Hundt freut sich auf Rot-Grün
Nach der Bundestagswahl flirten Wirtschaftsvertreter mit der vorher viel geschmähten Regierung. Arbeitgeberpräsident Hundt prophezeit gar positive Wirkungen des rot-grünen Wahlsiegs auf Arbeitsmarkt und Wirtschaftswachstum.
Leipzig - Voraussetzung sei, dass die Bundesregierung die angekündigten Reformen umsetzen werde, sagte Dieter Hundt der "Leipziger Volkszeitung". Dann sei mit einer positiven Folgen für Wirtschaftswachstum und Abbau der Arbeitslosigkeit zu rechnen - obwohl die Entwicklung des Arbeitsmarktes auch stark von den weltwirtschaftlichen Bedingungen abhänge. Mit den Reformen meint der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände die Ankündigung Schröders, er wolle die Vorschläge der Hartz-Kommission eins zu eins umsetzen.
Hundt widersprach der Vermutung, die Wiederwahl von Rot-Grün könnte die Stimmung bei den Wirtschaftstreibenden trüben. "Wichtig ist für die deutsche Wirtschaft, welche Reformsignale in Richtung Arbeitsmarkt und Sozialversicherungssysteme von der neuen Regierung unmittelbar nach der Wahl ausgehen", sagte er. "Die Grünen haben beispielsweise in Fragen des Arbeitsmarktes und der Sozialpolitik im Laufe der letzten Legislaturperiode teilweise Positionen eingenommen, die näher bei der Wirtschaft waren als die der SPD", sagte Hundt. Vielleicht sei der rot-grüne Wahlsieg gar besser für den Aufschwung: Zu Gute könnte der Wirtschaft auch kommen, dass die Kanzler-Partei SPD gute Kontakte zu den Gewerkschaften habe - anders als Stoibers Union.
Der Arbeitgeberpräsident zeigte sich zuversichtlich, dass die schlechte Stimmung zwischen Wirtschaft und Regierung überwunden werden könne. Während des Wahlkampfs hatte Kanzler Gerhard Schröder den Arbeitgeberverbänden noch vorgeworfen, sie würden Wahlkampf für die Union und die FDP machen und hatte die Verbände als "fünfte Kolonne der Opposition" bezeichnet. So hätten die Arbeitgeber die Zahl der Ausbildungsplätze ohne Not zusammengestrichen, um der rot-grünen Regierung zu schaden. Hundt: "Was scharfe Töne angeht, da halte ich es mit dem Fußball: Dort gibt es hin und wieder auch mal eins auf die Socken. Das gehört dazu."