Die wichtigsten Player im Insolvenz-Poker

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Die wichtigsten Player im Insolvenz-Poker

 
08.04.02 13:32
In den Verhandlungen um die Zukunft der Kirch-Gruppe stehen sich prominente Spieler gegenüber. Eine Übersicht.

Leo Kirch:


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Der Firmengründer hat innerhalb von fast fünf Jahrzehnten mit Hilfe der Banken ein weit verzweigtes Imperium rund um Film, Fernsehen, Fußball und Formel 1 aufgebaut. In den Verhandlungen über die Zukunft der Kirch-Gruppe spielt der Medienpionier aber kaum noch eine Rolle.

Leo Kirchs Imperium, die Kirch-Gruppe, ist einer der größten Medienkonzerne Europas rund um Film, Fernsehen und Fußball und die Formel 1. Zur Gruppe mit Sitz in Ismaning bei München gehören rund 65 Unternehmen und Beteiligungen mit insgesamt 9500 Beschäftigten und einem Umsatz von mehr als vier Milliarden Euro.

Die hohe Verschuldung von mehr als 6,5 Milliarden Euro brachte das Imperium ins Wanken. Zudem gewährte Firmengründer Leo Kirch (75) auf seinem Expansionskurs seinen Geschäftspartnern riskante Optionen, die er nun nicht erfüllen kann.

Unter der Dachgesellschaft TaurusHolding, die zu 100 Prozent der Kirch Unternehmensstiftung gehört, ruht der Konzern auf drei Säulen.

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1. KirchMedia

In der KirchMedia mit 5500 Beschäftigten ist das Kerngeschäft um Rechtehandel und den TV-Konzern ProSiebenSAT.1 gebündelt. Auch wenn die Geschäfte innerhalb der KirchGruppe schwer zu durchschauen sind, galt die KirchMedia bisher als profitabel. In der Gesellschaft liegen auch die Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga und die Weltmeisterschaften 2002 und 2006. Kern des Filmrechtehandels der KirchMedia sind eine 11.000 Titel umfassende Spielfilmbibliothek und 40.000 Stunden Fernsehserien.

Zu den Gesellschaftern der KirchMedia gehört neben Kirchs TaurusHolding (72,62 Prozent) auch Leo Kirchs Sohn Thomas Kirch (6,54 Prozent). Außerdem sind Unternehmen des italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi (knapp 5 Prozent), der Medienkonzern News Corp. von Murdoch (2,48 Prozent), die REWE-Gruppe (5,71 Prozent) sowie die Investmentgesellschaft Kingdom Holdings des saudischen Prinzen Al Walid (2,48 Prozent) und Finanzinvestoren beteiligt.

2. KirchPayTV

Größtes Sorgenkind der Kirch-Gruppe war bisher der KirchPayTV-Bereich mit dem Bezahlsender Premiere. Vor Steuern und Zinsen erzielte Premiere im vergangenen Jahr einen Verlust von 989 Millionen Euro. Der neue Chef Georg Kofler will mindestens 30 Prozent der 2400 Stellen streichen. Bei einer Pleite der KirchMedia müsse wohl auch das PayTV Insolvenz beantragen, heißt es in Unternehmenskreisen.

Die TaurusHolding hält 69,75 Prozent an der KirchPayTV. Rupert Murdoch kann seine 22-Prozent-Beteiligung im Herbst für rund 1,7 Milliarden Euro zurückgeben. Kirch hat das Geld aber nicht. Eine Übernahme des Senders durch Murdoch gilt als gut möglich.

3. KirchBeteiligungs GmbH

Die dritte Gesellschaft der Kirch-Gruppe ist die KirchBeteiligungs GmbH. Sie umfasst unter anderem die 40-prozentige Beteiligung am Axel Springer Verlag. Die HypoVereinsbank würde Leo Kirch diese Beteiligung für 1,1 Milliarden Euro abkaufen.

Außerdem gehört zur KirchBeteiligungs GmbH eine gut 77 Prozent umfassende Beteiligung an der Formel 1-Zwischenholding Speed Investment und 21 Prozent an dem Medienkonzern Constantin. Alleiniger Gesellschafter der KirchBeteiligungs GmbH ist die TaurusHolding.


Rupert Murdoch, Medienmogul


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Der einstige Geschäftspartner von Kirch ist inzwischen zu einem seiner gefährlichsten Gegner geworden. Der anglo-amerikanische Unternehmer versucht seit Jahren, massiv in den deutschen Medienmarkt einzusteigen. So war er unter anderem an der Boulevard-Zeitung "Super!" und am Fernsehsender Vox beteiligt.

Bei Kirch gehören ihm geringe Anteile an der KirchMedia und 22 Prozent an Premiere. Trotz aller Dementis dürfte sich der 72-Jährige sowohl für eine Mehrheit beim Free TV-Geschäft als auch bei Premiere interessieren, wenn das Bezahlfernsehen in einem Insolvenzverfahren Ballast abwerfen kann.


Silvio Berlusconi, Medienmogul:


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Italiens Ministerpräsiden arbeitet seit Jahren eng mit Leo Kirch zusammen. Auch Kirch sprang ihm Mitte der 90er Jahre schon einmal finanziell zur Hilfe, als er sich an Berlusconis Mediaset beteiligte. Berlusconis Firmen, die sich schon einmal gegen Übernahmeversuche von Murdoch wehren mussten, halten knapp fünf Prozent an der KirchMedia.

Für Berlusconi wäre eine Expansion in Deutschland interessant, da er bisher nur in Spanien etwas stärker engagiert ist. Allerdings hatte unter anderem Bundeskanzler Gerhard Schröder Bedenken gegen mehr Einfluss Berlusconis auf dem deutschen Medienmarkt geäußert.


Rolf Breuer, Deutsche Bank:


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Der Chef der Deutschen Bank hatte die Kreditwürdigkeit Kirchs Anfang Februar öffentlich in Frage gestellt und Kirch damit noch mehr in die Enge getrieben. Die Deutsche Bank war nach Informationen aus Branchenkreisen offenbar an einer Zerschlagung der Kirch-Gruppe interessiert, um sich lukrative Teile wie die Formel 1 von der Gruppe zu sichern.

Die Kirch-Gruppe wollte Breuer wegen seiner Äußerungen auf Schadenersatz verklagen. Die Deutsche Bank hielt sich aus den Krisen-Verhandlungen weitgehend heraus, da ihre Kirch-Kredite gut besichert sind.


Albrecht Schmidt, HypoVereinsbank:


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Der Chef der HypoVereinsbank war seinem alten Kunden Leo Kirch nach den Äußerungen Breuers im Februar in einer spektakulären Rettungsaktion zur Hilfe geeilt. Er bot Kirch rund 1,1 Milliarden Euro für seine Beteiligung am Axel Springer-Verlag an.

Damit hatte er Kirch zumindest kurzfristig wieder Luft verschafft. Das Hilfsangebot von Kirch war die Grundlage für die Gespräche der Gläubigerbanken über eine Rettung der Kirch-Gruppe.


Werner Schmidt, Bayerische Landesbank:


Der 58-Jährige steht seit knapp einem Jahr an der Spitze der Bayerischen Landesbank. Die halbstaatliche Bank ist mit 1,9 Milliarden Euro größter Gläubiger der KirchGruppe.

Der Schwabe betonte stets, die Landesbank stehe nicht unter politischem Einfluss. Er habe keine Weisung der Landesregierung erhalten. Die Kredite der Landesbank gelten als schlechter besichert als beispielsweise die der Deutschen Bank.

Die Bayerische Landesbank ist mit Abstand der größte Gläubiger der KirchGruppe. Die halbstaatliche Bank lieh dem Medienkonzern nach eigenen Angaben 1,9 Milliarden Euro. Noch im vergangenen Jahr vergab die BayernLB an Kirch einen Kredit von einer Milliarde Euro für den Einstieg in die Formel 1. Private Kreditinstitute hatten zuvor bereits abgewunken. Die bayerische Opposition kritisierte in den vergangenen Monaten wiederholt das hohe Engagement.

Die Bayerische Landesbank gehört je zur Hälfte dem Freistaat und den Sparkassen. Bei der Landesbank und in Regierungskreisen wird betont, dass der Formel 1-Kredit durch die Formel 1, Filmrechte und nachrangig durch die Beteiligung am Axel Springer Verlag gut besichert ist.

Die Formel 1 sei mindestens 600 Millionen Euro wert. Für die Beteiligung am Springer-Verlag könnten 1,1 Milliarden Euro erzielt werden. Diese Summe hatte die HypoVereinsbank Leo Kirch zugesichert. Wenn ein Deutsche-Bank-Kredit zurückgezahlt ist, bliebe nach Einschätzung bei der Landesbank genug Geld übrig, um den Rest des Landesbank-Kredits auszuzahlen.

Im vergangenen Jahr steigerte die Bayerische Landesbank ihr Betriebsergebnis vor Risikovorsorge um 31 Prozent auf gut 1,5 Milliarden Euro. Die Risikovorsorge wurde allerdings auf 1,2 Milliarden Euro verdoppelt. Ob dabei schon an einen möglichen Ausfall des Kirch-Kredits gedacht wurde, wollte die Landesbank nicht bekannt geben. Der Jahresüberschuss sank so um gut ein Drittel auf 359 Millionen Euro.


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