eines Derivateverbandes geschrieben, damit der genügend Gegenargumente bekommt. Logischerweise sind wir inzwischen alle für mehr Eigenkapitalunterlegung und für eine Einschränkung von Leerverkäufen. Aber wenn ein Autor nicht auf den Unterschied zwischen nackten und gedeckten Leerverkäufen eingeht und die Mängel bei den gedeckten Leerverkäufen aufzeigt ist er ein ökonomischer Stümper. Wichtig ist vor allem, dass die nackten Leerverkäufe unterbunden werden - denn hier leiht sich der Verkäufer das Papier nicht und kann daher unbegrenzt verkaufen, und zwar sogar mehr als Aktien existieren, sogar ein Vielfaches. Noch wichtiger ist aber, dass man dieses Verbot auch kontrolliert - denn von Seiten der SEC gab und gibt es hier keinerlei Kontrolle. Beim gedeckten Shorten kann man durchaus auch die Meinung vertreten, dass man es zulassen sollte, denn es gibt ja als Gegenstück auch das Spekulieren auf Kredit - und somit würde legales gedeckte Shorten Auswüchse nach oben begrenzen. Allerdings lag und liegt auch beim gedeckten Shorten vieles im Argen. So ist den Verleihern möglich ihre Aktien mehrfach auszuleihen, was sie auch tun - auch das müsste verboten werden und was noch wichtiger ist: Es müsste kontrolliert werden. Und schließlich kommen wir zum meines Erachtens wichtigsten Punkt: der mangelnden Transparenz. Auf einer Internetseite muss in Zukunft aktuell für jeden ersichtlich sein, wie viel von einer Aktie leer verkauft sind - dann würde sich dieser Prozess von selbst bremsen. Diese Daten werden in den USA mit einer Verzögerung von 14 Tagen geliefert, in Deutschland gar nicht. Und auch hier ist noch wichtiger, dass die Meldepflichten beinhart kontrolliert werden - wer hier nicht spurt muss dem Madoff beim Schildergravieren helfen. So waren z.B. die Zahlen über das nackte Shortsellen meist gar nicht Bestandteile der gemeldeten Leerverkaufszahlen.