Zwangsabstieg für Reutlingen
Wegen schwer wiegender Lizenz-Verstöße ist der SSV Reutlingen von der DFL mit dem Abstieg aus der 2. Liga bestraft worden. Auch die Frankfurter Eintracht und Bundesligist 1. FC Nürnberg müssen nach einem "blauen Brief" um ihre Spielberechtigung zittern.
Frankfurt am Main - Der SSV Reutlingen hat von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die Rote Karte gezeigt bekommen. Wegen "schwer wiegender Verstöße" während der laufenden Spielzeit wurde dem Zweitligisten, der noch am Sonntag den sportlichen Klassenerhalt durch einen 3:0-Erfolg über Waldhof Mannheim sicher gestellt hatte, in der ersten Instanz des Verfahrens die Lizenz für die kommende Saison verweigert.
Als einziger Erstligaklub erhielt der abstiegsgefährdete 1. FC Nürnberg einen "blauen Brief" und muss bis zum 29. Mai die finanziellen Voraussetzungen zum Verbleib im Profi-Bereich schaffen. 15 Vereine erhielten die Lizenz ohne Einschränkung, neun weitere Klubs müssen in der kommenden Spielzeit wirtschaftliche Auflagen einhalten.
Nürnberg muss nachbessern
"Das ist keine große Katastrophe. Wir müssen nachbessern. Wir haben Beträge für einen Sponsor eingesetzt, können derzeit aber keinen Vertrag vorweisen. Es kommt auch auf unsere zukünftige Klassenzugehörigkeit an", erklärte Nürnbergs Geschäftsführer Björn Bremer. Beim "Club" hängt also vieles davon ab, ob die Verantwortlichen einen neuen Hauptsponsor für die kommende Saison finden. Ohne Geldgeber muss der Verein Bürgschaften nachweisen oder über den Verkauf von Spielern die leeren Kassen auffüllen. Wie Werder Bremen, 1860 München, Hansa Rostock und der 1. FC Köln haben die Franken immer noch keinen neuen Trikotpartner gefunden.
Den Reutlingern, die nach dieser Saison automatisch ans Tabellenende zurückgestuft werden, droht möglicherweise sogar der Absturz in die Verbandsliga und damit das gleiche Schicksal wie dem schwäbischen Nachbarn SSV Ulm in der vergangenen Saison. Die Verantwortlichen in Reutlingen wurden am Montag offenbar von der brisanten Entwicklung überrascht, zogen sich zu einer mehrstündigen Krisensitzung zurück und waren bezüglich einer Stellungnahme nicht zu erreichen. Nur eine Beschwerde bei der DFL innerhalb der nächsten Woche kann den Klub vor dem Kollaps bewahren.
Aufatmen in Unterhaching, Eintracht hofft auf einen Ungarn
Mit einem Zwangsabstieg der Reutlinger hätte die SpVgg Unterhaching den Klassenerhalt vorzeitig gesichert. Die bisher absolvierten Begegnungen der Reutlinger werden gewertet und die beiden restlichen Saisonspiele gegen die Mitabsteiger Schweinfurt 05 und 1. FC Saarbrücken wie geplant ausgetragen.
Für zehn weitere Zweitligisten ist die Lizenzerteilung kurzfristig an wirtschaftliche Bedingungen geknüpft. Vor allem die finanziell schon fast chronisch klamme Frankfurter Eintracht, die in den vergangen Jahren rund 30 Millionen Euro eines Investors ohne sichtbaren Erfolg verpulverte, ringt derzeit nach Kräften um einen neuen Geldgeber. Von einem ungarischen Unternehmer erhofft sich der Traditionsverein die nötigen finanzielle Unterstützung, um nicht in die Landesliga Hessen absteigen zu müssen. Sollte das Geld nicht fließen, "gehen hier die Lichter aus", beschrieb Eintracht-Präsident Peter Fischer bereits das mögliche Horrorszenario.
Unsicherheit bei den ausstehenden Zahlungen
Die Lage in den Profiligen könnte sich sogar noch verschlimmern, denn die DFL ist in ihrem Lizenzierungsverfahren davon ausgegangen, dass die ausstehenden Zahlungen der KirchMedia AG für diese Saison (100 Millionen Euro) und die nächste Spielzeit (360,5 Millionen Euro) gesichert sind. Nach den jüngsten Äußerungen von Insolvenzverwalter Michael Jaffe sind daran allerdings wieder Zweifel aufgekommen. Zudem ist auch der bei vielen Klubs engagierte Vermarkter Sportwelt von der Pleite bedroht.
Quelle:Der Spiegel